Jahresrückblick - unsere Top-Serien 2023 - Teil 1
Top-Serien von Lena Donth
9-1-1: Lone Star, Staffel 4
Mich holen genug Broadcast-Serien emotional ab, aber sie haben oft das Problem, dass sie diese besondere Qualität nicht über ihre langen Staffeln halten können. Eigentlich möchte ich auch nur ungerne, "9-1-1: Lone Star" gegen die Mutterserie "9-1-1 Notruf L.A." aufwiegen, weil die beiden sich wirklich nicht viel tun und sich mit ihrer Prämisse einfach in mein Herz schleichen. Doch "9-1-1" hat es schon auf diese Liste geschafft, das Spin-Off noch gar nicht und es hat mich auch ehrlicherweise emotional noch ein Stückchen mehr dieses Jahr erreicht. Was auch gut daran liegen mag, dass "9-1-1: Lone Star" fast immer in einem Stück in der Midseason ausgestrahlt wird, so dass ich emotional Woche für Woche am Ball bleiben kann. Doch es ist nicht nur die Ausstrahlungspolitik, die die Serie so gut in Staffel 4 gemacht hat. Zwar wird es wohl ewig ein Problem bleiben, dass die Geschichten nicht so gleichmäßig auf alle Hauptfiguren verteilt sind, aber speziell T.K. (Ronen Rubinstein) und Carlos (Rafael L. Silva) und Marjan (Natacha Karam) haben dieses Jahr richtige starke Stories geschrieben bekommen. Spätestens in der Doppelfolge zum Staffelabschluss war ich dann völlig aufgelöst. In diesen Cast bin ich investiert und ich kann mir bei jeder Delle in der Handlung sicher sein, irgendwann erwischen sie mich wieder völlig unerwartet aus dem Nichts und dann heißt es Taschentuchalarm!
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The Bear, Staffel 2
Wenn ich bedenke, dass ich "The Bear" rein von der Prämisse her wohl mir nie angeguckt hätte, muss ich doch sehr danken, dass mich "Shameless - Nicht ganz nüchtern" einfach zu lange in meinem Leben begleitet hat, so dass ich einfach wissen wollte, was Jeremy Allen White abseits davon auf die Beine stellt. Jetzt sind wir schon in Staffel 2 und ich bin nochmal erstaunter, was sich aus diesem Serienkonzept entwickelt hat, womit auch wirklich niemand gerechnet hat. Staffel 1 hat fasziniert, weil man Küchenalltag so noch nie fiktional verarbeitet gesehen hat. Staffel 2 hat sich davon etwas gelöst, was auch richtig ist, denn man darf sich auf Bewährtem nicht einfach ausruhen, sonst wird es langweilig. Es geht noch immer um die Figuren aus Staffel 1, doch es ist schön, dass wirklich alle ihre eigenen Momente bekommen, indem sie auf andere Kochschulen geschickt werden, um ihren Horizont zu erweitern. Kochen ist da eben die Leidenschaft, Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, die so wunderbar ergründet werden kann. Während die erste Hälfte also vor allem diese persönliche Entwicklung in den Fokus nimmt, was gut gemacht ist, gefällt es mir dennoch in der zweiten Staffelhälfte noch besser, wenn die Eröffnung des neuen Restaurants näher rückt und das Stresslevel kontinuierlich angehoben wird, so dass man am Ende der Staffel wieder schweißgebadet ist. Professionelles Kochen wäre wohl nie was für mich, aber es ist dennoch faszinierend, dabei zuzugucken. Zudem liefert Staffel 2 eine Weihnachtsepisode an, die als Rückblende fungiert. Dafür wurden zahlreiche Gastdarsteller*innen wie Jamie Lee Curtis, Jon Bernthal und mehr engagiert und es wird in Echtzeit erzählt. Ein echtes Meisterwerk, diese Episode, die sehr gut verkörpert, warum "The Bear" wirklich etwas Besonderes ist.
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Daisy Jones & The Six, Miniserie
Das Buch "Daisy Jones & The Six" von Taylor Jenkins Reid habe ich erst relative spät entdeckt, die angekündigte Adaption in Form einer Miniserie war für mich da klar der Hauptgrund. Dann war ich aber von der Stilistik des Buchs und der generellen Idee, eine fiktive Bandgeschichte so zu erzählen, sehr angefixt, dass ich die Serie kaum abwarten konnte. Ich bin vom Endergebnis nicht enttäuscht worden. Es ist zwar doch einiges von Buch zu Serie angepasst worden, aber der Hauptkern der ursprünglichen Idee der Autorin wurde transportiert und ebenso wurde es geschafft, der Serie eine ganz eigene Charakternote zu verpassen, indem eben auch der Cast die Figuren so für sich vereinnahmt haben, dass ein intensives Bild und damit wirklich eine Bandgeschichte entstanden ist. Das absolute Highlight bleibt aber die Musik und die abgedrehten Gesangssequenzen, wobei die besten natürlich die live von Konzerten sind. Wenn man bedenkt, wie viele aus dem Cast vorher gar nicht professionell Musik gemacht haben, dann wurde da wirklich schauspielerisch alles aus sich rausgeholt, so authentisch und mitreißend wirkte es. Nach der Veröffentlichung gab es viel Spekulation darüber, ob man vielleicht doch noch mehr drauflegt, aber das hoffe ich doch nicht. Denn die Geschichte ist erzählt und wie!
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Extraordinary, Staffel 1
"Extraordinary" hat mich dieses Jahr im absolut positiven Sinne überrascht. Ich fand die Prämisse zwar vom Papier her schon vielversprechend, aber ich hätte dennoch nicht erwartet, so einen Spaß zu entwickeln, obwohl ich beim britischen Humor oft toll abgeholt werde. Dennoch kann man nicht einfach nur britischer Humor auf eine Serie tacken und dann erwarten, dass ich begeistert bin. Hier war es dann zusätzlich, dass die dargestellten Superheldenkräfte wirklich einen Heidenspaß bereitet haben. Es war definitiv ein Binge-Grund immer weiterzugucken, um zu entdecken, was noch für Eigenschaften präsentiert werden. Denn 3D-Figuren durchs Arschloch drucken, wer wollte das nicht immer schon mal können? Es war schon ungemein lustig, was da alles so zusammengekommen ist und wie die Fähigkeiten dann auch maximal lustig eingesetzt worden sind. Aber auch abseits davon hat "Extraordinary" seine Highlights, denn die Handlung passt, die oft skurrilen Figuren passen und die Geschichte ist nicht auserzählt. Jen (Máiréad Tyers) ist als zentrale Hauptfigur schon eine Nummer für sich, weil sie recht egoistisch ist, aber sie ist nur Teil davon, weswegen diese Schwäche gut ausgeglichen werden konnte. Ich hoffe nur wirklich, dass Staffel 2 nicht beweis, dass die Serie nur ein One-Hit-Wonder war.
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Heartstopper, Staffel 2
Wenn die erste Staffel von "Heartstopper" schon letztes Jahr in meiner Liste war und ich dieses Jahr schreibe, dass sie noch mal ein Fitzelchen besser war, dann muss sie einfach auch mit Staffel 2 aufgeführt werden. In die von Alice Oseman geschaffene Welt via Graphic Novel habe ich mich genauso verliebt wie hier in die Serienadaption. Es sind unterschiedliche Welten und ich bin auch jetzt in Staffel 2 begeistert, wie sehr dort alles noch einmal erweitert wurde, so dass Inhalte aus Osemans Romanen auch ihren Weg ins Fernsehen finden. Die Autorin ist in meinen Augen eine der stärksten Stimmen unserer Jugend von heute. Sie ist selbst keine Jugendliche mehr, aber sie ist noch jung genug, um die Themen, die die Heranwachsenden von heute beschäftigen, interessant und aufklärend zu verarbeiten. So ist "Heartstopper" eben eine Serie für die gesamte LGBTQIA+ Gemeinschaft ist, wo sich niemand ausgeschlossen fühlt und wo sich alle verstanden fühlen. Das Herz des Ganzen bleiben aber Charlie (Joe Locke) und Nick (Kit Connor), die diese zarte Liebesgeschichte so mitreißend spielen, dass man einfach nur für sie Schmetterlinge im Bauch hat. Auch die Animationen, die eine Hommage an die Graphic Novel sind, bleibt für mich ein Highlight. Diese Serie bleibt empfehlenswert, auch für Eltern, die ihre Kinder besser verstehen lernen wollen.
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Jury Duty, Staffel 1
Als "Jury Duty" von Freevee (dem kostenlosen Streamingdienst von Prime Video) angekündigt wurde, war ich zwar schon neugierig, aber so richtig konnte ich mir das Endergebnis noch nicht vorstellen. Wir haben einen fingierten Schauprozess, bei dem vom Richter, über die Gerichtsdiener, über den Angeklagten, über die Klägerin, Verteidiger und Staatsanwältin bis hin zu den Geschworenen alles Schauspielerinnen sind, die wissen, dass nur einer über gar nichts Bescheid weiß: Ronald Gladden. Dieser ist aber eine Seele von Mensch und wäre er nicht der gewesen, der er ist, wie hätte diese Serie überhaupt funktionieren sollen? Um ihn herum passiert so viel Blödsinn, so viel Absurdität und dann lernt er auch noch James Marsden kennen, der sich aufführt, als wollte man ihn lieber weit auf Abstand halten, da hilft nur ganz viel innere Ruhe, Empathie und Willen, den Prozess durchzuziehen, damit auch alles aufgeht. Jemand anderes als Ronald hätte vielleicht vorher schon die Reißleine gezogen. Also Kompliment an ihn, an Marsden, aber auch an die deutlich unbekannteren Schauspielerinnen, die alle den großen Durchbruch noch nicht geschafft haben, die sich aber richtig beweisen durfte. Für "Jury Duty" musste nämlich vor allem improvisiert werden. Selbst wenn es ein Drehbuch gab, aber das war eben von Ronalds Handeln abhängig, so dass auch viel spontan entstehen musste. Dabei ist so viel Lustiges rausgekommen, dass ich auch glaube, dass dieses Neue, das Spontane der Serie den besonderen Kick gegeben hat. Da die Serie für jeden zu streamen ist, ist es eigentlich jede*r selbst Schuld, wer noch nicht reingeklickt hat.
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Liebes Kind, Miniserie
Eine deutsche Serie wollte ich unbedingt dieses Jahr auf meine Liste packen. Ich führe mit deutschen Produktionen wahrlich keine Liebesbeziehung, aber es gibt immer gern gesehene Ausnahmen. Die Krimiserie "Liebes Kind" ist nun auch kein Alibi auf dieser Liste, denn ich fand die Romanadaption nach Romy Hausmann bei Netflix wirklich gelungen. Ich kannte das Buch vorab auch nicht, was möglicherweise geholfen hat, aber so konnte ich mich unbedarft auf das Geschehen einlassen und es hat mich wirklich begeistert. Was sich mir besonders eingebrannt hat, das ist eindeutig die geschaffene Atmosphäre. Ich habe durchgängig ein gewisses Unbehagen verspürt und das musste nicht durch besonders viel Action, krasse Szenen oder Ekel erzeugt werden, es waren eher die simplen Dinge wie die Darstellung in dem Gefängnis und wie Hannah (Naila Schuberth) und Jonathan (Sammy Schrein) dann in einer für sie neuen Realität sich völlig unpassend verhalten haben. Besonders Hannah hat mir ein Schauer über den Rücken laufen lassen, dabei ist sie gar kein grundböser Charakter. Das war schon beeindruckend inszeniert. Zudem gab es auch einige gute Wendungen. Es ist schön, wenn gute Krimis auch als gute Krimiserie rübergekommen.
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Poker Face, Staffel 1
Bei "Poker Face" war ich gespannt, wie Rian Johnson nach seinem Doppelerfolg mit "Knives Out: Mord ist Familiensache" und "Glass Onion: A Knives Out Mystery" wohl im Serienformat funktioniert und dafür hat er sich Natasha Lyonne als Lügendetektor Charlie an Bord geholt, die flüchten muss und bei ihrem Roadtrip quer durchs US-amerikanische Land zig Mordfälle aufklärt und das auf eine Art, die echt herrlich ist. Es wäre völlig gelogen, Charlie als Hobbydetektiv zu bezeichnen, denn sie will sicher keine Rätsel aufklären, aber was Lügen anderer Personen bei ihr anrichten, das fixt sie doch so sehr an, dass sie sich reinkniet und so ungefragt für Gerechtigkeit sorgt. Gerechtigkeit jedenfalls, die es außerhalb eines Rechtssystems geben kann. Jede der zehn Episoden stellt einen anderen Fall dar, man könnte also auch ganz gut nur einzelne Folgen schauen, aber mit dem größeren Kontext rund um Charlie ist es eindeutig das bessere Serienerlebnis. Lyonne ist natürlich der größte Gewinn für dieses Konzept, weil sie mit ihrer leicht rotzigen Art, die nur schwach ein riesiges Herz verbirgt, einfach etwas hat, was an den Bildschirm fesselt. Darüber hinaus geben sich aber auch viele bekannten Schauspielernamen die Klinke in die Hand und drücken mit ihren Episodenauftritten der Serie ebenfalls ihren Stempel auf. Judith Light wurde zum Beispiel für ihren Auftritt auch für einen Emmy nominiert, ansonsten sind auch Adrien Brody, Chloë Sevigny, Simon Helberg, Ellen Barkin, Joseph Gordon-Levitt und viele mehr dabei. Auch wenn sich manche Fälle in ihrer Art geähnelt haben, so sind es dann eben vor allem die wechselnden Beteiligten, der Ort, wo es spielt und Charlies jeweiliger Zustand die für fortwährende Abwechslung sorgen, so dass ich eine zweite Staffel auch für eine gute Idee halte.
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Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte, Staffel 1
Während die Mutterserie "Bridgerton" auf einer Buchreihe nach Julia Quinn beruht, war mit der Ankündigung des Prequels, "Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte", klar, dass es hierfür keine Vorlage gibt, aber die megaerfolgreiche Serienproduzentin Shonda Rhimes hat sich selbst so in diese Regency-Welt verliebt und diese Geschichte rund um eine junge Queen Charlotte (India Amarteifio) quasi im Alleingang auf die Beine gestellt. Rhimes ist eine Frau, der ich über die Jahre zu vertrauen gelernt habe und das hat sich mit "Queen Charlotte" bestätigt, denn aus den wenigen Momenten, auf die wir durch "Bridgerton" einen Blick auf das Königspaar werfen durften, ist eine wirklich wunderschöne Liebesgeschichte gesponnen worden. Die Gegenwart mit Golda Rusheuvel als Charlotte war da fast schon eher störend, denn die Vergangenheit war so mitreißend und hat mich kaum losgelassen. Wie es im Liebesgenres so schön heißt, das Meet-Cute von Charlotte und George (Corey Mylchreest) hat gleich schon gesessen und ab da war es wirklich schwer, noch irgendwie abzuschalten. Lobenswert finde ich auch, wie das Thema mentale Gesundheit angegangen wird. Natürlich ist es nicht wie in unserer heutigen Zeit, das wäre auch einfach unrealistisch gewesen, aber diese Austreibung von einem inneren Biest, das Vertuschen, der zerstörerische Selbsthass und verschiedene Wege, damit umzugehen, das war angemessen und vor allem gut gespielt. Ganz am Schluss gibt es dann auch eine der süßtesten Szenen der ganzen Seriengeschichte. Ja, ich greife da gerne nach den Sternen, denn den Moment habe ich mir wirklich oft angesehen und er ist sinnbildlich für das, was die ganze Serie geschenkt hat.
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Superman & Lois, Staffel 3
Als "Superman & Lois" 2021 an den Start gegangen ist, haben erfreulich viele Medien darüber berichtet, wie erfrischend anders diese neue Superheldenserie von The CW ist, weil sie vor allem familiär und auch in der ganzen Anlage mehr dramatischer ist. Das habe ich zwar auch alles wahrgenommen, aber ich habe noch mehr das gesehen, was an Potenzial auf der Strecke geblieben ist. Das hat mich geärgert, auch weil der Heimatsender parallel mitten in einer großen Veränderung steckte und damit die Zukunft trotz guter Performance nicht gesichert war. Da hatte ich ständig den Gedanken, was, wenn es vorbei ist, bevor es überhaupt richtig losgegangen ist? Zum Glück kann ich aber sagen, einen wahren Höhepunkt hat diese Serie in diesem Jahr mit Staffel 3 geschenkt bekommen. Es war immer noch nicht die perfekte Staffel, aber was ist eigentlich perfekt? Aber man hat sich vor allem auf den hervorragenden Cast verlassen, man hat den Ausstieg von Jordan Elsass durch Michael Bishop gut aufgefangen, man hat das Familiäre in allen Handlungen reingenommen, auch in Bezug auf die Antagonisten der Staffel und man hat vor allem mit der Krebserkrankung von Lois (Elizabeth Tulloch) einen wirklich berührenden Handlungsbogen geschaffen, den ich so schnell nicht werde vergessen können. Es war sensibel, es war aufrührend und auch hoffnungsvoll gemacht. 2024 steht nun die finale vierte Staffel an. Sparmaßnahmen haben den Hauptcast drastisch reduziert, was daraus einen echt komplizierten Brocken macht. Aber egal, was dadurch als Endergebnis herauskommt, nach dieser dritten Staffel kann das nur noch halb so schlimm werden.
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