Serienentdeckungen 2023 - Teil 2
Wie jedes Jahr lassen unsere Autoren noch einmal Revue passieren, welche Serien sie 2023 nun endlich entdeckt haben. Denn schließlich kann auch der leidenschaftlichste Serienfan nicht alle Serien gleichzeitig schauen und es gibt immer wieder Lücken im Repertoire, die man versucht nach und nach zu schließen. Hier erzählen wir, wie wir auf manche alte Serien gestoßen sind und warum diese zu empfehlen sind.
Serienentdeckungen von Lena Donth
Dank des Doppelstreiks von WGA und SAG-AFTRA gab es vor allem in der zweiten Jahreshälfte etwas mehr Zeit, endlich mal Serien zu sehen, die schon länger auf der Watchlist standen. Ich habe insgesamt dieses Jahr fünf ältere Serien neu angefangen, wobei ich bei "Killing Eve" bislang nur eine Staffel sehen konnte und "Industry" von HBO wird noch ausgestrahlt, weswegen ich euch hier nun die anderen drei Serien näher vorstellen möchte.
Derry Girls
Die "Derry Girls" haben mich Anfang des Jahres in ihren Bann gezogen. Die irische Comedyserie, die bei Channel 4 mit drei Staffeln gelaufen ist und hierzulande bei Netflix zu streamen ist, ist mir zwar schon mal während der eigentlichen Ausstrahlung ins Auge gefallen, aber so richtig hat sie noch einmal einen Boost bekommen, nachdem Hauptdarstellerin Nicola Coughlan bei "Bridgerton" ihren endgültigen Durchbruch geschafft hat. Für mich war das tatsächlich auch der Hauptgrund, endlich mal einzuschalten und im Endeffekt hat das dazu geführt, dass ich in diesem Jahr sehr viel konsumiert hat, was mit Irland zu tun hat. Die Geschichte dieses zweigeteilten Landes ist sehr interessant und ich fand es auch toll, wie sehr sich Serienmacherin Lisa McGee auch bemüht hat, historische Entwicklungen einzubinden und so gut darzustellen, warum die Nordiren so sind wie sie sind. Tatsächlich ist die Serie auch nie synchronisiert worden (was für viele ein Ausschlusskriterium sein mag), aber immerhin gibt es Untertitel, auf die ich wohl auch sehr angewiesen war, da der Akzent schon gewöhnungsbedürftig ist. Aber auch wenn ich nicht weiß, ob die Entscheidung der Synchronisation bewusst so getroffen worden ist oder man einfach Kosten einsparen wollte, ich finde das als Botschaft so sehr passend. Ansonsten ist es eine wirklich derbe Comedyserie, die sich um die Freundesgruppe von Erin (Saoirse-Monica Jackson), Clare (Coughlan), Orla (Louisa Harland), Michelle (Jamie-Lee O'Donnell) und James (Dylan Llewellyn) dreht. Die Geschichte von James, der als Brite nach Irland kommt, was dringend verheimlicht werden muss, und wie er dann ausgerechnet in der Mädchengruppe landet, da fängt es schon an. Es gab oft auch Momente zum Fremdschämen, weil speziell Erin auch als Freundin ihre Aufgaben erst lernen muss und mich oft halb in den Wahnsinn getrieben hat, aber die Gruppe hat sich besonders in den zahlreichen gemeinsamen Szenen immer wieder beweisen dürfen. Die Dynamiken untereinander sind mir immer mehr ans Herz gewachsen und die drei Staffeln mit insgesamt 19 Episoden gehen da eigentlich viel zu schnell vorbei.
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Ozark
"Ozark" stand wirklich lange auf meiner Watchlist, aber ich bin tatsächlich froh, dass ich die Serie erst nach Beendigung der vier Staffeln angefangen habe. Zwar habe ich die Serie nicht klassisch hintereinander weggeguckt, aber ich konnte sie in meinem Tempo gucken und wenn ein spannender Cliffhanger da war, auch zwischen den Staffeln oder den beiden Teilen der letzten Staffel, dann musste ich nicht elendig lange warten. Vor allem hatte das nicht lange Warten müssen auch den Vorteil, dass diese doch auch komplexe Serie für mich leichter ein Konstrukt ergeben hat, wo ich nicht zwischen zwei Veröffentlichungen schon wieder alle Details vergessen habe. Insgesamt ist "Ozark" eine sehr düstere Dramaserie, mit oft auch hartem Tobak in den Handlungen (was übrigens der Grund ist, dass die Serie für mich nie ein Binge-Erlebnis hätte werden können, weil ich alles auch verarbeiten musste), aber auch wirklich beeindruckenden Charakterentwicklungen. Es ist gut, dass über die vier Staffeln hinweg nicht ständig zig neue Figuren reingeschleust worden sind, weil der Kern der Charaktere hat so viel Potenzial geboten, dass es eine Schande gewesen wäre, sie aus den Augen zu verlieren. "Ozark" hat bei den Preisverleihungen stets mit Jason Bateman, Julia Garner und Laura Linney gepunktet und das kann ich absolut nachvollziehen. Am Ende hat dann nochmal Bateman den Emmy als bester Hauptdarsteller bekommen, wobei es in meinen Augen für die finale Staffel an Linney hätte gehen müssen. Aber es wäre jetzt auch unfair, das wirklich gegeneinander aufzuwiegen, denn insgesamt ist es doch der gesamte Hauptcast, der Eindruck gemacht hat. Denn auch für Sofia Hublitz und Skylar Gaertner als die Byrde-Kinder Charlotte und Jonah kann so ein düsterer Stoff nicht einfach gewesen sein. Insgesamt also eine intensiv erzählte Dramaserie, die eine Familie komplett auf den Kopf stellt und die menschlichen Abgründe erkundet.
Die Serie "Ozark" ansehen:
Sense8
Bei "Sense8" habe ich jetzt Ende des Jahres auf den Druck meiner Schwester hin nachgegeben, die die Serie selbst erst später entdeckt hat, aber mir nun bestimmt zwei Jahre im Ohr lag: "Hast du endlich 'Sense8' angefangen?" Ja, habe ich. Ich muss gestehen, dass ich die Serie damals vor allem wahrgenommen habe, weil die Medien sich besonders auf die Orgien-Szenen gestürzt haben. Das ist für mich immer sehr seltsam so wahrzunehmen, weil schnell der Eindruck entsteht, dass die Serie vielleicht sonst nicht viel anbietet. Nun hatte ich aber ja die Stimme im Ohr, die mir versichert hat, da ist so viel mehr. In die erste Staffel einzusteigen war dennoch etwas zäh, denn es gibt die acht Hauptdarsteller aus einem Cluster und die haben jeweils noch einmal eine kleine feste Personenanzahl um sich, also ein ganz schön großer Cast. Dementsprechend bemüht sich die Serie erstmal ausgiebig, alle Figuren vorzustellen, was zwar nicht langweilig war, aber wirklich viel auf einmal, weswegen ich zwischendurch auch ein wenig die Sorge hatte, dass die Erklärungen für die mentale und emotionale Verbindung untereinander an mir vorbeigehen. Aber schon in der zweiten Staffelhälfte konnte ich eigentlich feststellen, dass die Sorge unbegründet war. Ab da hatte ich alles gut für mich sortiert und ich hatte auch zu allen Figuren eine Verbindung aufgebaut, weswegen es spannend war, wie sie sich auch untereinander kennengelernt haben und unterschiedliche Arten von Beziehungen geknüpft haben. Staffel 2 macht es dann nochmal ein Stückchen besser, weil dort die acht wirklich eng zusammenarbeiten und es ist immer wieder ein Vergnügen, wie ein Rädchen ins andere greift, wenn sie miteinander arbeiten. Positiv ist auch, dass alle acht wichtig bleiben und man kein Ungleichgewicht bemerkt. Sie haben die größere Aufgabe gegen Whispers (Terrence Mann) zu lösen, aber dabei bleiben auch die persönlichen Dramen wichtig und alles wird gut miteinander verwoben. Der letzte Punkt, warum es gut ist, erst jetzt die Serie für sich zu entdecken? Netflix hatte die Serie nach zwei Staffeln auf einem Cliffhanger endend abgesetzt. Ein harter Kampf hat zu einer abschließenden zweieinhalbstündigen Episode geführt, die ich nun nahtlos anschließen konnte. So hat mich diese Serie definitiv keine grauen Haare gekostet.
Die Serie "Sense8" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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