"Das Boot"-Prescreening beim Filmfest München 2018
Zurzeit findet das 36. Filmfest in München statt und myFanbase hatte die Gelegenheit, bei der Vorstellung der neuen achtteiligen Serie "Das Boot" dabei zu sein, die durch den erfolgreichen gleichnamigen Film von 1981 inspiriert ist.
© API/Michael Tinnefeld
Wenn es einen deutschen Film gibt, der große internationale Bekanntheit erreicht hat, dann ist es "Das Boot" von Wolfgang Petersen. Der Film war für sechs Oscars nominiert, lockte fast sechs Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos und bildete den Grundstein der Bavaria Filmstadt in München, in der man Kulissen des Films besuchen kann. Jeder dürfte zumindest schon einmal von der Geschichte der deutschen U-Boot-Besatzung gehört haben, die während des Zweiten Weltkriegs gegen feindliche Schiffe kämpft. Und obwohl der Film alles andere als kurz ist, hat er etwas, das einen in seinen Bann zieht. Eines steht fest: "Das Boot" ist eine Legende deutscher Filmkultur.
Bei der offiziellen Vorstellung der neuen Serie sind der Regisseur Andreas Prochaska ("Das finstere Tal"), die Hauptdarsteller Rick Okon ("Tatort") und Vicky Krieps ("Der seidene Faden") sowie die Produzenten Marcus Ammon (Sky Deutschland) und Moritz Polter (Bavaria Fernsehproduktion) für eine Fragerunde auf der Bühne, während sich ein Großteil des Casts ins Publikum gesetzt hat. Viel von der Serie bekommen wir nicht zu sehen, es bleibt bei einem erweiterten Trailer und einigen kurzen Szenen. Man möchte eben noch nicht zu viel verraten. Dafür ist das Gespräch mit Cast und Crew umso ausführlicher.
"Das ist ein Abenteuer, auf das will ich mich einlassen."
© API/Michael Tinnefeld
Zuerst stellt sich natürlich die Frage, wie man auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet "Das Boot" als kreative Vorlage wieder aufzugreifen. Der Einfall kommt von Bavaria, die sich mit dem Thema in der heutigen Zeit auseinandersetzen wollten. Dabei war ziemlich schnell klar, dass es eben kein Remake des Films werden sollte und auch keine einfache Fortsetzung. Stattdessen hat man eine eigenständige Geschichte entwickelt, die sich in der Welt von "Das Boot" abspielt. Man hat sich deswegen für ein Serienformat entschieden, um den ganzen komplexen Charakteren gerecht zu werden und so in Ruhe tiefer in die Geschichte eintauchen zu können, wofür bei einem Kinofilm einfach die Zeit gefehlt hätte. Nur ist so ein Riesenprojekt mit einem Budget von 26,5 Millionen für Bavaria Fernsehproduktion alleine nicht tragbar gewesen, weswegen sie sich mit Sky Deutschland und Sonar Entertainment zusammengetan haben. Der Medienkonzern Sky war nach "Babylon Berlin" sowieso schon auf der Suche nach dem nächsten Erfolgshit und wollte eine Serie produzieren, die größer ist als alles, was man sonst so im deutschen Fernsehen zu sehen bekommt. Da war es natürlich nur von Vorteil, dass die Serie "Das Boot" durch den Filmklassiker schon vorweg einiges an Aufmerksamkeit erhält. Mit dem Regisseur Andreas Prochaska haben sie außerdem einen routinierten Filmemacher gefunden, der sich sofort begeistert an die Arbeit gemacht hat. Er hatte aber auch gar keine andere Wahl, denn ihm blieb nur ein halbes Jahr Vorbereitungszeit, bevor die Serie in Produktion ging. In 105 Tagen wurde "Das Boot" dann in Prag, La Rochelle, München und Malta gedreht - ein richtiges Mammutprojekt eben.
Ein wichtiges Anliegen der Serie war es, dafür zu sorgen, dass sie sowohl spannend als auch historisch authentisch ist und dabei der Antikriegsgedanke im Vordergrund steht. Ähnlich wie im Film sollte gezeigt werden, wie grausam und sinnlos der Krieg ist. Doch gleichzeitig dufte man dabei nicht vergessen, die Geschichte aus der damaligen Sicht zu erzählen, nicht der heutigen. Deswegen haben sich die Serienmacher für einen deutschen und einen englischen Autor entschieden, die gemeinsam an der Geschichte gearbeitet haben, da gerade auch der englische Autor eine viel lockerere Sicht auf den Krieg und vor allem das Heroisieren von Charakteren hatte. Heraus kam dabei eine Geschichte, die zwar nichts verherrlicht, sich aber auch nicht davor scheut, eine realistische Sicht auf die damaligen Geschehnisse zu zeigen.
Die Hauptdarstellerin Vicky Krieps spielt in der Serie Simone Strasser, eine junge Frau aus dem französischen Grenzgebiet, die Teil einer Widerstandsbewegung wird. Da sie als Deutsche in Frankreich aufgewachsen ist, gehörte sie nie so wirklich dazu und erhofft sich durch die deutsche Besatzung, dass nun alles besser wird. Krieps hat die Rolle angeboten bekommen, als sie gerade mitten in den Dreharbeiten zu "Der seidene Faden" steckte und war froh, schon zu wissen, was für sie als nächstes kommt. Die Rolle hat für sie persönliche Bedeutung, da Krieps in Luxemburg zweisprachig aufgewachsen ist und ihr Großvater damals in einem KZ war, während der andere Familienteil eher auf deutscher Seite stand. So hat sie sich hauptsächlich mit den Erzählungen ihrer Großmutter vorbereitet und Zeitzeugenberichte über die damalige Zeit gelesen. Sie hat sich mit Haut und Haaren auf ihre Rolle eingelassen. Deswegen gab es auch den Moment, als sie für eine Szene in einem Verhörraum stand und ihr erst so richtig bewusst wurde, wie real diese Situation doch ist. Dass es solche Momente gab, und immer noch gibt und das Ganze für sie kein Set mehr war, sondern Realität wurde. Zusammen mit den vielen emotionalen Szenen, die Krieps teilweise innerhalb weniger Tage gedreht hat, gab es für sie einige sehr emotional aufwühlende Zeiten am Set. Für Rick Okon, der den neuen Kapitän Klaus Hoffmann spielt, war von Anfang an klar, dass er sich nicht zu sehr mit der bekannten Figur von Jürgen Prochnow vergleichen wird. Er sieht seinen Charakter als neue spannende und ambivalente Figur. Für das nötige Militärwissen gab es einen Marineoffizier am Set, bei dem die Schauspieler Theorieunterricht hatten und den sie jederzeit um Rat fragen konnten. Laut Okon war der Dreh zwar psychisch und physisch sehr anstrengend, trotzdem hat er aber auch sehr viel Spaß gehabt. Später erscheint dann auch noch Klaus Doldinger, der die bekannte Musik aus dem Originalfilm komponiert hat. Ihm gefällt es sehr gut, dass diese Serie völlig neu ist und eben kein Abklatsch des alten Films.
Zum Inhalt
Die Serie spielt im Herbst 1942, etwa ein Jahr nach den Ereignissen von "Das Boot". Dabei werden im Gegensatz zum Film zwei Handlungsstränge verfolgt, der erste mit der Mannschaft auf dem U-Boot, der zweite an Land in La Rochelle, wo sich langsam aber sicher eine Widerstandsbewegung aufbaut. Für diese kreative Entscheidung gab es mehrere Gründe. Zunächst wollte man sich weiter vom Original distanzieren, das sich praktisch nur im Boot abspielt. Außerdem konnte man so einen zusätzlichen Schwerpunkt auf die Besatzungszeit in Frankreich legen. Nicht zuletzt geht es aber auch darum, interessante Frauenfiguren in die Geschichte einzubauen, die gewissermaßen als Gegenpol fungieren und ein breiteres Publikum ansprechen sollen. Beide Handlungsstränge werden schließlich durch die einzelnen Figuren verbunden.
Fazit
Auch wenn sich die Serienmacher noch sehr bedeckt halten, macht "Das Boot" einen vielversprechenden ersten Eindruck. Mit den zwei verschiedenen Handlungssträngen, auf dem U-Boot und bei der Widerstandsbewegung an Land, hat man die doch sehr kompakte Welt des ursprünglichen Filmes um einiges erweitert und noch mehr Raum für neue Charaktere und komplexe Geschichten geschaffen. Die Ausschnitte, die wir zu sehen bekommen haben, lassen auf eine mitreißende, spannende und emotional intensive Serie schließen, die sich nicht davor scheut, alle Seiten des Krieges zu zeigen. Nicht zuletzt durch ihren bekannten Vorgänger werden große Erwartungen in "Das Boot" gesetzt und es bleibt abzuwarten, ob die Serie diese auch erfüllen kann. Ein genaues Startdatum ist bis jetzt noch nicht bekannt, "Das Boot" wird jedoch irgendwann im Herbst dieses Jahres auf Sky anlaufen.
Denise D. - myFanbase
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