From Scratch - Review Miniserie
Während manche Serien pompös angekündigt werden und episch scheitern, laufen andere Produktionen von Anfang unter dem Radar, haben vielleicht sogar eine Synopsis, die nur wenig aussagt und vom Gesamtgeschehen nur einen Bruchteil wiedergeben. Die letztere Einschätzung gilt auch für die neue Miniserie "From Scratch", die bei mir nur wirklich wegen Zoe Saldana in den Fokus rückte, die natürlich schon in zahlreichen Produktionen an Bord war, aber speziell als Gamora aus "Guardians of the Galaxy" mich immer schon sehr berühren konnte. Von daher vielen Dank für dieses Casting, vielleicht hätte ich sonst bei dieser riesigen Serienauswahl nie zugriffen, aber es hat sich doppelt und dreifach gelohnt. Deswegen betone ich es gerne hier schon, damit es keinesfalls untergeht: gucken, gucken, gucken! Hiernach sind alle Herzen offen und das aus vielfältigen Gründen.
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"From Scratch" beruht auf einer wahren Geschichte und zwar auf den gleichnamigen Memoiren (Buch im Original bestellen) von Schauspielerin Tembi Locke. Diese ist für Serienfans keine Unbekannte, hat sie doch in "Eureka - Die geheime Stadt" bereits eine wiederkehrende Rolle gespielt und ist ganz aktuell aus "Noch nie in meinem Leben ..." bekannt. Sie selbst hat nun als Produzentin mit ihrer Schwester an der Serienadaption mitgewirkt und dafür Unterstützung von dem Produktionslabel Hello Sunshine bekommen, bei dem u. a. Reese Witherspoon beteiligt ist. Dennoch ist die Miniserie keine originalgetreue Umsetzung, denn aus fiktionalen Gründen hat es einige Abänderungen gegeben, so ist Hauptfigur Amahle 'Amy' Wheeler (Saldana) keine Schauspielerin, sondern eine Jurastudentin, die ihre Leidenschaft für die Kunst entdeckt. Das ist nur ein Beispiel, aber insgesamt kann man die Unterschiede eher als oberflächlich bezeichnen, denn der Kern der Lebensgeschichte bleibt derselbe. Und er muss es auch, denn diese Erzählung fühlt sich so real und behutsam in zig Aspekten an, dass es ein klassisches Beispiel ist für: das Leben schreibt die besten Geschichte!
Die Auftaktfolge hat zwar keine Spielfilmlänge, aber dennoch musste ich sofort an eine typische RomCom denken, die in Italien spielt. In diesem Jahr hat es bei der Streamingheimat Netflix von "From Scratch" mit "Love & Gelato" und "Love in the Villa" schon zwei Filme dieser Art gegeben und es wurde genau diese Atmosphäre erzeugt. Etwas Sehnsuchtsvolles, viel Essen, tiefe Romantik und mittendrin Amy und eben Lino (Eugenio Mastrandrea). Zwischen den beiden flirrt sofort die Luft und es ist ein Geschenk, dass es zwischen den beiden Stars von der Chemie her so geklappt hat, denn ansonsten hätte die gesamte Serie nicht funktioniert. Aber schon die erste Begegnung, die zwar von Vorurteilen geprägt ist, zeigt dennoch sofort, diese beiden könnten sich überall begegnen und immer würde ihr Blick beieinander landen. Auch später, wenn sie sich immer häufiger bemerken, die Leidenschaft füreinander ist stetig zu spüren, obwohl sich gleich entscheidende Probleme auftun. Aber genau diese haben Amy und Lino auch gemeinsam und das wird ein weiterer Faktor sein, der sie zueinander hinzieht. Beide kommen aus sehr traditionellen Familien und haben mit entsprechenden Erwartungen zu kämpfen, während sie gleichzeitig gerne einfach nur ihr eigenes Leben führen.
Amys Familie hat afrikanische Wurzeln, doch inzwischen sind die Wheelers vor allem in Texas fest verwurzelt und wenn Hershel (Keith David) auf der Bildfläche erscheint, dann erleben wir einen Mann, der sich in das Bild eines Cowboys mit aller Liebe hineingefunden hat. Damit ist er aber auch eine sehr dominante Persönlichkeit. Während seine älteste Tochter Zora (Danielle Deadwyler) zwar nicht wie er Anwältin geworden ist, kann er mit ihr als Lehrerin leben, aber Amy soll unbedingt in die Fußstapfen treten, brennt aber für Kunst. Schließlich gibt es noch Mutter Lynn (Kellita Smith), die die frühe Scheidung von Hershel nie richtig verwunden hat und deswegen auch stetig mit seiner zweiten Frau Maxine (Judith Scott) konkurriert. Sie ist das völlig gegenteilige Extrem, was es beiden Wheelern-Töchtern schwer macht, sich irgendwo in der Mitte zufriedenstellend zu positionieren. Lino wiederum kommt aus Sizilien und es wird gleich etabliert, dass die Sizilianer im gesamten restlichen Italien als Außenseiter empfunden werden. Dass er also für seinen Traum, Koch zu werden, nach Florenz gezogen ist, hat ein großes Risiko bedeutet, weil er Vorurteile überwinden musste. Aber es hat auch die Verbindung zu seinen Eltern Filomena (Lucia Sardo) und Giacomo (Paride Benassai) beeinflusst. Speziell der Vater ist ein Traditionalist durch und durch. Er ist stolzer Sizilianer, sein Sohn sollte einmal alles übernehmen, weswegen er ihm das Wegziehen nie verzeihen konnte. Dazu kommt auch der strenge katholische Glaube hinzu, der Filomena zur braven Ehefrau macht, die lieber zu allen Heiligen betet als ihrem Mann gegenüber für ihren Sohn einzustehen. Trotz all dieser Schwierigkeiten, die beide durchleben, finden sie einander und nach dieser Auftaktepisode hat man als Zuschauer*in das Herz voll, wie sich das für eine perfekte RomCom gehört.
Doch ab hier geht es erst richtig los und nach und nach verabschieden wir uns deutlich von den RomCom-Strukturen, denn die beiden wollen sich als Paar auch abseits ihrer Traumblase eine Chance geben, doch die Realität stellt sie vor immer neue Herausforderungen. Die Serie ist nun immer wieder in Zeitsprüngen erzählt, durch die wir die gemeinsame Geschichte von Amy und Lino über fast zehn Jahre hinweg begleiten und alles fühlt sich so unglaublich echt an. Das liegt auch daran, dass die Serie sich eben nicht nur auf diese beiden als Figuren fokussiert, sondern auch um ihr ganzes Drumherum. Auch wenn sie angesichts vieler Widerstände, so bleiben die Ortolanos beispielsweise der Hochzeit in Florenz fern, immer wieder betonen, dass nur sie füreinander wichtig sind, zeigt die Realität, dass es schwer ist, einzelne Faktoren auszuradieren, gerade wenn sie sich selbst immer aufdrängen. Vor allem sind es oft die beruflichen Perspektiven, aber auch die kulturellen Unterschiede, die für Konflikte sorgen. Lino wagt für Amy das Abenteuer Amerika, da sie in Los Angeles einen Job in einer Galerie bekommen hat. Während sie also endlich ihren Traum lebt, fühlt sich Lino verloren. Er arbeitet zwar in einem italienischen Restaurant, aber eigentlich empfindet er es als Beleidigung, das überhaupt italienische Küche zu nennen. Niemand interessiert sich für Fußball und wenn Lino sich in der heimischen Küche ausprobiert, dann setzen die Wheelers lieber auf amerikanische Küche. Aber das Besondere an den beiden ist immer, dass sie ihre Gefühle ausleben, dass sie auch mal sauer sein können, dass sie am Ende aber immer miteinander sprechen und Lösungen finden. Es ist eine Beziehung voller Geben und Nehmen. Mal bringt sie Opfer, mal er und mal genau umgekehrt, aber wenn es nicht mehr geht, dann sprechen sie miteinander statt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen.
Es ist schön, dass all diese Aspekte, die sich immer wieder durch die verschiedenen Lebensphasen erleben lassen, so detailliert in Szene gesetzt wurden. Denn so schaffen die erst drei Episoden, die zwar schon sehr sehenswert sind, aber im Gegensatz zum Rest definitiv nur der Aufgalopp sind, eine tolle Grundlage für die restliche Serie. Sehr aktuell habe ich gerade die erste Staffel von der HBO-Produktion "House of the Dragon" geguckt. Zwar haben wir es hier mit zwei völlig verschiedenen Genres zu tun, aber in beiden wird sehr häufig das Stilmittel Zeitsprung verwendet. Während es in der Fantasy-Serie schon mal für die Charakterentwicklungen und die immer wieder neu erforderliche Einfindung ins Geschehen beschwerlich war, hat es mich in "From Scratch" in keiner Weise gestört. Man hat sich sofort zurechtfinden können, auch wenn sich zwischendurch einiges verändert hat, sei es in ihrem Job oder in den jeweiligen Familien, aber alles hat sich natürlich ergeben. Weiterhin haben die ganzen Details vom Anfang dafür gesorgt, dass die restlichen Episoden so tief ans Herz gingen. Beispiel die Schwestern. Über den Verlauf der Serie hinweg hat Amy Zora doch so einiges zugemutet, doch nur einmal ist es so hochgekocht, dass Zora sich ihre Auszeit nehmen musste. Hier wurde schnell deutlich, dass sie als große Schwester immer schon die Verantwortung für beide getragen hat und dass sich das als Muster eingebürgert hat, was Fluch und Segen zugleich sein kann. Da ich selbst große Schwester bin, bin ich damit bestens vertraut, weswegen es auch so bittersüß war, wie dieses Miteinander später vor allem in ihren Stärken ausgespielt wurde. Zora hat weiter Opfer gebracht, wieder und wieder, aber sie war auch diejenige, die Amy damit an ihrem dunkelsten Punkt gerettet hat.
Weiteres Beispiel: die Mütter. Maxine ist eine sehr großzügige und warmherzige Person, was in allen Szenen zu merken ist. Sie hört sich die Provokationen von Lynn an und es wird sie tief drinnen schmerzen, aber sie macht mit, für Hershel und für ihre Stieftöchter. Nur einmal platzt es aus ihr heraus, nur um dann zu merken, dass sie Lynn diesmal eine Spitze unterstellt hat, die so gar nicht gemeint war. Denn die beiden Frauen sind durch Amys Geschichte fast unbemerkt zusammengewachsen und haben realisiert, dass sie beide für sie wichtig sind und dass es gar nicht um Konkurrenz gehen muss. Meine Beispiele haben sicherlich gezeigt, dass es vor allem auch um die Nebenfiguren abseits der großen Liebesgeschichte ging und das hat mir doch deutlich gezeigt, dass die Charakterarbeit überall wirklich großartig gemacht worden ist und das selbst bei Linos Familie, die mir in ihrem Überzeugungen und Verhaltensweisen so fremd wirkten, die aber in sich so schlüssig war, dass man auch für sie Sympathien bemerkt hat und das ist in einer solchen Dramaserie voller Gefühle ein großes Geschenk, weil sie sich keine inneren Blockaden gegen gewisse Vorgänge auftun können.
Über den Inhalt will ich gar nicht viele weitere Worte verlieren, weil das jede*r für sich selbst erleben muss, aber es ist eine intensive Reise, die nur immer noch besser und noch besser erzählt wird. Dazu trägt im großen Maße auch die schauspielerische Leistung bei. Was bin ich dankbar für Saldana in der Amy-Rolle, denn sie hatte die Hauptlast des Films zu tragen und wow, wow, wow. Gerade am Ende, wo gefühlt das Schwerste mit ihr geschafft war, hat sie noch einmal mit ihrer Mimik einen draufgesetzt und auch ohne viele Worte einen wichtigen inneren Prozess durchlebt. Die so wichtige Chemie zwischen ihr und Mastrandrea habe ich schon erwähnt, aber er alleine hatte auch eine große Herausforderung zu meistern und ich habe ihm alleine schon dafür zu danken, dass ich schrecklichen Appetit auf italienische Küche haben, denn so leidenschaftlich wie er immer am Herd stand, herrlich! Aber auch die angesprochene Deadwyler stach für mich heraus, weil sie die emotionale Stütze für alle anderen war, in ihrer Rolle und in ihrer eigenen Persönlichkeit. Sie alle haben dazu beigetragen, dass ich die letzten Episoden nur noch durchgeweint habe. Für eine Miniserie würde ich das bei mir schon als extrem bezeichnen. So konstant beschert(e) mir das sonst nur "This Is Us" und da brauchte es erstmal eine gewisse Episodenzahl, um diese emotionale Verknüpfung aufzubauen, von daher Riesenrespekt für diese so echte Erzählung, die mich tief berührt hat!
Fazit
"From Scratch" darf nicht unter dem Radar laufen, von daher spreche ich mit einer gewissen Dringlichkeit eine Sehempfehlung für diese neue Netflix-Produktion aus. Alle, die echte Geschichten, echte Emotionen und echte Schauspielkunst zu schätzen wissen, die werden hier auf ihre Kosten kommen und ich würde gerne noch einmal in den Genuss kommen, es zum ersten Mal sehen zu dürfen.
Die Serie "From Scratch" ansehen:
Lena Donth – myFanbase
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