Bless This Mess - Review des Piloten
Was mich an "Bless This Mess" gereizt hat, ist relativ schnell auf den Punkt gebracht: der Comedysektor ist so durch Familienserien abgedeckt, dass eine Serie, die in Nebraska spielt und ihr Hauptaugenmerk auf das Ländliche und die bodenständige Seite des Lebens legt, durchaus schon einen Seltenheitsfaktor hat. Spannend ist sicherlich auch, dass es sich um ein Serienprojekt von Elizabeth Meriwether handelt, die seit dem Ende von "New Girl"l auch bei "Single Parents" mitgewirkt hat. Für "Bless This Mess" hat sie sich nun mit Lake Bell ("Children's Hospital") zusammengetan, die sich in der neuen Comedyserie als Produzentin, Drehbuchautorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin betätigt. Allrounderin vom Dienst also. Wie schlägt sich nun "Bless This Mess"? Kann es durch sein thematisches Alleinstellungsmerkmal punkten?
Rio (Bell) und Mike (Dax Shepard, "Parenthood") sind ein Jahr verheiratet, als er von seiner Großtante eine Farm in Nebraska vererbt bekommt und seine Frau dazu überredet, dass sie das Stadtleben hinter sich lassen und auf dem Land Farmer werden. Enthusiastisch brechen sie zu ihrem neuen Leben auf, nur um vor Ort zu bemerken, dass sie noch viel Arbeit erwartet. Die Ausgangslage dieses Plots hat mich sicherlich auch gereizt, da ich selbst eher ländlich lebe, aber in einer Großstadt arbeite. Mit den Dichotomien dieser beiden Lebensstile kann mal viel arbeiten, um so auch die Vorzüge und Nachteile der jeweiligen hervorzuheben. Das gelingt in meinen Augen an vielen Stellen nur bedingt. Vor allem das Stadtleben hätte man eigentlich noch ausführlicher einbeziehen müssen, aber der Aufbruch von New York aus erfolgt schon nach zwei Sendeminuten, so dass der Fokus ganz klar auf Nebraska liegt. Später ist das Stadtleben nur noch durch Rio selbst, die nie eine andere Lebensart kennengelernt hat, und durch ihre Mutter (Susie Essman, "Lass es, Larry!") repräsentiert. Dadurch wird in meinen Augen doch viel verspielt.
Das Landleben wiederum ist in all seinen Klischees dargelegt. Da gibt es den seltsamen Nachbarn Rudy (Ed Begley Jr., "Better Call Saul"), der extrem langsam spricht, der sich vor nichts geniert und der auf plumpe Art und Weise mit Constance (Pam Grier, "Smallville") flirtet, die sowohl einen Handwerkerladen leitet als auch als Sheriff fungiert. Dann gibt es noch die "freundlichen" Nachbarn Beau (David Koechner, "Die Goldbergs" und Kay Bowman (Lennon Parham, "Veep - Die Vizepräsidentin"), die die Farm gerne aufkaufen würden, die aber trotz wiederholter Absagen krampfhaft höflich bleiben. Ihr Sohn Jacob (JT Neal) wiederum ist unheimlich naiv und harmoniebedürftig. Er ist hocherfreut, dass mit Rio und Mike neue spannende Leute in die Nachbarschaft ziehen und bemerkt gar nicht, dass sie seinen Eltern eigentlich ein Dorn im Auge sind. An dieser Stelle merkt man doch sehr deutlich, dass die Charaktere höchst stereotyp angelegt sind und am Ende kommt die Moral von der Geschichte: auf dem Land halten alle zusammen. So schön die Endszene dann auch wirkt, sie macht mir auch deutlich, dass die Nebenfiguren noch wesentlich mehr Profil gewinnen müssen.
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Hoffnung für ein etwas abwechslungsreicheres Format geben mir gleich zwei Aspekte, die schon in Ansätzen zu erkennen sind, die aber noch viel mehr ausgearbeitet werden müssen. Zwar hat Rio ihr Berufsleben als Psychiaterin abgelegt, aber dennoch lässt sie dieses Thema auf dem Land nicht los. Zum einen merkt sie an sich selbst, dass sie vor große Herausforderungen gestellt wird, die sie zunächst verarbeiten muss, zum anderen bemerkt sie schnell, dass auch ihre neuen Nachbarn alle therapiebedürftig sind, die sich das aber wiederum nicht eingestehen wollen. So therapiert Rio Rudy fast schon unauffällig und als er selbst eine Erkenntnis über sich gewinnt, ist er ihr sofort dankbar. Das war definitiv mit einer der stärksten Szenen dieses Piloten und ich würde nicht nein sagen, wenn das Thema so oder so ähnlich weiterhin Teil der Serie sein würde.
Die andere Stärke des Piloten ist definitiv das Zusammenspiel von Shepard und Bell. Zwar war "Parenthood" eine Dramaserie durch und durch, aber dennoch war Shepards Figur des Crosby Braverman stets der Klassenclown der Serienfamilie, so dass ich bereits vorher ahnte, dass er in einer Comedyserie sehr gut aufgehoben sein wird. Bei mir bleibt auch definitiv der Eindruck zurück, dass ihm die Figur des Mike wie auf den Leib geschneidert ist. Bell gefällt mir als Rio auch sehr gut, da sie diesen inneren Widerstreit zum Landleben gut transportieren kann. So sehr die beiden also schon einzeln funktionieren, so viel besser ist noch ihre Chemie miteinander, womit der Pilot auch sehr offensiv spielt, da sie viele Szenen alleine haben. Wenn der Plot sich nun noch von den Klischees löst, dann bin ich überzeugt, dass sie ihr komödiantisches Talent und ihr Miteinander noch mehr ausleben können.
Da ich Bell als Schauspielerin bis dato nur in Nebenrollen kenne, fällt es mir natürlich schwer, ihren üblichen Stil zu charakterisieren. Dennoch wage ich mich an die Behauptung, dass sie mit Meriwether offenbar die perfekte Partnerin gefunden hat, denn deren Stil, den ich in "New Girl" zu schätzen gelernt habe, ist doch deutlich zu erkennen. Vor allem Rio wirkt in ihrer Art sehr wie die geliebte Jess (Zooey Deschanel), etwas verpeilt, immer von Zweifeln und Ängsten geprägt und dabei stets herzensgut. Mike wiederum würde perfekt in die WG-Clique rund um Winston (Lamorne Morris), Nick (Jake M. Johnson) und Schmidt (Max Greenfield) passen. Alle nehmen das Leben locker, haben stets einen Spruch auf den Lippen und gehen miteinander durch dick und dünn. Auch bei der Art des Humors sind starke Parallelen zu erkennen. Stellenweise absurd, stellenweise zuckersüß, aber niemals derbe. Ob "Bless This Mess" damit wirklich so einen langjährigen Erfolg wie "New Girl" feiern kann, wage ich in dieser schnelllebigen Serienlandschaft dennoch zu bezweifeln.
Fazit
"Bless This Mess" macht aus seiner inhaltlichen Prämisse in diesem Auftakt noch zu wenig, da das Landleben nur klischeehaft beleuchtet wird. Da muss inhaltlich definitiv noch mehr kommen, was man nicht schon zigmal woanders gesehen hat. Schauspielerisch ist das Potenzial dagegen riesig, da Bell und Shepard wunderbar zusammen agieren, so dass man ihnen die Freude an diesem Projekt überdeutlich anmerken kann. Die Serie kann definitiv noch mit sich selbst wachsen.
Lena Donth - myFanbase
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