Helgoland 513 - Review des Piloten

Man könnte meinen, dass genügend Weltuntergangsszenarien im aktuellen Weltgeschehen existieren und man eigentlich eher was Humorvolles oder Unterhaltsames schauen wollen würde. Und doch reizt mich die Idee von „Helgoland 513“, auch wenn man auf den ersten Blick nicht das Gefühl hat, dass hier eine innovative Idee die Serienwelt umkrempeln würde. Und dieses Gefühl bestätigt sich auch nach der ersten Episode. Zwar hat die Eingangsszene gleich eine interessante Atmosphäre geschaffen, weil die Geburt eines Kindes, eigentlich ein schöner Moment, so eng mit dem Ableben des Großvaters verknüpft ist, dass die Geburt eher eine Beerdigung ist. Dabei lässt sich hier noch nachvollziehen, dass der Stammesälteste eben seinen Platz räumen muss. Der Ton ist damit aber gesetzt und man bekommt auch in der gesamten Episode nie das Gefühl, dass sich irgendjemand wohl fühlen würde. Irgendwie ist alles trist, das Überleben auf einer vom Festland getrennten Insel scheint nicht wirklich eine Rettung zu sein. Man fügt sich dem Schicksal, hat sich damit arrangiert und lebt halt so dahin.
Und aufgrund der Liste versucht man offenbar auch nicht richtig aufzufallen, es sei denn man glaubt sich absolut sicher, wie beispielsweise der Sohn der Bürgermeisterin Beatrice (Martina Gedeck). Hendrik (László Branko Breiding) wird schnell als schlechter Mensch eingeführt, der am Ende zurecht ans Ende der Liste gesetzt wird. Parallelen zur letzten Staffel von "The Walking Dead" springen natürlich sofort ins Auge. Und irgendwie nutzt Beatrice ihre kleine Vormachtstellung in dieser versuchten Demokratie gleich mal aus, indem Hendrik nicht von der Klippe springen muss, sondern aufs Festland verbannt wird. Eine Ausnahme, die durchaus Fragen aufwerfen kann bzw. mich fragen lässt, wieso das nicht immer eine Option ist. Ich erwarte jedenfalls, dass wir von Hendrik noch hören werden und die Verbannung nur der Anfang eines neuen Problems sein müsste. Immerhin versuchen schon jetzt Menschen auf die Insel zu kommen. Es wird nicht weniger, wenn Hendrik seine Rachegelüste auszuleben versucht. Ebenfalls typisch ist natürlich, dass es mit Marek (Alexander Fehling) genau einen Arzt auf der Insel gibt, der natürlich unersetzlich ist und logischerweise auch an einer Impfung gegen das tödliche Virus kämpft, mit seinem Sohn Linus (Tobias Resch). Dass auch er sprichwörtlich Leichen im Keller hat bzw. auch er das ein oder andere Geheimnis pflegt, scheint sowieso Grundlage der Erzählung zu sein.
So ist das bis hierhin spannendste Momentum der Serie eigentlich die Art Journalistin Lola (Kathrin Angerer), die mit der Kamera wichtige Momente auf der Insel einfängt, kommentiert und somit großen Einfluss auf die Liste hat. Diese erscheint im Moment auch noch eher willkürlich und arg subjektiv, wird aber offenbar von allem akzeptiert, zumindest solange nichts Lebensbedrohliches damit verknüpft ist. Insgesamt lässt sich nach der ersten Episode sagen, dass es gute Ansätze sind, viele Fragen aufgeworfen werden und man auch mehr über die Bewohner:innen wissen will. Das reicht zumindest fürs Weiterschauen, auch wenn es an Innovation noch fehlt.
Die Serie "Helgoland 513" ansehen:
Fazit
Was lässt sich also am Ende der ersten Episode festhalten? Mal wieder ein tödliches Virus, mal wieder eine Weltuntergangsdystopie, mal wieder eine Gruppe von Überlebenden, die sich eigentlich gut arrangiert hat mit der Situation, aber durch interne und externe Zwänge nun aus der Balance gerissen wird. Es gibt wirklich viele Gründe, zu sagen, dass es das alles schon mal gegeben hat ("The Walking Dead","Sløborn", usw.) und "Helgoland 513" nur ein Abklatsch besserer Vorgänger ist. Und trotzdem ist es durchaus ein Einschalten wert, denn Menschen haben so viele Ebenen und so viele verschiedene Möglichkeiten ihre düsteren Seiten auf dem Streben nach Überleben zu zeigen, dass es in dem bekannten Setting eigentlich noch genügend Neues geben kann. Die Serie überrascht jetzt erst mal nicht mit innovativen Ideen, macht aber neugierig, weil einige Fragen zum System auf der Insel offen bleiben und man einfach gespannt ist, wie die Antworten darauf aussehen. Und als Fan des Genres lasse ich mich gerne überraschen oder auch erneut belehren, welche Kräfte der Selbsterhaltungstrieb offenbaren kann.
Emil Groth - myFanbase
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