Hacks - Review, Staffel 1

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Manchmal ist echt der Wurm drin. Man nimmt sich vor, eine Serie weiterzuschauen und dann kommt was dazwischen – meistens sind es andere Serien von Streamingdiensten, die man unbedingt noch gucken will. Deshalb habe ich die erste Staffel von "Hacks" doch nach einer extrem langen Pause jetzt erst weitergeschaut. Geschadet hat es aber nicht. Ich finde sogar, ich habe es noch mehr genießen können.

Bereits im Piloten ist mir klar geworden, warum "Hacks" und auch Jean Smart mit Preisen regelrecht überschüttet werden. Ich kann durchaus sagen, dass ich es verstehen kann. Während ich bei "The Big Bang Theory" irgendwann dachte, dass es gar nicht mehr um die Leistung von Jim Parsons an sich geht, sondern eigentlich nur um seinen bekannten Namen, bei dem es eher ein Unding wäre, würde er nicht auf der Nominierungsliste stehen, habe ich bei Smart überhaupt nicht diesen Eindruck. Vielmehr kann ich die Nominierungen und Gewinne verstehen, wenn ich auch erst einmal nur die erste Staffel gesehen habe. Aber wie ich schon schrieb, ist mir das nach der ersten Episode klar geworden, was das Besondere hier ist. Während manche Serien auf eine Verjüngung im Cast setzen, damit man schön das jüngere Publikum anziehen kann (was nicht immer funktioniert), setzt man hier zwar nicht auf eine Mischung aus beidem, aber mit Jean Smart und Hannah Einbinder als zentrale Hauptdarstellerinnen muss man das auch nicht, denn durch den enormen Altersunterschied ergibt sich das schon von selbst.

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Die erste Episode diente dazu, dass sich Deborah (Smart) und Ava (Einbinder) kennenlernen und das Letztere doch den Job als Autorin bekommt. Es war dabei aber auch ziemlich offensichtlich, dass Deborah etwas aus der 'Not' heraus gehandelt hat. Allerdings hat sie das nicht getan, weil sie es nötig hat oder Mitleid mit Ava hatte. Vielmehr entstand bei mir der Eindruck, sie sieht Potenzial in ihr. Da Ava noch jung ist und eher durch Zufall zu Autorin wurde, musste natürlich sowas passieren, wodurch sie vielleicht mit Deborah an die genau richtige Person geraten ist, ihr zu zeigen, wie Comedy funktioniert, damit man davon auch leben kann. Da kann man fast von Glück sagen, dass die neue Chefin eine Diva und knallhart ist. Vorauszusetzen, dass Ava ihre Arbeit kennt, ist sicherlich nicht falsch, wenn man vom Manager (Paul W. Downs) geschickt wird und da haben wir schon den ersten witzigen Punkt, der sich über mehrere Episoden erstreckt. Während Ava versucht, Deborah klar zu machen, dass sie sich erst einmal kennenlernen müssen, denkt jene gar nicht dran und dennoch führt kein Weg dran vorbei, sich kennenzulernen. Wobei man ja hier sagen muss, dass alles ganz anders kam. Letztlich war es nämlich Deborahs Schwester, die dafür sorgte, dass sich Ava Material von fast 40 Jahren ansehen muss. Doch das muss man eher am Rande erwähnen. Da die beiden so eng zusammenarbeiten und Ava im weiteren Verlauf der Staffel fast schon wie eine persönliche Assistentin wirkt, die zu mehr verdonnert wird als es für die Arbeitsebene eigentlich gut und offenbar auch gesund ist, gibt es einige Szenen, die herzlich zum Lachen einladen. So haben wir zum Beispiel Deborahs Wellness-Wochenende, bei dem sie sich etwas im Gesicht aufhübschen lässt. Da sie mit der Personalwahl des Krankenhauses nicht einverstanden ist, muss Ava herhalten und ja, es war wirklich lustig mitanzusehen, besonders als sie von Deborahs Handy Nachrichten löschen will, aber durch die Gesichts-OP die Face-ID nicht mehr funktioniert. Not macht bekanntlich erfinderisch und es ist herrlich mitanzusehen, was sich Ava und Kiki (Poppy Liu) einfallen lassen, was letztlich auch noch funktioniert hat.

Foto: Jean Smart, Hacks - Copyright: Jake Giles Netter/HBO Max
Jean Smart, Hacks
© Jake Giles Netter/HBO Max

Wie schon gesagt, ist Deborah nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, sich durchzusetzen oder recht zu behalten und es würde sicherlich einige an Avas Stelle geben, die bereits hingeschmissen hätten. Durch einen guten Rat kann sie sich aber vor Deborah beweisen und ein bisschen hat mich das auch an die Beziehung von Miranda Priesley und Andy Sachs aus dem Film "Der Teufel trägt Prada" erinnert, wo ähnlich vorgegangen wurde. Eigentlich könnte man Deborah tatsächlich als eine Miranda aus Las Vegas bezeichnen. Hinter ihrem divenhaften und knallharten Verhalten steckt eigentlich ein verletzlicher Kern, den Ava immer mehr freilegt und hinter dem sich wahrscheinlich auch ein bisschen Angst verbirgt – Angst, jemanden an sich heranzulassen und dann wieder verlassen zu werden – wie von ihrem verstorbenen Mann, der sich auf ihre Schwester eingelassen hat.

In manchen Szenen erkennt man, wie nachdenklich die Diva eigentlich ist, aber sie ist von der alten Schule, die sich so etwas wie 'Schwäche' nicht erlauben will, was auch sehr gut die Thematik zeigt, als Ava mitbekommt, wie schlimm es damals eigentlich war, wenn Frauen sexuell belästigt oder bevormundet worden sind. Und hier kommen wir wieder zu dem Punkt, dass Ava und Deborah einen enormen Altersunterschied und dadurch auch andere Perspektiven haben, die aber umso wichtiger sind, da Deborah durchaus eine Vorbildfunktion aber auch die nötige Reichweite für Menschen hat, um drauf aufmerksam zu machen. Zudem ist es herrlich, den beiden bei ihrem Ping-Pong-Spiel und Schlagabtausch zuzusehen und festzustellen, dass sie nicht nur enger zusammenarbeiten, sondern auch enger zusammenwachsen und sie eine fast vertraute Beziehung zueinander haben.

Foto: Kaitlin Olson, Hacks - Copyright: Courtesy of HBO Max
Kaitlin Olson, Hacks
© Courtesy of HBO Max

"Hacks" verfügt über gute Autoren und Autorinnen, die es wunderbar schaffen, es sowohl ernsthaft als auch lustig zu gestalten, wie Ava klar wurde, die längste Beziehung zu Deborah zu haben, auch wenn sie einen sexuellen Traum hatte. Ich bin allerdings noch immer der Ansicht, dass sexuelle Träume selten das zum Ausdruck bringen, wie sie letztlich benannt werden und dass oftmals etwas anderes dahintersteckt. Mir gefiel daher, dass Ava selbst hinter die Bedeutung gekommen ist, dass Deborah eher eine mütterliche Freundin ist, was auch einzelnen Szenen und vor allem in einer traurigen zum Vorschein kommt. Apropos Beziehungen. Die beste hat sie ja nicht gerade zu ihrer Tochter DJ (Kaitlin Olson), was aber ab und zu auch für herrliche Lacher und Grinser sorgt. Allerdings ist es auch hier interessant, dass Ava das Bindeglied zu sein scheint und dafür gesorgt hat, dass Mutter und Tochter aufeinanderzugehen. Deborah war es allerdings auch unabsichtlich, dass Marcus (Carl Clemons-Hopkins) und Wilson (Johnny Sibilly) sich entfernen. Schade, ich mag die beiden durchaus als Paar. Das ist aber nur ein Cliffhanger, der bei Weitem nicht so spannend ist, wie der um Ava und Deborah. Er könnte in jedem Fall dafür sorgen, dass es Rückschritte in dem gibt, was sie sich schon aufgebaut haben.

Fazit

"Hacks" enttäuscht absolut nicht. Es ist großartig, wie gut das Drehbuch und die Dialoge sind, so dass der Humor auf dem Punkt genau ist und es ein Humor ist, den man getrost als Alltagshumor und Situationskomik bezeichnen kann und muss. Dazu gelingt es wunderbar, dass sich vor allem die zentralen Hauptcharaktere entwickeln und auch die nötige Ernsthaftigkeit einen Platz hat. Staffel 2... Ich bin schon auf dem Weg, dich zu schauen.

Die Serie "Hacks" ansehen:

Daniela S. - myFanbase

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