Interview mit Patrick Gilmore
Patrick Gilmore spielt in der AMC-Serie "The Killing" einen undurchsichtigen Playboy namens Tom Drexler. Doch auch in "Stargate Universe" hatte er eine Rolle inne und verkörperte den Dr. Dale Volker. Neben David Blue und Elyse Levesque ist er der dritte unter den SGU-Hauptdarstellern, mit dem wir ein Interview führen konnten.
Das Originalinterview haben wir auch wieder für euch.
1. Wie bist du zur Schauspielerei gekommen, nachdem du eigentlich Englische Literatur studiert hattest?
Mein Football-Coach in der High School war auch der Lehrer für den Theaterkurs und er schlug mir vor, es doch beruflich mit der Schauspielerei zu versuchen. Nach der High School sprach ich für eine bekannte Theaterschule vor und wurde angenommen... Nach nur vier Stunden stieg ich da wieder aus. Auf so eine künstlerische Welt mit Stepptanz, Ballett, Jazz, Musicallehre und nur einer kleinen Schauspielstunde mittwochs war ich nicht vorbereitet gewesen. Rückblickend gesehen wünschte ich, ich wäre dort geblieben, doch zu der Zeit wollte ich das einfach nicht. Also hörte ich auf und ging stattdessen auf die Universität von Alberta. Dem Theater blieb ich aber treu und spielte in der ganzen Stadt Rollen und beendete die Universität mit einem Abschluss in Englischer Literatur. Schauspielern wollte ich noch immer, wusste aber nicht, wie ich das bewerkstelligen sollte. Bis 2001 arbeitete ich nebenher auf dem Bau, bis ein Theaterregisseur mich einem örtlichen TV-Casting-Chef empfahl. Nun... hier bin ich also.
2. Dein Charakter Tom Drexler in "The Killing" ist eine ziemlich befremdliche Person. Was denkst du persönlich über ihn, und hattest du Probleme mit den Aussagen, die dein Text beinhaltete?
Ich konnte mich noch nie damit anfreunden, wie Berühmtheiten von Schauspielern im Fernsehen dargestellt werden. Ich spreche hier von "aus dem Leben gegriffenen" Episoden von Procedural Dramen, in denen eine Person, die wie Mel Gibson sein soll, in das Hauptquartier der Polizei marschiert. Er hat einen leichten Kater, trägt eine Sonnenbrille, die Haare zurückgekämmt, mit seinem Agenten am Telefon, einen Model in jedem Arm und "er schert sich nicht darum, was andere denken"... pfui. Da wird überhaupt keine Arbeit reingesteckt. Als ich den Vorsprechtext zu Drexler las, habe ich genau gesehen, wie er im Fernsehen gespielt werden würde und ich tat mein Bestes, um genau das zu umgehen. Das war nicht schwer, da die Charaktere in "The Killing" so klar gezeichnet sind, dass man nicht einfach nur auf zwei Dimensionen beschränkt ist. Jede Figur ist mehrschichtig und Drexler ist zwar ein Playboy, trägt aber auch viele dunkle Gedanken mit sich herum. Jedes Skript, das ich bekam, war ein weiterer Einblick auf eine der Schichten. Vom Großmaul, der vom Dach aus zu Politikern spricht, bis zur Drogenparty. Ich würde gern sehen, wie düster und verrückt dieser Typ werden kann.
3. Viele Zuschauer betrachten das Finale der 1. Staffel mit gemischten Gefühlen, da der Mörder nicht präsentiert wurde. Kannst du die Leute verstehen, die sich einen Abschluss der Season gewünscht haben?
Hey, ich war ein riesiger "Lost"-Fan. Ich habe noch keine Serie groß verfolgt, aber "Lost"... oh mein Gott... Ich hätte meinen Fernseher knutschen können. Das Finale war sehr kontrovers, aber ich mochte es. Sie hatten zwei Sachen, die sie enthüllen konnten: 1. Was passiert mit den Charaktern? Und 2. Was hat es mit der Insel auf sich? So wie ich das sehe, habe ich sechs Staffeln mit diesen Figuren mitgefiebert. Was die Insel ist, steht nicht im Zusammenhang mit der emotionalen Reise. Sicher hätte ich gern das goldene Licht im Herzen der Insel ergründet, aber so wie es sich entwickelt hat, hat es mich emotional erschöpft, aber zufrieden zurückgelassen. Das ist ja alles relativ und ich mag zum Beispiel auch, wie "Die Sopranos" endete. Es war gerissen und wie "erlebe dein eigenes Abenteuer". Ich könnte weiter und weiter erzählen, aber der Punkt ist, dass dies meine Art von Unterhaltung ist. Nordamerikanische Zuschauer wollen sofortige Befriedigung bis zu dem Punkt, an denen ihnen dies verweigert wird und sie wütend werden, wenn sie nicht bekommen was sie wollen, wann sie es wollen. Aber diese Art von Befriedigung würde man nur kennen, wenn unsere Eltern uns erlaubt hätten, eine Woche vor Weihnachten die Geschenke zu öffnen. "The Killing" erzählt gute Geschichten. Es ist ein Schritt in die Richtung, in die alle Fernsehserien gehen sollten.
4. Wie war die Stimmung am Set mit dem ewigen Grau, dem Regen und der Darstellung von Trauer und Intrigen?
Ich lebe in Vancouver. An Regen habe ich mich gewöhnt. Mit Intrigen zu spielen macht viel Spaß, da diese jede Szene noch ein wenig interessanter gestalten. In "The Killing" mitzuspielen ist eine spannende Sache.
5. AMC hat großen Erfolg mit Serien wie "Breaking Bad" und "Mad Men", und auch "Rubicon" und "The Walking Dead" sind auffallend gute Charakter-Dramen. Denkst du, dass sich "The Killing" in der Charakterentwicklung von ihnen unterscheidet?
Um ehrlich zu sein, bin ich mit AMC noch nicht so vertraut. Letzten Herbst habe ich "Mad Men" für mich entdeckt. Nachdem ich die Staffeln auf DVD verschlungen habe, habe ich mir einen Pay-TV-Anschluss zugelegt und habe die letzte Staffel auf die traditionelle Art und Weise geschaut, indem ich jede Woche auf eine neue Folge warten musste. Bei "Crocodile Dundee" habe ich auch jede Folge gesehen, aber ansonsten kenne ich mich mit Fernsehserien nicht so aus. Doch "Mad Men" ist brilliant. Es ist schwer, die Serien miteinander zu vergleichen, aber wenn die anderen AMC-Serien genau so gut sind, dann sind ihre Charakterentwicklungen bestimmt ähnlich stark. Es ist oft so, dass man beim Fernsehen ständig daran erinnert wird, dass man eben gerade fernsieht. Das Gefühl habe ich bei "Mad Men" und "The Killing" nie.
6. Was denkst du über das Ende von "Stargate Universe", gerade als dein Charakter Dale Volker eine große Storyline mit seiner Krankheit bekam?
... und dann ist da die Art, in der SGU endete. Ha. SGU war für mich eine Überraschung, da ich kein sonderlicher Fan von Science-Fiction war. Aber dann bekam ich eine Rolle in dieser Serie und erhielt die Drehbücher, und irgendwann schlich ich Woche für Woche um den Fotokopierer in den Produktionsbüros herum und wartete auf die nächste Geschichte. Ich wurde tatsächlich Fan einer SciFi-Serie. Ich habe schon in anderen mitgespielt, aber SGU sticht heraus, weil ich geschickte Charakterentwicklungen mag. Hier hat man düstere Charaktere mit Problemen, die auf Science-Fiction reagieren, nicht Science-Fiction mit einer Prise Charakteren. Als die Serie weiter fortschritt, wurde mein Charakter mehr in die Geschichten eingebunden, aber da ich von der ganzen Serie begeistert bin, trauere ich mehr um die Show als um Volkers Entwicklung. Selbst wenn Volker gestorben wäre, hätte ich trotzdem jede Woche eingeschaltet um zu sehen, wo es die Destiny hinführt.
7. Du hattest eine Gastrolle in der witzigen "Supernatural"-Folge #3.05 Gute-Nacht-Geschichten und warst auch in zwei der letzten "Battlestar Galactica"-Episoden zu sehen. War ersteres zu drehen genau so lustig, wie letzteres ernst war?
"Supernatural" hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Das war vor fünf Jahren und am meisten kann ich mich noch daran erinnern, dass ich ein Stück Kirschkuchen nach dem anderen essen musste. Es war nur eine kurze Szene, aber über die Ereignisse außerhalb der Hütte muss ich noch immer lachen. (Ich lache immer am meisten über mich selbst.) Was "Battlestar" anbelangt... Ich habe die Originalserie in den 70ern gesehen. Ich war da noch sehr jung, aber ich erinnere mich daran, dass ich weinen musste, als einer der Hauptcharaktere starb. Für die Rolle des Lt. Gaeta habe ich 2003 sogar vorgesprochen. Die Rolle habe ich nicht bekommen und habe die Serie auch nie angeschaut. Als ich also an das Set kam und die Szene spielen sollte, wusste ich gar nicht, was gerade passierte und wie wichtig mein Auftritt war. Ich erinnere mich aber noch daran, abseits vom Drehort herumgelaufen zu sein und eine Original-Viper im Studio gefunden zu haben. Ich habe mit meiner Hand über die Vorderseite gestrichen und mir so meinen Kindheitstraum erfüllt, eines der Schiffe berühren zu können. Daran erinnere ich mich noch. Einen Monat später habe ich angefangen BSG zu schauen und ärgerte mich über mich selbst, da ich nicht mit Starbuck geflirtet habe, als ich die Chance dazu hatte.
8. Du hattest Gesangunterricht und warst auch einmal Frontsänger in einer Band. Würdest du gern eine Karriere als Musical-Star beginnen oder einen Sänger in einer Serie oder einem Film spielen?
Meine Mutter fragt mich immer, ob ich für irgendwelche Musicals vorgesprochen habe, aber ich bin noch nie auf irgendwelche Möglichkeiten in Film und Fernsehen gestoßen. Ich war während meines Studiums in der Band und das war wahrscheinlich die Zeit, in der ich mich am kreativsten gefühlt habe. Ich vermisse diese Nächte mit uns fünf, in denen wir die Lichter heruntergedreht hatten, frei zu einem Thema improvisierten, die richtigen Lyrics fanden und stundenlang Melodien austesteten. Dieser Moment, in dem es Klick macht und wir alle aus unseren Träumen mit großen Augen aufwachten, da wir gerade einen Schatz gefunden hatten... Mann, nichts ist besser als das. Ein Freund von mir schaut mir über die Schulter, während ich die Fragen beantworte und meinte gerade: "Oh Gott, ein Kerl in seinen Dreißigern, der einer Band beitritt, das ist ja überhaupt kein trauriges Klischee." Haha... also, soweit dazu. Es würde sich vermutlich viel zu sehr nach einer Midlife Crisis anfühlen, wenn ich eine Musikerkarriere anstreben würde. Aber wenn wir gut wären... jooaaaa...
9. Wenn du die gesamte Crew für einen Film oder eine Serie zusammenstellen könntest: Wer wäre der Regisseur? Wer wäre der Drehbuchautor und wer bekäme die Hauptrollen? Worum würde es gehen?
Fangen wir mit der Art des Filmes an... Ich habe noch nie bei einer romantischen Komödie mitgearbeitet, aber ich sage trotzdem, dass der Film eine eher düsterer Atmosphäre haben sollte. Ridley Scott sollte die Regie führen und das Drehbuch steuert Aaron Sorkin bei. Peppen wir den Cast ein bisschen auf und lassen Michael Keaton, Burt Reynolds, Julia Ormond und Kenneth Branagh mitspielen... Das ist jetzt ganz spontan. Oder vielleicht wäre ein episches Rennen um die Welt besser, unter der Regie von Caroll Ballard mit Russell Crowe, Chevy Chase und Lisa Bonet... kauft ihr mir das ab? Ich komme auf euch zurück.
10. Stimmt es, dass du John Steinbecks Werk bewunderst? Was gefällt dir am meisten daran?
Das stimmt wirklich. 2005 habe ich einen Laden geleitet, in dem gebrauchte Bücher verkauft wurden und da habe ich mir vorgenommen, alles von Steinbeck zu lesen, nachdem ich "Jenseits von Eden" verschlungen hatte. Er hat diese Fähigkeit, unsere innersten Gefühle mit einer Leichtigkeit zu beschreiben, als hätte er unsere Gedanken gelesen. Er hat die Angewohnheit, von der Erzählung abzuweichen, um ein bekanntes Gefühl oder einen Geruch zu beschreiben. Dann ist man von seinen Nebengedanken so fasziniert, bis man erkennt, dass dies doch alles mit der Geschichte zu tun hat und man sieht diese mit völlig anderen Augen. Ich könnte stundenlang über Steinbeck reden. Bei Hemingway ist es ähnlich.
11. myFanbase ist ein Online-Magazin, das sich Fernsehserien widmet. Hast du eine Lieblingsserie?
"Community" von NBC ist die beste Comedy, die aktuell läuft. Es ist toll, Chevy Chase im Fernsehen zu sehen. "Fringe" ist eine weitere Serie, bei der ich keine Folge verpasse. Nachdem "Lost" zuende ging, wurde es mein neues Suchtmittel und es war auch die erste Show, von der ich ein Fan war bevor ich darin mitspielte. Von dem Abgesehen läuft bei mir oft HBO und AMC. Oh... von Dr. Steve Brules "Check It Out" kann ich nicht genug kriegen.
Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen dir für die Zukunft alles Gute!
Danke für die Fragen ;)
Nicole Oebel (Interview) & Luisa Schmidt (Übersetzung) - myFanbase
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