Wandelbarste Synchronsprecher*innen - Lena
Auch wenn ich inzwischen immer mehr englischsprachige Formate im Originalton schaue, so habe ich natürlich ganz anders angefangen und auch heute gibt es noch genug Produktionen, bei denen ich auf die synchronisierte Fassung zugreife. Es mag sicherlich immer mal völlige Fehlbesetzungen geben, entweder weil die Stimme gar nicht geeignet ist, weil sie nicht zu der dargestellten Figur passt oder weil ich die Originalstimme kenne und nur den Kopf schütteln kann, aber davon ab, ist die Synchronisation in Deutschland eine wahre Kunst und gehört weltweit mit zu den besten. Deswegen gibt es tatsächlich auch Beispiele, wo die Synchronschauspieler für mich stimmlich so einzigartig sind, dass sie einen gewissen Charakterkern sogar besser einfangen als die Originalstimme. Beispielhaft zu nennen wäre da für mich Florian Krüger-Shantin, der u. a. Louis Litt aus "Suits" spricht und dabei der exzentrischen Art seiner Figur etwas Einzigartiges verpasst, so dass ich Rick Hoffman (sorry!) da stimmlich fast schon langweilig finde. Das birgt umgekehrt natürlich auch das Risiko, dass die speziellen Stimmen so unnachahmlich mit einer Rolle verschmelzen, dass es wirklich schwer fällt, noch Platz für neue Rollen zu lassen. Deswegen ist diese Kolumne nun den Synchronschauspielern gewidmet, die auch wunderbare Stimmen haben, aber sich dabei auch so wandelbar zeigen, dass sie problemlos mehreren Rollen etwas Unverwechselbares mitgeben können.
Lenas Beispiele
Sascha Rotermund
© Emmanuel Guimier
Als Dani und ich die Idee zu dieser Kolumne besprochen haben, war Sascha Rotermund sofort derjenige, der mir als Erster im Kopf war. Wenn man auch nur mal die Liste der Schauspieler durchliest, für die er regelmäßig spricht, dann gibt sich das Who's Who die Hand. Benedict Cumberbatch, Jon Hamm, Alexander Skarsgård und und und… Er ist damit sicherlich einer der vielbeschäftigten Stimmen Deutschlands. Meine Argumentation für seine Wandelbarkeit möchte ich nun an gleich an drei Schwarzen Schauspielern festmachen, denen er im Deutschen seine Stimme leiht. Rotermund als LL Cool Js Sam Henna in "Navy CIS: L.A.", als Jesse Williams' Jackson Avery in "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" und als Omar Sy in diversen Filmrollen sowie in Netflix' "Lupin" habe ich eine wirklich lange Zeit oft sehr parallel im Ohr gehabt. Auch wenn ich wusste, dass es derselbe Sprecher ist, so habe ich immer große Freude daran, weil ich immer sofort erkenne, wer er gerade ist. Das ist in diesem Fall auch so speziell, weil für mich Sam, Jackson und Assane als Charaktere durchaus Parallelen haben, wobei ich vor allem eine sehr humorvolle Seite nennen würde. Wie Tag und Nacht sind die Rollen damit keinesfalls für mich und dennoch sind es da einfach Nuancen, die Rotermund erzeugt bekommt, so dass es auf den Kopf genau das 'mehr' trifft. Sam Henna beispielsweise ist für mich von den drei genannten der Coolste, das liegt auch an dem generellen Swag, den sein Darsteller LL Cool J in allen Lebenslagen auszustrahlen scheint. Und dieses Persönlichkeitsmerkmal bringt Rotermund rüber. Wenn er Sam spricht, ist es immer so minimal liegend zwischen gelangweilt, sehr ernst und einen neuen Joke auf den Lippen. Jesse Williams wiederum hat eine relativ hohe Stimme, was seinen Rollen auch etwas Sensibleres mitgibt. Auch das strahlt Rotermund für mich aus, indem Jackson im Gegensatz zu den anderen beiden einfach weicher wirkt. Zuletzt ist bei der Interpretation von Sy zu sagen, dass dieser oft etwas Linkisches, Glucksendes an sich hat und auch das höre ich sofort, wenn Rotermund als er seine Stimme anknipst. Ich könnte mit den oben genannten Schauspielern noch viele weitere Beispiele finden, aber es dürfte sich schon hier gezeigt haben, dass er für mich sehr wandelbar ist, so dass ich beim jeweiligen Schauen und Hören nicht immer noch mehrere Rollen gleichzeitig im Kopf habe.
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Nana Spier
Nach den riesigen Erfolgen von "Alles steht Kopf" und in diesem Jahr "Alles steht Kopf 2" ist Nana Spier für viele sicherlich unwiderruflich mit Freude verbunden, die im Original von Amy Poehler gesprochen wird. Ich finde, dass sie mit ihrer Stimmfarbe, aber auch generell dem Enthusiasmus, den sie ausstrahlen kann, eine Idealbesetzung ist, weil Freude als Figur immer 1000% mindestens gibt, so dass einem sogar die Ohren irgendwann schrillen. Spier kann also wirklich dahin gehen, wo es bald an die Nerven geht. Kein Wunder also, dass sie auch öfters bei Animation an Bord ist, denn gerade in dem Bereich ist das Stilmittel der Übertreibung oft gewünscht, auch weil es oft den Humor zusätzlich unterstreicht. Also umso beachtlicher, dass sie genauso gut in Dramaproduktionen ihr Zuhause hat und dort vielen berühmten Schauspielerinnen ihre Stimme verleiht. Ein guter Zwischenschritt ist dabei zunächst, wenn Spier Kristen Bell als Stimme von "Gossip Girl" synchronisiert. Denn hier ist nicht wie bei Freude dieses Übersprudelnde gefragt, sondern etwas Perfides, teilweise sogar Gehässiges, was aber mit der Abschiedsformel XO, Gossip Girl genauso eine freundschaftliche Beziehung suggeriert. Ein echter Spagat, aber so wie Bell im Original die Stimme von Gossip Girl war, so ist es Spier für uns im Deutschen geworden. Die nächste Stufe ist dann Claire Danes, viele Jahre in "Homeland", aber auch zuletzt in "Fleishman is in Trouble". Dort hat Danes sehr dramatische Rollen spielen dürfen und da ist schon etwas verrückt, dass Freude dieselbe Stimme wie Carrie Mathison hat. Auch wenn man es natürlich hören kann, aber hier zeigt sich die beeindruckende Bandbreite echt gut. Bei dramatischen Rollen holt Spier deutlich mehr die Tiefen ihrer Stimme heraus, um vermutlich auch etwas Ruhigeres auszustrahlen. Das unterstreicht auch, warum SynchronSCHAUSPIELERIN eigentlich der viel bessere Begriff ist.
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Tobias Nath
Tobias Nath würde ich bei wandelbaren Synchronsprechern noch nennen wollen (obwohl es natürlich noch wesentlich mehr fantastische Beispiele gibt!), weil er diesen großen Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit der Rolle für mich sehr beeindruckend meistert. Das kann ich zunächst an zwei noch sehr aktuellen Sprechrollen festmachen. Da wäre auf der einen Seite die Synchronisation von Matt Smith, einmal in "House of the Dragon" als Daemon Targaryen, aber natürlich auch als Prinz Philip in "The Crown". Auf der anderen Seite haben wir Nath als Stimme von A.J. Buckley in "SEAL Team" im Ohr. Welten! Vor allem Daemon hilft mir für den Vergleich eigentlich noch besser, denn diese Rolle hat durchaus etwas Böses in sich, so dass gewisse Dialoge immer von Spannung bis in die Haarspitzen durchzogen ist und Nath schafft es, dass man dieser Rolle eine ständige Gefahr, Unberechenbarkeit annimmt. Man hat unweigerlich Respekt. Großen Respekt für Sonny Quinn? Eher weniger. Diese führt als Seal einen sehr respektablen Beruf aus, aber er ist dennoch immer schon der faulste der Truppe gewesen und wenn nicht ein frecher Spruch pro Episode erfolgte, dann war es eigentlich verschenkt. Daher lacht man eher mit Sonny. Wenn auch hier das Rotzige ebenfalls von Bedeutung ist, so hat es eine ganz andere Wirkung. Während man Daemon lieber auf Abstand halten wird, hat Sonny dann doch die Aura des Teddybären. Nun ist "SEAL Team" nun wahrlich nicht das Paradebeispiel für Comedy, weswegen Stimme von Dulé Hill in "Psych" Arbeitsnachweis genug sein sollte, denn Humor ist wie auch direkt vor der Kamera mit Körper und Sprache ein ganz eigenes Handwerk, was man auch erstmal mit dem Timing beim Synchron hinkriegen muss. Aber genauso verrückt ist, dass Nath auch die Stimme von Barrett Foa als Eric Beal in "Navy CIS: L.A." ist. Das ist auch nochmal eine interessante Ergänzung zu Sonny, denn auch hier haben wir eine Crime-Serie mit lustigen Sequenzen und dennoch sind auch diese Rollen nicht zu vergleichen, denn Eric ist der Nerd, immer auch ein wenig nervös in direktem Menschenkontakt und all das kann Nath mit seiner Stimme erschaffen.
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Lena Donth - myFanbase
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