Das Boot - Review des Piloten

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Lange wurde es geheim gehalten, doch nun durfte man einen ersten Blick in die Serie "Das Boot" werfen. Schon beim 36. Filmfest München wurde angekündigt, dass man etwas Großes geschaffen hätte und die erste Episode kann das nur bestätigen. Man merkt, dass in diese Produktion von Bavaria Fernsehproduktion, Sky Deutschland und Sonar Entertainment viel Mühe hineingesteckt wurde. Von der Titelsequenz, über die Effekte, die Kulissen, die verschiedenen Drehorte bis hin zu den mehrsprachigen Dialogen. Dazu finden sich immer wieder Elemente, die an den Originalfilm von 1981 erinnern, auch wenn die Serie selbst ein eigenständiges Werk ist. "Das Boot" bewegt sich zwischen bekannten Inspirationen aus dem Film und spannendem Spionagethriller.

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Foto: Das Boot - Copyright: Nik Konietzny / Bavaria Fiction GmbH / Sky
Das Boot
© Nik Konietzny / Bavaria Fiction GmbH / Sky

Die Serie beginnt so, wie man es aus dem Film kennt: Ein deutsches U-Boot auf hoher See, dann plötzlich ein Fliegerangriff und nach einigen beklommen-ruhigen Minuten unter Wasser wird das Boot versenkt. Kurze Verwunderung - sehen wir hier ein Flashforward? Aber nein, es war nur der Einstieg und schon folgt die Titelsequenz. Die ist allein schon ein Kunstwerk für sich. Hervorragend entworfen erklingen die Töne der legendären Filmmusik von "Das Boot", während sich Szenen aus der Serie mit Filmausschnitten aus dem 2. Weltkrieg abwechseln. Schon dieses Intro verrät einem, dass man sich hier nicht nur um die Besatzung eines U-Boots kümmert, sondern dass auch das alltägliche Kriegsgeschehen an Land thematisiert werden wird.

Das nächste, was auffällt, ist die Sprache der Serie – oder besser gesagt, die Sprachen. Denn während man Deutsch beginnt, kommen kurz darauf auch englische und französische Dialoge hinzu. Für den Zuschauer ganz problemlos über Untertitel gelöst, kann man sich vorstellen, dass diese Mehrsprachigkeit während des Drehs sicherlich eine Herausforderung gewesen ist. Doch es war die Mühe wert, denn so bekommt man ein viel realistischeres Bild von dem La Rochelle der Kriegszeit. Als französische Hafenstadt ergibt es nun mal Sinn, dass sich dort ein buntes Mischmasch an Engländern, Deutschen, Franzosen und anderen tummelt, und es ist sehr faszinierend zu sehen, wie authentisch mit den Sprachen gespielt wird. Mal wird schnell ins Französische gewechselt, damit Geheimbotschaften ausgetauscht werden können, dann unterhalten sich zwei Charaktere gleichzeitig auf Englisch und Französisch.

Foto: Vicky Krieps, Das Boot - Copyright: Nik Konietzny / Bavaria Fiction GmbH / Sky
Vicky Krieps, Das Boot
© Nik Konietzny / Bavaria Fiction GmbH / Sky

Inmitten all des regen Treibens in La Rochelle werden hin und wieder aber auch recht schockierende Szenen gezeigt, die einem wieder bewusst werden lassen, dass man sich hier eben doch im Krieg befindet: Ein Matrose des sinkenden U-Boots, der sich lieber selbst richtet, bevor es das Meer tut. Der Oberleutnant, der von Alpträumen geplagt wird. Die Hinrichtung eines jungen Soldaten, die man aus seiner Perspektive mitbekommt.

Die Serie hat einen relativ großen Cast, weshalb es anfangs gar nicht so leicht ist, bei den vielen Charakteren den Überblick zu behalten. Im Laufe der Folge kristallisieren sich aber einige zentralere Charaktere heraus, die die Haupthandlungsstränge anführen. Die vielversprechendsten Dynamiken habe ich zwischen Kaleun Klaus Hoffmann (Rick Okon) und seiner Nummer zwei Karl Tennstedt (August Wittgenstein) sowie zwischen dem Sturmführer Hagen Forster (Tom Wlaschiha) und der Übersetzerin Simone Strasser (Vicky Krieps) gesehen. Vermutlich wird es auch darauf hinauslaufen, dass wir diesen beiden Duos auf ihrem jeweiligen Weg folgen werden – den einen auf See, den anderen an Land.

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Bei Hoffmann und Tennstedt treffen zwei völlig verschiedene Einstellungen aufeinander – auf der einen Seite der kritische Neuling, auf der anderen der systemtreue Routinier. Schon in der ersten Folge kommt es zwischen den beiden zum Konflikt, als es um die richtige Vorgehensweise bei einem potentiellen Angriff geht. Während Tennstedt nach dem Lehrbuch vorgeht und den vorschriftsmäßigen Ablauf anpreist, denkt Hoffmann an die Menschen, die er befehligt. Nicht ohne Grund, denn schließlich war es seine Aussage, die einen ehemaligen Kameraden zum Tode verurteilt hat. Die Szenen mit diesem jungen Soldaten gehören zu den bewegendsten Momenten der Folge, weil sie von Anfang an gezeigt haben, dass Hoffmann keiner ist, der blind dem Regime folgt. Überhaupt lebt die Serie von diesem Wechsel von eingetrichtertem Streben nach Ordnung, Glanz und Glorie und dem ganz normalen Alltag dieser Soldaten, der meist eher aus Kartenspielen, obszönen Witzen und ausschweifenden Feiern besteht. Nachdem sie beide mit ihren ganz eigenen Dämonen zu kämpfen haben, bin ich gespannt, wie sich die Beziehung zwischen Kaleun und Oberleutnant an Bord entwickeln wird.

Foto: "Das Boot"-Prescreening beim Filmfest München 2018 - Copyright: API/Michael Tinnefeld
"Das Boot"-Prescreening beim Filmfest München 2018
© API/Michael Tinnefeld

Mindestens genauso interessant sind derweil die Vorgänge in La Rochelle. Denn hier weicht man von der klassischen U-Boot-Thematik ab und begibt sich in die Welt von Spionage und Geheimnachrichten. Dabei folgt man Simone, die eigentlich wegen eines ganz normalen Jobs nach La Rochelle versetzt wurde und sich plötzlich durch ihren Bruder Frank (Leonard Scheicher) inmitten eines Spionagenetzes wiederfindet. Richtig spannend wird es dann, als Simone mit ihrem Vorgesetzten Forster als Übersetzerin bei einem Verhör dabei sein soll - und die Gefangene ist niemand anderes als die Frau, der Simone am Abend zuvor Informationen übergeben hat. Da fragt man sich natürlich sofort, wie es wohl weitergehen wird. Kann Simone die Fassade wahren und das Verhör hinter sich bringen, ohne selbst ins Visier von Forster zu geraten? Denn von ihm scheint bis jetzt die größte Gefahr auszugehen. Ich war schon sehr gespannt darauf, Tom Wlaschihas Charakter kennenzulernen und wurde nicht enttäuscht. Für mich war Hagen Forster einer der präsentesten Charaktere der Folge und mit ihm hat auch Vicky Krieps' Simone die stärksten Momente.

So verlassen wir die Serie, als beide Geschichten gerade erst richtig ins Laufen gekommen sind. Das U-Boot ist in See gestochen und Simone steht das Verhör bevor. Da will man natürlich sofort wissen, wie es weitergeht.

Fazit

Ein starker Auftakt für die deutsche Mini-Serie, die am 23. November 2018 auf Sky 1 starten wird. Durch die aufwändige Produktion und die zweigeteilte Geschichte wurde sichergestellt, dass "Das Boot" spannende Unterhaltung und gewaltige Bilder liefert, während die Kriegsthematik nie zu sehr im Hintergrund verschwindet.

Denise D. - myFanbase

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