Fallen - Review, Staffel 1
Mit einer Zunahme von Serien, die auf Büchern adaptieren, stellt sich für mich immer wieder neu die Frage. Entweder ich kenne die Vorlage eh schon und bin voll aus dem Häuschen, sie endlich adaptiert zu sehen (angesichts des Ergebnisses dann vielleicht auch nicht mehr ;-)). Oder aber ich kenne die Vorlage nicht und muss überlegen, ob ich sie vorher noch lese oder eben nicht. Wenn ich so an die letzten Jahre denken, dann ist das wahrlich bei mir keine eindeutige Seite, denn oft genug habe ich mich ohne Vorkenntnisse auf Serienadaptionen eingelassen. Zumal ich ohnehin die Einstellung haben, dass Adaptionen auch ohne Vorlage funktionieren müssen und aufgrund des unterschiedlichen Mediums es ja oft auch tatsächlich tun, denn die Diskussionen um Änderungen in Bezug auf das Originalmaterial, denen begegnet man schließlich immer wieder. Bei "Fallen", der Produktion von Sky, hat sich die Frage mit dem Lesen sogar gar nicht gestellt, weil ich sie quasi erst auf dem Schirm hatte, als sie dann schon lief. Dementsprechend habe ich dann lieber eingeschaltet als erst noch zu lesen. Eine richtige Entscheidung oder doch etwas Reue dabei?
Im Normalfall erlebe ich Serienkonsum so, dass es oft einen Stolperstart gibt und irgendwann ist die Maschine geölt und dann läuft es und so kristallisieren sich meine Lieblinge heraus. Bei "Fallen" war es genau umgekehrt. Ich bin von Anfang an gut reingestartet, aber dann habe ich irgendwann nach der Staffelmitte gemerkt, wie mich das Geschehen immer mehr verloren hat. Ein Hauptgrund dafür ist sicherlich, dass das anfänglich Mysteriöse, was für mich voll seinen Reiz entfaltete hatte, einfach immer weiter so mysteriös geblieben ist, dass es irgendwann zu konfus wurde. Aber eins nach dem anderen: Der Start gelingt deswegen so gut, weil von Anfang eine Atmosphäre da ist. Die vierteilige Buchreihe von Lauren Kate ist als Jugendliteratur anzusehen, was aufgrund des 'Alters' der Protagonisten vollkommen okay ist. Dennoch wirkte es auf mich sehr erwachsen und reif. Das hat zusätzlich geholfen, weil so eine Symbiose an den Eindrücken entstand. Auch wenn es natürlich etwas seltsam anmutete, wie unbeteiligt Lucindas 'Luce' (Jessica Alexander) Eltern wirkte, als sie verurteilt wurde, fortan das Sword & Croos Internat zu besuchen. Aber es wird als Startschuss gebraucht, um Luce an das Internat zu bekommen. Gemeinsam mit ihr erkunden wir dann auch das Gelände, mit welcher Schärfe dort die Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt werden und wie so die anderen Jugendlichen drauf sind, die dort leben. Dabei entsteht immer mehr dieses Gänsehaut-Gefühl, dass da ganz gewiss etwas nicht stimmt und das ist genau die Stimmung, die ich mir erhofft hatte.
© Fallen Productions Ltd; Gabor Kotschy
Positiv bleibt auch, dass zwar mit vielen typischen Tropes für dieses Genre (Liebesgeschichte, Dreiecksgeschichte etc.) gearbeitet wird und ich es aber dennoch nicht so stark wie bei anderen Produktionen empfunden habe, dass ein paar Punkte abgearbeitet werden müssen. Zwischen Luce und Daniel (Gijs Blom) wird zwar schon in der ersten Episode dieser eine magische Moment kreiert und dennoch lag da gleich etwas in der Luft, was verraten hat, dass da mehr ist. Deswegen haben die beiden für mich auch danach nicht so einen hormongesteuerten Umgang gehabt, stattdessen wirkte das Miteinander immer bedacht, aber deswegen nicht überrationalisiert, denn die Chemie war da. Genauso würde ich aber auch die Einbindung von Cam (Timothy Innes) beschreiben. Ja, es ist offensichtlich, dass er schnell mehr in Luce sieht und deswegen auch Daniel dazu kritischer betrachtet, aber dabei war für mich auch viel entscheidender, dass sie nicht je nach Impuls immer hin- und herschwankte. Luce wirkte als Charakter sehr standfest und robust. Gerade in solchen Serien passiert es mir leicht, dass speziell die weibliche Hauptfigur schnell nervig wirkt, aber das war hier eindeutig nicht. Weiterhin hat mir gefallen, dass es zwar einen Fokus auf Luce und Daniel (und im erweiterten Sinne Cam) gab, aber dennoch habe ich auch zu Arriane (Josefine Koenig), Roland (Lawrence Walker), Penn (Esmé Kingdom), Gabbe (Indeyarna Donaldson-Holness) und Molly (Maura Bird) jeweils einen guten Eindruck gewonnen. Arriane und Molly waren für mich auch so Figuren, die jeweils das Potenzial hatten, echte Aufrührerinnen zu sein, aber ihre Taten wurde nicht plump durch Eifersucht etc. entschuldigt, sondern es ist sehr gut ausgearbeitet worden, welche psychischen Probleme sie haben und was sich daraus für ein Handeln ableitet.
© Fallen Productions Ltd; Gabor Kotschy
Doch nicht alleine die jüngeren Figuren prägen das Geschehen, sondern es sind genauso Dr. Howson (Alexander Siddig), Miss Miriam, Sophia (Sarah Niles in einer Doppelrolle) und Tasha (Sam Bell), die eine wichtige Rolle spielen. Hier fängt dann aber schon der Teil an, der bei mir den Eindruck einer sich verschlechternden Serien hinterlassen hat. Es ist klar, dass das Internat nicht für das da ist, als was es offiziell nach draußen vermittelt wird, sonst wäre es keine Fantasyserie. Dementsprechend sind die erwachsenen Figuren, die schalten und walten natürlich alles erstmal Antagonisten. Aber alle Antagonisten leben in ihrer Faszination davon, dass man sie auch verstehen kann, selbst wenn man nicht mal ansatzweise ähnlich agieren würde. Das bleib für mich hier aber auf der Strecke. Howson fand ich speziell schlecht ausgearbeitet, weil sein Balancieren zwischen Therapeut und 'Was zur Hölle macht er da?' war doch sehr wild. Bei Sophia wiederum war schnell klar, dass das brave Bibliothekarsäußere nur eine Fassade ist und sie von den Schwestern die ist, auf die man genauer schauen muss. Dazu führen diese Figuren auch immer wieder Gespräche mit Worthülsen, damit wir als Zuschauer*innen früh wissen, dass nichts ist, wie es scheint. Doch auch nach Beendigung der ganzen ersten Staffel frage ich mich rückblickend, ob das wirklich alles so Sinn ergeben hat.
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Generell hat die inhaltliche Ebene irgendwann für mich völlig die Kontinuität verloren. Eigentlich war es vom Aufbau her nämlich genau richtig. Nach und nach kommen mehr Geheimnisse raus, mehr seltsame Umstände zusammen, wie der Fluchtversuch von Daniel, der dann in Cams Unfall mündet, oder der Angriff auf Cassie (Laura Majid) und natürlich der Ausflug an den See sowie die Geheimnisse rund um Penns Familie. Da war genug, was man anfänglich wie ein Puzzleteil zusammensetzten konnte und da habe ich für mich als Zuschauerin auch das ideale Gefühl, weil natürlich das Seriengeschehen mir alles nach und nach enthüllt, ich aber dennoch ein paar Synapsen zusammenbringen muss. Irgendwann habe ich aber doch an mir gezweifelt. Bekam ich noch alles richtig mit? Habe ich einfach nur gewisse Zusammenhänge nicht verstanden? Dementsprechend habe ich nach der ersten Staffel erstmal im Internet nach Zusammenfassungen gesucht und habe tatsächlich kleine Inhaltsangaben gefunden, die keinesfalls das ganze Geschehen detailliert wiedergeben, die aber mir dennoch endlich erklärt haben, worum es eigentlich in einem großen Gesamtverständnis geht. Bei der Beschreibung war augenscheinlich, dass auch viel abgeändert worden ist, genauso hatte ich danach aber das Gefühl, dass die erste Staffel zu viel vage hält. Wenn ich auch bedenke, wie oft Luce irgendwann fragt, was sie da an dem Internat machen, da hätte man ein Trinkspiel draus machen können. Aber dennoch sind wir nicht mit jeder Frage der Antwort näher gekommen und das ist schon bitter. Auf der inhaltlichen Ebene ist vieles irgendwann komplett eingestellt worden, weswegen auch der finale Showdown so unsinnig wirkt. Denn ich habe mich ständig gefragt, wer kämpft da eigentlich nun gegen wen warum?
© Fallen Productions Ltd; Gabor Kotschy
Mit der Inhaltszusammenfassung im Hinterkopf hat sich für mich nachträglich einiges etwas besser zusammengesetzt. Natürlich wurde auch meine Theorie, dass es um Engel geht, dadurch bestätigt, aber da war auch der Serientitel eigentlich schon deutlich genug. Dennoch ist es doch eigentlich erschreckend, wie wenig die Serie selbst dazu beigetragen hat, sowas in einen konkreten Kontext zu packen. Mit den tausend Leben pro Figur war das Übernatürliche zu greifen, aber ansonsten hatte ich bei der Gruppe nicht das Gefühl, dass sie übernatürliche Wesen sind. Die Outcasts waren da eine ganz andere Spezies und sie haben die Serie auch am deutlichsten für mich zu Fantasy gemacht. Ansonsten wirkte die Serie lange für mich wie ein Internat, auf dem junge Menschen mit den unterschiedlichsten psychologischen Gesundheitsbilder zusammenkommen. Was auch seinen Reiz hatte, ganz eindeutig, denn wie gesagt, die Figuren und ihre Ausgestaltung, Daumen hoch dafür, aber das war nun im Hauptkern wirklich nicht die Botschaft der Serie. Die eigentliche Botschaft kam für mich aber nicht rüber.
Fazit
"Fallen" hat für mich perfekt den Teilabschnitt einer Achterbahn dargestellt. Langsam geht es den Berg hoch, die (An-)Spannung steigt, die Vorfreude auf das Kommende schleicht sich hinzu und dann ganz oben. Da geht es steil bergab, aber ohne das Euphoriegefühl, das sonst durch den kurzen Moment der Schwerelosigkeit ausgelöst wird. Hauptkritikpunkt ist für mich leider, dass ich die größeren Zusammenhänge nicht richtig verstanden habe und dass ich nach der Zusammenfassung des Buchs auch das Gefühl habe, es ist etwas ganz anderes adaptiert worden. Wenn hier auf eine zweite Staffel spekuliert wurde, ist das vielleicht schon nach hinten losgegangen.
Die Serie "Fallen" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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