Fallout - Review
#1.08 Der Anfang
Das Staffelfinale steht für mich ganz im Zeichen der Wandlung. Zudem beantwortet es einige Fragen, allerdings stellt es auch neue in den Raum. Genau wie die Episode beginnen wir direkt mit Maximus (Aron Moten). Dieser wird nach Filly geflogen, welches von der Stählernen Bruderschaft überrannt wurde. Dort sitzt er dem obersten Kleriker Quintus (Michael Cristofer) gegenüber und übergibt ihm den präparierten Kopf, welcher angeblich das gesuchte Artefakt beinhaltet. Natürlich merkt Quintus kurz danach, dass er eine Fälschung in der Hand hält. Auf die Frage hin, wo sich sein Ritter befindet und Maximus diesen für tot erklärt, wird es sehr eng für den Knappen. Der oberste Kleriker stellt nämlich fest, dass sich in Maximus' Gegenwart Ordensbrüder häufiger verletzen, womit er auf Aspirantin Danes Schnittwunde anspielt. In dem Moment lässt Dane (Xelia Mendes-Jones) jedoch die Bombe platzen und räumt ein, sich in der ersten Folge selbst verletzt zu haben. Damit rettet sie Maximus das Leben. Später entschuldigt sie sich bei dem Knappen dafür, dass er wegen ihrer Tat in Verdacht geriet. Vielleicht hätte sie einfach keine Rasierklinge in ihrem Stiefel befestigen sollen, sodass es nicht wie ein Attentat aussah? Ich weiß nicht, ob diese Wendung von Drehbeginn an geplant war. Bei einer erneuten Besichtigung der ersten Folge, wo sich Dane darüber freut, dass sie als Knappe erwählt wurde, sah ich keinen Hinweis darauf, dass sie sich einen Tag später den Fuß aufschlitzen würde. Normalerweise verstreuen die Filmemacher immer ein paar kleine Details in solchen Szenen, die dem Zuschauer dann beim erneuten Anschauen auffallen. Maximus, als der Verursacher von Danes Verletzung, wäre bestimmt die wirkungsvollere Wendung gewesen.
Aber sein Charakter soll offensichtlich zum Helden ausgebaut werden und hier schreitet seine Wandlung voran. Von einem ehrgeizigen, egoistischen, einfältigen, etwas gewalttätigen und manchmal auch skrupellosen Soldaten hin zu einer idealistischen, mutigen und friedfertigen Person. Der am liebsten das Ödland hinter sich lassen möchte, um in einem Vault zu leben. Ob es am Ende auch so kommt? Denn in seiner letzten Szene zieht ihn die Bruderschaft und das Ödland immer weiter in ihren Strudel hinein. Dane und andere Aspiranten ernennen ihn pro forma zum neuen Ritter der Stählernen Bruderschaft, da Dane fälschlicherweise behauptet, dass Maximus Lee Moldaver erschossen hat. Inwiefern die Aspiranten dazu befugt sind, erschließt sich mir jedoch nicht. Eigentlich hat Maximus dann alles erreicht, was er wollte, denn er wird sehr wahrscheinlich zum Ritter geschlagen.
Als nächstes hätten wir den Vault-31-Arc, mit Norm (Moises Arias) als seinem Hauptprotagonisten. Die Auflösung war eigentlich ziemlich vorhersehbar, wurde aber gut inszeniert. Vor allem, weil man bis zu dieser Folge nur einen kleinen Hinweis in der sechsten Episode versteckt hat, wo Cooper Howard (Walton Goggins) in der Vergangenheit mit dem Assistenten seiner Frau Barb (Frances Turner) telefoniert, welcher sich als Henry vorstellt und sich nun als Hank MacLean (Kyle MacLachlan) entpuppt, Norm und Lucys Vater. Alle Bewohner vom mysteriösen Bunker 31 sind eingefrorene Vault-Tec Mitarbeiter. Selbst der Präsident Bud Askins (Michael Esper) hat überlebt, als mobiles Gehirn in einem Glas. Wieder ein total absurdes Element, das sich perfekt in die Grundstimmung der Serie einfügt. Wie bereits erwähnt, man hätte diese Auflösung im Vorfeld erahnen können, aber es war trotzdem spannend und unterhaltsam. Zum Beispiel, als das Zerebrum auf Rädern versucht, den jungen Norm zu betäuben, was diesen aber null interessiert.
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Die Szenen liefen parallel zur Nebenhandlung des Ghuls und seinen Rückblicken. Dieser hörte in der Vergangenheit ein Meeting seiner Frau Barb ab und was er da vernahm, ließ ihm den Atem stocken. Während der Konferenz machte sie den Vorschlag, dass man in jedem Vault an den Bewohnern experimentieren sollte. So wie es schon vom mutierten Vault 4 Aufseher angesprochen wurde, in der sechsten Episode. Danach folgt eine kleine Liste von Vorschlägen verschiedener Firmenchefs, welche Experimente sie durchführen würden. Einen Vault übervölkern, um einen Ressourcenkrieg zu provozieren, oder einen intelligenten Milch-Lieferroboter als Leiter eines Bunkers. Einen Vault, in welchem man an illegalen Einwanderern experimentiert, um diese zu mutieren, oder eine Bunkeranlage mit Psychopharmaka in der Luft. Einen Vault aus Kindern, wo nur die schlausten erwachsen werden und so weiter. Plötzlich bekommt das Überleben in einem dieser Atombunkeranlagen einen sehr faden Beigeschmack. Was Cooper Howard aber wahrscheinlich am meisten traumatisiert, ist, wie seine Frau offen darüber spricht, den Atomkrieg selbst herbeizuführen. Sie beendet ihren Monolog mit dem Satz: "Krieg bleibt immer gleich." Zwischenzeitlich treffen wir noch auf eine junge Version von Aufseherin Betty Pearson (Princess Bey) und einen mittelmäßig CGI-verjüngten Hank/Henry MacLean. Während wir in der Gegenwart warten müssen, bis zum Showdown im Observatorium, auf einen Auftritt vom Ghul. Dort mordet er sich gewohnt hämisch durch die Reihen der Stählernen Bruderschaft.
Doch bevor ich näher darauf eingehe, springen wir noch zu Lucy. Diese landet gleich zu Beginn endlich an dem Treffpunkt, auf dessen Weg hin sie sich am Ende der zweiten Episode aufgemacht hat und begegnet dort ihrem Vater. Kein Ahnung, was Lucy MacLean den Drehbuchautoren angetan hat, aber die lassen sie bis zur letzten Szene richtig leiden. Dabei ist sie einfach nur glücklich, ihren Vater wiederzusehen und tritt dabei der Banditenanführerin Moldaver (Sarita Choudhury) selbstbewusst entgegen. Diese zeigt sich sogar kooperativ, nachdem sie von Lucy das Artefakt erhalten hat, in Form eines Fusionssplitters. Danach erzählt Lee ihr, woher sie und Aufseher Hank sich kennen und was es mit dem fast verwesten, weiblichen Ghul am Essenstisch auf sich hat. Ab da prasseln eine Reihe von Salven traumatischer Wahrheiten auf Lucy nieder, bis diese völlig apathisch auf dem Boden kniet. Als erstes erfährt sie, dass ihr Vater nie in einem Vault geboren wurde, was man noch verkraften kann. Dann erzählt Moldaver ihr, dass Lucys Mutter Rose einst mit ihren Kindern die Vault verlassen und sich in Shady Sands niedergelassen hat. Als Hank seine Familie zurückholen wollte und Rose sich weigerte, nahm er die Kinder und machte Shady Sands dem Erdboden gleich. Zum Schluss wird ihr offenbart, dass der Ghul am Essenstisch ihre Mutter ist.
Im finalen Showdown treffen dann alle im Observatorium aufeinander. Die Stählerne Bruderschaft lässt ihre Ritter und Knappen auf die Raider los. Der Ghul stößt hinzu und metzelt jeden nieder, der sich ihm in den Weg stellt. Da der Kopfgeldjäger eine zu große Bedrohung ist, sucht Maximus Lucy auf, um sie und ihren Vater zu befreien. Dort erfährt er von der Vaultbewohnerin, dass ihr Vater verantwortlich ist für die Zerstörung seiner Heimatstadt. Doch bevor er ihn angreifen kann, wird er von dem Aufseher niedergeschlagen. Im richtigen Moment betritt der Ghul die Kuppel und zeigt uns zum ersten Mal die Motivation hinter seinen Taten, außer Zynismus und reiner Mordlust. Der Kopfgeldjäger ist seit über 200 Jahren auf der Suche nach seiner Familie. Doch anstatt sich dem Ghul zu stellen, ergreift Hank sofort die Flucht. Der mutige Papa Hank hat sich auch in einen soziopathischen Feigling verwandelt. Im direkten Kontrast zu ihm bekommt der Ghul mehr Tiefgang und etwas Menschlichkeit verpasst. Der Kopfgeldjäger bietet Lucy sogar an, ihn zu begleiten, ganz ohne Zwang, da die Nachhut der Bruderschaft sie ohnehin töten würde. Die ehemals optimistische und leicht naive Frau steht nun vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Sie hat ohnehin zu viel erlebt, um in die Vault zurückzukehren und dort ihr friedliches Leben weiterzuführen. Sie gibt dem weiblichen Ghul, welcher einst ihre Mutter war, den Gnadenschuss und verlässt den bewusstlosen Maximus, um sich dem Kopfgeldjäger auf seinem Rachefeldzug anzuschließen. Dieser führt sie in der nächsten Staffel offensichtlich in die Stadt New Vegas, auf die wir einen kleinen Blick in der Ferne werfen durften. Nachdem Maximus aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, sieht er, wie Moldaver schwer verwundet die Kuppel betritt, die kalte Fusion startet und sich neben Lucys toter Mutter auf einen Stuhl sinken lässt. Um sie herum, im Dunkel der Nacht, werden verschiedene Gebäude mit Strom versorgt und elektrische Lichter erhellen die Umgebung. Sie spricht noch kurz zu Maximus, bevor sie ihren Verletzungen erliegt. Doch auch die Flammenmutter scheint nicht einfach nur eine Banditenanführerin zu sein, sondern mehr eine Revolutionärin. Ihr Ziel war es demnach, mit der kalten Fusion das Ödland zu retten. Doch jetzt fällt ihre Innovation in die Hände eines paramilitärischen Ritterordens. Sie stirbt und unmittelbar danach betritt unter anderem Aspirantin Dane die Szenerie. Diese erklärt Maximus sogleich zum Bezwinger der feindlichen Anführerin. Erneut eine Lüge im Leben des jungen Knappen, in dessen Gesicht sich mittlerweile eine gewisse Erschöpfung abzeichnet. Krieg bleibt immer gleich, das stimmt, aber die Menschen verändern sich.
Fazit
Ein rundes Finale, mit viel Action. Natürlich wurden viele Fragen nur teilweise beantwortet, da die Handlung noch voranschreitet. Etwas vermisst habe ich Thaddeus und weitere Rückblicke über Siggi Wilzig blieben uns vergönnt. Aber die Showrunner haben es verstanden, die Welt von "Fallout" zum Leben zu erwecken, mit einer Menge Fanservice und dem typischen "Fallout"-Humor. Die Handlung fährt zwar einige Twists auf, doch der Plot ist weit weniger komplex, als er zu Beginn wirkt. Das einzige Unvorhersehbare ist die bizarre Situationskomik und die genauso grotesken Nebenfiguren. Sie sind letzten Endes auch das, was wirklich im Gedächtnis erhalten bleibt. Doch für eine Auftaktstaffel hat "Fallout" fast alles richtig gemacht und wahrlich noch genug Zeit, um die Plot-Mängel zu beheben. Ich bin gespannt auf eine weitere Season und werde bis dahin noch mal eines der Games ausgraben und mir so die Zeit verkürzen.
Die Serie "Fallout" ansehen:
Andy Bananas - myFanbase
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