DVD-Rezension: Orange is the New Black, Staffel 7
Mittlerweile ist es bereits eineinhalb Jahre her, dass die letzte Staffel der Gefängnisserie "Orange Is the New Black" auf Netflix veröffentlicht wurde. Für Fans, die sich noch immer gegen Streaming wehren oder die einfach gern etwas im Regal stehen haben, gibt es die siebte und finale Staffel, sowie eine Gesamtedition der kompletten Serie, ab sofort im Handel. Ob sich ein Blick auf die letzten Geschichten der Litchfield-Insassinnen lohnt, erfahrt ihr in dieser Rezension.
Inhalt
Piper (Taylor Schilling), die aus dem Gefängnis entlassen wurde, lebt bei der Familie ihres Bruders, hat einen Job in einem Restaurant und hofft, dass sie ihr Leben endlich wieder auf die Reihe bekommt. Leider merkt sie schnell, dass nicht alles so einfach wird wie gehofft. Bei der Arbeit läuft es nicht gut, das Verhältnis zu ihrem Vater ist angespannt, ihre Bewährungshelferin sitzt ihr im Nacken und mit ihrer Ehefrau Alex (Laura Prepon), die noch immer ihre Zeit absitzt, läuft es ebenfalls alles andere als rund. Alex, die sich Piper zuliebe versucht aus Ärger rauszuhalten, wird stattdessen immer weiter in einen Sumpf aus Erpressung, Drogengeschäften und Sex reingezogen, was ihre Ehe auf eine harte Probe stellt. Taystee (Danielle Brooks) hat derweil jeglichen Lebensmut verloren, ihre Beziehung zu Cindy (Adrienne C. Moore) ist zerbrochen und ihren einzigen Ausweg sieht sie in einem Selbstmordversuch. Zudem rächt sie sich an ihrer ehemaligen Freundin, indem sie deren Familie ein dunkles Geheimnis verrät, welches Cindys Leben auf den Kopf stellt.
© 2020 STUDIOCANAL GmbH; JoJo Whilden
Maritza (Diane Guerrero) genießt ihr Leben in Freiheit und treibt sich in Clubs herum, was gegen ihre Bewährungsauflagen verstößt. Als die ICE einen der Clubs stürmt und eine Razzia durchführt, kann Maritza nicht beweisen, dass sie US-Bürgerin ist und landet in einer Haftanstalt. Dort trifft sie auf Flaca (Laura Gómez), die bereits alle Hoffnung auf ein Leben in Freiheit als US-Staatsbürgerin aufgegeben hat. Doch dann gibt ihr eine Insassin namens Karla (Karina Arroyave) neuen Mut und sie beginnt gegen ihre geplante Abschiebung vorzugehen. Ebenfalls in Freiheit befindet sich Aleida (Elizabeth Rodriguez), doch die komplizierte Beziehung zu ihren Töchtern bringt sie schon bald wieder in Schwierigkeiten mit dem Gesetz. Die Beziehung von Daya (Dascha Polanco) und Daddy (Vicci Martinez) erreicht einen tödlichen Höhepunkt und Maria (Jessica Pimentel) erfährt, dass der Vater ihres Kindes eine neue Freundin hat.
Natalie (Alysia Reiner) wird als Direktorin entlassen und zur Haftanstalt der ICE versetzt. Ihre Beziehung zu Joe (Nick Sandow) wird von einem #MeToo-Skandal überschattet und auch der Kinderwunsch gestaltet sich schwieriger als erwartet. Als neue Direktorin wird Tamika ernannt, die befürchtet, dass sie nur wegen ihrer Herkunft ausgewählt wurde und Schwierigkeiten hat sich an ihre neue Rolle zu gewöhnen. Suzanne (Uzo Aduba) fällt es schwer sich an die Veränderungen in ihren Beziehungen zu gewöhnen und findet Halt in der Freundschaft mit Tiffany (Taryn Manning), die beginnt, einen Schulkurs zu besuchen. Dort läuft es gut, bis zu dem Tag an dem der Abschlusstest ansteht. In Sorge, dass sie diesen vermasselt haben könnte, trifft sie eine fatale Entscheidung. Derweil ereilt Lorna (Yael Stone) ein schwerer Schicksalsschlag, den sie versucht zu verdrängen, Red (Kate Mulgrew) schafft es nicht über ihre Zeit in der Isolationshaft hinwegzukommen und Nicky (Natasha Lyonne) versucht sich um beide zu kümmern, während sich bei ihr gleichzeitig eine neue Liebesbeziehung anbahnt.
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Rezension
"Orange is the New Black" hat nie davor zurückgeschreckt die Charaktere, die der Zuschauer über die Jahre liebgewonnen hat, durch die Hölle zu schicken und das ändert sich auch im letzten Jahr nicht. Im Gegenteil, für einige der Charaktere verläuft die letzte Staffel wirklich alles andere als gut und nicht alle bekommen das Ende, welches sie verdienen; so wie im wahren Leben auch. Krankheit, Verlust und Tod sind nur einige der Themen, mit der sich die letzte Staffel auseinandersetzt und als Zuschauer leidet man mit den Charakteren, mit denen man jahrelang mitgefiebert hat. Obwohl ich der Meinung bin, dass die siebte Staffel besonders düster und deprimierend geraten ist, geht dennoch nie der Humor verloren und man gibt den Geschichten eine hoffnungsvolle Note.
Die wohl bewegendste Storyline der Staffel ist die rund um die Insassen der ICE – die Haftanstalt für Immigranten. Hier hat man mal wieder Geschichten direkt aus dem Leben gegriffen und auf realitätsnahe Weise gezeigt, wie unmenschlich es in diesen Haftanstalten zugehen kann. Ich möchte in dieser Rezension nicht über Politik reden, denn die Serie und ihre starken Geschichten sprechen für sich selbst, doch ich hoffe, dass es einigen Menschen die Augen öffnet. Niemand hat es verdient so behandelt zu werden wie die Immigranten in der Haftanstalt und ich finde es schön, wie den Geschichten, die man oft in den Nachrichten hört, ein Gesicht gegeben wird. Dabei bekommen wir neue Charaktere zu sehen, aber auch alte, wie Flaca und Maritza, die beide dort festsitzen. Trotz der geringen Screentime kann Diane Guerrero hier besonders glänzen und verleiht ihrem Charakter, den man oft als oberflächlich und amüsant wahrnimmt, eine neue Facette und liefert eine Performance ab, die in Erinnerung bleibt. Vielleicht hätte man das Thema noch etwas vertiefen können, doch angesichts der geringen Episodenzahl und den vielen Charakteren, deren Geschichten man zu Ende bringen musste, hat man das beste herausgeholt.
Viele Fans waren nicht immer begeistert von Piper und ich kann durchaus nachvollziehen, warum das so ist. Vor allem ihre Phase in der dritten und vierten Staffel, in der sie sich wie ein Möchtegern-Gangster verhalten hat, wirkte lächerlich und rückte sie in ein negatives Licht. Doch ich muss sagen, dass mir sehr gefallen hat wie ihr Leben außerhalb des Gefängnis dargestellt wurde. Die alte Piper blickt immer mal noch durch, aber man merkt, dass sie durch die Erlebnisse als Mensch gewachsen ist und sich in eine positive Richtung entwickelt, was sie um einiges sympathischer macht als in den letzten Staffeln. Auch die Probleme zwischen ihr und Alex werden realistisch dargestellt und obwohl ich nicht der größte Fan ihrer Beziehung bin, schaffen sie es doch, dass man mit ihnen mitfiebert und auf ein Happy-End hofft.
© 2020 STUDIOCANAL GmbH; JoJo Whilden; 2019 Lions Gate Entertainment Inc. All Rights Reserved.
Was ich an "Orange is the New Black" besonders schätze, ist dass nie eine Storyline vergessen wird und nicht nach einer Staffel wieder abgehakt sind, sondern alles aufeinander aufbaut. Der tragische Tod von Poussey (Samira Wiley) und der darauf folgende Aufstand sind auch in der letzten Staffel noch immer spürbar und hängen wie eine dunkle Wolke über dem Geschehen, vor allem in der Storyline rund um Taystee, die eine der größten, aber auch tragischsten Entwicklungen in der Serie durchgemacht hat. Vor allem der Kontrast zwischen den Geschichten von Piper und Taystee find ich interessant und es wird glaubhaft dargestellt, wie ungerecht das US-Rechtssystem ist und man es als schwarze Frau deutlich schwieriger hat als eine privilegierte, weiße Frau.
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Die letzte Staffel der Serie behandelt viele düstere und ernste Themen, was die Stimmung oftmals etwas nach unten drückt. Da ist es schön, dass mit Caputo und Figueroa, das Herz der Serie, etwas Humor in die Serie kommt, die alles etwas auflockert. Es ist nicht so, als würden nicht auch andere Charaktere für Lacher sorgen, doch dieses Paar hat einfach eine ganz besondere Chemie und bringt den Zuschauer immer wieder zu lachen. Und Figueroa beweist einmal mehr, dass sie einer der besten Charaktere der Serie ist, die trotz ihrer kalten Fassade ein großes Herz hat.
Was man der Serie vorwerfen könnte, gerade in dieser Staffel, ist, dass manche Charaktere sehr einseitig dargestellt wurden. Das gilt natürlich nicht für die Hauptcharaktere, die sind wunderbar komplex ausgearbeitet, aber einige der Nebencharaktere sind in typisch gut oder böse eingeteilt und zeigen darüber hinaus nicht viele Facetten. Da hätten wir, als Beispiel, die Wärter der ICE Haftanstalt Carlos Litvack (Adam Lindo) und Dean 'Junior' Juarez (Manny Ureña), die, die Frauen wie Dreck behandeln und ansonsten keinerlei Persönlichkeit zeigen. Und auch Linda Ferguson (Beth Dover) wird als eiskalte, profitgierige Geschäftsfrau dargestellt, die sich keinen Funken für die Insassen interessiert. Das alles erfüllt seinen Zweck, aber in einer Serie mit solch starken Charakteren fällt es sofort auf, wenn einige wenige eher schablonenhaft dargestellt werden.
Die Flashbacks der Hauptcharaktere sind ein fester Bestandteil der Serie und haben in der Vergangenheit oft dazu beigetragen die Charaktere und ihr Verhalten besser zu verstehen. Und auch in der letzten Staffel sind wieder einige interessante Einblicke dabei, jedoch kaum etwas das irgendwie einen bleibenden Eindruck hinterlässt oder dafür sorgt, dass man einen Charakter mit anderen Augen sieht. Auf welchen Flashback man hätte verzichten können ist der von McCullough (Emily Tarver), die in dieser Staffel einfach furchtbar anstrengend, unsympathisch und uninteressant ist und viel zu viel Screentime erhält. Wortwörtlich niemand hat sich das gewünscht.
Das Finale der Serie hat bei mir gemischte Gefühle hinterlassen. Einerseits beschert die letzte Folge für viele Charaktere einen schönen und hoffnungsvollen Abschied, andererseits bleibt vieles offen. Das macht zwar Sinn, da das Leben für viele der Insassen weiter geht und nicht einfach mit dem Finale endet, aber manche Enden funktionieren fast schon als Cliffhanger und das ist dann doch ein wenig ärgerlich. Aber vielleicht sehen wir die Insassen von Litchfield ja eines Tages wieder.
Specials & Technische Details
Das Bonusmaterial der finalen Staffel sorgt für ein Gefühl der Nostalgie, denn in dem Featurette "Die Evolution von Orange" gibt es nochmal einen kleinen Rückblick auf den Anfang und die Entwicklung der Serie. In "Here We Are... das Ende" kommen Cast und Crew zusammen, um über den Entstehungsprozess der siebten Staffel zu reden und in "Eine Nachricht an die Fans" bedanken sich die Darsteller, wie der Name schon sagt, bei den Fans für sieben schöne Jahre. Das Bonusmaterial ist für Fans sicher nett anzusehen, jedoch bietet es nicht wirklich neue Hintergrundinformationen, sondern beschäftigt sich eher mit den Gedanken der Schauspieler und den Machern der Serie.
Erscheinungstermin: 19. November 2020
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 777 Spielminuten (13 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprachen (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Die Serie "Orange Is the New Black" ansehen:
Fazit
Die finale Staffel von "Orange is the New Black" behandelt bewegende und aufwühlende Themen, direkt aus dem Leben gegriffen und ist dadurch auch im letzten Jahr so relevant wie eh und je. Dadurch fühlt sich die Staffel oftmals sehr düster und deprimierend an, jedoch geht der Humor, durch den die Serie so beliebt geworden ist, dabei nicht verloren. Wer sich einen runden Abschluss wünscht, der könnte ein wenig enttäuscht werden, denn nicht alles fühlt sich abgeschlossen an. Aber gerade das macht die Serie und das Ende wiederum realistisch und wer weiß, vielleicht wird das nicht das Letzte, das wir von den Insassinnen aus Litchfield gesehen haben.
Kevin Dave Surauf - myFanbase
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