Grease: Rise of the Pink Ladies - Review #1.01-#1.02

"Grease" ist zunächst als Musical konzipiert worden und feierte Anfang der 1970er Premiere am Broadway, ehe es 1978 eine Verfilmung mit John Travolta und der inzwischen leider schon verstorbenen Olivia Newton-John gab. Es ist einer dieser Filme, die ohne Frage Kult sind und die somit auch wie selbstverständlich an die nachfolgenden Generationen herangetragen werden. Da man mich mit Musik ohnehin immer einfangen konnte, war "Grease" für mich mit Hits wie "Summer Nights", "You're the One That I Want" oder "Hopelessly Devoted to You" natürlich ebenfalls prägend. Je älter ich jedoch wurde, desto problematischer wurde der Film aber auch für mich. Die Musik bleibt bis heute unangetastet, aber von einer wirklich romantischen Liebesgeschichte zu sprechen, wenn ich mir das Verhalten von Danny vor Augen führe, das ging eben nicht mehr. "Grease" war also nicht mehr ganz so positiv bei mir besetzt, weswegen ich auch die Prequelserie, "Grease: Rise of the Pink Ladies", zunächst gar wirklich auf dem Schirm hatte. Dennoch hat es für mich genug Gründe gegeben, einmal in die Produktion reinzuschauen, die zum Start mit gleich zwei Episoden über den Bildschirm flimmert.
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"Grease: Rise of the Pink Ladies" spielt 1954, also vier Jahre vor den Ereignissen des ursprünglichen Musicals. Während die T-Birds schon absolut florieren, gibt es die Pink Ladies, die wir durch den Film in Form von Betty Rizzo, Frenchy etc. kennen, noch gar nicht. Das ist also der Ansatz der Serie, die wieder an der Rydell High spielt, wo alles durch das Football-Team und die dazugehörenden Cheerleader bestimmt wird. Eben einzig die T-Birds, die in vier Jahren Danny als ihren Anfänger haben sollen, stehen für eine Art Rebellion, aber ansonsten ist es ein System, das man aus jeder Serie oder jedem Film kennt, die oder der an der High School spielt, denn eine kleine Gruppe kennt jeder und der Rest taucht in der Masse unter oder wird bewusst ausgegrenzt. Die vier Protagonistinnen Jane (Marisa Davila), Olivia (Cheyenne Isabel Wells), Cynthia (Ari Notartomaso) und Nancy (Tricia Fukuhara) bilden nun das Zentrum der Serie und sie könnten nicht unterschiedlicher sein, doch sie treibt eine Sache zusammen und zwar, dass sie mit den Zuständen an der Rydell partout nicht einverstanden sind. Der Rebellionsgrad reicht damit wie bei einer Skala von Cynthia als Extrem und Jane als vorsichtiges Exemplar, aber sie reißen sich eben auch gegenseitig mit. Während ich in dem Originalfilm die feministische Perspektive nicht so wahrgenommen habe und auch stark vermute, dass es sie so gar nicht gab, weil die Pink Ladies einfach für einen frecheren Typus Frau standen, verstehe ich gleichzeitig auch, dass man diese Feminismus-Brille in der Serie nun nicht weglassen wollte. Tatsächlich ist die Serie mit ihren ersten beiden Folgen in diesem Punkt auch am spannendsten, weil es auch sehr unterschiedliche Perspektiven gibt.
Jane hat in den Sommerferien eine Beziehung mit Buddy (Jason Schmidt) begonnen und vermutet, dass sie mit offiziellem Beginn des neuen Schuljahres so tun, als würden sie sich nicht kennen. Buddy überrascht sie aber mit seiner Footballjacke, wodurch Jane für alle sichtbar zu seiner Freundin wird. Ein Sieg für sie, könnte man sagen, wenn sich nur nach einigen Knutschmomenten im Auto nicht das Gerücht verbreiten würde, Jane macht die Beine für Buddy breit. In einem so prüden Amerika ein wahrer Skandal und vor allem ein ungleichmäßig verteilter Skandal, denn während Buddy sich eher feiern lassen darf, bekommt Jane die fiesesten Kommentare gedrückt und bekommt von ihrem Freund noch nicht mal Rückendeckung. Cynthia wiederum kommt dem am nächsten, was wir heute als non-binäre Menschen kennen, denn sie ist weder Mann noch Frau so wirklich. Im Korsett Frau steckt sie mit ihrem biologischen Geschlecht, weswegen sie sich so sehr nach Richie (Jonathan Nieves) und seinen T-Birds sehnt. Doch die sehen eben nur das Mädchen, für das partout kein Platz in der Gruppe ist. Richies Schwester Olivia wiederum hat auch durch den Einfluss ihres Bruders sicherlich das ruhigste Leben bis dato an der Rydell gehabt, wäre da nicht die romantische Verwicklung mit Englischlehrer Mr. Daniels (Chris McNally) und ähnlich wie bei Jane muss Olivia schnell feststellen, dass sie eine Zielscheibe auf dem Kopf hat, während Mr. Daniels alles brav geregelt hat, damit er seinen Job behalten darf. Nancy bleibt letztlich die Figur, die man noch am wenigsten greifen kann (und wo ich mir auch noch wesentlich mehr erwarte), aber ich mag die zusammengestellte Mischung. Zumal ich eben auch den Eindruck habe, dass sie für die strengen Rollenbilder der 1950er für sich eine Nische finden und suchen, die eher grenzenübergreifend zu verstehen ist. Es ist also nicht rein feministisch, was sich besonders an Cynthia festmachen lässt, die sicherlich nicht ihre Position als Frau sichtbar machen will, sondern auch als Mensch. Dementsprechend wollen alle vier als das gesehen werden, was sie sind und nicht was sie zu sein haben.
Neben dieser neuen Perspektive ist die Serienversion deutlich bemüht, die Charakteristika des Originals zu bedienen. Das ist am deutlichsten an den Musicalnummern zu sehen, die vom Genre her sehr an der Original erinnern. Alles ist auf Ohrwurm-Potenzial angelegt, aber ich muss mir die Songs glaube ich noch öfters zu Gemüte führen. Zum einen, um zu testen, ob sie wirklich im Ohr bleiben, und zum anderen eben wegen der Texte. Als nicht-englische Muttersprachlerin muss ich da doch mehr Input haben, um die ganzen Nuancen zu erkennen. Mein erster Eindruck war auf jeden Fall, dass sich in den Lyrics schon auch scharfe Stellen befinden, die dann teilweise auch im Kontrast dazu stehen, dass die Musicalnummern oft sehr bunt und quirlig sind. Sie sind ehrlich gesagt auch oft völlig übertrieben, aber das finde ich gar nicht schlimm. Sie sind was fürs Auge, für die Fantasie und einfach für den Spaß. Es gibt zwar auch Nummern, die eher als Balladen anzusehen sind, aber selbst dort ist die Inszenierungsaufwand riesig. An der Stelle bin ich noch nicht ganz überzeugt, ob nicht spätestens auf der Gefühlebene weniger besser wäre, aber das setzt sich vielleicht über die Staffel hinweg.
Nun habe ich noch ein paar Punkte, die für mich noch nicht so gut funktioniert haben. Das sind vor allem die dargestellten Jungsrollen. Es gibt einige, also ist das Gleichgewicht zwischen Frau und Mann gegeben. Zwar es ist wie angesprochen in der Tendenz eine feministische Serie, aber das ist kein Grund, die Jungs alle so doof darzustellen. Und mir fällt bislang tatsächlich kein besserer Ausdruck als das ein. Besonders übel ist das wohl mit Buddy, denn er ist eigentlich in der Intention jemand, der auffallen müsste. Stattdessen liebt jeder Buddy, doch so richtig ist nicht zu verstehen, warum eigentlich. Ich habe zwar erkannt, dass es Bemühungen gibt, ihn sensibler zu inszenieren, wenn er von dem Druck seines Vaters spricht oder auch weil er sich eben in Jane verguckt, ganz egal, was alle sagen. Aber sobald eben diese Gerüchte im Umlauf sind, da wirkt er so unsicher und ohne jede Standhaftigkeit, das jegliche Sympathie sofort wie Seifenblasen wieder zerplatzt. Es ist auch offensichtlich, dass Richie für Jane ein Gegengewicht werden könnte. Doch er ist bislang viel zu selbstverliebt und arrogant und erinnert mich im negativen Sinne an Danny. Das schaue ich mir also bislang an und würde mir wünschen, dass es gar keine Liebesgeschichten gibt, denn bislang strahlen die Mädels so viel heller, als dass da je irgendetwas Sinn ergeben könnte. Weiterhin sind die Episoden mir bislang zu lang. 40 Minuten hätten es auf jeden Fall besser getan, weil die knapp 50 Minuten irgendwann bemerkbar sind, weil es zu viel Leerlauf gibt.
Da ich die Review aber gerne positiv enden lassen würde, weil ich auch gerne weitergucken werde, nenne ich noch die ganzen Verweise auf den Originalfilm als Pluspunkt. Überall sind kleine Hinweise versteckt und da kann man seinen Spaß dran entwickeln. Aber auch Jackie Hoffman als stellvertretende Schulleiterin McGee darf nicht vergessen werden. Speziell in dieser Rolle kann ich mir nicht helfen, aber da erinnert sie mich an Miss Crawly aus der "Sing"-Dilogie. Ich finde sie jedenfalls großartig, weil sie bislang auch die erwachsene Figur ist, die alles etwas ausgleicht. Vor allem merkt man in ihren regelmäßigen Gesprächen mit den Pink Ladies auch, dass sie weder Fan noch Feind ist, sondern sie lobt und kritisiert da, wo es jeweils angebracht ist. Sie ist eine Art Stimme des Gewissens und ich bin gespannt, wie sie noch involviert wird.
Fazit
"Grease: Rise of the Pink Ladies" gelingt durchaus ein Start, der Lust auf mehr macht. Die Liebe für den Originalfilm ist auf jeden Fall in allen Poren zu erkennen, wenn auch alles mit einer moderneren Perspektive und einer deutlichen Frauenperspektive beleuchtet wird. Nicht alles klappt auf Anhieb. Den Songs muss man noch mehr Zeit geben und auch die dargestellten Jungs sind bislang zu lahm. Aber insgesamt sieht es alles nach einer unterhaltsamen Serie für die angebrochene Jahreszeit aus.
Die Serie "Grease: Rise of the Pink Ladies" ansehen:
Lena Donth – myFanbase
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