Devils - Review des Piloten

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Dass die Banken- und Finanzwelt unglaubliches Potential für eine gute Thriller-Serie bietet, hat der deutsche Serienhit "Bad Banks" bereits bewiesen. Dieses Jahr wollte die Sky Original-Produktion "Devils" daran anknüpfen und hat mit Patrick Dempsey ("Grey's Anatomy") einen internationalen Serienstar an Bord geholt, der die Aufmerksamkeit auf diese italienisch-französisch-englische Serie lenken sollte. In diesem Corona-Jahr mit weniger TV-Produktionen schauen selbst die USA über den Tellerrand und haben bspw. kanadische und europäische Serien eingekauft. "Devils" ist wohl auch vor allem wegen Patrick Dempseys Bekanntheit bei The CW gelandet und wird dort seit dem 7. Oktober 2020 ausgestrahlt. In Deutschland war "Devils" bereits seit dem 28. Mai 2020 bei Sky Atlantic HD zu sehen.

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Wenn man heute über Investment Banking spricht, denkt man vor allem an hohe Risiken und einen der Auslöser für die Weltwirtschaftskrise ab 2007. Dieses Glücksspiel an der Börse scheint Banker und Investoren weltweit in eine Art Rausch versetzt zu haben und von dieser Spannung zwischen Gewinnen und Verlieren leben Serien wie "Bad Banks" und "Devils". Die Sky-Produktionen vergeudet keinen Moment, einen in dieses Spannungsfeld einzuführen. Während Dominic Morgan (Dempsey) seinen Kollegen Massimo Ruggero (Alessandro Borghi) im Februar 2011 vor versammelter Mannschaft feiert, weil er mit seinem Instinkt der Bank riesige Gewinne eingefahren hat, sieht man wie ein anderer Mann Suizid begeht. Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer und das wird mit diesem Bild sehr deutlich.

Dreieinhalb Jahre nach dem Zusammenbruch mehrerer Großbanken und dem Absturz der Börsenkurse scheint sich in dieser Bank in London auf den ersten Blick nicht viel verändert zu haben. Doch außerhalb der edlen Glastürme sieht es anders aus, denn Südeuropa – insbesondere Griechenland – versinkt in der Finanzkrise. Wie genau diese Entwicklung aber Einfluss auf die reichen BankerInnen in London hat, bleibt an dieser Stelle noch offen. Lediglich durch die Figur der Sofia Flores (Laia Costa) wird angedeutet, dass uns hier noch mehr erwartet. Investment Banking gepaart mit gesellschaftlichen Protesten wirkt nicht neu. Wir kennen es nicht nur aus dem angesprochenen "Bad Banks", wo die Occupy-Bewegung in Frankfurt eine Rolle spielte, sondern auch aus den alltäglichen Nachrichten zu Beginn der 2010er.

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Man kommt nicht umhin "Devils" immer wieder mit "Bad Banks" zu vergleichen, da sie sich inhaltlich in ähnlichem Terrain bewegen. "Bad Banks" kommt zwar deutlich düsterer daher als "Devils" und hat mit Paula Beer als Jana Liekam eine ambivalente, aber auch willensstarke weibliche Hauptfigur aufzuweisen, an die Massimo Ruggero auf den ersten Blick nicht ranzukommen scheint, dennoch fühlt man sich immer wieder an die deutsche Produktion erinnert. Auch Massimo hat eine Art Mentor, von dem man nicht genau weiß, welches Spiel er spielt, und ein eingeschworenes Team von Kollegen, das sich nicht zu schade ist, sich die Finger schmutzig zu machen, um ihr gemeinsames Ziel zu erreichen. Und auch in der Bildsprache und Machart der Serie findet man viele Anlehnungen an "Bad Banks". Es wirkt alles sehr modern - sowohl bei Kameraeinstellungen und Schnitt, aber auch die Musik und digitalen Einblendungen - doch bei "Bad Banks" wirkte es stimmiger und weniger experimentell.

Foto: Patrick Dempsey & Alessandro Borghi, Devil - Copyright: Sky Vision
Patrick Dempsey & Alessandro Borghi, Devil
© Sky Vision

Massimo als Hauptfigur von "Devils" ist auf den ersten Blick zu glatt und ihm scheint der Erfolg nur so zuzufliegen. Es wirkt so, als wäre er sich zu schade, sich selbst die Finger schmutzig zu machen, und lässt deshalb lieber andere krumme Dinger drehen, um seine Konkurrenten auszubooten. Verzweifelt versuchen die Serienmacher ihm Ecken und Kanten zu geben, z. B. indem man seine Ex-Frau Carrie (Sallie Harmsen) für ihn überraschend zurückbringt und sogleich enthüllt, dass sie inzwischen ein drogenabhängiges Callgirl ist, das an einer bipolaren Störung leidet. Mit der Brechstange versucht man hier dem Zuschauer klarzumachen, dass auch Massimo ein dunkles Geheimnis hat und in seinem Leben nicht immer alles nach Plan lief. Das wird verstärkt, als Sofia noch weiter in seiner Vergangenheit gräbt, was Massimo sichtlich missfällt. Gleichzeitig fragt man sich auch, warum er seinem Mentor und Unterstützer Dominic Morgan nicht uneingeschränkt vertraut. Oder wieso vergleicht er ihn gedanklich bereits in den ersten Minuten mit dem Teufel? Muss man ein Teufel sein, um in diesem Geschäft bestehen zu können? Wie viel Manipulation gehört zu Dominics und Massimos Alltag und wie viele Opfer müssen sie für ihre Karriere bringen? Dominics Frau Nina (Kasia Smutniak) hat da eine klare Meinung: Der Tod ihres Sohnes war ein Kollateralschaden von Dominics manipulativen Verhalten. War Carrie also das Opfer, das Massimo bringen musste? An sich wirft "Devils" in dieser ersten Episode einige interessanten Fragen auf, doch auf den zweiten Blick merkt man, dass diese sich relativ schnell von selbst beantworten. Man kann in diesem Geschäft nicht bestehen, ohne über Leichen zu gehen – eindrücklich verdeutlicht durch den in den Suizid getriebenen Kollegen. In dieser Folge werden einige - für jeden anderen Menschen beunruhigende - Ereignisse innerhalb weniger Tage gezeigt, doch sowohl Massimo als auch seine Kollegen zeigen kaum Emotionen. Wie sollen da Emotionen beim Publikum ausgelöst werden?

Das ist wohl das größte Manko, das "Devils" hat. Es gibt keine Person, mit der man mitfiebert, und es gibt keine Person, die man verabscheut – es gibt einfach niemanden, für den man sich wirklich interessiert. Man schafft es nicht, Interesse für Massimos Vorgeschichte oder seine Beziehungen zu Carrie oder Dominic zu erwecken. Es wird auch nicht klar, welche Ziele Dominic oder Sofia verfolgen. Auch der Hacker Oliver Harris (Malachi Kirby) wird völlig selbstverständlich mit Massimos wichtigsten Problemen betraut, ohne dass irgendwas hinterfragt wird oder es zu irgendwelchen Komplikationen kommt. Das baut keine Spannung auf, was bei einer Thriller-Serie leider einfach nur enttäuschend ist. Um hier noch einmal "Bad Banks" als Beispiel anzuführen: Die erste Folge hat einen sofort gepackt. Man wollte wissen, wie Jana in der Frankfurter Investment-Banking-Welt besteht oder welche Ziele Christelle Leblanc (Désirée Nosbusch) mit ihr verfolgt. Es gab Personen, die einen fasziniert haben oder die man widerlich fand. In einer Welt, in der man mit Egoismus an die Spitze kommt, war es nachvollziehbar, dass das "Team" sich immer wieder in den Rücken fällt. Dafür, dass bei "Devils" alle als Teufel und Haie bezeichnet werden, wirken sie alle unglaublich handsam und langweilig. Man bekommt auch zu keinem Moment angedeutet, wieso Dominic Morgan nun der ultimative Strippenzieher ist. Er wirkt weder berechnend noch gefährlich.

Foto: Laia Costa, Devils - Copyright: Sky Italia
Laia Costa, Devils
© Sky Italia

Ernüchternd ist es auch, wie männerdominiert diese Serie ist und wie die Frauen dargestellt werden. Die blonde Kollegin ist gut für ein paar Sprüche bei Cocktails oder als Teil des Teams, doch man erfährt nicht mal ihren Namen oder er bleibt nicht in Erinnerung. Auch die vermeintliche Prostituierte aka Ex-Frau Carrie wird erstmal lasziv von allen Seiten gefilmt und damit objektifiziert, bevor sie halbnackt durchs Hotel flüchtet, nachdem Massimo sie erkannt hat. Warum genau diese Szene in dieser Form sein musste, wird zu keinem Moment klar, hätte man Carries Rückkehr nicht auch anders inszenieren können? Einzig die Bloggerin bzw. Aktivistin Sofia Flores (Laia Costa) verspricht noch eine interessante Figur zu werden, doch auch sie bleibt in den ersten Momenten eher farblos und wirkt wie ein kicherndes kleines Mädchen als wie eine intelligente Reporterin, die den Investment Bankern auf den Zahn fühlen will. Immerhin wird im Rahmen dieser ersten Folge noch klar, dass sie den Investment Bankern vorwirft, die Finanzkrise in Griechenland absichtlich provoziert zu haben, dennoch fehlt die Konsequenz. Möchte sie Massimo nun einfach nur zu einem Geständnis bringen und was hätte sie davon? Oder möchte sie ihn zu einem Umdenken bewegen, aktiv gegen die Machenschaften der Bank vorzugehen? All das bleibt offen, deshalb wird dem Publikum nicht klar, wohin die Serie eigentlich will. Sofia als Anarchistin zu bezeichnen, wirkt daher leider einfach nur lächerlich, da man zu keinem Moment merkt, dass sie das System auf den Kopf stellen will.

Fazit

"Devils" setzt die Hauptfiguren aus der Bankenwelt Londons mit Teufeln gleich, doch die erste Folge wirkt noch wenig bedrohlich. Eine Thriller-Serie, die in der ersten Folge keine Spannung aufbaut, wirkt wie ein zahnloser Tiger und macht wenig neugierig auf das weitere Geschehen. Verzweifelt versucht man Massimo Ecken und Kanten zu geben, doch jedes angedeutete Problem wird emotionslos abgetan, ohne dass dem Zuschauer gezeigt wird, wo die Serie eigentlich hinmöchte. Das macht nicht neugierig, weshalb dies die erste und einzige Folge bleibt, die ich von "Devils" schauen werde. Da hilft auch Patrick Dempsey als Zugpferd nicht.

Die Serie "Devils" ansehen:

Catherine Bühnsack - myFanbase

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