DVD-Rezension: Grey's Anatomy, Staffel 16

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Das 16. Jahr war kein leichtes für "Grey's Anatomy". Durch den unerwarteten Ausstieg von Justin Chambers das vorzeitige Staffelende durch die Corona-Pandemie hingen lange Zeit viele Geschichten in der Luft und kamen schließlich zu einem eher abrupten Ende.

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Inhalt

Foto: Ellen Pompeo, Grey's Anatomy - Copyright: 2020 ABC Studios; ABC/Gilles Mingasson
Ellen Pompeo, Grey's Anatomy
© 2020 ABC Studios; ABC/Gilles Mingasson

Fangen wir mit der Titelfigur Meredith an, die durch ihr Vorgehen bei der Behandlung von Gabby Rivera ihren Job verloren hat. Dies ist jedoch nicht die einzige Hürde, die Meredith zu bewältigen hat, denn da sie zu ihrer Tat steht, wird ihr bis zu einer Verhandlung die Lizenz entzogen, weshalb sie nicht mehr als Ärztin praktizieren darf. Die Schwebe, in der sich Meredith befindet, macht einen Großteil des ersten Drittels der Staffel aus. Meredith rückt dadurch so stark wie noch nie in den Hintergrund und taucht nur sehr sporadisch aus der Versenkung aus. Zum Glück löst sich schlussendlich alles in Wohlgefallen auf und man konzentriert sich darauf, Merediths Liebesleben nun wieder interessanter zu gestalten. Die Beziehung zu Andrew gestaltet sich in Staffel 16 alles andere als leicht und man intensiviert die Unsicherheit um die beiden noch mehr, indem mit Cormac ein potentieller Nebenbuhler auftaucht. Die Chemie zwischen ihm und Meredith stimmt ziemlich schnell und es gibt viele kleine Gelegenheiten, bei denen man Parallelen zwischen Cormac und Meredith entdecken kann.

Foto: Chris Carmack & Caterina Scorsone, Grey's Anatomy - Copyright: 2020 ABC Studios
Chris Carmack & Caterina Scorsone, Grey's Anatomy
© 2020 ABC Studios

Neben Meredith wurde auch Alex aus dem Grey + Sloan Memorial Hospital entlassen. Da er schnell einen neuen Job findet und ein anderes Krankenhaus in Seattle zu neuem Glanz aufbauen will, geht es bei Alex um einiges interessanter zu als bei Meredith. Doch nach dem Herbstfinale fehlt von Alex lange jede Spur und schließlich scheitert seine Ehe mit Jo. Für Jo, die sich am Ende der 15. Staffel in psychiatrische Betreuung gegeben hat, bricht eine Welt zusammen und es dauert eine Weile, bis sie aus der Abwärtsspirale entkommen kann. Eine große Stütze ist ihr dabei Link, in dessen Leben es allerdings auch sehr turbulent zugeht. Denn obwohl er und Amelia gerade erst etwas miteinander angefangen haben, stellen die beiden überraschend fest, dass Amelia schwanger ist. Das Paar wird auf eine schwierige Probe gestellt, zumal nicht ganz klar ist, ob nun Link oder Owen der Vater von Amelias Baby ist. Diese Fragestellung belastet auch die Beziehung von Teddy und Owen, die nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Allison einen Neubeginn wagen. Auf der Strecke bleibt dabei Tom, dem Teddy das Herz gebrochen hat. Doch er ist nicht bereit, den Kopf in den Sand zu stecken und möchte viel lieber um Teddy kämpfen.

Foto: Kelly McCreary & James Pickens Jr., Grey's Anatomy - Copyright: 2020 ABC Studios; ABC/Tony Rivetti
Kelly McCreary & James Pickens Jr., Grey's Anatomy
© 2020 ABC Studios; ABC/Tony Rivetti

Zu kämpfen hat auch Richard, der an der Seite von Alex eine neue Arbeit beginnt. Der Rausschmiss hat ihn sehr getroffen und er kann sowohl Bailey als auch Catherine nicht verzeihen. Das belastet die Ehe von Richard und Catherine ungemein und es kommt zu einem Zerwürfnis. Doch die Gefühle der beiden sind noch immer vorhanden, weshalb Catherine zu ihrem Mann steht, als Richard ins Krankenhaus eingeliefert wird. Auch Maggie sorgt sich um ihren Vater. Gleichzeitig versucht sie sich damit abzufinden, dass Jackson mit Vic einen romantischen Neubeginn wagt. In Sachen Romantik wagt auch Levi große Schritte, da seine Beziehung mit Nico sich festigt. Doch die beiden Charaktere sind grundverschieden, was Levi sich bald eingestehen muss.

Nach der Entlassung von dreien ihrer besten Ärzte hat es Bailey nicht leicht. Sie versucht, frischen Wind ins Krankenhaus zu bringen und muss sich zudem mit einem schweren Schicksalsschlag abfinden.

Rezension

Man kann es "Grey's Anatomy" nicht verübeln, dass die erzählerische Performance in dieser 16. Staffel eher mittelmäßig war, denn es kamen viele unvorhergesehene Faktoren auf, die in den Entwicklungsprozess der Geschichte zwangsläufig mit eingebaut werden mussten. Das zeigt sich schon zu Beginn der Staffel als Amelia überraschend feststellt, dass sie schwanger ist. Hier entschied man sich dazu, die Schwangerschaft von Caterina Scorsone mit einzubauen, anstatt sie zu kaschieren, wie man es in Staffel 13 tat. Leider machte man sich dadurch die lockerleichte frische Beziehung kaputt, die zwischen Link und Amelia gerade erst entstanden ist. Amelia ist nun wahrlich eine sehr emotionale Figur, die mit ihrer Unsicherheit zu dieser ungeplanten Schwangerschaft gepaart mit der Frage, ob Link oder Owen der Vater des Babys ist, für viel Augenrollen sorgte. Das Hin und Her zwischen den Männern war besonders deshalb so unschön, weil Amelia und Link die Leichtigkeit verloren ging, mit der sie uns Zuschauer in Staffel 15 erfreuen konnten. Die Entwicklung, die diese Geschichte zum Schluss nahm, war daher eine Erleichterung und hier gab es trotz des vorzeitigen Staffelendes durch Corona ein recht rundes Ende.

Foto: Camilla Luddington, Grey's Anatomy - Copyright: 2020 ABC Studios; ABC/Gilles Mingasson
Camilla Luddington, Grey's Anatomy
© 2020 ABC Studios; ABC/Gilles Mingasson

Eine weitere unerwartete erzählerische Wendung nahm die Geschichte von Alex, die so vielversprechend begann. Doch mit dem Herbstfinale war er auf einmal wie vom Erdboden verschluckt und lange wurde sein Fehlen unter den Tisch fallen gelassen. Als dann schließlich bekanntgegeben wurde, dass Justin Chambers die Serie verlassen hat, gab es unzählige Gerüchte dazu, was man mit Alex anstellen würde. Leider entschied man sich für einen sehr uneleganten Weg, der in #16.16 Abschiedsbriefe präsentiert wurde. Es war der Tiefpunkt der Staffel und egal wie man es dreht und wendet, für alle beteiligten Personen war der Weggang von Alex unbegreiflich. Am schwersten getroffen wurde davon Jo, die man selbst erst auf eine sehr emotional erschütternde Reise geschickt hatte. Leider wurde ihr zu Beginn der Staffel nur wenig Zeit eingeräumt, um uns Zuschauern zu verdeutlichen, wie es ihr geht und obwohl diese Reise für Jo noch gar nicht wirklich abgeschlossen erschien, musste nun alles stehen und liegen gelassen werden, da aus Jos Ehe plötzlich ein Scherbenhaufen wurde. Zwar ist verständlich, dass die Autoren den Ausstieg von Chambers und das Verschwinden von Alex irgendwie erklären musste, doch ihre Entscheidung hat der Geschichte nicht gut getan.

Foto: Giacomo Gianniotti & Ellen Pompeo, Grey's Anatomy - Copyright: 2020 ABC Studios; ABC/Raymond Liu
Giacomo Gianniotti & Ellen Pompeo, Grey's Anatomy
© 2020 ABC Studios; ABC/Raymond Liu

Die dritte unvorhersehbare Entwicklung war der Produktionsstopp durch Corona, wodurch so gut wie jede Geschichte zu einem harschen Ende gebracht wurde. Da haben wir Andrew, der Anzeichen einer psychischen Erkrankung zeigte, die dann aber nur leicht angerissen wird. Wir haben Richard, der ebenfalls von den Trümmern seiner Ehe steht und mental vollkommen entgleist. Wir haben Teddy, Owen und Tom, deren Liebesdreieck einfach kein Ende finden will. Wir haben Jackson, der durch seine vielen Ausflüge zu "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" immer mehr wie ein Fremdkörper wirkt und wir haben Bailey, deren Privatleben nach der Fehlgeburt vollkommen in Vergessenheit gerät. Man kann nur vermuten, ob hier noch einige bessere Auflösungen geplant waren, oder ob man sich gedacht hat, diesen Figuren in der nächsten Staffel wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Fakt ist, dass keiner von ihnen zu irgendeinem Zeitpunkt glänzen konnte und dass diese Geschichten sich an Einfallslosigkeit zu übertreffen versucht haben. Während man es von Bailey aus den letzten Jahren schon beinahe gewohnt ist, dass sie vernachlässigt wird, war es mir ein besonderer Dorn im Auge, dass man die wunderbar erfrischende Beziehung von Teddy und Tom aus Staffel 15 zerstören musste. Doch auch bei dieser grauenhaften Entscheidung wollte man nicht bleiben und so machte man Teddys Figur zum Ende hin immer unsympathischer, was wirklich nicht nötig gewesen wäre. Leid tut es mit wiederum um Andrew, der zwar stets in Merediths Schatten stand, doch gerade in dem Moment, als man ein Augenmerk auf ihn legen wollte, zog man bei der Produktion den Stecker.

Specials und technische Details

Foto: Copyright: 2020 ABC Studios
© 2020 ABC Studios

Es ist bei "Grey's Anatomy" in den letzten Jahren leider zur Gewohnheit geworden, dass auf der DVD-Box keine Specials enthalten sind, daher war es keine große Überraschung, dass auch bei Staffel 16 keine Extras zu finden sind. Dennoch ist dies wirklich schade, da man diese ohnehin etwas enttäuschende Staffel durch ein paar Specials auf der DVD-Box doch wenigstens ein wenig hätte aufpeppen können.

Erscheinungstermin: 26. November 2020
FSK: 12
Laufzeit: 819 Minuten (21 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1, 16:9 - 1.78:1
Untertitel: Deutsch, Englisch, für Hörgeschädigte, Französisch, Dänisch, Finnisch, Norwegisch, Schwedisch
Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch

Fazit

Staffel 16 von "Grey's Anatomy" wird als eine der schwächsten in die Geschichte der Serie eingehen. Teilweise haben die Serie und ihre Autoren dies selbst zu verschulden, da sie vielversprechende Geschichten auf der Strecke ließen und dafür unnötiges Drama bevorzugten. Allerdings gab es auch so einige Entwicklungen, die den Erzählfluss der Staffel unerwartet trafen, was man dieser mittelmäßigen Staffel zugute halten sollte.

Marie Müller - myFanbase

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