His Dark Materials - Review des Piloten
"His Dark Materials" ist eine Romantrilogie, die von dem britischen Autor Philip Pullman in den 90er Jahren geschrieben wurde. In Deutschland sind die Bände unter den Titeln "Der Goldene Kompass", "Das Magische Messer" und "Das Bernstein-Teleskop" erschienen. In der Romanreihe geht es um Lyra, die in einer Parallelwelt am Jordan College in Oxford aufwächst. In ihrer Welt haben alle Menschen einen Dæmon, der eine Tiergestalt hat und mit dem sie unwiderruflich verbunden sind. Da Lyra noch ein Kind ist, kann ihr Dæmon Pantalaimon (kurz: Pan) seine Gestalt noch wechseln; mit der Pubertät manifestiert sich die Tierart. In der Welt hat das Magisterium, das klerikale Züge hat, das Sagen. Lyras Onkel Lord Asriel erforscht kosmischen "Staub", der an Erwachsenen, nicht aber an Kindern klebt. Er ist überzeugt, dass dieses Mysterium mit dem Eintreten in Parallelwelten verbunden ist. Lyra, die sich am College sehr langweilt, ist froh, als sie rund um diese Forschungsziele in ein Abenteuer hineingezogen wird.
Der erste Band der Trilogie ist unter dem Titel "Der Goldene Kompass" 2007 verfilmt worden. Mit Nicole Kidman und Daniel Craig hat man große Namen für die Hauptrollen Marisa Coulter und Lord Asriel besetzen können, jedoch waren die Einspielergebnisse weltweit ein Flop. Zudem hat es heftige Kritik an der Verfilmung gegeben, die sich in entscheidenden Punkten von der Romanvorlage unterschied. Nun sind über zehn Jahre vergangen, bis sich die BBC und HBO gemeinsam der Erfolgsreihe in Form einer Serie angenommen haben. Hierfür ist ebenfalls enorm aufgefahren worden. Denn man hat sich viel Zeit für die Produktion und viel Geld in die Hände genommen. Zudem konnten mit Ruth Wilson ("The Affair") als Marisa Coulter, James McAvoy (X-Men-Reihe) als Lord Asriel, Dafne Keen ("Logan: The Wolverine") als Lyra und Lin-Manuel Miranda ("Mary Poppins' Rückkehr" als Lee Scoresby erneut große Namen verpflichtet werden, die nun das Material von Pullman zum Leben erwecken.
"His Dark Materials" war eine meiner liebsten Buchreihen während meiner Jugendzeit, weswegen ich damals auf die Verfilmung regelrecht hingefiebert habe. Ich habe die Filmadaption gar nicht so kritisch empfunden, da ich vielmehr fasziniert war, diese besondere Erzählwelt auf einer großen Leinwand umgesetzt zu sehen. Daher war ich eher enttäuscht, als vermeldet wurde, dass die weiteren Bände nicht verfilmt werden würden. Nun haben wir 2019, meine Erinnerungen an die Bücher sind nahezu verblasst, aber dennoch war es pure Freude für mich, dass der Stoff nun doch noch umgesetzt wurde und das auch noch u. a. von HBO, der wohl wie kaum wie ein anderer US-amerikanischer Sender für Qualität steht. Zudem war mir sofort klar, dass sich die Serienform auch viel besser für die Umsetzung der Buchvorlage eignen wird, da man mehr Zeit und Raum hat, den Zuschauer in die fantastische Welt einzuführen.
Die Pilotfolge hat all meine Hoffnungen voll erfüllen können. Mit der ersten Szene waren all die verblassten Erinnerungen an den Romaninhalt sofort wieder da, so dass ich absolut bestätigen kann, dass sich die Serienmacher sehr viel Mühe gegeben haben, eng an der Vorlage zu bleiben. Zudem wirkt der Auftakt zu keinem Zeitpunkt auf einen Knalleffekt aus, wodurch sich Piloten sonst öfters auszeichnen, um Zuschauer zu binden. Stattdessen nimmt man sich die erste Stunde Zeit, um die Gegebenheiten der Parallelwelt einzuführen. So lernen wir Lyras Leben am College kennen, das sich vor allem durch Langeweile auszeichnet, da sie von ihren Lehrern intensiv zu einer höheren Bildung unterrichtet wird. Daher genießt sie umso mehr ihre Freizeit mit ihrem besten Freund Roger (Lewin Lloyd), der wie sie ein Waisenkind ist, aber am College als Bediensteter arbeiten muss. Zudem haben sie stets ihre Dæmonen Pan und Salcilia an ihrer Seite.
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Zudem werden wir auch behutsam in das Mysterium rund um den Staub eingeführt, den Lord Asriel am Nordpol entdeckt hat und der ihn die Theorie äußern lässt, dass man in Parallelwelten reisen kann. Diese Thesen sind nicht unbedingt von allen Gelehrten des Landes gerne gesehen, da das Magisterium die Welt kontrolliert und dies nicht gefährdet sehen will. Parallel wird noch eine zweite Handlung aufgebaut. In den Gewässern von England leben die Gypter auf Hausbooten. Nach und nach verschwinden deren Kinder, was das Volk in helle Aufregung versetzt. Auch Roger verschwindet schließlich, was in Lyra nur umso mehr den Wunsch erzeugt, endlich vom College loszukommen. Marisa Coulter bietet ihr schließlich an, dass sie den Jungen gemeinsam suchen werden, wenn sie sie dafür als ihre Forschungsassistentin begleitet. Somit endet schließlich die Pilotfolge, die damit verspricht, dass es von der Handlung her nun erst so richtig losgeht.
Schauspielerisch bin ich mit dem Ensemble sehr zufrieden. Keen, die schon in einem Teil der "Wolverine"-Reihe ihr Talent unter Beweis stellen konnte, verkörpert die abenteuerlustige und wissbegierige Lyra sehr überzeugend. Auch Wilson und McAvoy gefallen mir in ihren Rollen auf Anhieb gut und ich würde sogar behaupten, dass sie die viel idealere Besetzung sind als es Kidman und Craig je waren. Wilson, die schon in "Luther" eine extrem manipulative und dabei stets wandelbare Figur spielen durfte, kann die Ambivalenz von Mrs. Coulter sehr gut wiedergeben. Wo sie auf der einen Seite unheimlich liebevoll und zuwendend im Umgang mit Lyra wirkt, merkt man andererseits aber auch ihre Berechnung und ihre autoritäre Ausstrahlung. McAvoy wiederum gibt Lord Asriel etwas Sympathisches mit. Man merkt seine Zuneigung für Lyra, aber gleichzeitig verspürt man, dass seine Zuneigung zu seiner Forschung größer ist. Craig damals hat dem Onkel etwas sehr Kühles und Leidenschaftsloses verliehen, was aber wiederum der Buchvorlage nicht entsprach. So passt das Casting für mich also viel besser und ich bin sehr gespannt auf die anderen Figuren, die noch eine größere Rolle spielen werden, die aber noch gar nicht eingeführt sind.
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Dass keine Kosten und Mühen gescheut wurden, merkt man ebenfalls sehr deutlich. Zwar ist die Visualisierung der Dæmonen vielleicht nicht auf dem Niveau, das Disney mit der Realverfilmung von "Der König der Löwen" aufgeboten hat, aber für eine Fernsehproduktion ist diese mehr als ordentlich, denn die Tiere, auch in Kombination mit ihrer Sprechstimme, wirken sehr echt und dadurch herzallerliebst. Auch das Setting wirkt aufwendig, das wie von Pullman beabsichtigt einer Steampunk ähnelnden viktorianischen Kulisse entspricht. Die ganze Optik weist dann Parallelen zu Harry Potter oder "Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia" auf, was ein wirklich schöner Bogen ist. Auch diese beiden Fantasyepen, die Millionen von Menschen begeistern konnten, sind aufwendig adaptiert und dadurch zu Kult geworden. Ich kann wirklich nur hoffen, dass sich "His Dark Materials" hier einreihen darf.
Fazit
"His Dark Materials" ist ein mehr als gelungener zweiter Versuch, die Buchvorlage von Philip Pullman für die Bildschirme zu adaptieren. In der Auftaktfolge werden die Zuschauer durch eine geschickte langsame Erzählweise in die Parallelwelt eingeführt, so dass man den etwas komplexeren Ideen gut folgen kann. Zudem manifestiert sich schon sehr früh, dass der Cast genau richtig gewählt wurde. Auch Aufmachung und visuelle Effekte stimmen, so dass nur zu hoffen bleibt, dass man sich weiterhin nah am Buch hält, um so die Faszination der Geschichte voll entfalten zu können.
Lena Donth – myFanbase
Anmerkung der Redaktion: HBO stellt jede Woche dienstags eine neue Folge der Serie zum digitalen Download zur Verfügung. Das Finale der ersten Staffel steht am 14. Januar 2020 zum Download zur Verfügung.
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