Bridgerton - Review Staffel 2

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Pünktlich zu Weihnachten 2020 machte sich Streamingdienst Netflix selbst ein Geschenk und veröffentlichte die Premierenstaffel von "Bridgerton" aus dem Hause Shondaland und wurde mit der bis dato besten Serie aller Zeiten belohnt, womit im Vorfeld nun wirklich niemand gerechnet hätte. Auch wenn "Squid Game" seitdem das Ergebnis noch einmal übertroffen hat, ändert es nichts daran, dass um "Bridgerton" en Hype entstanden ist, der seinesgleichen sucht. Deswegen war auch der Aufschrei groß, als verkündet wurde, dass Regé-Jean Page nach der einen Staffel, wo er als Simon sein Glück gefunden hat, aussteigen würde. Auch wenn die Enttäuschung bei vielen groß war, auch ansonsten waren die Erwartungen an die nun veröffentlichte zweite Staffel wirklich groß, was aus mehreren Gründen die Gefahr barg, dass es Staffel 2 schwer haben könnte. Sicherlich nicht mit den Abrufzahlen, aber vielleicht mit dem Feedback…? Erfahrt hier auf jeden Fall, wie mir die zweite Staffel gefallen hat.

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Foto: Simone Ashley & Jonathan Bailey, Bridgerton - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Simone Ashley & Jonathan Bailey, Bridgerton
© 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix

Da ich öfters Liebesromanreihen lese, in denen pro Band ein anderes Pärchen im Fokus steht, bin ich mit diesem Spielchen bestens vertraut, weswegen ich sehr freudig gespannt auf das Happy End von Anthony (Jonathan Bailey) war, der schon in der ersten Staffel einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat und wo ich bereits ahnen konnte, dass er die eigene Haupthandlung wohl problemlos tragen könnte. Das ist auch voll und ganz erfüllt worden, weswegen ich Simon und damit Page auch überhaupt nicht vermisst habe. Natürlich wäre es für das Fanherz schön gewesen, ihn gemeinsam mit Daphne (Phoebe Dynevor) zu sehen, aber ich fand es definitiv wichtiger, dass sie der Serie erhalten geblieben ist, denn sie ist die geborene Bridgerton und da die Familie nun mal im Zentrum dieser Serie steht, ist sie für viele Verbindungen einfach wichtiger als ihr Mann. Das ist auch immer wieder gut genutzt worden, da sie auch ein enges Verhältnis zu ihrem Bruder Anthony hat und ihm deswegen immer wieder ins Gewissen geredet hat. Ich hoffe daher auch für die zukünftigen Staffeln (wenn alle Bücher durchgezogen werden, sind es immerhin am Ende acht Staffeln), dass zumindest die Bridgerton-Geschwister im Kern zusammengehalten werden können, denn sie sind das Herz und neben vielen foppenden Kommentaren ist die durchgängige Liebe füreinander doch immer zu spüren.

Aber zurück zu Anthony, der in dieser Staffel also sein Glück mit Kate (Simone Ashley) findet. Ich fand es schon im Vorfeld großartig, als angekündigt wurde, dass aus den Sheffields die Sharmas werden, um so die Diversität der Serie zu steigern und ein Stück indische Kultur abzubilden. Es war natürlich nicht übermäßig viel, aber ich denke doch so einfühlsam und authentisch umgesetzt, dass die Repräsentation als gelungen bezeichnet werden dürfte. Uns wird eine 'Enemies to Lovers'-Geschichte, wie es im englischen Sprachraum so schön heißt, geboten, was sicherlich nicht völlig weit weg ist von Daphne und Simon, die auch erst viele Konflikte ausfochten mussten, um dann sich einig zu werden, aber Kate wird von Anfang an als selbständige Frau präsentiert. Das wird herrlich verdeutlicht, weil sie anfänglich auch jeden Respekt vor Lady Danbury (Adjoa Andoh) vermissen lässt, was man schon seit Staffel 1 weiß, dass das einer Höchststrafe gleich kommt. Aber so merkt man als Zuschauer*in gleich, dass Kate ihrer jüngeren Schwester Edwina (Charithra Chandran) zwar alle englischen aristokratischen Konventionen beigebracht hat, dass sie aber selbst gerne mal darauf pfeift, wenn es darum geht, sich selbst als Frau zu behaupten. Damit ist sie natürlich ideal für Anthony, der als Vicsount viel Verantwortung trägt und es gewohnt ist, seinen Willen durchsetzen zu müssen und es dann vielleicht auch zu sehr als Selbstverständlichkeit nimmt. Gleich der erste Wettritt zeigt, dass Kate Anthony herausfordert, was ihn im positiven Sinne kitzelt, weswegen zahlreiche Wortgefechte folgen, die aber nur kaum bis gar nicht verschleiern können, dass zwischen den beiden Funken ohne Ende sprühen. 'Ich liebe es, dich zu hassen' (was wörtlich so auch fast in der Staffel fällt) bekommt so eine ganz neue Bedeutung. Deswegen ist auch die finale Szene genial, denn diese beiden werden sich wohl immer zur Weißglut treiben, aber das in einem rein positiven Sinne.

Foto: Charithra Chandran, Bridgerton - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Charithra Chandran, Bridgerton
© 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix

Bis es zu ihrem persönlichen Happy End kommt, ist es aber ein langer Weg und das liegt auch daran, dass sich die Serie bewusst entschieden hat, entscheidend von der Buchvorlage "Bridgerton - Wie bezaubert man einen Viscount?" (lest hier den ausführlichen Vergleich zwischen Serien und Buch nach) abzuweichen. Anthony und Kate heiraten so erst ganz zum Schluss, weil ein konsequenteres Liebesdreieck aufgezogen wird, auch wenn es diese Bezeichnung nicht ganz trifft, weil sich Anthony Edwina schließlich genau aus dem Grund aussucht, weil er sie NICHT liebt. Insgesamt hebt diese Entscheidung die gemeinsame Geschichte von Anthony und Kate nicht nur entscheidend von der von Daphne und Simon ab, sondern es unterstreicht meiner Meinung nach auch besser die beiden Charaktere der beiden, die sich eben sehr ähnlich sind. Sie sind sture Figuren, die eher in ihr Unglück laufen, als ihren Fehler zuzugeben. Zudem schreiben sie Verantwortung sehr groß in ihrem Leben, weswegen sie immer zuletzt an sich selbst denken. Letztlich sind sie auch zwei Menschen, die schwer von ihrer bisherigen Geschichte geprägt sind und daher oft eher passiv als aktiv agieren, oder sagen wir vielmehr reaktiv. Doch miteinander können sie diese 'Schwächen' überwinden und in Stärke ummünzen, was doch eine schöne Botschaft ist. Auffällig ist in dieser Staffel auch, dass die Sexszenen in ihrer Anzahl deutlich verringert wurden. Das wird natürlich vor allem an der Pandemie liegen, da ansonsten nur noch Benedict (Luke Thompson) eine intime Szene hat. Aber für die gemeinsame Geschichte von Anthony und Kate habe ich das überhaupt nicht als nachteilig empfunden, denn es wurde stattdessen als durchgängiges Stilmittel genutzt, dass eine erotische Spannung erzeugt wurde, die immer unaufgelöst blieb, bis eben nahezu zum Ende. Wenn man bedenkt, dass es immer noch eine Serie ist, die in der New Regency-Ära spielt, wo die Konventionen definitiv noch andere waren, dann ist das definitiv auch zeitgemäß.

Edwina ist durch ihr unerfülltes Liebesdreieck die Verschmähte dieser Staffel. Während ich im Buch ihre Figur wirklich mochte, auch weil sie dort eben selbst nie in Anthony verliebt war und nicht so verbissen nach dem Titel strebte, ist ihre Figur durch die Serie deutlich kantiger geworden, was dann wieder etwas Antipathie bei mir überzeugt hat, auch wenn es vermutlich nicht beabsichtigt war. Durch kleinere Szenen, wie wenn Edwina liebevoll mit König George (James Fleet) umgeht, ist ihr Charakter als liebenswürdig unterstrichen worden, aber dennoch war sie etwas zu sehr selbstgefällig, als sie die Gefühle zwischen Anthony und Kate bemerkt hat. Ihre große Schwester hat sicherlich nicht alles richtig gemacht in Bezug auf sie, aber dennoch wirkte es auch undankbar, zumal ich mir sehr sicher bin, dass die doch naive Edwina die finanziellen Probleme etc. niemals so pragmatisch hätte angehen können wie ihre Schwester. Zum Glück ist am Ende der Bogen mit ihr wieder geglückt, was dann in der schönen Szene gipfelte, wo die Schwestern miteinander tanzten, herrlich unkonventionell! Zudem ist mit Edwina eine Art Ergänzung zu Eloise (Claudia Jessie) geschaffen worden, da sie sich am Schluss unabhängig von ihrer Entscheidung, heiraten zu müssen, macht. Ob das unbedingt zu ihrem Charakter passt, sei dahingestellt, aber es trifft den Ton der Serie, der aus vielen Poren dringt. Gerade bei Eloise wird es auch weiter auf die Spitze getrieben und es passt hervorragend zu ihr. Dank Jessies tollem komödiantischen Talent wird immer wieder deutlich, wie unwohl sie sich in der Gesellschaft des Ton fühlt. Ihre Debütsaison ist daher der pure Horror für sie. Es ist auch ein netter Verweis auf die erste Staffel, wo Eloise Daphne noch zuschrie, dass sie endlich zu ihrer Vorstellung bei der Königin (Golda Rosheuvel) müsse, während sie zu Beginn der zweiten Staffel den Moment am liebsten selbst hinauszögern würde. Eloise fühlt sich einfach in einer anderen Welt wohl, weswegen die Kundgebungen, aber auch der kleine unbeholfene Flirt mit Theo Sharpe (Calam Lynch) ihr hervorragend gestanden haben.

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Foto: Bridgerton - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Bridgerton
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Viele der Momente von Eloise sind auch eng mit Penelope (Nicola Coughlan) verbunden. Neben den schönen Geschwisterbeziehungen ist die Freundschaft zwischen den beiden sicherlich die beste platonische Beziehung der Serie, auch wenn es in dieser Staffel viele dunkle Wolken gibt. Verantwortlich ist natürlich Penelopes großes Geheimnis, das sich langsam aber sicher in ihre Beziehung einnistet. Zudem werden auch die Unterschiede zwischen ihnen beiden immer größer. Während Eloise unbedingt den Ausweg finden will, würde sich Penelope das romantische Ende – am liebsten mit Colin (Luke Newton) – von Herzen wünschen, doch sie wird einfach nicht als Heiratsmaterial angesehen. Dennoch haben sie beide eben eine Sache gemeinsam: sie glauben an die Stärke der Frau. Penelope nutzt die Macht ihrer Worte, um ihre Position zu festigen, während Eloise mehr nach ihren Überzeugungen agiert. Natürlich war der Streit der beiden eine emotional zehrende Szene, auch weil ich beide Seiten gut nachvollziehen konnte. Aber Eloise ist letztlich diejenige, die belogen und verraten wurde, sie wird erstmal den größten Abstand brauchen. Dennoch werden ihre Gemeinsamkeiten sie wieder zusammenbringen, davon bin ich überzeugt und ich freue mich vor allem auf die jeweiligen Staffeln mit ihnen als zentrale Protagonistinnen, denn es wird eine riesige Freude sein, wenn sie sich ihren Platz in der Welt endgültig erkämpfen.

Foto: Bessie Carter, Polly Walker & Nicola Coughlan, Bridgerton - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Bessie Carter, Polly Walker & Nicola Coughlan, Bridgerton
© 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix

Neben Theo gab es noch einen weiteren Zugang für diese Staffel: Lord Jack Featherington (Rupert Young). Dieser mischt den Ton mit seinen kriminellen Geschäften gewaltig auf und ist wirklich die perfekte Ergänzung für die Featheringtons. Die Darstellung von Philipa (Harriet Cains) und Prudence (Bessie Carter) ist immer wieder herrlich, aber auch Portia (Polly Walker) als Mutter ist weiterhin einfach eine witzige Unterhaltung, denn ihr Streben nach Ansehen sucht ihresgleichen. Dennoch wurde bei ihr auch einmal andere Seiten gezeigt. Während ihre beiden ältesten Töchter wirklich nicht mit viel Intelligenz gesegnet sind, so ist klar, woher Penelope ihren Scharfsinn hat. Portia weiß schon, wie der Ton tickt, aber sie hat nicht von Natur aus die Charaktereigenschaften, die es ihr dort einfach machen zu brillieren, weswegen sie hart dafür arbeiten muss. Nicht jeder Plan funktioniert, aber immerhin schmiedet sie überhaupt welche. Zudem kann sie manchmal noch so unsensible Sachen über ihre Töchter sagen, aber dennoch ist sie Mutter durch und durch und diese Funktion ist auch die Nummer Eins in ihrem Leben, weswegen Jack schließlich abblitzt. Ansonsten geht es bei den anderen Charakteren nur häppchenweise vorwärts, weswegen ich Benedicts Bestrebungen beim Kunststudium oder Colins Sinnsuche sowie Will Mondrich (Martins Imhangbe) und seinen Club weniger aussagekräftig fand. Dennoch haben mich die Szenen auch nicht gestört, weil klar ist, dass sie alle auf etwas hinarbeiten und das wird spannend sein weiterzuverfolgen.

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Foto: Bridgerton - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Liam Daniel/Netflix
Bridgerton
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Abschließend möchte ich noch einmal auf paar einzelne Momente eingehen. Nachdem ich "Wie bezaubert man einen Viscount?" gelesen habe, stand für mich sofort fest, dass ich mich am meisten auf die Pall Mall-Szene freute und ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass das Spiel der Bridgertons ergänzt um Kate und Edwina fast haargenau übernommen wurde. Schon im Buch haben mir die Spielszenen Freude bereitet, aber die Umsetzung hat das natürlich durch den visuellen Vorteil noch einmal getoppt. Es war wirklich pure Lebensfreude und ich kann mir vorstellen, wie viel Spaß der Cast gehabt haben wird. Zudem ist es eben ein ausschlaggebender Moment in der Geschichte von Anthony und Kate, bei dem erstmals deutlich wird, wie perfekt die beiden füreinander sind. Aber auch die Szene, als die Bridgertons und Sharmas zum Ball geladen haben und keiner kommt und sie einfach dennoch ausgelassen tanzen, das war auch ein Moment, der die Liebe für diese fiktive Serienfamilie weiter verstärkt. Letztlich ist aber auch die Musik als Untermalung wieder ein entscheidender Aspekt, der über alle Maßen beeindruckend gelungen ist. Gerade bei der finalen Tanzszene von Anthony und Kate, bei der Miley Cyrus' "Wrecking Ball" läuft, war Gänsehaut bei mir garantiert. Auch über die Kostümierung kann man sich immer wieder erfreuen, weil alleine die Farbgebung eine ganz eigene Geschichte erzählt. Hier ist deutlich zu merken, dass die hohen Ansprüche aus der ersten Staffel einfach mit der gleichen Überzeugung fortgesetzt wurden. Bravo!

Fazit

"Bridgerton" liefert erneut ein opulentes Feuerwerk für Auge, Ohr und Herz ab. Mir hat die zweite Staffel sogar nochmal besser gefallen, weil sich der Charakter der Serie weiter gefestigt hat, etwaige Kritikpunkte sich somit in Luft aufgelöst haben und weil Anthony und Kate als Liebespaar der Staffel genau das Besondere gegeben wurde, was dem Buch nicht ganz so gelungen ist. Es ist einfach eine Unterhaltung der besonderen Art, die ich nicht mehr missen möchte.

Die Serie "Bridgerton" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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