All American - Review des Piloten

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"All American" war von meinen vielversprechendsten Neustarts für die Season 2018/19 die Serie, der ich am meisten entgegengefiebert habe, weil ich High-School-Serien einfach wahnsinnig gerne schaue. Das ist eben das Genre, mit dem meine Seriensucht entstanden ist, so dass ich auch mit zunehmendem Alter nicht an diesen Serien vorbeischauen kann. "All American" hatte jetzt sogar noch den Bonus, dass es sich wie "Friday Night Lights" um eine Sportart (Football) dreht, was mich zusätzlich immer reizt, da Sportmomente immer in der Lage sind, großartige emotionale Szenen zu kreieren. Die erste Episode konnte meine Erwartungen nur leider noch nicht erfüllen.

Die Episode beginnt eigentlich richtig gut, weil wir den Protagonisten der Serie, Spencer James (Daniel Ezra), in seiner Welt kennenlernen. Er lebt mit seiner Mutter und seinem Bruder in einem der sozial schwächeren Viertel von L.A., in denen die Kriminalität hoch ist. Genau hier leben die Menschen für die Footballspiele ihres lokalen Teams, die sie von ihrem tristen Alltag ablenken. Dieser Zwiespalt zwischen Freude und Entsetzen wird gut rübergebracht und zusätzlich noch von typischer schwarzer Musik untermalt, was mich atmosphärisch stark an "Black Lightning" erinnert. Zudem sind die Footballszenen einfach top gemacht, da sie ein Verständnis für das Spiel ermöglichen und die entsprechenden Emotionen erzeugen.

Foto: Daniel Ezra, All American - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Daniel Ezra, All American
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Mit dem Auftritt von Billy Baker (Taye Diggs) ereignet sich dann der Bruch in der Geschichte. Der Coach des Footballteams der Beverly Hills High School rekrutiert Spencer und entführt ihn damit in die Welt der Reichen und Schönen. Die Kontraste zwischen diesen Welten sind extrem, bieten also durchaus Potenzial für jede Menge Sozialkritik. Aber leider ist die Welt der Reichen und Schönen so stereotyp und klischeehaft angelegt, dass ich die Figuren und die Handlungen dort nicht richtig ernst nehmen kann. Billys Sohn Jordan (Michael Evans Behling) ist sofort eifersüchtig, da er in Spencer einen Konkurrenten um die Gunst seines Vaters sieht. Seine Schwester Olivia (Samantha Logan) hat ihr privilegiertes Leben nicht ertragen und schon einen Entzug hinter sich. Asher (Cody Christian) spielt auf derselben Position wie Spencer und versucht ihn sogleich aus dem Team zu mobben, zumal er auch noch feststellt, dass seine Freundin Leila (Greta Onieogou) sich gut mit seinem Konkurrenten versteht. Sie selbst kommt aus dem reichsten Haushalt, ist das beliebteste Mädchen der Schule, erstickt aber in ihrer Einsamkeit. So reiht sich Klischee an Klischee. Das will ich noch nicht einmal generell verteufeln, da sich in jeder High-School-Serie Klischees entdecken lassen, aber ich möchte dann wenigstens als Zuschauerin über Gefühl und Emotionen an die Figuren und an die Handlung gebunden werden. Nur die Footballszenen funktionieren auch in diesem Milieu, sie sind der verlässliche Pfeiler, der mich überzeugen kann.

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Foto: Bre-Z, All American - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Bre-Z, All American
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Mit dem Cast bin ich ebenfalls nur bedingt zufrieden. Daniel Ezra gefällt mir in seiner Hauptrolle noch ziemlich gut, weil er eine sehr charmante Art hat, aber trotzdem zu keinem Zeitpunkt wie ein Player wirkt, weil man seine Empathie im Umgang mit all seinen Mitmenschen merkt. Auch Taye Diggs feiere ich in der Rolle des Coachs und Familienvaters, weil ich ihn einfach für einen großartigen Schauspieler halte, dem die Rolle auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Ausgehend von den beiden, die nun einmal definitiv das Herzstück der Serie bilden, wirkt vor allem die Besetzung von Cody Christian als Asher und damit größtem Konkurrent von Spencer eher lächerlich. Möglicherweise sehe ich in Christian immer noch Aria Montgomerys kleinen Bruder Mike ("Pretty Little Liars"), aber er wirkt im Vergleich zu Ezra viel zu jung und seinen Charakter nehme ich ihm überhaupt nicht ab. Die restlichen DarstellerInnen, die die SchülerInnen mimen, entwickeln noch überhaupt kein Profil, das mag aber auch durchaus dem schwachen Drehbuch der ersten Folge geschuldet sein. Lichtblick ist da nur noch Bre-Z als Spencers beste Freundin Coop, die sich bereits einen Namen als Nebendarstellerin in "Empire" machen konnte. Ihre Freundschaft ist wirklich sehr außergewöhnlich, ihre Chemie top und ihr traue ich zu, das Leben der Reichen und Schönen mal so richtig aufzumischen.

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Fazit

Die Erwartungen an den Serienstart von "All American" waren hoch, vermutlich zu hoch. Während Spencers natürliches Umfeld noch sehr authentisch gestaltet ist, bringt sein Ausflug in die wohlhabendere Welt einen gewissen Bruch in die Geschichte. Hier wird man von Klischees erschlagen, die jegliches Gefühl vermissen lassen. Der Cast kann auf Anhieb nur mit Ezra, Diggs und Bre-Z überzeugen, der Rest braucht womöglich noch Zeit, um sich einzuspielen oder einfach bessere Drehbücher. Genial sind aber jedenfalls die Football-Szenen, die atmosphärisch intensiv beladen sind und an den Bildschirm fesseln.

Lena Donth - myFanbase

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