A Million Little Things - Review des Piloten

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"A Million Little Things" ist nach der Upfront-Präsentation von ABC für die neue TV Season 2018/19 als Antwort auf den riesigen Erfolg von "This Is Us" bei NBC aufgefasst worden. Eine Dramaserie, die auf die Tränendrüse drücken will und die insgesamt für emotionale Momente aller Arten stehen soll. Während die eine Seite dieses Vorhaben als "Nachmache" abgetan hat, gehöre ich eher zu der Fraktion, die Dramaserien nur zu gerne willkommen heißt, wenn sie denn gut gemacht sind. Zudem hat "A Million Little Things" sich auf die Fahne geschrieben, den Fokus eher auf die Freundschaft als auf die Familie zu legen. Das war für mich definitiv ein Grund zu sagen, dass die neue Dramaserie es durchaus verdient hat, zu beweisen, dass sie möglicherweise ähnliche Mittel wie "This is Us" wählt, aber dabei dennoch eine eigenständige Serie bleibt.

Foto: A Million Little Things - Copyright: 2018 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
A Million Little Things
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Der Selbstmord von Jonathan Dixon (Ron Livingston), der eine Männerclique mit Eddie Saville (David Giuntoli), Rome Howard (Romany Malco) und Gary Mendez (James Roday) bildet, wird fast ziemlich genau an den Anfang gestellt. Also eine schwer emotionale Szene gleich zu Beginn. In der Rückschau ist das in meinen Augen eher ein Fehler, da man zu diesem Zeitpunkt die wichtigsten Figuren nur in ganz kurzen Szenen erlebt hat und so noch kein Gefühl für sie entwickelt hat. Dadurch fiel es mir gerade in den ersten Szenen nach seinem Tod unheimlich schwer, mich in diese Trauer und die niedergeschlagene Stimmung einzufinden. Hinzu kam auch noch, dass vor allem Gary in einigen Szenen mit seinen komödiantischen Auflockerungen total deplatziert wirkte. Da ich James Roday nie in seiner Paraderolle des Shawn Spencer in "Psych" erlebt habe, habe ich noch nicht mal die Ausrede zu behaupten, dass es möglicherweise daran liegt, dass ich in ihm noch zu sehr seine alte Rolle sehe. Nein, seine Szenen wirkten in dieser Atmosphäre einfach wie ein Bruch. Zu nennen wäre da beispielsweise die Szene in der Kirche, wo er hofft, dass Johns Tochter Sophie (Lizzie Greene) kein Lied von Bruno Mars singt. Wie gesagt, Dramaserien sollen ja alle Emotionen abbilden, also mich auch zum Lachen bringen können, aber auch nur dort, wo es angebracht ist.

Dieses Gefühl, sich nicht richtig in der Stimmung einfinden zu können, die "A Million Little Things" erzeugen will, legt sich zum Glück zur Hälfte der Folge. Nach der Trauerfeier, die durchaus einige intensive Momente zu bieten hatte, hilft es auch, dass sich das größere Schauspielensemble in zwei Gruppen aufteilt. Auf der einen Seite die übrig gebliebenen Freunde, die sich zu Johns Ehren ein Spiel der Boston Bruins, der lokalen Eishockeymannschaft, anschauen und auf der anderen Seite die Witwe Delilah (Stephanie Szostak), Romes Frau Regina (Christina Moses) und Garys neue Bekannte Maggie Bloom (Allison Miller), die ebenfalls Erinnerungen und Offenbarungen miteinander austauschen. So gewinnt man langsam, aber sicher einen viel besseren Eindruck von den einzelnen Charakteren und welche Chemie sie möglicherweise untereinander haben.

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In der ersten Episode werden auch unheimlich viele einzelne Geschichten angestoßen, die uns vermutlich über die erste Staffel hinwegbegleiten werden. Die Masse an Geschichten war fast zu viel, ist aber ein logischer Schachzug, um für jede Figur schon anzudeuten, in welche Richtung es gehen könnte. Für den Fortgang der Staffel erhoffe ich mir aber, dass die einzelnen Handlungsbögen nicht alle immer in jeder Folge abgearbeitet werden, sondern dass diese nach und nach in den Fokus genommen werden und wieder für neue Entwicklungen sorgen. Etwas too much fand ich, dass Rome ebenfalls mit einem Selbstmordgedanken gespielt hat, andererseits muss ich aber auch sagen, dass seine Geschichte mich bisher im Piloten am meisten überzeugen konnte. Er führt eigentlich eine glückliche Ehe, ist erfolgreich im Job und empfindet den Alltag dennoch als zu viel. Seine Geschichte hat mich definitiv mitgenommen, aber mit Johns Selbstmord im Hinterkopf hätte ich mir doch eine andere Geschichte für ihn gewünscht. Ansonsten haben wir jede Menge dramatisches Handlungspotenzial, wie die Affäre von Eddie mit Delilah oder Gary und Maggies Brustkrebs. Das sind alles Geschichten, die ordentlich auf die Tränendrüse drücken können, aber ich hoffe sehr, dass es dabei das nötige Maß an Authentizität gewahrt wird und dass es dabei auch wirklich um Freundschaft geht und nicht, dass jeder nur für sich agiert.

Nicht nur der Vergleich zu "This is Us" hat mein Interesse bei dieser Dramaserie geweckt, auch die Liste an Darstellern hat mich sehr gereizt. James Roday kenne ich wie gesagt nur vom Namen her, wirkt in seiner Rolle auch noch etwas fehl am Platz, für mich waren es eher David Giuntoli, bekannt aus "Grimm", Grace Park, bekannt aus "Hawaii Five-0" und Christina Moses, die zuletzt eine größere Rolle in "The Originals" eingenommen hat. Vor allem Giuntoli und Park, die ein Ehepaar spielen, wirken in ihren neuen Rollen noch vollkommen ungewohnt. Das wird eine größere Herausforderung werden, sie in diesen neuen Charakteren zu akzeptieren, aber das könnte ja auch durchaus spannend werden. Moses wirkt dagegen schon sehr einnehmend und könnte durchaus ein wenig das Herz der Serie werden. Zudem ist mir aufgefallen, dass im Piloten sehr intensiv auf eine entsprechende musikalische Untermalung gesetzt wird. Das finde ich als Strategie sehr gut, denn wo mir in den anfänglichen Szenen noch etwas die Emotionalität fehlte, wurde sie schließlich vorrangig von den eingespielten Liedern erzeugt. Ich setze also darauf, dass sich da für die Staffel eine gute Mischung ergeben könnte!

Fazit

"This is Us" ist nun wahrlich auch nicht mit einer 9-Punkte-Folge aus den Startblöcken gekommen, auch hier hat sich der Charme der Serie erst nach und nach entfaltet, von daher kann ich auch "A Million Little Things" keinen Vorwurf machen, dass sich einige kritikwürdige Aspekte finden lassen. So gelingt es nicht durchweg, authentische Emotionen zu erzeugen. Dies geschieht erst mit entsprechender musikalischer Untermalung und einem Kennenlernen der einzelnen Figuren. Zudem wird Komik an Stellen erzeugt, wo sie deplatziert wirkt. Es werden unheimlich viele Handlungsbögen angeboten, die entsprechendes Potenzial haben, die sich aber im Fortgang der Staffel aufteilen müssen, damit die einzelnen Folgen nicht zu überladen wirken und auch die Möglichkeit erhalten, Emotionalität in egal welcher Form zu erzeugen. Der Cast ist von den Namen her sehr bekannt, aber auch hier gilt, dass das Potenzial noch hervorgekitzelt werden muss. Daher bleibt abschließend zu hoffen, dass es die neue Serie "This is Us" so gesehen nachmacht, dass sie von nun an nur noch stärker wird.

Lena Donth - myFanbase

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