Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht - Review #1.01 Schatten der Vergangenheit

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Man kann sich heutzutage über alles Mögliche beschweren, aber sicherlich nicht über fehlende Serienhighlights. Nachdem vor zwei Wochen das Prequel zu "Game of Thrones" namens "House of the Dragon" gestartet ist, zieht nun ein anderes Epos mit Herr der Ringe nach, denn auf Prime Video ist jetzt "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" gestartet, eine Serie, die als eine der am aufwändigsten produzierten Serien überhaupt als Superlativ angekündigt wurde. Und Aufwand hat man gewiss nicht gescheut, was man bereits in dieser Auftaktepisode ohne Zweifel bemerkt hat.

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Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht
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Es sind phantastische Bilder, die über den Bildschirm laufen und die letzte Grenze zwischen TV und Kino quasi dahinschmelzen lassen. Großartige Landschaftsbilder inklusive Kamerafahrten, phantastische Kostüme und Sets, was man an der (Doppel)-Trilogie schon gemocht hat, kommt hier wieder ausgezeichnet zur Geltung. Der Fernseher kann nicht groß genug sein. Die erste Episode erfüllt diesbezüglich meine Erwartungen voll und ganz. Doch der Zauber der Bilder allein riecht natürlich nicht, auch inhaltlich muss so eine Auftaktepisode dieses gepriesenen Mammutprojektes natürlich stimmen und diese Aufgabe ist die deutlich anspruchsvollere gewesen.

Der erste Schwerpunkt liegt bei der Elbin Galadriel (Morfydd Clark), die man noch gut aus den Filmen kennt. Die Elbin sind nach Mittelerde gereist um den Krieg gegen das Böse zu gewinnen und als Galadriels Bruder, der Sauron töten wollte, selbst gestorben ist, hat sich Galadriel dieser Aufgabe angenommen. Nur war der Krieg inzwischen vorbei und vom Bösen quasi keine Spur mehr. Über Jahrzehnte hat Galadriel die Suche fortgesetzt, ist die abgelegensten Ecken, wird dann aber zum Aufgeben gezwungen, weil sie nur einem Hirngespinst nachjagen würde. Ich finde, dass ihre Energie und ihre Unnachgiebigkeit sehr beeindruckend sind, es aber schon unglaublich zu sein scheint, dass ihr andere so viele Jahre lang auch folgen. Das sie dann doch einen Abbruch erzwingen, ist irgendwie sehr spät. Auf der anderen Seite ist für die Elben Zeit sowieso ein anderes Konstrukt. Es war jedenfalls eine gute Idee, Galadriel zunächst mal in den Fokus zu setzen, weil man dadurch natürlich die Filmfans besser abholen konnte (ebenso mit Elrond (Roberto Aramayo), auch wenn der für mich eher blass geblieben ist). Außerdem wurde auch in den Dialogen darauf geachtet, dass Galadriel einen gewissen Hang zum Wahn immer wieder durchscheinen lässt. Und die letzte Szene hat einen schönen Bogen zur ersten Szene geschlagen. Leider ist bei Galadriel im Endeffekt aber doch alles etwas ereignisarm und dadurch langatmig verlaufen, auch wenn die spannenden Momente durchaus intensiv waren. Im Fokus stand aber weniger die Action sondern eher die langwierige Suche, an deren Erfolg eigentlich nur Galadriel selbst glaubt, die Zuschauer hingegen schon wissen, dass sie recht haben wird. Als die Kamerafahrt über die Karte (übrigens eine gute Idee) dann auch die anderen Schauplätze ansteuerte, war ich aber nicht unglücklich.

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Foto: Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht - Copyright: Amazon Studios; Ben Rothstein/Prime Video
Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht
© Amazon Studios; Ben Rothstein/Prime Video

Hobbits dürfen in dieser ersten Episode natürlich auch nicht fehlen. Ihr Aufploppen nach dem Verstecken war schon niedlich. Und von der abenteuerlustigen Elanor (Markella Kavenagh) hat man auch einen guten Eindruck bekommen können. Etwas mysteriös war allerdings das Buch des Stammführers, der alle Zeichen im Buch finden konnte und dem nun auch Böses schwanen sollte. Mit dieser Rolle der Haarfüßler muss ich mich noch zurecht finden, denn eigentlich wollen sie mit all den Geschehnissen außerhalb ihres Reiches ja nichts zu tun haben. Warum also so viele Aufzeichnungen? Da muss und wird bestimmt noch mehr kommen.

Natürlich werfen wir auch noch einen Blick auf die Menschen, worauf ich mich vor allem auch deswegen gefreut habe, weil mit Nazanin Boniadi in der Rolle der Bronwyn die einzige mir bewusst bekannte Schauspielerin aus dem Cast dabei ist und ich sie in "Homeland" sehr gemocht hatte. Als "Medizinerin" kommt ihr sicherlich auch eine wirklich bedeutende Rolle bei. Interessant ist natürlich auch ihre (mehr als) freundschaftliche Verbindung zu dem Elben Arondir, der Jahrzehnte lang das Gebiet nach dem Bösen durchforstete, nun abgezogen werden soll, aber ähnlich wie Galadriel nicht so recht glauben mag, dass alles gut ist. Insofern ist auch er sofort alarmiert und macht sich mit Bronwyn ins Nachbardorf auf, welches offenbar überfallen wurde. Die Chemie zwischen beiden gefällt mir gut und Bronwyn macht auch einen sehr aktiven Eindruck. Aus "Der Herr der Ringe" ist man es ja nicht so sehr gewohnt, dass die weiblichen Rollen das Zepter in der Hand hatten, hier scheint man mit Galadriel und Bronwyn zwei Damen in den Fokus zu rücken, die sehr wohl entscheidend für den Fortgang der Geschichte sein werden. Ich frage mich, ob man beide irgendwann aufeinandertreffen lassen wird.

Fazit

Die Machart der Serie ist salopp gesagt ganz großes Kino. Da hat man nicht zu viel versprochen. Man muss sich das Erlebnis also auch auf einem entsprechend größerem Bildschirm gönnen. Inhaltlich wird man gut in die Geschichte eingeführt und es wird ausführlich dargestellt, dass viele Beteiligte das Böse besiegt glauben, während dieses offenbar auf genau diesen Moment gewartet hat. Entsprechend ist hier viel Charakterarbeit aber eher wenig Ereignisreiches oder Spannendes dabei. Das schmälert die Qualität der Episode nicht zwangsläufig, erklärt für mich aber, warum zum Serienstart gleich zwei Episoden veröffentlich worden. Episode #1.01 setzt den Status Quo, von der zweiten Episode erwarte ich handlungsmäßig aber mehr.

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Emil Groth - myFanbase

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