Class of '09 - Review Miniserie
Mein Einschaltgrund bei "Class of '09" waren zwei Kriterien. Zum einen Miniserie, weil mich diese immer mehr begeistern und zum anderen der Cast mit Namen wie Brian Tyree Henry, Kate Mara, Brian J. Smith, Brooke Smith und Jake McDorman, die ich alle aus verschiedenen Projekten schon gut kenne. Was ich aber gar nicht auf dem Schirm hatte, das war, wie sehr ich innerhalb dieser acht Episoden an "Quantico" denken würde. Auch wenn ich zumindest über die Verbindung über das FBI wusste, aber die Behörde kommt oft genug in anderen Serien vor und dennoch fühle ich mich nicht an die ehemalige ABC-Serie erinnert. Hier war es stellenweise frappierend und ironischerweise hat mich "Class of '09" an die positiven und negativen Seiten von "Quantico" gleichermaßen erinnert. Deswegen habe ich auch doppelt abgecheckt, ob ich Überschneidungen in den Produktionsteams verpasst habe, war aber eindeutig nicht so. Erfahrt hier also die guten und die schlechten Seiten.
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"Class of '09" wird auf drei Zeitebenen erzählt. 2009 erleben wir die Ausbildung in Quantico, 2023 gibt es einen Terroranschlag auf das FBI-Hauptquartier in Washington, was die Behörde für immer verändern wird und 2034 haben wir die Zukunft, in der sich das FBI auf einen durch KI unterstützten Algorithmus verlässt, bei dem mehr und mehr augenscheinlich wird, dass er neue und ganz andere Probleme verursacht. Verschiedene Zeitebenen sind ein sehr probates Mittel in Serien und ich finde es oft auch sehr unterhaltsam, gerade wenn es geschickt gemacht ist. Bei "Class of '09" ist die Rechnung nur halb aufgegangen. Es gab Episoden, bei denen ich den Eindruck hatte, dass sich die drei Zeitebenen auf eine Art und Weise verbinden lassen, sei es eben durch inhaltliche Parallelen oder durch die Fokussierung auf eine Figur, aber bei anderen wiederum war das überhaupt nicht gegeben und das hat die Ausgestaltung willkürlich erscheinen lassen. Gerade bei Miniserien ist ein ganz wichtiger Punkt, dass es sich bei der geringen Episodenanzahl nach einem klaren Konzept anfühlen muss und an der Aufgabe ist "Class of '09" für mich leider etwas gescheitert.
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Für mich war ganz klar die Vergangenheit bei der Ausbildung die interessante Zeitperspektive, was mich aber auch nur wenig überrascht hat, denn schon in "Quantico" mochte ich die erste Staffel, die sich intensiv damit beschäftigt hat, am liebsten. Es ist eine gute Möglichkeit, um die Behörde in ihrem Kern zu verstehen und eben über die harte Schule auch einen Eindruck zu den verschiedenen Persönlichkeiten zu bekommen, denn nicht alle zukünftigen Agents können alle Bereiche der Ausbildung gleich gut bewältigen und so bilden sich schon Vorlieben aus. Das ist auch in "Class of '09" gut ausgespielt worden, wenn ich auch sagen muss, dass man schon auf der besten Ebene gemerkt hat, dass die Miniserie ihre Lieblinge hat, während andere völlig hinten überfallen. Aber es war insgesamt dennoch dem Idealzustand am nächsten gelegen. Ob es nun die Vorstellungen waren, der physische Teil, das Taktische, die Schießübungen, in der Vergangenheit ist immer etwas geboten worden, was mich zu unterhalten wusste. Insgesamt trägt diese Ebene aber weniger zur Gesamtprämisse der Serie bei, denn die Betrachtung des FBIs wird hier nur leicht in den Blick genommen. Am deutlichsten durch Tayo (Henry), der immer wieder die rassistischen Ausprägungen der Behörde anprangert und sich damit zu einem Kandidaten macht, der es zwar fachlich in vielen Bereichen drauf hat, der aber schnell als unbequem wahrgenommen wird.
© 2023 FX Productions, LLC. All rights reserved.; Richard Ducree/FX
Die Gegenwart und die Zukunft greifen sehr eng ineinander, denn es sind eben auch die beiden Ebenen, wo die Agents wirklich im Beruf sind und die verschiedenen realen Seiten kennenlernen. Es ist aber auch der Teil, der mich an die negativen Seiten von "Quantico" erinnert hat. Es gelingt zwar durchaus öfters, wirklich spannende Sequenzen zu erzeugen, wie beispielsweise Tayo, der in der ländlichen Gegend, wo er nach Quantico gelandet ist, mit seiner Partnerin Nunez (Viviana Chavez) einer Verschwörung auf die Spur kommt und sich nur so gerade eben mit ihr aus den Fängen von Mark Tupirik (Mark Pellegrino) befreit. Aber insgesamt ist die Atmosphäre dieser beiden Ebenen so ganz anders als die Vergangenheit und dieses gewisse Etwas kann nicht transportiert werden. Denn Gegenwart und Zukunft beschäftigen sich mit Mustern und neuen Möglichkeiten, die das FBI in den Fokus nimmt, um die Verbrecherfahndung sicherer und effektiver zu gestalten und wenig verwunderlich kommt dann die KI als wichtiger Teilaspekt hinzu. Ich verstehe, dass es ein faszinierendes Thema ist, weil wir uns in vielen Bereichen wahrscheinlich noch nicht in aller Konsequenz bewusst sind, was die Einbindung einer künstlichen Intelligenz bedeutet. Doch gerade weil die Vergangenheit so viel Raum einnimmt, hat sich mir insgesamt die Frage gestellt, warum es diese drei Ebenen sein mussten. Die Vergangenheit hätte auf die eigene Weise wunderbar funktioniert und Gegenwart und Zukunft sich selbst überlassen hätte die Botschaft der Serie anders rübergebracht. So wirkt es zusammengewürfelt und schadet sich gegenseitig. So kam am Ende für mich simpel an: KI ist keine Möglichkeit für Verbrechensbekämpfung, weil wir durch sie alle überwacht und alle zu Verdächtigen werden, also bleiben wir schön bei der Mitmenschlichkeit, wo wir übertragen gesehen, händisch arbeiten. Es klingt nicht falsch, weil ich tendenziell auch eher gegen künstliche Intelligenz bin, aber vielleicht war dieses spannende Themenfeld hier einfach zu kurz gegriffen.
Was mich von Episode zu Episode mehr geärgert hat, das war die Verteilung an Aufmerksamkeit für die Charaktere. Aufgrund des Serienplakats war schon klar, dass es hauptsächlich um Tayo, Poet (Mara), Hour (Sepideh Moafi) und Lennix (Smith) gehen würde. Wenn wir das erstmal als gegeben nehmen, warum hat sich McDorman auf dieses Serienprojekt eingelassen? Ich habe es nicht verstanden. In Quantico hat er eine der ersten Szenen mit Poet und da hätte ich eigentlich gedacht, dass er für die Serie eine größere Bewandtnis hat, aber er ist weder charakterlich ausgearbeitet worden noch ist er wirklich viel zu sehen gewesen. Er war nur für eine Serie wichtig. Vielleicht wollte McDorman also mal Leiche spielen. Aber auch die beiden Ausbilder Gabriel (Jon Jon Briones) und Drew (Smith) waren nur Handlanger für das FBI. Da später Poet selbst Ausbilderin wird, hätte ich mir vorgestellt, dass die Verbindung deutlicher herausgearbeitet wird, um zu zeigen, warum man nicht selbst ständig im Außendienst tätig ist, sondern lieber die Agents von morgen ausbildet. Es gab kleinere persönlichere Momente, gerade von Drew zu Poet, aber sie und Gabriel waren mir zu sehr Marionetten. Wenn ich dann also zu den vier zentralen Figuren komme, dann wird es immer noch nicht entscheidend besser. Hour erklärt selbstbewusst bei ihrer Vorstellung schon, dass ihr Vater einst wegen Terrorgefahr verhaftet wurde, aber danach kommt kaum noch etwas. Auch bei Lennix ist es eher so, dass seine wichtigste Funktion ist, Poets Love Interest zu sein. Dass er aus einer langen Tradition von Agents kommt, ja, ist Thema, aber bleibt dennoch blass. Ich war schon sehr überrascht, wie die Charakterarbeit hier gestaltet wurde. Negativ gemeint.
© 2023 FX Productions, LLC. All rights reserved.; Richard Ducree/FX
Poet und Tayo sind dann tatsächlich etwas davon ausgenommen und wie es dann oft so ist, wenn man eher eine Ensembleserie erwartet, die Präsenz der beiden wirkt dann schon wieder zu viel. Was aber dann bei Tayo besser gelungen ist, das ist, dass er nicht so einseitig Gutmensch bleibt, was ich beispielsweise bei Poet so empfunden habe. Aber bleiben wir erst bei Tayo. Sein Kampf gegen das System, den er vor allem wegen seiner eigenen Familiengeschichte betreibt, den habe ich gut verstanden. Deswegen hat er die Versetzung aufs Land auch als so frustrierend empfunden, weil er im Großen das FBI verändern will. Weil er eher zufällig über Tupirik stolpert, nimmt seine Karriere schließlich Fahrt auf und Tayo kann Großes bewirken, um auf dem Weg aber Vivienne (Rosalind Eleazar) zu verlieren und dann auch zu erkennen, dass er sich für einen grundsätzlich guten Gedanken aber völlig verlaufen hat. Das war nahbar. Poet ist zu helfend, zu perfekt, außer in den Momenten, wo sie den Menschen in ihrem Leben doch etwas unbeholfen auf die Füße tritt. Mara hat diese Heldin schon gut dargestellt, aber ihr hätten insgesamt gewisse Ecken und Kanten besser gestanden, auch weil eben immer betont wurde, die Abschlussklasse von 2009 war die beste. Aber wir haben eigentlich nur Poet als diese Überfliegerin erlebt, während die anderen vernachlässigt wurden und Tayo wurde dann als zwischenzeitlicher Antagonist gebraucht
Fazit
Hätte man "Class of '09" unbedingt machen müssen? Wahrscheinlich eher nicht und das liegt in der Hauptsache an der zu simplen Botschaft und an dem starken Ungleichgewicht in der Ausgestaltung der Hauptfiguren. Dennoch gab es sehr spannende Momente, die auch gut auf die acht Episoden verteilt wurden. Insgesamt also schaubar, aber als Highlight wird es nicht in Erinnerung bleiben.
Die Serie "Class of '09" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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