DVD-Rezension: La Brea, Staffel 1

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Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich mir den Pilot zu "La Brea" auf NBC angeschaut und in meiner Review Folgendes geurteilt: "'La Brea' bietet aber nicht viel Neues und ist im Pilot auch noch völlig überladen, so dass weder das Mysterium noch die Hauptfiguren mit nötigem Potenzial ausgestattet werden. Einzig der Cast könnte mich noch einmal zu einem zweiten Einschalten überreden…" Tatsächlich hat mich der Cast und die Veröffentlichung der zehnteiligen ersten Staffel auf DVD nun zum zweiten Mal Einschalten bewogen, weswegen ihr nachfolgend nachlesen können, wie es diesmal ausgegangen ist.

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Inhalt

Als sich mitten in Los Angeles auf mysteriöse Weise ein riesiges Erdloch auftut, wird unter anderem eine vierköpfige Familie auseinandergerissen. Die Mutter und ihr Sohn landen in einer urzeitlichen und gefährlichen Welt und versuchen herauszufinden, wo sie sich befinden und wie sie wieder nach Hause zurückkehren können. Währenddessen bemühen sich der Vater und seine Tochter die Wahrheit hinter dem mysteriösen Ereignis aufzudecken. Ein Lauf gegen die Zeit beginnt, um die Familie wieder zusammen zu führen – und genau diese Familie könnte der Schlüssel zu diesem großen Rätsel sein.

Rezension

Foto: Zyra Gorecki & Eoin Macken, La Brea - Copyright: Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.; Sarah Enticknap/NBC
Zyra Gorecki & Eoin Macken, La Brea
© Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.; Sarah Enticknap/NBC

Mein erstes Urteil zu "La Brea" mag dem Umstand geschuldet gewesen sein, dass speziell im Genre Mystery abrupte Absetzungen ein großes Ärgernis sind, da konkret auf einen Zeitraum konzipierten Ideen sich so nicht bis zum Ende entfalten dürfen und der Öffentlichkeit auch inhaltlich für immer verborgen bleiben (ein Schicksal, das auch diese Serie noch ereilen kann), aber so eine Entscheidung, für die einzelne Sender oder Streamingdienste verantwortlich sind, sollte eigentlich nicht das Serienerlebnis an sich beeinflussen. Dennoch ziehen sich einige Schwächen des Pilots auch durch die erste Staffelhälfte, denn diese Zweiteilung der Handlung mit Jetztzeit und 10 000 v. Chr. in L.A ist nicht immer ideal ausbalanciert. Zumal man eben auch eine thematische Zweiteilung finden kann. In der Vergangenheit geht es um Abenteuer, Action, Charakterentwicklungen und Spannung, während die Gegenwart eher den wissenschaftlichen Aspekt mitsamt möglichen Verschwörungen in den Blick nimmt. Das ist ein großer Kontrast, der erst in der zweiten Staffelhälfte zusehends aufgelöst wird und der die Serie sofort auf ein anderes qualitatives Level hebt. Auch wenn es immer noch zwei Zeitebenen gibt, so gibt es dennoch Interaktionsmöglichkeiten und die Figurenverbindungen werden offensichtlicher, so dass man als Zuschauer*in hier besser bemerkt, dass beide Ebenen eine wichtige Rolle spielen und ihre Daseinsberechtigung haben. Davor ist es aber spärlich spannend ausbalanciert, so dass die Gegenwart tatsächlich eher lästig wirkt und man sie lieber überspringen würde, um zur Action zurückzukehren.

In der Gegenwart erleben wir Gavin (Eoin Macken) und seine Tochter Izzy (Zyra Gorecki), die zunächst glauben müssen, dass sie Eve (Natalie Zea) und Josh (Jack Martin) für immer verloren haben. Gavin, der vor einigen Jahren bei einer ähnlichen Sinkhöhle einen Unfall mit seinem Flugzeug hatte, hat aber seitdem Visionen, die eine Verbindung herstellen, so dass nicht nur Vater und Tochter akribisch daran glauben, dass die verlorenen Menschen noch leben. Sie bekommen Unterstützung von Dr. Sophia Nathan (Virginie Laverdue), bei der schließlich rauskommt, dass sie und die Regierung schon länger von den Sinkhöhlen wissen, aber bislang noch keine Lösung gefunden wurde. Dieses undurchschaubare Spiel von Wissenschaft und Regierung macht diese Perspektive oft so anstrengend, auch weil Gavin und Izzy so gegen Windmühlen ankämpfen. Zweites Problem: Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Vater-Tochter-Beziehung wirklich reifen durfte. Der Unfall, der Izzy eine Prothese am Bein beschert hat, scheint nur in Eves Wahrnehmung eine große Rolle zu spielen, während sie selbst deswegen nicht im Speziellen herausgefordert wird. Zudem war von Anfang an ersichtlich, dass von den Harris-Geschwistern Izzy diejenige war, die trotz der belasteten Beziehung immer treu zu ihrem Vater gehalten hat. Vielleicht wäre tatsächlich Josh in Verbindung mit seinem Vater die bessere Kombination gewesen, weil es ein ungleiches Duo gewesen wäre. So ist Izzy einfach die bedingungslose Unterstützung für ihren Vater, die selbst aber nur Beiwerk bleibt.

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In der Vergangenheit passiert dagegen unheimlich viel und hier liegt für mich das Herzstück der Serie. Da mit einer Sinkhöhle mitten im dicht besiedelten L.A. nicht nur wenige Menschen in den Abgrund gerissen werden konnten, kommt unten ein ganz schön großer Cast zusammen. Nicht alle nehmen dabei Hauptrollen ein, aber ich fand es gut gelungen, wie die zentralen Figuren, aber auch die anderen Figuren mit einem zentralen Zweck dargestellt wurden, so dass immer Bewegung im Geschehen war. In den Handlungsentwicklungen muss man wohl über logische Zusammenhänge manchmal hinwegsehen, denn während zunächst ausgestorbene Tierarten angreifen, geht sich die Gruppe irgendwann selbst an, um dann wiederum andere Völker zu entdecken, die es eigentlich noch nicht geben sollte, um die dann zu bekriegen. Hier wäre eine Mischung statt einer konstanten Abfolge wohl logischer gewesen, aber insgesamt fand ich die Spannungsbögen je Episode gut gemacht, so dass man die inhaltlichen Entscheidungen auch nicht verkniffen hinterfragen muss. Vor allem bin ich aber mit der Charakterarbeit zufrieden, weil die Figuren genug Geheimnisse mit in den Abgrund genommen haben, die dann zu entdecken waren und weil es überzeugend gelungen ist, von den einzelnen Charakteren klare Einschätzungen auf die Bildschirme zu bringen, die aber nicht klischeehaft hängen geblieben sind. Es ist natürlich so, dass nicht alle Charaktere bei dem großen Cast in jeder Episode gleich beleuchtet werden können, aber ich hatte umgekehrt auch nie den Eindruck, dass jemand notorisch vergessen wird.

Foto: Jack Martin, Natalie Zea & Karina Logue, La Brea - Copyright: Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.; Sarah Enticknap/NBC
Jack Martin, Natalie Zea & Karina Logue, La Brea
© Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.; Sarah Enticknap/NBC

Aber auch in der Vergangenheit steht klar Familie Harris im Fokus und im Speziellen noch einmal Eve, die ihrem Namen gemäß wie die erste Frau wirkt, die uns alle durch die Handlung geleitet und als eine Art moralischer Kompass fungiert. Bei ihr und Josh hat man aber auch gesehen, wie es auch bei Gavin und Izzy besser hätte laufen sollen. Denn er war seinem Vater gegenüber sehr skeptisch, weswegen Josh und seine Mutter quasi das Traumduo waren und dennoch ist es gelungen, explosive Konflikte zwischen ihnen entstehen zu lassen, die auch gezeigt haben, dass Josh seine Loyalität nicht blind verteilt, sondern dass er immer neu wertet. Das ist ein weiterer Beleg, warum es innerhalb der Senkhöhle viel besser geklappt hat. Aber in der zweiten Staffelhälfte kommt es wie erwähnt zu einem qualitativen Ausgleich und auch hier spielen die Harris eine gewichtige Rolle. Mit der großen Wendung, die erklärt, warum Gavin Visionen von 10 000 v. Chr. hat, habe ich überhaupt nicht gerechnet und ich finde auch, dass es eine Enthüllung ist, die für so eine Serie untypisch früh dramaturgisch gesetzt wurde. Letztlich ist es aber ein Glücksgriff, zumal eben die Handlung hiernach auch nicht eingeschlafen ist, sondern die Vorlage spannend genutzt wurde.

Foto: La Brea - Copyright: Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.; NBC
La Brea
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Ausgehend von der großen Enthüllung lässt "La Brea" überhaupt nicht nach, sondern offenbart immer noch weitere Schichten, die für die Zukunft der Serie ein gutes Bild abgeben. Auf der einen Seite habe ich den Eindruck, dass die Produzenten ein klares inhaltliches Bild vor Augen haben (was ich bei Mystery eigentlich auch voraussetze, aber wer weiß schon…), aber auf der anderen Seite erhoffe ich mir, dass sie sich gleichzeitig auch durch ihre Art, die inhaltliche Ebene zu gestalten, viel Freiraum lassen. Man könnte die Serie also nach x Staffeln beenden, ohne dass etwas nicht auserzählt ist, man könnte sie aber auch noch mit einigen Nebenschauplätzen etwas aufbauschen. Aber Vorsicht, das ist natürlich nur ein Eindruck und es ist schwer abzuschätzen, wie die Zukunft sich bei NBC wirklich gestalten wird. Fakt ist aber, dass der Cast eine sehr gute Arbeit macht und dass vor allem in der zweiten Staffelhälfte auch der Inhalt sich deutlich verbessert, so dass die Lust auf das steigt, was da noch kommen wird.

Specials & Technische Details

Foto: La Brea - Copyright: Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.
La Brea
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Als Bonus werden 'Einblicke in NBCs La Brea' geboten. Syfy Wire hat ein Interview sowohl mit den Produzenten David Appelbaum, Steven Lilien und Bryan Wynbrandt als auch mit den Schauspieler*innen Zyra Gorecki, Eoin Macken, Jack Martin und Natalie Zea geführt, die Einblicke über den Verlauf der Serie sowie die Motivationen einzelner Figuren geben.

Erscheinungstermin: 19. Januar 2023
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 412 Minuten
Bildformat: 16:9 – 1.78:1
Sprachen (Tonformat): Deutsch, Englisch, Französisch (alle Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch

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Fazit

"La Brea" wirkt zunächst wie eine arg schematische Mysteryserie, die sich auch mit den zwei Zeitebenen in der ersten Staffelhälfte nicht immer einen Gefallen tut, weil die qualitativen Unterschiede zu groß sind. Angeführt aber von einem starken Cast macht es in der zweiten Staffelhälfte Klick und eine große Enthüllung läutet den Endspurt einer insgesamt kompakt erzählten ersten Staffel ein. Hiernach besteht große Lust auf mehr sowie die Hoffnung macht sich breit, dass es hier einen klaren und realistischen Plan gibt.

Die Serie "La Brea" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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