Interview mit Lea Drinda über ihre neue Serie "Where's Wanda?" bei Apple TV+
Lea Drinda spielt die Titelfigur in der neuen Serie "Where's Wanda?", die seit dem 2. Oktober 2024 weltweit bei Apple TV+ zu sehen ist. In unserem exklusiven Interview hatte myFanbase die Gelegenheit über das Casting, die Kombination eines ernsten Themas mit Humor, ihren Blick auf ihren Charakter und die Dreharbeiten in Berlin zu sprechen.

© Apple TV+
2. Oktober 2024 von Emil Groth
Lea, ich hab jetzt vier Folgen von der Serie "Where's Wanda?" gesehen und den Anfang der fünften, es wird also keine großen Spoiler geben. Fangen wir aber klassisch ganz vorne an. Wie bist du zu dem Projekt gekommen?
Der Einstieg war relativ klassisch. Es gab einen Castingaufruf, zunächst als e-Casting. Also habe ich bei mir zu Hause was gefilmt und es dann eingeschickt. Der Regisseur, Christian Ditter, fand mich anscheinend irgendwie cool und hat mich eingeladen zum Live-Casting zu kommen. Dort habe ich dann mit mehreren Anspielpartnern eine Szene gespielt. Das hat schon im Casting so viel Spaß gemacht und wir haben so gut miteinander funktioniert, sodass dann daraus ganz schnell eine Besetzung geworden ist.
Man kann die Chemie zwischen den Schauspielern auch spüren, das wirkt alles rund und irgendwie sehr harmonisch. Wie viel wusstest du denn über deine Rolle schon? Es ist schließlich das Mysterium: Wo bist du? Lebst du? Wenn ja, warum bist du verschwunden?
Ich habe, nachdem ich besetzt wurde, erstmal die englischen Drehbücher bekommen und sie mir in einem Tag komplett durchgelesen. Da war mir natürlich relativ schnell klar, wie das aussehen soll, mit dieser Wanda. Beim Casting war das noch gar nicht relevant. Da wusste ich nur, dass ich verschwinde. Ich fand es cool, diese ominöse Gestalt zu werden, die diese Serie von vorne bis hinten zwar mit antreibt und auch mit erzählt, aber gleichzeitig auch ein großes Fragezeichen zu sein scheint.
"Meet Wanda" | Clip aus Episode #1.01 von "Where's Wanda?"
(jetzt bei Apple TV+ streamen)
Wie war es denn für dich, diese Off-Kommentare zu sprechen? Da sind ja schon so ein paar moralische Ausrufezeichen mit dabei und spannende Fragen, die gestellt werden! Und wurde das alles am Set oder später im Studio eingesprochen?
Wir haben mehrere Sitzungen im Studio gehabt, bei denen immer wieder unterschiedliche Fassungen aufgenommen wurden, weil nicht klar war, wie involviert Wanda in der Geschichte sein soll. Leidet und fühlt sie mit oder soll sie einfach nur eine allwissende Perspektive einnehmen, die den Sachverhalt ein bisschen erzählt. Und dann hat man sich schließlich für die etwas mitfühlende Variante entschieden, weil es so schön ist, dass sie diese ganzen Charaktere mit begleitet, obwohl sie nicht da ist.
Ja, das kommt auch sehr gut rüber für mich. Wie würdest du dich als Wanda beschreiben? In der 1. Folge beim Streit mit deiner Mutter Carlotta ist sie quasi sehr teeniehaft, aber durch die Kommentare wirkt sie sehr reif. Wie hast du dich gesehen?
Das ist auch ein bisschen diese Spaltung, die man als junger Mensch erfährt. Dass man auf der einen Seite schon erwachsen sein möchte, aber auf der anderen Seite wird man eben doch noch als Kind gesehen. Und ich glaube das ist auch einer der ersten Konflikte, die sich zwischen Wanda und ihrer Mutter Carlotta zeigt. Und so geht es eigentlich auch weiter durch die Geschichte, erst mal sehr störrisch, besonders stur, auch wild, laut und selbstsicher, aber dann bricht Stück für Stück diese Fassade, dieser Trotz, weil sie einfach mit wahnsinnig schwierigen und emotionalen Situationen konfrontiert wird und im Endeffekt auch diese familiäre und vor allem mütterliche Liebe vermisst. Und dann doch merkt, dass sie eigentlich noch ein Kind ist. Und Wanda wird auch immer Kind bleiben, zumindest aus der Perspektive ihrer Eltern.

© Apple TV+; Frédéric Batier
Als ich von der Serie gelesen hatte, hatte ein bisschen Bauchschmerzen, weil ich dachte, ein Vermisstenfall eines Kindes und dann mit Humor umgesetzt, durchaus schwarzem Humor, das konnte ich erst nicht richtig zusammen bekommen. Wie ging es dir damit?
Für mich war es relativ schnell vorstellbar, das Widersprüchliche so umzusetzen, weil wir, die Bücher und der Autor dieses Verschwinden und diese tragische Geschichte wahnsinnig ernst genommen haben. Das war nie eine Sache von "jetzt machen wir uns mal darüber lustig". Die Thematik haben wir immer sehr ehrlich behandelt ernst genommen. Gleichzeitig hat es aber diese komödiantische Perspektive, weil es nicht nur Thriller und Drama sein sollte.
Was war der schönste Moment am Set?
Fast jeder Tag war einfach schön. Für mich war es Glück, dass wir in Berlin drehen konnten. Ich wohne in Berlin und dadurch konnte ich abends nach Hause und in meinem eigenen Bett schlafen, mir noch was kochen und Freunde sehen, was einfach sehr viel Kraft spendet, wenn man so viel arbeitet. Das Team war auch toll. Gedreht haben wir in schönen Jahreszeiten Sommer, Spätsommer und Herbst. Wir waren viel draußen, in Berlin und um Berlin herum und sahen diese ganzen tollen Farben in den Wäldern. Wir hatten einfach eine gute Zeit. Die Zusammenarbeit war einfach wahnsinnig gut.
Wie geht man dann am letzten Drehtag auseinander? Ist das so ein "hoffentlich sehen wir uns nochmal wieder" oder ist es eher so ein "jetzt ist die schöne Zeit vorbei und mal gucken was jetzt kommt"?
Es ist immer einer der schrägsten Momente bei so langen Projekten. Wenn man dreht, legt man irgendwie sein ganzes Leben beiseite, um sich dem Projekt zu widmen und plötzlich ist man wieder frei, hat wieder Zeit für sich und für die eigenen Gedanken und gleichzeitig hat man aber auch eine Art Familie am Set gewonnen. Und auch in meiner Position als Schauspielerin, die eine Rolle gefunden hat, die wahnsinnig viel Spaß gemacht hat und sich dann davon zu verabschieden, ist gar nicht so leicht. Aber dafür gibt es Abschlussfeste, da kann man dann nochmal allen sagen, wie toll es war und wie viel Spaß man hatte. Und so wird man die Rolle dann Stück für Stück auch wieder los.
Zum Abschluss noch eine letzte Frage, die wir allen unserem Interviewpartnern stellen. Was ist deine Lieblingsserie?
Meine Lieblingsserie ist, ich glaube tatsächlich, von HBO "Succession". Sie ist eine meiner allerliebsten Serien überhaupt. Ich habe sie inzwischen schon dreimal geschaut, einfach weil ich sie immer wieder gucken kann. "The Crown" fand ich auch ziemlich toll. Auf Apple TV+ läuft die Serie "Aus Mangel an Beweisen" mit Jake Gyllenhaal. Die ist wahnsinnig gut. Tatsächlich
habe ich dafür extra ein Abo abgeschlossen. Ich freue ich mich schon drauf, wenn "Where's Wanda?" dort neben anderen tollen Serien zu sehen ist.

© Apple TV+; Frédéric Batier
Gleich noch ein guter Tipp, danke. Aber Apropos mehrmals schauen, ich habe jetzt nach vier Folgen von "Where's Wanda?" das Gefühl, es ist ein riesiges Puzzle, man geht manchmal zurück und manchmal wieder nach vorne, dann wird mal eine kleine Szene gezeigt, "Where's Wanda?" muss man eigentlich auch mehrmals schauen und nochmal gucken, wie die Puzzleteile greifen.
Ja, das kann gut sein. Beim zweiten Mal Anschauen könnte einiges auf einmal viel mehr Sinn ergeben als beim ersten Mal. Details, die vielleicht gar nicht aufgefallen sind - kleine Hints und Easter Eggs, wenn man sie so nennen mag.
Auf jeden Fall. Danke dir für deine Zeit und für die spannenden Antworten sowie den Serientipp für unsere Leser. Es gibt offenbar gute Gründe für ein Apple TV+ Abo, unter anderem nun auch "Where's Wanda?".
Die Serie "Where's Wanda?" ansehen:
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