Bridgerton - Buch-Serien-Vergleich - Staffel 2

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Die zweite Staffel von Netflix' "Bridgerton" beruht auf dem zweiten Band der Reihe über die Familie Bridgerton von Julia Quinn, der in Deutschland bei HarperCollins unter dem Titel "Wie bezaubert man einen Viscount?" erschienen ist. In diesem Kolumnentext soll nun ein Vergleich zwischen der Vorlage und der Adaption gezogen werden. Beachtet, dass dieser Vergleich nur auf den zweiten Band sowie die Andeutungen bezüglich der restlichen Bridgerton-Geschwister bezogen sein wird. Für generelle Unterschiede zwischen Buchreihe und Serie bezüglich Charaktere wie Königin Charlotte oder die Erzählweise verweise ich auf den ersten Vergleich, der viele Aspekte aufgreift, die auch auf die zweite Staffel Auswirkungen haben.

Beachtet bitte, dass dieser Vergleich massive Spoiler zu Buch und Serie gleichermaßen erhält!

Die Serie "Bridgerton" ansehen:

Figuren

Foto: Simone Ashley & Charithra Chandran, Bridgerton - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Simone Ashley & Charithra Chandran, Bridgerton
© 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix

  • Die Sharmas sind die neue Familie, die London für die neue Hochzeitssaison beehrt. In der Buchvorlage tragen sie den Nachnamen Sheffield, was in der Serie auch aufgegriffen wird, jedoch völlig anders. Im Buch ist Kates (Simon Ashley) Vater der Sohn der Sheffields gewesen und hat seine erste Frau, die Mutter von Kate, früh verloren. Mary (Shelley Conn) wurde seine zweite Frau und mit ihr zusammen hat er Tochter Edwina (Charithra Chandran) bekommen. Vollständig übernommen wurde das enge Verhältnis zwischen den Schwestern sowie die Tatsache, dass Mary Kate stets wie ihre eigene Tochter groß gezogen hat. In der Serie wiederum ist Mary die Tochter der Sheffields und hat einen Skandal ausgelöst, als sie ihrer großen Liebe, einem indischen Beamten, in dessen Heimat gefolgt ist. Das Produktionsteam wollte mit den indischen Wurzeln die Diversität bei "Bridgerton" weiterhin erhöhen, weswegen schließlich auch der Name von Sheffield zu Sharma umgeändert wurde. Somit sind dann auch die Bezüge zur indischen Kultur entstanden, wie beispielsweise die Zeremonie vor der Hochzeit. Die Sheffields sind im Buch eine sehr einfache Familie und haben nur wenig Geld, weswegen Kate und Edwina gleichzeitig debütieren müssen. Einen Deal mit den Sheffields hat es demnach in der Vorlage nie gegeben und Mary hat auch nie einen Skandal ausgelöst. Kate ist auch im Buch darauf versessen, für Edwina eine gute Partie zu finden, was sicherlich an ihrer Liebe für sie liegt, aber auch daran, dass sie als nicht sonderlich attraktiv beschrieben wird und deswegen kaum selbst Verehrer hat. In der Serie kommen die Sharmas bei Lady Danbury (Adjoa Andoh) unter, was im Buch nicht der Fall ist. Sie ist demnach auch nicht speziell eine Unterstützerin der Heiratsabsichten. Sehr wohl pflegen Kate und Lady Danbury aber eine besondere Beziehung, weil sie sich tief respektieren, was für die im Buch oft als etwas grantig inszenierte Lady nicht selbstverständlich ist.
  • Von den Sharmas losgelöst möchte ich noch genauer auf Edwina eingehen, da bei ihr von den drei neuen Figuren sicherlich die größten Unterschiede festzustellen sind. In der Buchversion ist sie eine unscheinbarere Figur, die deutlich nur eine Nebenrolle spielt. Zudem ist sie rein an einer Liebesheirat interessiert, weswegen sie Titel auch nicht speziell beindrucken. Während sie in der Serie immer wieder betont, gerne Viscountess werden zu wollen, gibt Edwina Anthony (Jonathan Bailey) nicht wegen seines Titels eine Chance, sondern um ihn als Menschen kennenzulernen. Ihre Vorliebe für Bildung wurde übernommen, jedoch ist mehrfach betont worden, dass Edwina sich von ihrem potenziellen Mann unbedingt wünscht, dass er mit ihr über die gelesenen Bücher diskutieren kann. In einer Szene der Serie stellt Edwina fest, dass Anthony überhaupt nichts liest, was sie aber gar nicht zurückschreckt, weil es ihr reicht, ihm davon berichten zu können. Weiterhin ist Edwina zum Ende der Staffel hin sehr modern angehaucht, weil sie um ihren Platz in der Welt kämpft und auf Entscheidungsfreiheit drängt. In den Büchern heiratet sie schließlich einen Mr. Bagwell, mit dem sie viele Interessen teilt.


Foto: Claudia Jessie & Calam Lynch, Bridgerton - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Claudia Jessie & Calam Lynch, Bridgerton
© 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix

  • Zwei Charaktere, die alleine für die Serienversion geschaffen wurden, sind in Staffel 2 Theo Sharpe und Jack Featherington. Der von Rupert Young dargestellte neue Lord der Featheringtons sorgt für einigen Trubel, da er den Haushalt nach dem Tod seines Cousins sofort an sich reißt, damit aber tatsächlich verschleiern will, dass er selbst völlig pleite und auf neues Geld angewiesen ist. In den Büchern ist es direkt so gelöst, wie es Portia (Polly Walker) schließlich durch eine Fälschung eines Dokuments bewirkt. Der Titel der Featheringtons geht an den ersten männlichen Erben der Töchter. Der von Calam Lynch dargestellte Theo wiederum ist zum Zweck eingeführt worden, die modernen Ansichten von Eloise (Claudia Jessie) zu verstärken, da sie in ihm einen Gleichgesinnten zum Zwecke der Selbstbestimmung der Frau erkennt. Es ist der erste Mann in ihrem Leben, für den sie schwärmt, während sie sich in den Büchern erstmals in Band 5, "In Liebe, Ihre Eloise" (Buch bei Amazon bestellen) verliebt, wo sie ihr eigenes Happy End bekommt.


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Handlung

Foto: Bridgerton - Copyright: 2022 Netflix, Inc.
Bridgerton
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  • Bereits durch die Unterschiede bei den Figuren lässt sich erahnen, dass die zentrale Liebesgeschichte zwischen Kate und Anthony im Buch deutlich anders dargestellt wurde als in der zweiten Staffel. In den Büchern entwickelt Edwina nämlich nie wirklich Gefühle für Anthony, so dass es nie zu einem Heiratsantrag geschweige denn zu dem Versuch der Heirat kommt. Dementsprechend kommt es auch nie zu einem Bruch zwischen den Schwestern, denn Kate hat in dem Buch zwar auch ihre Gefühle verheimlicht, aber da Edwina nicht selbst etwas für Anthony empfunden hat, konnte sie ihrer Schwester deswegen kaum böse sein. In der Serie wird also mit einem konsequenten Liebesdreieck gearbeitet, das es in der Vorlage so nicht gab.
  • In den Büchern ist ein entscheidender Wendepunkt für die Liebesgeschichte der Bienenstich. Auch in der Serie wird Kate von einer Biene gestochen, was den ersten nahen Moment zwischen ihr und Anthony kreiert. Im Buch wiederum ist es aber der Grund, warum das Paar bereits im zweiten Drittel heiratet. Anthony wird dort panisch, als Kate im Brustbereich gestochen wird und saugt ihr das Gift aus, woraufhin sie beide von mehreren Damen überrascht werden, die das als kompromittierende Situation empfinden und deswegen eine Hochzeit verlangen. Zu dem Zeitpunkt hatten sich Anthony und Kate bereits leidenschaftlich geküsst, weswegen er schließlich um ihre Hand angehalten hat.


Foto: Simone Ashley & Jonathan Bailey, Bridgerton - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Simone Ashley & Jonathan Bailey, Bridgerton
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  • Nach der Hochzeit im Buch wird viel Wert auf die Aufarbeitung von Traumata gelegt, die Anthony und Kate beide betreffen. In der Serie ist gezeigt worden, wie Anthonys Vater Edmund (Rupert Evans) gestorben ist und danach ist ausgeführt worden, wie schwer das die gesamte Familie, aber vor allem Mutter Violet (Ruth Gemmell), getroffen hat. Während im Buch Anthony gar nicht dabei war, als sein Vater gestochen wurde, so ist der Tod des Vaters dort für ihn der Ursprung des Gedankens, dass er auf jeden Fall jung sterben wird. Deswegen will er auch mehr eine Familie als Mittel zum Zweck haben, weil er als Viscount das Erbe aufrechterhalten wird. Im Buch nimmt er die Möglichkeit der Heirat mit Kate daher gerne an, weil es ihm die weitere Heiratssuche erspart und er zumindest weiß, dass die Leidenschaft vorhanden ist. Er redet sich aber lange ein, sie keinesfalls zu lieben. In der Serie wird seine eigene Befürchtung, jung zu sterben, weggenommen. Dafür wird das Leid von Violet viel stärker betont und welche Auswirkungen es auf Anthony und alle anderen hatte. Dadurch ist besser nachzuvollziehen, warum er solche Angst hat, dass er und seine Frau sowie die Kinder ein solches Leid erleben müssen. Kates Trauma dagegen fällt weitestgehend unter den Tisch. In der Serie wird in einer Szene angesprochen, dass sie Angst vor Unwetter hat, doch das wird mit den Monsunen in Indien begründet. Im Buch ist es so, dass Kates leibliche Mutter in einer schlimmen Gewitternacht gestorben ist, weswegen Unwetter für sie seit jeher mit etwas Schlimmem verbunden sind. Als Kate und Anthony schon verheiratet sind, reagiert sie weiterhin so stark auf Gewitter, dass sie dem auf den Grund gehen. Kate erfährt so von Mary, was genau in der Todesnacht ihrer Mutter passiert ist und was sie dadurch traumatisiert hat.
  • In Anthony und Kates gemeinsamer Geschichte ist schließlich auch der Reitunfall noch ein Aspekt, der erheblich abgeändert wurde, aber einen Wendepunkt in ihrer Beziehung darstellt. In der Serie haben Anthony und Kate gerade das erste Mal miteinander geschlafen und er will ihr am nächsten Tag einen Eintrag machen und da sie nicht zuhause ist, jagt er ihr per Pferd nach und sieht so ihren Sturz. Im Buch sind Anthony und Kate zu dem Zeitpunkt bereits verheiratet. Nach einem heftigen Streit hat er sich zurückgezogen, um endgültig zu erkennen, dass er sie liebt. Als er sie sucht, ist Kate gerade mit Edwina und Mr. Bagwell per Kutsche unterwegs und dort gibt es einen Unfall, so dass er sie unter der verunglückten Kutsche hervorziehen muss. Anschließend liegt sie nicht mehrere Tage im Koma.


Foto: Bridgerton - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Bridgerton
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  • In der ersten Staffel ist das Geheimnis rund um Lady Whistledown gelüftet worden, während es in der Buchreihe erst später enthüllt worden ist. Um dieses Thema jetzt natürlich weiter voranzutreiben, musste etwas angeboten werden, weswegen es diesmal vor allem um den Konflikt zwischen Penelope (Nicola Coughlan) und Eloise geht, der sich allmählich wegen den ganzen Lügen immer mehr zugespitzt hat und damit in dem großen Streit im Staffelfinale gipfelte. In der Buchreihe wird die Enthüllung rund um Penelope für Eloise deutlich friedlicher gelöst. Sie selbst findet es nicht zuerst heraus, das ist dort Colin (Luke Newton), weswegen es auch nicht zum Verrat und anschließenden Streit kommt. Weiterhin wird Madame Delacroix (Kathryn Drysdale), die ohnehin auch eine Serienerfindung ist, nicht zur Verbündeten von Lady Whistledown. Penelope übernimmt die Fahrten zur Druckerei stets selbst. Andererseits gibt es auch keine Königin, die danach trachtet, ihre Identität zu enthüllen.
  • Komplette Neuerfindung für die Serienadaption sind auch folgende Ereignisse: Kates Reitausflüge, das Pferderennen in Ascot, die Jagd auf dem Landsitz der Bridgertons sowie der abschließende Ball bei den Featheringtons. Weitere Ereignisse ergeben sich aus den bereits angesprochenen Punkten.


Foto: Nicola Coughlan & Luke Newton, Bridgerton - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Nicola Coughlan & Luke Newton, Bridgerton
© 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix

  • Es kursieren bereits wilde Gerüchte darüber, welches Paar wohl in der bereits bestellten dritten Staffel im Fokus stehen wird. Würde weiterhin der Buchreihe gefolgt werden, wäre Benedict (Luke Thompson) an der Reihe, der sein Glück in "Wie verführt man einen Lord?" (Buch bei Amazon bestellen) findet. Fans glauben aber, dass Penelope und Colin vorgezogen werden könnten, weil in Bezug auf sie neben Anthony und Kate am meisten die Handlung vorangetrieben worden ist. Eine entscheidende Szene für diese Vermutung ist der Tanz der beiden, der Penelope in Hochstimmung versetzt, bis sie dann mit anhören muss, wie Colin gegenüber anderen Männern es weit von sich weist, seine gute Freundin je heiraten zu können. Diese Szenenabfolge gibt es in dem Buch auch, nur dass Colin seine Äußerung dort gegenüber seinen Brüdern tätigt, die wiederum mitbekommen, dass Penelope gleich daneben steht. Es ist in jedem Fall die entscheidende Szene, die das Happy End der beiden einleitet, so dass es in den nächsten Wochen spannend wegen etwaiger Ankündigungen bezüglich Staffel 3 werden dürfte.


Fazit

Schon nach der ersten Staffel habe ich gelobt, wie opulent die Buchvorlage von Julia Quinn für die Serienadaption zu "Bridgerton" umgesetzt worden ist und dieses Fazit kann ich nur bestätigen. Speziell die Änderungen bezüglich der Liebesgeschichte von Anthony und Kate sind auch clever gelöst, denn ihre Liebesgeschichte ähnelte in Buchform sehr der von Daphne (Phoebe Dynevor) und Simon (Regé-Jean Page), weswegen es mit dem ausgebauten Liebesdreieck definitiv eine ganz eigene Geschichte geworden ist, die aber genauso begeistert. Auch ansonsten werden die Ideen von Autorin Quinn liebevoll geehrt, um sie dann an einigen Stellen – wo es nötig ist – mit eigenen Ideen auszubauen, was ebenfalls nicht enttäuscht.

Die Serie "Bridgerton" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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