Glamorous - Review, Staffel 1
Ob es ein Zufall ist, dass die neue Netflix-Serie "Glamorous" mit Kim Cattrall in der Hauptrolle am selbigen Tag veröffentlicht wird, wie die zweite Staffel von "And Just Like That..." bei Max? Nein, ich denke nicht und wenn man mal kurz einige Einträge überfliegt, wird schnell klar, dass man "Glamorous" als Konkurrenz betitelt und damit auch indirekt die (angebliche) Fehde zwischen Kim Cattrall und Sarah Jessica Parker aufrecht erhalten will. Ob die Serie tatsächlich als Konkurrenz angesehen werden kann, erfahrt ihr jetzt.
Als ich von "Glamorous" gehört habe und dass Cattrall die Hauptrolle einnehmen würde, stand für mich nicht nur fest, dass ich die Serie gucken werde, sondern es stand für mich auch fest, dass sie die Rolle toll verkörpern würde und sie wunderbar passt. Und genauso war es auch, aber dazu später noch genauer. Ich fand den Plot auch interessant, denn mit Marco Mija (Miss Benny) hat man einen queeren Mann im Zentrum, der in einem Job arbeitet, der noch vor noch nicht allzu vielen Jahren nur als Frauenjob angesehen wurde, was überhaupt nicht abwertend klingen soll, sondern vielmehr positiv gemeint ist, da sich die Zeiten eben doch gewandelt haben. Nicht umsonst wurde "Glamorous" im Pride-Monat veröffentlicht. Allerdings geht es bei der Serie nicht nur um das Thema Make-up oder Queersein. Es geht vor allem auch um die Selbstfindung der verschiedenen Charaktere sowohl beruflich als auch persönlich, was ich extrem wichtig fand und noch immer finde. Obwohl Queersein und Selbstfindung hier eigentlich hätten Hand in Hand gehen sollen, doch manches wurde nur angerissen.
Mit Marco hat man einen 22-jährigen Mann, der halbtags in einer Mall Make-Up verkauft und in regelmäßigen Abständen seine Videos hochlädt und damit viele Follower erreicht. Ganz im Gegensatz zu seiner alleinerziehenden Mutter Julia (Diana-Mari Riva), die als Anwältin das Geld verdient, aber nicht sonderlich glücklich wirkt. Als Mutter hat sie auch die Aufgabe, ihren Sohn zu einem Mann zu erziehen, der selbst seinen Unterhalt verdienen kann, zumindest kommt genau das in den ersten Szenen rüber, ebenso, wie stark Marco ist, an sich zu glauben und von seinem Tun überzeugt ist. Das ist auch der wenig überraschende Grund, dass er in der Mall auf Madolyn Addison (Cattrall) trifft, die von seinem Verhalten und Wissen wie Ideen begeistert ist und ihn einstellt. Auch wenn in "Glamorous" einiges anders ist, kommt man wohl nicht umher, es mit dem 2006 erschienen Film "Der Teufel trägt Prada" mit Meryl Streep, Anne Hathaway und Emily Blunt in den Hauptrollen zu vergleichen – zumindest Cattralls Rolle hat doch einige Züge von Miranda Prisley und auch Marco könnte man als Andy Sachs ansehen, die aber genau weiß, bei wem sie da gelandet ist.
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Ähnlich auch wie beim Film kämpft man in der Serie auch darum, dass Madolyns Unternehmen bestehen bleibt und nicht von der Konkurrenzmarke Vendemaire aufgekauft werden soll. Der mögliche Verkauf hat zwar einiges an Raum in der zehnteiligen Staffel eingenommen, was ich verstehen kann, aber ich fand es doch zeitweise anstrengend, weil mir schon klar war, dass man diesen möglichen Verkauf abwenden kann. Eher ging es darum, dass Madolyn erkennt, nicht alleine zu sein, dass sie ihrem Fahrer Teddy (Ricardo Antonio Chavira) vollkommen vertrauen und dass sie die Dinge gemeinsam mit ihrem Team meistern kann. Dennoch hoffe ich, sollte sich Netflix für eine zweite Staffel entscheiden, dass man Madolyn ebenfalls Liebe gönnt. Es muss nicht James (Mark Deklin) sein, da er sich praktisch selbst ins Aus geschossen hat, als er sich als Maulwurf hat verpflichten lassen. Teddy passt viel besser, denn man sieht deutlich, wie nahe er Madolyn steht und es wäre eben auch gut, weil es gut für ihre Selbstfindung wäre, nicht auf ewig und immer alleine zu bleiben.
Kommen wir jetzt mal zu Marco, der zweiten zentralen Hauptfigur in der Serie. Ehrlich gesagt fand ich ihn oftmals etwas anstrengend in seiner Art und Weise. Er wirkte oftmals zu überdreht und zu kritisch anderen gegenüber wie beispielsweise seinem Finanz-Bro Parker (Graham Parkhurst), mit dem er dann eine reine Sex-Beziehung hat, dann aber auch nicht von Arbeitskollege Ben (Michael Hsu Rosen) abgeneigt ist und daraus eine Dreiecksbeziehung entsteht, die auch eher angestrengt wirkt. Man hat sie spätestens ab der Mitte der Staffel absichtlich in die Länge gezogen und man hat Marco dennoch immer denselben Fehler machen lassen und Ben ebenso als eine männliche Zicke dargestellt, was nervig gewesen ist. Dennoch muss man Marco zugute halten, dass er ganz am Ende der Staffel erkannt hat, was er wirklich in seinem Leben will bzw. wer er in seinem Leben sein will. Ich finde es schade, dass man eigentlich viel zu viel Zeit mit dieser dämlichen Dreiecksbeziehung verschwendet hat, obwohl ich es viel wichtiger gefunden hätte, mehr Zeit in die Selbstfindung zu investieren. Ich hatte leider den Eindruck, man hat die Episode vor allem dafür genutzt, Marco auf den Weg zu führen, sich mit einer Geschlechtsangleichung zu befassen. Besonders ärgerlich ist es einfach, weil "Glamorous" vom ersten Moment darauf angesetzt war, sich mit queeren Themen zu befassen und dabei man es aber in vielen Teilen versäumt hat, diese auch tiefer zu beleuchten. Gerade bei Marco ist es eben schade, da man ihn als zentrale Hauptfigur vorgestellt hat.
Ähnlich schade ist es auch bei der beruflichen Verwirklichung von Venetia (Jade Peyton). Auch hier ist man es eher oberflächlich angegangen, vielleicht liegt es auch ganz daran, weil die Gesellschaft in diesem Serienuniversum so dargestellt wird, dass es viel wichtiger ist, den Schein zu wahren, als seinem Herzen zu folgen. Dadurch wirkte es leider auch dämlich, dass Venetia Firmengeheimnisse an die Konkurrenz weitergegeben hat, daraufhin rausgeflogen ist und dann – als es Probleme gab – wieder eingestellt wurde und sie dann das bekommen hat, was sie wollte. Dadurch hat man einen großen Widerspruch gegeben und beruflich hat das in meinen Augen nichts mit Selbstfindung zu tun, sondern mit Inkonsequenz. Es wäre besser gewesen, wenn man mehr auf der privaten Ebene getan hätte. Da gefiel mir die Entwicklung von Chad (Zane Phillips) besser. Bei ihm hat man einen guten Bogen dahin gedreht, zu erklären, warum er so versessen darauf war, seiner Mutter Madolyn zu gefallen.
Fazit
Ich habe zwar vieles bei "Glamorous" kritisiert, man hat aber meiner Meinung nach auch erkannt, dass man auf etwas Wichtiges hingearbeitet hat, was man in einer möglichen zweiten Staffel noch unbedingt mehr ausarbeiten muss – eine Konkurrenz zu "Sex and the City" sehe ich nämlich noch nicht.
Die Serie "Glamorous" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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