A League of Their Own - Review, Staffel 1
1992 wurde der Sportfilm "Eine Klasse für sich" (Original: "A League of Their Own") veröffentlicht. In dem waren u. a. Geena Davis, Tom Hanks und Madonna zu sehen und die Regie hatte die inzwischen verstorbene Regisseurin Penny Marshall übernommen. Vorlage war eine wahre Geschichte, denn die All-American Girl Professional Baseball League (AAGPBL) war 1943 in Folge des Krieges gegründet worden, um so den Volkssport im Alltag der Leute zu halten. Insgesamt hatte die Liga elf Jahre Bestand. Von 2016 an hat Produzent Will Graham daran gearbeitet, aus dem Filmklassiker eine Serie zu machen und hat in der aus "Broad City" bekannten Abbi Jacobsen eine leidenschaftliche Partnerin gefunden. Beide hatten auch noch die Ehre, die 2018 verstorbene Marshall zu treffen und ihr von ihrer Idee zu berichten. Diese war offensichtlich auch sehr begeistert, weil sie für eine typische Spielfilmlänge auch nicht alles erzählen konnte, was sie ursprünglich intendiert hatte. In der Serienversion ist natürlich viel mehr Zeit und Raum, die Geschichten mehr zu entfalten, weswegen "A League of Their Own" auch sehr viele Geschichten erzählt und dabei besonders einen Schwerpunkt auf die queeren Aspekte legt, weil Graham und Jacobsen beide zu dieser Gemeinschaft gehören. Aber auch mit den noch lebenden Spielerinnen der damaligen Rockford Peaches ist Kontakt aufgenommen worden, um ihre Geschichten einzuholen. Alleine diese einleitenden Worte zeugen schon von der Leidenschaft für das Projekt sowie der erhofften Authentizität, weswegen ich hier gerne eingeschaltet habe. Erfahrt hier nun, wie mein Gesamteindruck ist.
"A League of Their Own" ist grob in zwei Teilelemente aufgeteilt. Zum einen haben wir die Darstellung der ersten Baseballsaison und zum anderen haben wir all die Geschichten, die sich außerhalb des Feldes entfalten, wobei die Grenzen natürlich nicht immer trennscharf sind und es manchmal durchaus auch fließend ist. Ich persönlich hatte besonders wegen der Baseballthematik ein großes Interesse an der Serie entwickelt und muss sagen, dass ich nicht immer abgeholt wurde. Die Szenen, die geboten wurden, sei es am Anfang die Tryouts und später die gemeinsamen Trainingssequenzen sowie Spiele, waren durchaus fesselnd (wenn auch manchmal mit irritierender Kameraführung, weil im Grunde das eigentlich Wichtige gar nicht zu sehen war), aber über die Serie verteilt nicht konsequent genug verteilt. Stellenweise hat sich der Erzählfokus nämlich zu sehr auf das gesellschaftspolitische verlagert. Die Themen waren auch alle wichtig, weswegen ich es nicht generell kritisieren kann und dennoch hätte ich mir ein beständigeres gegenseitiges Ergänzen gewünscht. Teilweise haben die Ansprachen und Teamzusammenkünfte vor dem Spiel nämlich auch mehr Erzählzeit eingenommen als das Spiel an sich. Aber gerade die erste und letzte Episode der ersten Staffel sind ein guter und überzeugender Rahmen, weil hier Baseball groß geschrieben wird und es sind die Episoden, die anzeigen, wie es eigentlich immer zugehen sollte.
Abseits des Baseballfeldes haben wir noch eine Teilhandlung, die völlig separiert vom Hauptgeschehen sich entwickelt. Bereits auf dem Plakat ist die als Pitcherin sehr begabte Max Chapman (Chanté Adams) sehr prominent in Szene gesetzt worden, aber da die Serie sich durchaus um historische Korrektheit bemüht, kann die dunkelhäutige Max eben nicht in der AAGPBL spielen. Es war schon hart, diese Ablehnung zu sehen, zumal sie gerade die wurfstärkste Hand von allen bewiesen hatte, aber systematischer Rassismus ist eben Rassismus. Die Wege von Max und den Rockford Peaches, wobei es eigentlich nur Carson Shaw (Jacobsen) ist, mit der sie öfters interagiert, kreuzen sich hin und wieder, aber das ist über den Serienverlauf hinweg so marginal, dass es manchmal einfach seltsam anmutet. Ohne Frage ist Max' Geschichte, die auch verbissen kämpfen muss, um in einer Negro-Liga aufgenommen zu werden, sehr wichtig, weil sie vermutlich stellvertretend für viele junge Frauen der damaligen Zeit ist, aber immer wieder erwischte ich mich bei dem Gedanken, dass es mich gestört hat, dass die Storylines sich nicht wirklich sinnig miteinander vermischten. Zum Glück hat Max an ihrer Seite ihre beste Freundin Clance (Gbemisola Ikumelo), die für mich persönlich der Star der Serie war. Ihre ganze Art hatte etwas Herrliches und Herzliches, denn sie konnte mich immer zum Lachen bringen und durch ihre Leidenschaft für die Comics war sie auch sehr nerdig dargestellt, was ebenfalls für sehr komödiantische Szenen gesorgt hat. Zudem ist sie eben die Figur, die Max auf dem Boden hält, denn diese ist nicht immer so einfach zu ertragen. Es war deutlich, wie sehr sie auf ihrer Jagd nach ihren eigenen Träumen immer verletzlicher wurde und dadurch immer widerborstiger, aber menschlich hat sie leider dadurch oft federn lassen müssen. Auch wenn Clance nicht alle Geheimnisse ihrer besten Freundin kennt, so hatte sie doch stets ein Gespür für sie und wusste genau, wann Levitenlesen angesagt war. Damit war sie ein Faktor in Max' Leben, ohne den es wohl nicht gegangen wäre. Trotz gewisser Vorbehalte zwischendurch habe ich durchaus für Max mitgefiebert, denn ich habe es ihr von Herzen gewünscht, dass sie endlich ihren Heldenmoment auf dem Feld bekommt.
Externer Inhalt
An dieser Stelle ist Inhalt von einer anderen Website (z. B. YouTube, X...) eingebunden. Beim Anzeigen werden deine Daten zu der entsprechenden Website übertragen.
Bevor ich noch zu den Rockford Peaches komme, soll generell noch auf die Erzählweise der Serie eingegangen werden, da dieser Aspekt auch bei Max' Teilgeschichte deutlich einfließt. Grundsätzlich würde ich die Serie eher bei einem leichten Erzählton einordnen. Die bereits angesprochene Clance steht besonders exemplarisch dafür, aber auch die Mitgliederinnen der Rockford Peaches sind vor allem in der Breite stereotyp ausgewählt, so dass mit den jeweiligen Charaktereigenschaften viel gespielt wird. So beispielsweise Jess McCready (Kelly McCormack), die Lichtjahre davon entfernt ist, sich besonders weiblich zu verhalten und deswegen immer wieder im Rahmen ihrer Möglichkeiten rebelliert. Oder die sehr konservative Shirley Cohen (Kate Berlant), die manches Mal sehr naiv daherkommt und ihr Entsetzen über manche 'sittenwidrige' Entwicklungen ist mimisch echt herrlich, wenn es natürlich auch im inhaltlichen Kern durchaus auch erschreckend. Auch das Miteinander der Damen, wenn sie entweder richtig emotional loslassen können oder wenn sie sich ohne Ende fetzen, es schwingt immer etwas mit, was durchaus Laune verbreitet. Aber der durch Max angesprochene Rassismus ist natürlich keine Thematik, die zum Lachen einlädt, weswegen die Erzählatmosphäre manchmal auch bedrückend ist. Auch ansonsten gibt es immer wieder ernst angesprochene Themen, wie die inoffiziellen Gay Bars, die jederzeit von der Polizei geräumt werden können oder auch strafbare Transsexualität. Hier muss man also durchaus auch mal ganz schön schlucken. Dennoch würde ich die Tendenz der Erzählart eher bei locker-leicht einsortieren. Und genau das wird manchmal ein wenig zum Problem. An manchen Stellen konnte ich mich nämlich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Gesamtwahl der Handlungen etwas soapig wirkten. Ich finde es großartig, dass sich "A League of Their Own" bemüht, so viele Themen in den Fokus zu rücken, wo der Film nur wenige Ansätze oder gar nichts zu anbieten konnte, doch im Endeffekt wurde auch gefühlt alles dort reingepackt. Mir hätte es besser gefallen, wenn die Themenwahl etwas verkleinert, diese dafür aber auch tiefsinniger angegangen worden wären, denn dass das Potenzial in Cast steckt, das steht für mich außer Frage.
Neben Max ist unsere Erzählfigur Carson. Ich kannte Jacobson als Schauspielerin bis dato nicht, aber jetzt habe ich sie definitiv auf dem Schirm, denn sie hat mich wirklich überzeugt. Vermutlich spielt hier auch ein, dass sie eben zu den Produzentinnen gehört und auch an den Drehbüchern mitgeschrieben hat, womit eh schon Leidenschaft aus jeder Pore dringt, aber sie hat es in der Figur von Carson auch exzellent auf den Bildschirm gebracht. Ich fand auch, dass sie eine Figur war, mit der man sich gut identifizieren konnte, auch weil sie oft widersprüchlich daherkam, aber ich konnte es so gut verstehen, weil sie gerade die mutigste Tat ihres Lebens wagt und dabei selbst völlig überfordert ist. Gleichzeitig wächst sie aber auch jeden Tag mit ihren Aufgaben. Um die Charakterentwicklung von ihr zu unterstreichen, musste der Gastauftritt von Hanks-Ersatz Nick Offerman als Dove Porter ordentlich beschnitten werden, denn der bleibt definitiv nicht lange in Erinnerung. Hier spielt zum Beispiel der Eindruck des Soapigen durch, denn es wirkt doch etwas absurd, dass Carson es im Schnelldurchlauf zum Coach bringt. Aber sie hat sich das mit ihrem Fachwissen erarbeitet und musste es dann als Führungskraft und auch menschlich erstmal lernen. Aber auch abseits vom Baseball steht sie mit ihrer Entdeckung, dass sie auf Frauen steht, im Fokus. Auch hier kommt durch ihr Veheiratetsein mit Charlie (Patrick J. Adams, den ich immer gerne auf dem Bildschirm sehe) und ihrer Affäre mit Greta (D'Arcy Carden) wieder etwas Vorhersehbares ins Spiel, was mir auch zu sehr ins Klischee abdriftet, dazu gipfelnd im Staffelcliffhanger, aber andererseits stimmt auch die Chemie zwischen den beiden Figuren und es ist zum Glück nicht einseitig gestaltet worden. Greta ist als Figur schließlich auch nicht austauschbar, denn ausgerechnet die, die das größte Selbstbewusstsein nach außen zu tragen scheint, trägt eine tiefe Verletzlichkeit in sich. Manches Mal hätte ich Carson gerne auf die Finger gehauen, weil sie sich zweigleisig nah am Feuer bewegt hat, aber es hat natürlich gut zu ihrem inneren Prozess gepasst.
Durch den Fokus auf die (Liebes-)Geschichte dieser beiden Frauen haben es die restlichen Damen im Team sehr, sehr schwer. Selbst eine Jo (Melanie Field), die mit Greta eine innige Freundschaft pflegt, fällt deutlich ab. Am ehesten sticht dann noch Lupe García (Roberta Colindrez) heraus, die die interne Gegenspielerin von Carson ist. Auch wenn ich über sie mehr als über die anderen erfahren habe, so war sie funktionell eher in die Entwicklung von Carson eingebunden als in ihre eigene. Sollte es eine zweite Staffel geben, wo sich möglicherweise der Cast auch etwas verändern könnte, weil Spielerinnenwechsel sicherlich nicht unüblich sind, dann sollte das auf der Liste der Verbesserungen ganz oben stehen, dass die Erzählzeit gerechter verteilt werden muss. Zwar haben wir auf der Seite von Max auch noch einige Figuren und dennoch fällt es auf, dass das Team der Rockford Peaches blass vertreten ist.
Fazit
"A League of Their Own" nimmt den gleichnamigen Film aus dem Jahr 1992 zwar als Grundlage, aber erfindet das Rad doch auch kräftig neu, was sich im Serienformat definitiv auch anbietet. Baseball ist hier für die Zweiteilung der Szenerie das verbindende Element und erzeugt auch gute Emotionalität. Dennoch irritiert es, dass zwei große Handlungsbögen kaum Schnittpunkte haben. Während die Erzählweise sonst auch viel zwischen locker und dramatisch schwank und sich um eine Balance bemüht, so tun sich im Stil doch auch einige Schwächen auf. Vielleicht wurde hier zu viel gewollt. Vermutlich könnte eine möglicherweise bestellte zweite Staffel aber beweisen, dass es auch anders geht.
Die Serie "A League of Their Own" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
Kommentare
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr