Here and Now - Review des Piloten

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"Here and Now" heißt die neue HBO-Serie von Alan Ball, in der die Hauptrollen mit Holly Hunter, Tim Robbins und Jerrika Hinton besetzt wurde. Ich bin vor allem durch die Inhaltsangabe auf die Serie aufmerksam geworden, die von einer Familie handelt, die neben einem leiblichen Kind auch drei adoptierte hat, die aber schon erwachsen sind und bei denen viel Konfliktpotenzial besteht.

Familie Boatwright und ihre Schwierigkeiten

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Here and Now
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Familie Boatwright besteht aus dem Ehepaar Greg (Tim Robbins) und Audrey (Holly Hunter), die zusammen vier Kinder haben, wovon drei adoptiert sind. Bei diesen drei Adoptivkindern handelt es sich um Ashley (Jerrika Hinton), Duc (Raymond Lee) und Ramon (Daniel Zovatto). Alle drei sind erwachsen, leben nicht mehr zu Hause und scheinen mit ihren Eltern wie ihrer jüngeren Schwester Kristen (Sosie Bacon) in gutem Kontakt zu stehen - zumindest wirkt es so auf den ersten Blick, als Mutter Audrey den 60. Geburtstag ihres Mannes plant und alle ihr Kommen zusagen. Doch der genauere Blick auf die einzelnen Charaktere zeigt deutlich mehr.

Zuerst lernen wir den adoptierten Ramon kennen, der in seinem Traum eine Frau sieht, die nach ihm ruft und sich mit ihren Fingernägeln die Gesichtshaut ritzt. Dass diese eine größere Bedeutung zu haben scheint, erfahren wir erst am Ende dieser Episode. Schnell erfahren wir auch, dass Ramon schwul ist und sich seit einiger Zeit mit Henry trifft, den er kurzerhand zur Geburtstagsfeier seines Vaters einlädt. Das ist was Besonderes, da Ramon noch nie ein Date mit nach Hause gebracht hat. Ich muss sagen, dass ich die beiden bisher am sympathischsten finde, was sich auch immer mehr im Verlauf der Episode zeigt: Henry stellt sich den Fragen von Audrey, hört ihr zu, ist witzig und ist sehr hilfsbereit und fürsorglich, nachdem Ramon inmitten der Rede seines Vaters Halluzinationen bekommt. Vor allem scheint Ramon noch der interessanteste Charakter des ganzen Clans zu sein.

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Jerrika Hinton & Raymond Lee, Here and Now
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Ashley wirkt auf mich nämlich alles andere als sympathisch. Sie arbeitet als Designerin und macht schnell klar, wer das Sagen hat. Zudem ist sie mit Malcolm (Joe Williamson) verheiratet und hat eine kleine Tochter. Vom Familienleben bekommt man allerdings nicht viel mit, da Ashley eher mit Arbeiten beschäftigt ist und auch ziemlich schnell klar macht, dass sie ab und an eine Auszeit benötigt, die sie dann lieber mit ihrem Bruder Duc und dessen Freunden kiffend verbringt. Ashleys ganzes Verhalten macht sie leider schon jetzt sehr unsympathisch und obwohl sie selbst weiß, dass sie dringend etwas an ihrer (Lebens-)Situation ändern muss, tut sie genau das nicht. Es ist also davon auszugehen, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis es zwischen Ashley und Malcolm zum Ehekrach kommt, da er - nun offenbar Hausmann - immer unzufriedener wird und seine Frau sich damit wahrscheinlich gar nicht auseinandersetzen will.

Da scheint es Duc ganz richtig zu machen. Er geht seiner Arbeit nach, erzählt seinen Klienten, dass sie im Hier und Jetzt leben sollen, da sie das Vergangene ohnehin nicht mehr ungeschehen machen können - womit er sogar recht hat. Gleichzeitig wird man aber das Gefühl nicht los, dass es einen ganz bestimmten Grund gibt, warum Duc keine sexuellen Beziehungen haben möchte, ganz im Gegensatz zu Kirsten, und er dagegen eher farblos wirkt.

Kristen könnte man als typisches Nesthäkchen charakterisieren: Mies drauf, fühlt sich benachteiligt, ist gerne high und hätte wirklich gern Sex in ihrem Leben. Wie sollte es auch anders kommen, auf der Feier ihres Vaters passiert genau das und wie alle Teenager in ihrem Alter denkt sie, sie sei hässlich.

Dann gibt es da natürlich noch Greg, ein angesehener Philosophieprofessor, der in Michael (Kevin Bigley) nicht nur einen Lieblingsstudenten, sondern auch einen treuen Anhänger zu haben scheint. Dazu hat er mit Audrey eine Frau, die ihn nach über 30 Ehejahren noch immer genauso liebt, wie am Anfang, und dennoch ist Greg alles andere als glücklich. Immer wieder holt ihn seine Depressionen ein, die er zumindest bei einer Prostituierten zeitweise vergessene kann. Erst bei seiner Rede, die er eigentlich gar nicht halten möchte, wird deutlich, was Greg so derartig missfällt. Er spricht von fehlender Liebe und einem Hass, der die Welt anscheinend beherrscht. Ebenso scheint er eine große Missgunst zu empfinden, da seine Frau Audrey alles kontrollieren und ein gutes Verhältnis zu ihren Kindern haben will, was aber eher zum kompletten Gegenteil führt.

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Holly Hunter, Here and Now
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Denn Audrey scheint tatsächlich das Salz in der Suppe zu sein. Sie wirkt überdreht, nervig und besserwisserisch und scheint gar nicht auf die Wünsche ihrer Familie einzugehen. Ganz besonders deutlich wird das bei der Therapiesitzung, zu der sie und Greg ihren Sohn Ramon begleiten, der bei der Feierlichkeit eine Halluzination hatte. Audrey selbst war einst als Psychiaterin tätig und hat zudem einen Bruder, der eine Persönlichkeitsstörung hat. Ähnliches befürchtet sie nun auch bei Ramon, wobei sie biologisch gesehen gar nicht mit ihm verwandt ist, es aber in ihm erkannt haben will. Interessanter wird es erst ganz am Ende dieser ersten Episode, nachdem Roman auf einem Foto seines Arztes die Frau und den Jungen wiedererkennt, von denen er in seinen Träumen verfolgt wird.

Fazit

"Here and Now" ist eine Serie, die durch die verschiedenen adoptierten Kindern interessant sein möchte, aber eher wie ein typisches Familiendrama wirkt, bei dem man eigentlich nur noch darauf wartet, dass die ganze Familienproblematik zum Ausbruch kommt. Das einzig Interessante ist wohl, was Ramons Träume mit der Frau auf dem Foto seines Arztes zu tun haben. Für mich ist dies der einzige Grund, die Serie überhaupt weiter zu schauen.

Daniela S. - myFanbase

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