Serienentdeckungen 2022 - Teil 3
Wie jedes Jahr lassen unsere Autoren noch einmal Revue passieren, welche Serien sie 2022 nun endlich entdeckt haben. Denn schließlich kann auch der leidenschaftlichste Serienfan nicht alle Serien gleichzeitig schauen und es gibt immer wieder Lücken im Repertoire, die man versucht nach und nach zu schließen. Hier erzählen wir, wie wir auf manche alte Serien gestoßen sind und warum diese zu empfehlen sind.
Serienentdeckungen von Emil Groth
Meine Serienentdeckungen im Jahr 2022 kommen ganz unterschiedlich zustande. Eine Serie stand schon lange auf meiner Liste, es fehlte aber der letzte Impuls zum Starten, eine Serie basiert auf der Suche nach klassischer Comedy und eine Serie war eher ein Zufallstreffer.
Borgen
Die dänische Serie "Borgen - Gefährliche Seilschaften" schlummert seit Jahren auf meiner "to watch"-Liste, hat es aber irgendwie ganz nach oben geschafft, wahrscheinlich weil ich mir abgewöhnt hatte DVDs zu schauen und ich die Serie nur so vorliegen hatte. Durch die Wiederaufnahme bzw. Fortsetzung der Serie von Netflix war ich aber endlich hinreichend motiviert... und wurde nicht enttäuscht. Skandinavier machen bekanntermaßen ziemlich gute Serien und Filme und "Borgen" kann definitiv als ein sehr passendes Beispiel für diese Aussage genannt werden. Wir blicken also mitten in den Politikbetrieb Dänemarks und verfolgen den Aufstieg, Ausstieg und Wiedereinstieg von Birgitte Nyborg (Sidse Babett Knudsen) in die dänische Politik. Dabei wird alles beleuchtet, was dazu gehört. Komplizierte Verhandlungen, geheime Absprachen, die Rolle der Medien, Lügen und Verrat und Dänemarks Rolle in der Außenpolitik. Der Unterschied zu der ebenfalls sehenswerten amerikanischen Variante "House of Cards" ist aber, dass die zentrale Person nicht so skrupellos ist und über Leichen geht, sondern immer an einem demokratischen Prozess interessiert ist und mehr als nur sich selbst im Fokus hat. Insbesondere die vielen Thematiken rund um den Klimaschutz wurden interessant und spannend umgesetzt (insbesondere dann auch noch in dem Sequel "Borgen – Macht und Ruhm", quasi Staffel 4). Die gesamte Debatte und Erzählweise zeigt, warum Dänemark auch in der echten Welt die Führungsposition im Umwelt- und Klimaschutz einnimmt. Aber auch die anderen Themen wie das Finden von Mehrheiten, die komplexen Zusammenhänge von Entscheidungen, der Blick in die Nachrichtenredaktion des Senders TV1, der sich immer wieder zwischen Quoten und Qualität rechtfertigen muss, oder die teils tiefen Einblicke in das Familienleben einer Regierungschefin waren sehr durchdacht erzählt und sorgten für ein abwechslungsreiches und spannendes Serienerlebnis. Ich bin sehr froh, dass ich mir dieses Jahr dieses Juwel rausgepickt hatte.
Die Serie "Borgen - Gefährliche Seilschaften" ansehen:
Schitt's Creek
"How I Met Your Mother", "Scrubs - Die Anfänger" und "The Big Bang Theory" haben bei mir eine Comedylücke hinterlassen, die sich irgendwie zuletzt nicht so richtig füllen ließ. Die Versuche von Netflix (zum Beispiel "Nick für ungut" und "Uncoupled") waren zurecht immer nur kurzlebig und auch sonst sind die großen Hits der letzten Jahre eher in anderen Genres zu finden bzw. sind die ausgewiesenen Comedyhits eher Genremischungen ("Ted Lasso", "The Marvelous Mrs. Maisel", "The Flight Attendant" etc.). Nach vielen unterschiedlichen Versuchen habe ich mir dann doch mal "Schitt's Creek" vorgenommen, was mir vom Titel und der Kurzbeschreibung her eigentlich überhaupt nicht zugesagt hatte. Doch das ist eben nicht alles. Man muss eine Serie einfach selbst sehen, um sich ein Bild zu machen und nach den vielen Emmys zum Ende der Serie hin, war eigentlich klar, dass die Serie irgendwas haben muss. Und tatsächlich haben mich die schräge Familie Rose und diese wirklich amüsanten Kleinstadtcharaktere in ihren Bann gezogen und regelmäßig zum Lachen gebracht. Jeder einzelne Charakter hatte seine absolut liebenswürdige Seite und die Geschichten hatten Herz. Als Beispiele seien hier die geschäftliche Beziehung zwischen Johnny Rose (Eugene Levy) und Stevie Budd (Emily Hampshire), die herrliche Beziehung zwischen Alexis Rose (Annie Murphy) und Ted Mullens (Dustin Milligan) oder die Konkurrenzsituation zwischen Moira Rose (Catherine O'Hara) und Jocelyn Schitt (Jennifer Robertson) genannt. Und auch wenn man an der ein oder anderen Stelle vielleicht mal über das Ziel hinaus geschossen ist und es auch mal unangenehm war (meist verbunden mit Roland Schitt (Chris Elliott)), so war es Episode für Episode einfach nur herrlich. Kurzum, offenbar muss ich für mein Comedybedürfnis weiter zurück gehen und ältere Hits, die ich noch nicht geschaut habe, suchen, um mein Comedy- und Humorbedürfnis zu stillen. Wer auf der gleichen Suche ist, dem sei Schitt’s Creek wärmstens empfohlen.
Die Serie "Schitt's Creek" ansehen:
For All Mankind
Eher zufällig bin ich auf die Serie "For All Mankind" von Apple TV+ gestoßen, als für die dritte Staffel beworben wurde. Da ich Raumfahrt an sich ganz spannend finde, habe ich einfach mal reingeschaut, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, worum es geht. Nachdem die ersten Episoden daher ein bisschen befremdlich waren und mir noch nicht ganz klar war, ob es hier um eine wahre oder fiktive Geschichte geht, hat mich der der Spannungsbogen von Episode zu Episode mehr gepackt, bis ich geradezu süchtig die zweite Staffel geschaut habe. Der "Was wäre wenn"- Ansatz ist großartig und hat für mich, nachdem ich mich darauf eingelassen hatte, bestens funktioniert. Einfach weiter zu führen, wie Russland, die USA und China ihre Weltraumprogramme fortgeführt hätten, der Wettbewerb aber auch noch stärker in private Hände und Investoren gegangen wäre, war hochspannend und trotz aller Fiktion irgendwie glaubhaft. Und neben all dem politischen (Spionage, Wettbewerb, Präsidentschaftswahlen) und dem emotionalen (Familientragödien, Diversität, geheime Liebesbeziehungen, psychische Belastungen), die sich auch im Verlauf der Jahrzehnte parallel zur Realität entwickelten, war die Serie auch unfassbar spannend. Die unterschiedlichen Weltraummanöver waren spektakulär und im wahrsten Sinne unglaublich, eigentlich immer an der Grenze des Vorstellbaren und so enorm unwahrscheinlich und trotzdem hat man es physikalisch rechtfertigen können (zugegeben: ich habe es fachwissenschaftlich aber nicht kontrolliert). Ich habe jedenfalls lange nicht mehr so fasziniert und gespannt zugleich für dem Bildschirm gesessen und mitgefiebert. Allein schon auf diese Ideen zu kommen, wie zum Beispiel ein Hotel im Weltraum, was durch Drehung die Schwerkraft simuliert und durch eine Störung am Motor die Drehung schneller wird, weshalb die Schwerkraft steigt, haben mich in den Bann gezogen. Und als man dachte, es kann nicht noch mehr geben, bietet die dritte Staffel einen Wettlauf um die erste bemannte Landung auf dem Mars, der spannender war als jedes Formel 1 - Rennen, weil zwischendurch immer wieder moralische Aspekte den Mensch in den Mittelpunkt stellten und technische Innovationen alles auf den Kopf stellten. Ich bin sehr gespannt, was nun die vierte Staffel noch zu bieten hat, denn inzwischen ist auch Korea in den Wettbewerb eingetreten, was vor allem politisch eine weitere Ebene eröffnet.
Die Serie "For All Mankind" ansehen:
Emil Groth - myFanbase
Kommentare
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr