Was uns bewegt - Freundschaft in TV-Serien - Lena

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Stephanie Kloß, die Sängerin der Band Silbermond, teilte bei "Sing meinen Song" eine Weisheit: Das Leben ist wie ein Zug. Menschen steigen ein, begleiten dich und bleiben lange. Andere haben nur eine Kurzstrecke gebucht, die aber auch schön sein kann. Ich fand diese Metapher sehr sinnbildlich für die Beziehungen, die man im Leben führt und am meisten führt man eben freundschaftliche Beziehungen. Freunde kommen und gehen, manchmal ist es ein einfaches Loslassen, manchmal ganz schön schwer. Auch in TV-Serien kommen und gehen Freundschaften, weswegen sich diese Thematik oft sehr nah anfühlt, weil man vieles vielleicht schon ähnlich miterlebt oder durchgemacht hat. Man kann mit den im Fernsehen abgebildeten Freundschaften die eigenen Erfahrungen verarbeiten, man kann die glücklichen Momente rekapitulieren und dankbar sein, aber man kann sich auch wünschen, so eine Freundschaft einmal selbst erleben zu dürfen. Daher ist es wirklich mal an der Zeit, die ganzen TV-Freundschaften, die mich über all die Jahre begleitet haben, durchzugehen und zu verschiedenen Kategorien die Highlights zu benennen und zu begründen, warum sie mir so viel bedeuten.


Hey buddy, I missed you.


Foto: James Lafferty & Chad Michael Murray, One Tree Hill - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
James Lafferty & Chad Michael Murray, One Tree Hill
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Beginnen möchte ich gerne mit der Freundschaft zwischen Mann und Frau. Diese Kategorie ist mir tatsächlich eigentlich am wichtigsten, weil man eine so echte Freundschaft zwischen Mann und Frau, wo mal nicht die sexuelle Verbindung ausgetestet wird, nur in ganz seltenen Fällen miterleben darf. Ich bin zunächst tatsächlich mit mehr Jungs als Freunde aufgewachsen, das war im Kindergarten so, das war auch in der Grundschule so, weswegen ich eigentlich erst sehr spät erstmals von einer besten Freundin gesprochen habe. Deswegen sind bei mir schon früh die Grundlagen gelegt worden, dass Freundschaften zwischen Jungs und Mädchen oder eben später zwischen Frauen und Männer hervorragend funktionieren können. Da hat es im Grunde gepasst, dass mein großer Sprung zu den US-Serien "One Tree Hill" darstellte, wo eine wirklich ganz ganz tolle Mann-Frau-Freundschaft abgebildet worden ist. Die Rede ist natürlich von Haley und Lucas. Selbstverständlich war es auch ein Geschenk, dass Haley mit Nathan die konstanteste Liebesgeschichte geschrieben bekommen hat, so dass die Gedanken nie wirklich in die Richtung gingen, ob aus besten Freunden nicht auch ein Paar werden könnte, aber ich bin eigentlich überzeugt, dass sich diese Frage auch so nie gestellt hätte. Das hat man im Umgang einfach gemerkt, die beiden haben irgendwo vor Serienbeginn die Grenzen abgesteckt und sind anschließend die besten Lebenspartner geworden, weil sie wirklich nur das Beste füreinander wollen. Sie haben genauso gezofft, gestritten und sich versöhnt wie andere Freunde, vielleicht sogar besonders intensiv, weil sie sich eben so wichtig waren. Andere tolle Beispiele sind sicherlich Meredith und Alex aus "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" (hier kann man beim langsamen Wachsen der Freundschaft zusehen) oder auch Derek Morgan und Penelope Garcia aus "Criminal Minds". Wenn man den beiden zugehört hat, hätte man meinen können, da geht es heiß her, aber Baby Girl und all die anderen Insider waren nur ein Ausdruck ihres tiefen Vertrauens, der speziell angesichts der Schwere ihres Jobs auch immer eine gewisse Leichtigkeit ausgedrückt hat, die dringend benötigt wurde.

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I'm a stranger that lied to you a bunch and you’re two randos that dragged me into a podcast.


Foto: Selena Gomez, Martin Short & Steve Martin, Only Murders in the Building - Copyright: 2021 20th Television; Craig Blankenhorn/Hulu
Selena Gomez, Martin Short & Steve Martin, Only Murders in the Building
© 2021 20th Television; Craig Blankenhorn/Hulu

Eine eher seltenere Darstellung sind auch die Freundschaften zwischen zwei Menschen, die mehrere Generationen trennen. Oft empfindet man diese Beziehungen vielleicht eher als Mentor und Schützling, aber manchmal ist es auch einfach eine Chemie, die ohne große Erklärungen funktioniert und wo alt und jung gleichermaßen profitieren. Mir schoss bei diesem Typus jedenfalls sofort Luke und Walt in den Kopf. Die beiden Figuren aus "Modern Family" hätten wirklich kaum einen größeren Altersunterschied aufweisen können. Luke hat immer Horrorgeschichten über den grantigen Nachbarn erzählt bekommen und war dann ganz fasziniert einen doch offenen Menschen kennenzulernen, von dem er viel lernen kann und umgekehrt konnte Walt, der deutlich vereinsamt ist und sich daher im Umgang mit anderen oft schwer tut, sich dadurch wieder mehr öffnen und auf seine letzten Tage noch richtige Lebensfreunde entwickeln. Ein nettes Beispiel haben wir auch aktuell noch im TV und das wäre "Only Murders in the Building". Egal, ob man nun Charles und Mabel oder Oliver und Mabel nimmt, da haben sich zwei sehr interessante Freundschaften jenseits einer Altersgrenze gebildet. Mabel hat ein Händchen dafür, sie wegen ihres Alters und ihrer individuellen Eigenheiten aufzuziehen und sie hat die Macken der beiden so schnell durchschaut, dass sie einfach die besten Sprüche bringt, die aber auch gleichzeitig ihre Anerkennung ausdrücken. Umgekehrt werden Charles und Oliver durch sie jung gehalten und immer wieder neu inspiriert. Und um sie zu retten, da spielen dann auch altersbedingte Wehwehchen keine Rolle mehr.

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Dude, you still got me.


Foto: Dylan O'Brien & Tyler Posey, Teen Wolf - Copyright: MTV/Bob Mahoney
Dylan O'Brien & Tyler Posey, Teen Wolf
© MTV/Bob Mahoney

Bei einer klassischen Männerfreundschaft und ihrer Darstellung im TV fallen mir ehrlich gesagt zu viele gute Beispiele ein, was aber auch daran liegen mag, dass die Vorstellung einer Männerfreundschaft sehr klischeebehaftet ist. Zusammen Bierchen trinken, zocken, irgendwelchen Sport betreiben, aber intensive Gespräche führen, um das Gefühlsleben nach außen zu kehren? Nee, eher Fehlanzeige. Deswegen wirkt es im TV wahrscheinlich dann oft sehr unterhaltsam, wenn zwei Männer sich auf einer Ebene treffen, die tiefergehend ist und wo man wirklich spürt, die gehen füreinander durch die Hölle. Das gilt beispielsweise für Steve und Danny aus "Hawaii Five-0", die als komplett verschiedene Persönlichkeiten zusammengewürfelt wurden, aber dennoch ist aus Kollegen ruckzuck eine Freundschaft geworden, die dem Genre der Serie entsprechend viele dramatische Momente überstehen musste, weil beide gleich mehrfach hätten sterben können. Jeder Moment hat ihre Freundschaft noch einmal verstärkt und das Feierabendbierchen durfte auch nicht fehlen. In eine ganz ähnliche Richtung geht sicherlich auch die Freundschaft von Harvey und Mike aus "Suits". Auch hier waren die Gegensätze rein vom Papier her riesig, doch diese beiden wurden zusammengeführt, weil sie viele Interessen geteilt haben und sich perfekt in ihren Äußerungen ergänzt haben, so dass sie als Anwälte natürlich ein unschlagbares Duo waren. Auch wenn Harvey die meiste Zeit der Boss war, der Respekt füreinander ist immer mehr gestiegen und die beiden konnten sich privat und beruflich irgendwann blind aufeinander verlassen. Aber die wichtigsten Freundschaftsbeweise waren sicherlich, dass beide an einer Stelle schon mal bereit waren, für den jeweils anderen die Karriere aufzugeben. Aber auch Stiles und Scott sollen noch erwähnt werden. Alleine aufgrund des Alters der beiden Figuren ist diese Männerfreundschaft aus "Teen Wolf" nochmal speziell, weil beide über den Serienverlauf hinweg oft viel impulsiver agiert haben und sich auch schon einiges angetan haben, was nun wenig freundschaftlich daherkommt. Aber auch hier ist für mich immer hängen geblieben, dass sie alles füreinander getan haben und dass aus Freunden eigentlich schon längst Brüder geworden sind, die am Ende trotz der Frauengeschichten, die sich manchmal überschnitten haben, dann doch wieder zusammengefunden haben.

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We made it, didn't we? Through all the tragedy and jealousy and confusion. We made it.


Foto: Katherine Heigl & Sarah Chalke, Immer für dich da (Firefly Lane) - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Katherine Heigl & Sarah Chalke, Immer für dich da (Firefly Lane)
© 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix

Frauenfreundschaften gibt es im TV natürlich auch wie Sand am Meer, aber hier merke ich doch, dass ich andere Maßstäbe als bei den Männern habe, eben gerade weil es für Frauen natürlicher ist, sich nach Herzschmerz und Verlusten zusammenfinden und alles totzuquatschen. Hier ist dann für mich wirklich wichtig, dass die Frauen besonders in den Tiefen des Lebens füreinander da sind und nicht nur die schönen Seiten des Lebens gemeinsam genießen. Auch hier hat "One Tree Hill" mich ganz entscheidend geprägt, denn die Freundschaft von Peyton und Brooke platzte genau in die Zeit meiner Jugend, wo ich Freundschaften auch langsam anders gesehen habe, denn Schwärmereien für denselben Kerl oder die Eifersucht, für den ersten Freund auf einmal auf dem Abstellgleis zu stehen, das kann Freundschaften ganz ordentlich belasten. Das war bei Brooke und Peyton nicht anders, die gleich mehrere Jahre um das Herz von Lucas konkurriert haben und sich wahrscheinlich ebenso viel gestritten wie versöhnt haben. Aber für mich war das Entscheidende immer, sie konnten sich die hässlichsten Worte an den Kopf geworfen haben, sie haben immer einen Weg zurück zueinander gefunden. Diese Frauenfreundschaft ist durch Haley natürlich auch irgendwann erweitert worden, aber die beiden waren immer der Ursprung und es fiel in einem Liebesdreieck selten so schwer, für eine der beiden Frauen zu sein, denn eigentlich hätte immer ihre Freundschaft der Gewinner sein sollen. Aber auch zuletzt gab es durch "Immer für dich da" eine ganz wunderbare Freundschaft die präsentiert wurde und die für mich definitiv Maßstäbe gelegt hat. Mit gerade einmal zwei Staffeln ist bei Tully und Kate über mehrere Jahrzehnte hinweg eine Freundschaft präsentiert worden, die auch ihre Auf und Abs hatte und wo ein Teil deutlich bestimmender und selbstbezogener war. Das ging aber auch nur, weil Kate damit umzugehen wusste und weil sie sich auch sicher sein konnte, dass Tully im Ernstfall alles stehen und liegen lässt. Diese Freundschaft brauchte wirklich nicht viel, um alle tollen Nuancen abzubilden und einen Sehnsuchtsfaktor zu installieren.

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To having adventures. And making mistakes. To sleeping with the wrong people and the right people. And to unleashing holy hell.


Foto: JoAnna Garcia Swisher, Brooke Elliott & Heather Headley, Süße Magnolien - Copyright: 2023 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
JoAnna Garcia Swisher, Brooke Elliott & Heather Headley, Süße Magnolien
© 2023 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix

Abschließend muss ich bei der besten Freundesgruppe sofort an Sutton, Kat und Jane aus "The Bold Type - Der Weg nach oben" denken. Die drei hätten natürlich auch problemlos für die Frauenfreundschaft genannt werden können, aber vielleicht kennt es jeder aus der eigenen Erfahrung, drei ist eine ungerade Zahl und kann für einige Probleme sorgen, weil intern dann doch Eifersüchteleien, wer wem wichtiger ist, ausgetragen werden, die die Freundschaft vor eine Belastungsprobe stellen. Gut funktionierende Dreierfreundschaften sind wahrlich keine Seltenheit, weswegen ich mir Sutton, Kat und Jane immer sehr gelobt haben. Natürlich gab es auch Streit zwischen diesen drei Figuren, aber es stand selten im Mittelpunkt, dass sich eine von ihnen ausgeschlossen fühlte. Meistens haben sie sich ohnehin zu dritt zusammengefunden, aber wenn es dann nur zwei von ihnen waren, dann war das nie, um die Dritte auszuschließen, sondern weil es sich nichts anders ergeben hat. Diese drei wussten einfach, was sie einander bedeuten und diese Freundschaft hat zu dritt einfach am besten funktioniert. Ähnliches kann man auch aktuell bei "Süße Magnolien" mit Maddie, Helen und Dana Sue konstatieren, denn auch hier funktioniert die Dreiergruppe nach ähnlichen Prinzipien. Die Abende mit Margarita sind nur dann vollständig, wenn auch alle drei anwesend sind. Natürlich können sie sich auch zu zweit jeweils mal beistehen, aber so richtig funktioniert das erst im Gesamtverbund. Je größer danach die Gruppe wird, desto mehr ändern sich natürlich auch die Ansprüche, die man an das Wort Freundschaft stellt. Dennoch würde ich gerne noch die Großgruppe aus "A Million Little Things" nennen, wo die Fahrstuhlbegegnung von Eddie, Rome, Gary und Jon dafür gesorgt hat, dass schließlich auch die Frauen Regina, Katherine, Delilah und Maggie noch hinzukamen. Diese Gruppe hat in fünf Staffeln immer wieder neue Schicksalsschläge miteinander durchgemacht und dort war immer klar, man ist niemals alleine, einer taucht immer für einen auf.

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