Hightown - Review des Piloten
Wenn man eine Figur gerne aus seiner Serie geschrieben sieht, könnte man meinen, dass es unweigerlich auch am Schauspieler liegt, doch das war bei mir und Monica Raymund als Gabriela Dawson bei "Chicago Fire" überhaupt nicht der Fall. Gabbys Geschichte war offenbar auserzählt, denn den Machern fiel zu ihr nicht mehr viel ein, was extrem schade war, denn wenn man Raymund einmal richtig von der Leine ließ, dann konnte sie es auch locker mit Jesse Spencer und Taylor Kinney aufnehmen, die die Serie ansonsten anführen. Nun liegt Raymunds Ausstieg aus "Chicago Fire" bereits zwei Staffeln zurück und endlich ist sie in einer neuen Serie zu sehen, die von der Prämisse nicht gegensätzlicher sein könnte. Nachfolgend folgt nun eine erste Einschätzung zur Krimiserie "Hightown", von der wir die ersten beiden Episoden vorab zur Verfügung gestellt bekommen haben.
Exklusives Interview mit Monica Raymund zu "Hightown"
Die Serie "Hightown" ansehen:
"Hightown" hat zu Beginn zwei parallel verlaufende Handlungsstränge, die für jeden sichtbar zusammengehören, aber dennoch verbissen auseinandergehalten werden. Auf der einen Seite haben wir Polizist Ray Abruzzo, gespielt von James Badge Dale, bekannt aus "24 - Twenty Four", der fleißig gegen die Opiumkrise in Provincetown ankämpft, indem er immer wieder in den Kreisen der ranghöchsten Gangs ermittelt. Dabei hat er zahlreiche Kontakte geknüpft und mit diversen Informanten zusammengearbeitet, so dass er selbst nicht mehr zwischen richtig und falsch unterscheiden kann. Auf der anderen Seite haben wir Jackie Quinones (Raymund), die nur auf dem Papier als bundesstaatliche Fischereidienstleisterin brav wirkt, denn ansonsten liebt sie das Partyleben, den Alkohol und die Frauen, die ständig in die Stadt gespült werden, da Provincetown die Hochburg der LGBTQ-Community ist. Rein zufällig stolpert sie nach einer durchzechten Nacht über eine Leiche, die mit Rays Ermittlungen zu tun hat und fortan sind ihre Geschichten unwiderruflich miteinander verbunden.
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Ray und Jackie sind beides keine Charaktere, die irgendjemand auf Anhieb als sympathisch bezeichnen würde, denn sie sind vom Leben gezeichnet und von ihren Dämonen beherrscht. Daher ist man eher fasziniert von ihnen, weil man erkunden will, warum diese Menschen so sind wie sie sind. Für die Antwort zu dieser Frage wird in den ersten beiden Episoden recht wenig angeboten, stattdessen wird sich viel Mühe gegeben, die beiden Charaktere in ihrem aktuellen Zustand abzubilden. Mir ist bewusst, dass das für den Fortgang der Serie sehr wichtig sein wird, aber um wirklich von einer Serie in den Bann gezogen zu werden, möchte ich gerade in einer Krimiserie mehr sehen als nur aufwendige Charakterarbeit. Hier ist das Erzähltempo noch zu gemächlich und erinnert eher an eine klassische Dramaserie statt an eine mitreißende, rätselhafte Krimiserie, zumal die Fakten zunächst auch alle auf dem Tisch zu liegen scheinen. Es geht eher um die Frage, wie kommt die Polizei wasserdicht dahinter?
Dennoch muss ich eingestehen, dass die ersten beiden Episoden schauspielerisch natürlich ein Geschenk sind. Vor allem Raymund kann sich für jeden sichtbar in einer Rolle austoben, die ihr wie auf den Leib geschneidert ist. Zwischen herrlich bissig, cool bis zum geht nicht mehr, dann aber auch völlig am Ende und mit Kontrollverlust, die darzustellende Bandbreite ist riesig und wird dementsprechend gefüllt. Auch Dale merkt man an, dass er seine charismatische Rolle mit Freude angenommen hat, weil sie so vielschichtig und komplex angelegt ist. Ich bin extrem gespannt, wie sich ihre Dynamik darstellen wird, wenn sie tatsächlich vermehrt aufeinandertreffen und wahrscheinlich zusammenarbeiten werden. Da Jackie offiziell ja keine Polizistin ist, wird das sicherlich nicht reibungslos verlaufen.
Bei solch dominanten Hauptrollen ist es natürlich eine Herausforderung, die Nebenschauplätze ebenso interessant zu gestalten. Das ist am ehesten noch bei Renee Shaw zu sehen, die mit der ehemaligen "The Originals"-Darsellerin Riley Voelkel besetzt worden ist. Voelkel hat schon immer etwas sehr Laszives mit ihren großen Augen und rauchiger Stimme gehabt, so dass sie als Geliebte eines Ganganführers, die sich nun als Tänzerin in einem Nachtclub durchschlagen muss, ideal besetzt worden ist. Ihr fliegen die Sympathien auch eher zu, denn sie ist ganz offensichtlich in einen Strudel geraten, aus dem es schwer ist, sich wieder zu befreien. Zumal als junge Mutter, die über ihr Kind auf ewig an einen Mann gebunden ist, der nun hinter Gittern einsitzt. Ihren Kampf zwischen gut und falsch ausfechten zu sehen, zieht jedenfalls sehr in den Bann. Als interessierte Zuschauerin kann ich nur hoffen, dass ihr auch weiterhin eine entscheidende Rolle zukommt. Bei den anderen Figuren, die als Hauptcast gelistet sind, ist es deutlich schwerer sie einzuordnen Vor allem von Amaury Nolasco als Frankie Cuevas, der angesprochene Ganganführer, bin ich noch enttäuscht. Nolasco als Fernando Sucre war mein heimlicher Held in "Prison Break". Frankie ist natürlich eine sehr gegensätzliche Rolle und das mag mich voreingenommen machen, aber leider kann er mich als gefährlicher Crime Lord mit weitem Einfluss noch nicht überzeugen, aber in Staffel 1 wird er dazu ja noch acht weitere Episoden Zeit haben.
Fazit
"Hightown" lässt sich in den ersten Episoden (zu) viel Zeit. Das ermöglicht zwar eine detaillierte Charakterarbeit, in der sich das schauspielerische Potenzial bereits entfalten kann, verhindert aber auf der anderen Seite, dass der Zuschauer auch vom Crime-Aspekt der Serie gefangen genommen wird. Zudem laufen die Handlungen der beiden zentralen Figuren parallel, so dass man noch gar nicht erahnen kann, wie es sein wird, wenn die Handlungen eins werden. Dennoch kann man nach einem ersten Einblick festhalten, dass Raymund hier eine Rolle auf den Leib geschneidert bekommen hat, die ihr richtig Spaß macht, was dementsprechend auch beim Zuschauer ankommt.
Lena Donth – myFanbase
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