Review: #5.15 Gegenwehr
Bereits der Cliffhanger der letzten Woche hat erahnen lassen, dass uns diesmal eine fundamental entscheidende Episode erwarten würde und ich bin froh, dass die daran geknüpften Erwartungen tatsächlich erfüllt wurden. Die Episode hat im Kern wirklich alles gehabt, was für mich das spezielle "Seattle Firefighters - Die jungen Helden"-Gefühl ausmacht, weswegen sie definitiv zu einer der besten der ganzen Serie gehört. Daher verrate ich es schon vorab, hier zücke ich wieder überzeugt die volle Punktzahl, das zweite Mal in dieser fünften Staffel.
Es war eine insgesamt schwermütige Episode, die es aber dennoch geschafft hat, an den entscheidenden und richtigen Stellen Aufheiterungen anzubieten. Die wichtigste Storyline dazu ist natürlich vor allem die Tatsache, dass Jack Gibson sich nun bereit erklärt hat, der Samenspender von Maya Bishop und Carina DeLucas Baby zu werden. Ich hatte keine Zweifel, dass er letztlich zusagen würde, aber es war verständlich, dass er doch erst etwas irritiert war und mit sich selbst zu kämpfen hatte, denn dass er stets überflüssiges Sperma parat hatte, das war eben so Jack-typisch dahergesagt, sich dann aber wirklich einer gewissen Verantwortung zu stellen, das ist was anderes und das ist auch ihm bewusst geworden. Deswegen fand ich es auch noch einmal schön, dass es so ein besonderes Gespräch zwischen ihm und Carina gegeben hat. Auch wenn Maya mit ihrer ganzen Art wohl auch im Alleingang alles in Schutt und Aschen legen könnte, es ist dennoch fast wichtiger, dass das Vertrauen zwischen diesen beiden stimmt. Ihr Gespräch über Missbrauch (egal welcher Form) war berührend und hat die Hilflosigkeit der Opfer vor Augen geführt. Mir hat es in diesem Kontext auch gefallen, dass es nicht geschlechterspezifisch betrachtet wurde. Natürlich ging es vor allem um Frauen, aber Jacks Beitrag ist genauso wichtig, denn auf der Welt gibt es einfach viel zu viel Missbrauch. Aber die drei sind auf einem Nenner, es ist offensichtlich, dass sie ihr Kind mit den gleichen Werten erziehen wollen, weswegen das auch so wunderbar passt. Daher war es ein herrlicher leichter Moment, als sie sich zusammen auf ihr Baby freuen und ich freue mich mit ihnen.
Unbeschwert waren auch Theo Ruiz und Travis Montgomery, die lange nichts von Andy Herreras Schicksal wissen. Es war zwar ein krasser Gegensatz, die beiden zusammen betrunken in der Bar zu sehen, wo sie ihre Witzchen miteinander machen, aber letztlich hat es irgendwie doch stimmig in die Episode gepasst. Denn bei Theo mussten sich weiter die Schuldgefühle verstärken, dass er eben Andy 'alleine' gelassen hat. Travis wiederum hatte seinen freien Tag und es wäre unsinnig gewesen, ihn einfach auf die Wache laufen zu lassen, wo möglicherweise alle geschlafen hätten, denn es war schließlich mitten in der Nacht. So war es logischer, dass sie gemeinsam etwas vergessen wollen, Theo, dass seine Wache geschlossen wurde und Travis, dass seine Beziehung endgültig in die Brüche gegangen ist. Zudem ist das Duo aus den beiden auch auf einer tiefergehenden Ebene wichtig, denn es hat bewiesen, dass Michael endgültig nicht mehr spaltend zwischen ihnen steht, sondern dass er der Kleber ist, der sie zusammenhält.
Nun aber zum schwermütigen Teil dieser Episode, der auf einem wirklich starken Drehbuch fußt. Inhaltlich haben der Missbrauch und die Folgen davon an viele Handlungsstränge erinnert, die wir bei "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" schon erlebt haben, aber das ist auch egal, denn "Seattle Firefighters" ist eben eine eigenständige Serie und es wäre umgekehrt seltsam gewesen, diese Richtung nicht mal auszuloten, weil dieses Serienuniversum sich eben mit solchen Themen intensiv auseinandersetzt und damit auch uns als Zuschauer*innen herausfordert. Zudem finde ich, dass speziell mit Andy auch eine andere Art und Weise hinzugefügt wurde, die hervorragend auf ihren Charakter und ihre Geschichte passt. Andy ist uns immer schon als Kämpferin gezeigt worden, die erst recht bissig wird, wenn sie jemand abwertet oder in eine Ecke stellt. In diesem Sinne hat es schon grandios gepasst, dass sie sich gegen ihren Angreifer erwehren konnte. Schon als ihr der platzierte Schlag gegen die Kehle von Jeremy gelang, hatte ich mich gefragt, ob das zufällig oder wegen ihres medizinischen Wissens war. Diese Episode verrät uns nun, dass Andy schon von klein an auf diesen Moment vorbereitet wurde, weil sie bei ihrem 'Onkel' Snuffy Souza Selbstverteidigung im Stile von Martial Arts gelernt hat. Sie wusste also, was sie tut. Und dafür gibt es wiederum einen Grund und dabei wären wir wieder bei einer sinnvollen Einbettung, denn offenbar tauchen wir nach langer Wartezeit doch näher in die Geheimnisse von Elena Herrera ein. Diese haben wir seit dem Auftakt zu Staffel 4 nicht mehr gesehen, obwohl sie dennoch stets eine Präsenz hatte, denn die Offenbarung, dass sie nicht Selbstmord begangen, sondern quicklebendig ist, das hat Andy keine Ruhe gelassen. Aber was ich jetzt speziell in dieser Episode wirklich schön fand, das war die Tatsache, dass in den Rückblenden auch noch einmal betont worden war, dass Elena von einigen für eine schlechte Mutter gehalten wurde, aber das, was sie ihrer Tochter in der Vergangenheit geschenkt hat, das ist wohl das größte Geschenk, das sie Andy je machen konnte, denn sie hat dafür gesorgt, dass ihre Tochter sich gegen Jeremy erwehren konnte. In dem Zusammenhang fand ich es auch passend, wie so nebenbei gewisse Muster des Mannes beim Flirten angeprangert wurde, um so ein Statement zu setzen. Insgesamt ist aber klar, Elena hat definitiv selbst ein Trauma erlebt und ich bin mir sicher, dass wir das nach der mehrwöchigen Sendepause näher ergründen werden.
Zurück aber zu Andy. Auch wenn sie nicht vergewaltigt wurde, so hat natürlich trotzdem eine Traumatisierung stattgefunden und ich fand, dass Jaina Lee Ortiz das ganz wunderbar eingefangen hat. Meine Geschichte mit Andy war stets sehr ambivalent, aber durch gewisse Stereotypisierungen hat die Darstellerin eben oft nicht so Handlungsbögen anvertraut bekommen, um dort wirklich ihre Spielstärke darbieten zu können. Aber diese Episode hat ihr definitiv eine Bühne bereitet und das hat Ortiz beeindruckend angenommen. Denn es war eben eine Episode, in der sie vor allem über Gestik und Mimik viel arbeiten musste. Dieses Zusammenspiel von harten Momenten, innerer Leere und dann pure Zerbrechlichkeit, das ist wunderbar gelungen und ich bin fest überzeugt, dass das bislang die beste Episode für Andy als Figur und für Ortiz als ihre Darstellerin war. Besonders deutlich wurde das in den Szenen, wo Carina und Dr. Taryn Helm alle Schritte aus dem Rape Kit durchgeführt haben und Andy jedes Mal wieder aufs Neue ihr Einverständnis leisten musste, aber es war auch der Moment in der Umkleide, wo die betrunkenen Theo und Travis auftauchen, die zwischen Entsetzen, aber auch Parodie hin- und herschwanken und wirklich haarscharf an der Grenze von deplatziert waren, aber es war eine eindrückliche Szene, als aus dem Lachen schließlich Stille und dann Andys Schluchzen wurde. Aber das waren diese Momente, die mir überall eine Gänsehaut bereitet haben, weil es so berührt hat.
Die allerschönste Szene ist dann eine Hommage an #2.15 Allzeit Bereit, denn wo damals alle für Victoria "Vic" Hughes zusammenkamen, um ihr nach dem Tod von Lucas Ripley beizustehen, ist es nun die Zusammenkunft für Andy und meine Güte, war das emotional heftig. Zunächst eben Jack, wo ich es einfach schön fand, dass er der Erste war, denn die beiden haben wirklich eine spezielle Freundschaft, die damit wunderbar geehrt wird und dann nach und nach die anderen. Das sind eben die Momente, die mich eng an "Seattle Firefighters" binden, weil sie einfach etwas mit einem machen und tiefe Erinnerungen graben. Insgesamt fängt diese Szene aber auch das allgemeine Bild des Zusammenhalts ein, den diese Episode demonstriert. Sei es eben, wie Maya, Vic und Robert Sullivan sofort aufbrechen, um Jeremys Leben zu retten, weil sie erahnen, dass es ganz übel aussehen könnte, sollte er sterben und wie sie auch gegen alle Vernunft agieren, weil es im Grunde keine Alternativen gibt. Aber es sei auch Sullivan, der für Andy in dieser Episode auf eine selbstlose Art und Weise da war, die ebenfalls nur als Highlight bezeichnen werden kann. Ich hatte zum Glück auch in keinem Moment den Eindruck, dass dort wieder etwas aufgebaut werden soll, sondern dass es wirklich nur darum ging, dass dort zwei Menschen sind, die sich viel bedeuten und er steht ihr bei, weil sie Hilfe braucht. Das hat sich auch wie ein roter Faden durch die Episode gezogen und ich finde, dass genau der richtige Ton getroffen wurde. Aber die größte Überraschung war sicherlich das Auftreten von Sean Beckett. Er mag mit Sullivan nun offiziell auf dem Kriegspfad sein, aber gerade die Szene, wo er die beiden Detectives aufgehalten und in die Schranken gewiesen hat, das war einer Führungskraft wirklich würdig. Er wird sicherlich für Andy auch besondere Gefühle haben, aber es war nicht nur eine Aktion für sie, sondern für das ganze Team und davor ziehe ich den Hut. Selbst bei dem Rettungseinsatz für Jeremy hatte ich den Eindruck, dass er es wirklich gut meint.
Am Ende ist Jeremy also tot und Andy wird verhaftet. Auch wenn ich geahnt habe, dass es so kommen würde, will ich hier nicht von Vorhersehbarkeit sprechen, weil das damit verbundene Thema einfach viel zu wichtig ist und auch behandelt werden muss. So schnell wird man vom Opfer zur Verdächtigen. Andy wollte sich selbst gar nicht als Opfer sehen, sie wollte zunächst einfach nur, dass es einfach vorbei ist. Doch je mehr sie ihre Gefühle wirklich zugelassen hat, desto mehr wurde ihr dann selbst bewusst, dass sie eben doch ein Opfer ist. Doch das wird ihr mit der Verhaftung genommen. Jetzt wird es spannend, wie das vom Justizwesen her aufgearbeitet wird, denn das sind wirklich Begebenheiten, die viele Grauzonen aufweisen. Denn da ich gegen die Todesstrafe bin, ist vollkommen klar, dass ich Jeremy für seine Tat niemals den Tod gewünscht hätte und das gilt genauso für Andy. Doch nun ist ein Mann tot und er ist somit auch ein Opfer. Doch ist er das wirklich oder heißt es einfach nur, dass es nicht immer schwarz-weiß Täter und Opfer gibt? Ich finde es gut, wie jetzt schon meine Gedankenkarussell Antrieb bekommen hat und bin aufgeregt, wie "Seattle Firefighters" das Thema weiterführt.
Fazit
"Seattle Firefighters" bietet eine Highlight-Episode, die zwar thematisch an vielen Stellen sehr bedrückend war, in der aber trotzdem genug Highlights verpackt waren, die ein rundum gelungenes Sehererlebnis ermöglicht haben. Gerade die thematische Brisanz wird schon vielversprechend angegangen und wird die nächste Episode (oder auch mehr?) wohl zu einem weiteren Highlight machen.
Lena Donth – myFanbase
Die Serie "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" ansehen:
Vorherige Review: #5.14 Allein im Dunkeln | Alle Reviews | Nächste Review: #5.16 Der Tod und das Mädchen |
Diskussion zu dieser Episode
Du kannst hier mit anderen Fans von "Seattle Firefighters" über die Folge #5.15 Gegenwehr diskutieren.
Informationen zur Episode
Englischer Titel: When the Party's OverErstausstrahlung (US): 07.04.2022
Erstausstrahlung (DE): 18.07.2022
Regie: Daryn Okada
Drehbuch: Meghann Plunkett
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare

13.05.2025 13:33 von D0L?
Episoden: Parallel Me - Episoden
Ich suche verzeifelt nache dem Lied das in der letzten... mehr

12.05.2025 11:24 von Catherine
Episode: #21.01 If Walls Could Talk (Grey's Anatomy)
Liebe Eva, vielen Dank dafür! Wir wünschen dir weiterhin... mehr