Bad Sisters - Review Staffel 1
Ich habe mich jetzt schon öfters bei dem Gedanken erwischt, dass immer mehr Serien das Licht der Welt erblicken, die starke Frauenfiguren ins Zentrum stellen, seit es 2017 den Skandal um Harvey Weinstein gab, bei dem immer mehr Frauen in der Film- und Fernsehbranche aufgestanden und ihre Stimme gegen ihn erhoben haben. Und seit "This Is Us" scheint es auch immer mehr Serien zu geben, die auf mindestens zwei verschiedenen Zeitebenen spielen, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen. Mit "Bad Sisters" wurde bereits im August 2022 eine Serie für Apple TV+ entwickelt, die beide Dinge vereint. Sie vereint aber auch Thriller-Elemente sowie Humor und eine liebevolle Art und Weise. Man hat es aber auch geschafft, dass die Spannung aufrecht gehalten wurde und am Ende ist man überrascht, wie es tatsächlich ausgegangen ist. Warum ich für "Bad Sisters" schon jetzt eine absolute Empfehlung aussprechen kann, verrate ich euch jetzt.
Die Serie "Bad Sisters" ansehen:
Als ich das erste Mal von "Bad Sisters" gehört habe, stand für mich fest, dass ich diese Serie unbedingt ansehen werde. Jetzt hat es aber doch mal über ein Jahr gedauert, bis ich mir das Ganze angesehen habe. In all der Zeit habe ich es tatsächlich geschafft, über keine Spoiler zu fallen oder etwas mehr vom Inhalt zu lesen, obwohl mittlerweile auch die Preisverleihungen gewesen sind und die Serie in aller Munde war. Ich habe mich wie gesagt auch nicht weiter über den Inhalt informiert. Denn bei mir hat es schon gezogen, dass es um fünf Schwestern geht, die nach dem viel zu frühen Tod ihrer Eltern zusammenhalten, sich unterstützen und miteinander verbunden sind. Ich dachte also, es ist eine nette Familienserie. Letztlich war ich doch ziemlich überrascht, dass da mehr Thriller dabei war und etliche Wirrungen. Das Überraschende war vor allem gleich mal die erste Szene, denn wir lernen John Paul Williams (Claes Bang) kennen, der aber bereits tot ist und dessen Beerdigung gerade gewesen ist. Das wirft natürlich die allerwichtigste Frage auf: Was zur Hölle ist passiert? Vor allem wenn dann auch noch offenbart wird, dass vier der fünf Garvey-Schwestern für den Tod verantwortlich sind. Die Frage ist also: Passierte hier ein Mord, der jetzt quasi vertuscht werden soll? Das Spannende ist hier auch, dass zwei verschiedene Zeitebenen erzählt werden. Eine aus der Gegenwart, was bedeutet, dass John Paul bereits verstorben ist und eine in der Vergangenheit, die in zehn einstündigen Episoden immer mehr aufschlüsselt, was mit John Paul passiert ist und warum Eva (Sharon Horgan), Ursula (Eva Birthistle), Bibi (Sarah Greene) und Becka (Eve Hewson) so einen Hass auf ihren Schwager haben, während seine Frau Grace (Anne-Marie Duff) eigentlich immer zu ihm hält und irgendwie auch Ausreden erfindet, warum ihr Mann so ist, wie er nun mal ist.
Mit den ersten Episoden wird sehr schnell sehr deutlich klar, warum er so gehasst wird und den Spitznamen Drecksack von den vieren bekommen hat. Es dauert nämlich nicht lange, bis man als Zuschauerin selbst diesen Spitznamen immer wieder verwendet und mit jeder weiteren Episoden den Wunsch hat, JP, wie er auch genannt wird, möge endlich bald das Zeitliche segnen. Warum? Weil er so ein Typ Mann ist, gegen den man sich wehren muss und der glaubt, dass er allen und jedem überlegen ist und der sich alles erlauben kann, weil er der festen Überzeugung ist, er kommt sowieso damit durch. Ein großes Kompliment muss ich daher auch mal direkt Schauspieler Claes Bang aussprechen, der seine Figur wahnsinnig gut und überzeugend gespielt hat. So gut, dass ich ihn tatsächlich mit jeder weiteren Szene immer mehr verachtet habe, weil er mit seiner ganzen Art, die einfach ekelhaft war, durchgekommen ist. Man hat in den ersten Episoden zwar den Eindruck, dass vor allem seine Frau Grace unglaublich unter ihm zu leiden hat und sie das auch noch zulässt, wodurch sie unglaublich schwach, naiv und abhängig wirkt. Zeitweise hatte ich das Gefühl, Grace hängt so an JP und will ihn nicht verlassen, weil sie zum Teil wirklich denkt, sie ist eben nicht die gute Ehefrau, die JP verdient hat oder dass sie eben auch niemand anderen findet, der sie wird lieben können. Beide Möglichkeiten sind erschreckend, eben weil die Serie im Jahr 2022 in Dublin spielt, was als Setting wirklich gut für den gesehenen Inhalt passt. Dass JP ein wahrer Drecksack ist, kristallisiert sich vor allem dann heraus, wenn man die anderen Schwestern besser kennenlernt und ihre Schicksalsschläge immer mehr Profil bekommen. Abgesehen davon, dass ihre Eltern zu früh verstorben sind, haben sie auch unterschiedliche Dinge durchlebt, die sie geprägt haben. Bei Becka ist es sicherlich die Tatsache, dass sie zwar mit Eva eine Mutterfigur hatte, sie aber vor allem in JPs Mutter Minna (Nina Norén) eine mütterliche Freundin gefunden hat, die zwar mit Demenz zu kämpfen hat, aber man merkt den beiden einfach das enge Vertrauensverhältnis an, was mir gut gefallen hat. Aber eben weil es sich um JPs Mutter handelt, ist auch klar, dass er auch hier seine Finger im Spiel hat bzw. hatte.
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Das Erschreckende ist auch, dass er tatsächlich jede Schwester in gewisser Weise manipuliert und erpresst hat. Ein Mann, der soviel Macht über fünf Frauen hat, die sicherlich nicht schwach sind, er ihnen aber eigentlich immer einen Schritt voraus ist und er genau zu wissen scheint, welche Knöpfe er drücken muss, wodurch die Schwestern zwar über einen Mord reden und auch mehrere Versuche unternehmen, die teilweise auch von großartigem Humor geprägt sind, aber die trotzdem gewisse Skrupell haben, es auch noch durchzuführen. Dabei haben Bibi und Eva den meisten Grund, als 'Außenstehende' den 'Guten' unter die Erde zu bringen. Vor allem bei Eva tat es mir entsetzlich leid, als sie ihre Erfahrungen mit JP berichtet hat. Ich konnte somit nachvollziehen, warum Eva-Darstellerin Sharon Horgan für einen Emmy nominiert gewesen ist, auch wenn Claes Bang ebenfalls eine Nominierung oder Auszeichnung verdient hätte, so waren es wohl Evas Erfahrungen und Horgans Schauspiel davon, was so ergreifend war. Weniger ergreifend fand ich Ursulas Erfahrung mit JP, auch wenn es natürlich auch grausam und irgendwo auch belustigend gewesen ist, wie und womit er sie erpresst hat, aber Evas Geschichte hat mich einfach nochmal mehr mitgenommen, weil es für Frauen ein enorm emotionales Thema ist und da Horgan die Serie mitentwickelt und mitgeschrieben hat, hatte es wahrscheinlich nochmals eine andere Intensität.
Intensiv waren auch die letzten Rückblenden, die geklärt haben, was mit JP passiert ist. Mit diesem Ende hätte ich nicht gerechnet, auch wenn ich mir vor allem in der letzten Episode schon überlegt habe, dass es wahrscheinlich doch einen Mord gibt, es sich dabei aber nicht um den handelt, der von Matt (Daryl McCormack) und Thomas (Brian Gleeson) in der Gegenwart bewiesen werden sollte. Im Übrigen fand ich diesen Teil der ganzen Geschichte etwas lahm bzw. nicht so überzeugend, was vielleicht daran liegt, dass es ein bisschen reingequetscht wirkte und auch wenn ich die Hintergründe für Thomas' Versuch, Graces Geldforderung zu verhindern, verstehen konnte, wirkte es nicht richtig durchdacht und auch Matts Beziehung zu Becka wirkte zu gewollt, damit man auch in der Gegenwart noch einen großen emotionalen Konflikt hat.
Mit dem Ende der ersten Staffel hat man mich wirklich sprachlos gemacht und vor allem auch Grace in ein neues Licht gerückt. Da Apple bereits eine zweite Staffel geordert hat, bin ich gespannt, wie es mit den Garvey-Schwestern weitergehen wird und welche möglichen Geheimnisse da noch so enthüllt werden.
Fazit
Apple hat eine gute Entscheidung getroffen, "Bad Sisters" zu bestellen und um eine zweite Staffeln zu verlängern. Es mag sein, dass das Rad auch hier nicht unbedingt neu erfunden wurde, aber die Handlung mit dem wundervollen Cast und die Tatsache, wie gut man mit Thriller und Humor eine Geschichte erzählen kann, konnte mich von der ersten Minute an überzeugen.
Die Serie "Bad Sisters" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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