The Shield
#5.08 Kavanaugh & #5.10 Of Mice and Lem

Foto:

"The Shield" war ein Polizeidrama, das von 2002 bis 2008 auf dem US-amerikanischen Kabelsender FX ausgestrahlt wurde. Aufgrund zahlreicher Auszeichnungen und überaus positiven Kritiken bereits in der ersten Staffel, ist "The Shield" das gewesen, was "Mad Men" mittlerweile für AMC ist, denn erst durch den durchschlagenden Erfolg der Serie rund um den korrupten Cop Vic Mackey hat man sich überhaupt dafür entschieden, auf eigenproduzierte Serien zu setzen.

"At least we found his weak spot."

Die fünfte Staffel von "The Shield" thematisierte, wie Lt. Jon Kavanaugh (Forest Whitaker) als Beamter bei der Dienstaufsichtsbehörde versucht, die kriminellen Taten, die Vic Mackey und sein Strike Team praktisch täglich verüben, aufzudecken, zu beweisen und die Verantwortlichen dafür hinter Gitter zu bringen. Doch das Strike Team schafft es immer wieder, dass alle möglichen Anschuldigen im Sande verlaufen – bis Curtis "Lem" Lemansky Drogen aus einer Razzia beibehält und Kavanaugh davon Wind bekommt. Nun tut Kavanaugh natürlich alles dafür, dass Lem seine Kollegen, allen voran Vic, verrät, und fährt entsprechende Geschütze auf, die von nett formuliertem Rat bis zu offenen Drohungen reichen. Das Auftauchen von Jons Ex-Frau Sadie, verkörpert durch Gina Torres fügt dem Ganzen noch einmal eine ganz andere, persönlichere Dynamik hinzu.

Dass Jon und Sadie eine komplizierte Beziehung zueinander haben, offenbart bereits die Tatsache, dass Jon immer noch seinen Ehering trägt, obwohl sie seit gut zwei Jahren geschieden sind. Der Zuschauer bekommt Sadie das erste Mal zu sehen, als Jon zu einem Tatort geholt wird, wo sie das Opfer ist: Sadie wurde von einem Mann vergewaltigt, schaffte es jedoch, ihren Angreifer in die Flucht zu schlagen, und hat sogar eine genaue Täterbeschreibung für die Polizei parat. Damit hat sie sich vorbildlich und genauso verhalten, wie es Jon ihr beigebracht hat. Gina Torres wirkt hierbei extrem überzeugend, wie sie vollkommen aufgelöst von Jon befragt wird. Doch bald wird klar, dass es erste Zweifel an der Geschichte von Sadie und ihrer Vergangenheit gibt, lassen sich doch keinerlei Hautfetzen unter ihren Fingernägeln und ganz allgemein keine DNA des Täters feststellen. Beide Umstände können zwar erklärt werden (sie schlug ihren Angreifer anstatt ihn zu kratzen und beendete damit die Vergewaltigung vorzeitig, wodurch es nicht unbedingt DNA Reste geben muss), allerdings kommt schnell heraus, dass Sadie in der Vergangenheit unter Paranoia, Psychosen und Depressionen litt, was zu ersten Zweifeln an ihrer Geschichte führt.

"You can shove sorry right up there with the pop bottle."

Als der erste Verdächtige verhaftet wird und sie meint, ihn wiederzuerkennen, obwohl er auf die Täterbeschreibung gar nicht passt, bohrt Detective Holland "Dutch" Wagenbach nach und findet heraus, dass Sadies Täterbeschreibung auf Plakaten aus ihrer Umgebung rührt, wo ein Bild eines registrierten Sexualstraftäter aus Sicherheitsgründen aufgehängt wurde. In einem von Jon durchgeführten Verhör wird schließlich klar, dass es keinerlei Vergewaltigung gab und sich Sadie ihre Verletzungen mit einer Sodaflasche selbst zugeführt hat. All dies tat sie, weil sie nicht wusste, wie sie sonst die Aufmerksamkeit von Jon bekäme und weil sie wollte, dass er sie wieder retten kann. Jon, der offensichtlich noch Gefühle für seine Ex-Frau hat, küsst sie, bemerkt dann aber, dass aufgrund der Kamera im Verhörzimmer alles mit angesehen und –gehört werden kann – Vic und Lem lassen sich diese Vorstellung natürlich nicht entgehen. Jon ist derart geschockt darüber, dass er Lem wegen des Drogenbesitzes sofort verhaften lässt. Mit dieser Kurzschlussreaktion verliert er jegliche Hebelwirkung gegenüber Vic. In dieser Szene – dem Verhör und der anschließenden Überreaktion Jons – zeigt Oscarpreisträger Forest Whitaker sein ganzes schauspielerisches Repertoire, von tiefer Anteilnahme, innerer Zerrissenheit über blanke Wut. Wahrscheinlich gab es bisher neben ihm und "The Sopranos" Superstar James Gandolfini keinen besseren Schauspieler, der je in einer TV-Serie mitgespielte. Gina Torres war Teil dieser Schlüsselszene und schaffte vor allem eines, das nicht hoch genug angerechnet werden kann: sie ging nicht völlig neben Whitaker unter. Sie schafft es vorzüglich, die verwirrte Frau zu verkörpern, die alles tut, damit ihr Ex-Mann ihr Aufmerksamkeit schenkt und sie wieder ein gemeinsames Leben führen können.

"What did Vic Mackey do? He made me cum... Twice."

Da Jon dafür sorgt, dass Sadie wegen einer Falschaussage angeklagt wird, ist sie dementsprechend schlecht auf ihn zu sprechen. Daher schickt er (ausgerechnet!) Vic zu Sadie, um nach dem Rechten zu sehen. Sadie scheint nun wieder völlig klar im Kopf zu sein, auch wenn sie in ihrem Hass auf Jon, vom dem sie sich verraten fühlt, in einer Trotzreaktion sondergleichen schließlich Vic verführt und die beiden Sex haben. Natürlich kann Vic das nicht für sich behalten, insbesondere als er es schafft, dass Lem bis auf ein wenig Zeit im Gefängnis nichts zu befürchten hat, und hält es in seiner unnachahmlichen Art Jon vor die Nase: "Allow me to remind you of a few things you may have forgotten: I didn't kill Terry, you've lost your leverage over Lem, and your ex-wife's pussy tastes like sweet butter." Was folgt, ist die unausweichliche Konfrontation zwischen Jon und Sadie, in der sie sich einmal wieder sehr abweisend und trotzig ihm gegenüber verhält und ihm schon fast von den Lieberhaberqualitäten Vics vorschwärmt. Innerhalb kürzester Zeit hat es Vic also geschafft, den einen Schwachpunkt Jons auszunutzen und sich auch aus beruflicher Sicht erst einmal wieder etwas Luft zu verschaffen vor Jons aggressivem Vorgehen. Sadie wird danach nicht mehr thematisiert, und auch Jon ist ein paar Folgen später nicht mehr Teil der Untersuchung der Dienstaufsichtsbehörde.

Fazit

Gina Torres konnte in insgesamt zwei der besten "The Shield" Episoden überhaupt mitwirken und dabei mit Sicherheit ihren Stempel aufdrücken – was in Anbetracht einer nahezu übermenschlich anmutenden Leistung Forest Whitakers Lob genug ist. Bravourös verkörpert sie erst die verwirrte und emotional labile Frau, die in ihrem geradezu pathologischen Hass auf ihren Ex-Mann zunehmend an Selbstbewusstsein gewinnt und schließlich indirekt zu seinem Untergang beiträgt. Wer Gina Torres mal in einer vollkommen anderen Rolle wie der in "Firefly" sehen sollte, muss hier einfach zuschlagen.

Andreas K. - myFanbase