Serienentdeckungen 2024 - Teil 2

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Dieses Jahr fällt es mir wirklich schwer, mich auf meine Top-Serienentdeckungen zu beschränken, da ich so einiges aufgesogen habe, was schon länger auf meiner To-Watch-List stand. Und so finden hier einige Sachen aus dem Marvel Cinematic Universe oder dem "Star Wars"-Universum gar keine Erwähnung, obwohl diese Miniserien oder kurzen Staffeln auch immer wieder dazwischen gestreut wurden und teils mehr und teils weniger gut für Unterhaltung gesorgt haben.


Serienentdeckungen von Catherine Bühnsack


The Rookie

Foto: Nathan Fillion, The Rookie - Copyright: 2022 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.; ABC/Nino Muñoz
Nathan Fillion, The Rookie
© 2022 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.; ABC/Nino Muñoz

2024 war so ein bisschen das Jahr der zweiten Chancen. Vor Jahren hatte ich mal die Pilotfolge von "The Rookie" gesehen, aber damals konnte sie mich nicht wirklich packen, weshalb ich die Serie auf dem "später vielleicht"-Stapel abgelegt habe. Als die ersten vier Staffeln im Frühjahr auf Netflix veröffentlicht wurden, wollte ich ihr also noch mal eine Chance geben. Ich konnte mich ehrlich gesagt, kaum noch an die Pilotfolge erinnern, war mir nicht mal mehr sicher, ob ich vielleicht nur Ausschnitte oder einen Trailer gesehen hatte, aber diesmal hatte ich auf jeden Fall mehr Geduld und habe direkt einige Folgen hintereinander weg gesehen. Und schon hatte sie mich am Haken. Nathan Fillions Charme, den er bereits in "Castle" ausspielen konnte, aber auch der restliche Hauptcast wickelten mich so um den Finger, dass ich diese Serie innerhalb kürzester Zeit inhaliert habe. Ich war so schnell, dass ich dann noch mal einige Wochen warten musste, bis Staffel 5 durch die Free-TV-Premiere bei ZDFneo dann auch in der ZDF-Mediathek zur Verfügung stand. Das Bingen der Wochen zuvor war dank der wöchentlichen Veröffentlichung dann aber nicht mehr möglich, was vielleicht auch nicht schlecht war, um die Geschichten mehr zu genießen und sich noch mehr auf die Charaktere einzulassen. Schnell war "The Rookie" für mich keine Serie mehr, die von Nathan Fillion alleine getragen wurde. Obwohl es eine Crime-Serie ist, geht es hier nicht alleine um den Fall der Woche, sondern schon früh wurden mehrere Episoden oder gar Staffeln überspannende Geschichten eingeführt, die alle Hauptcharaktere gleichmäßig in den Vordergrund rückten. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen, deshalb zähle ich gerade schon die Stunden, bis die sechste Staffel dann endlich bei Disney+ zur Verfügung steht. Und wer bereits auf die siebte wartet: Sky und WOW haben die neuen Folgen kurz nach US-Start für den Januar 2025 angekündigt!

Die Serie "The Rookie" ansehen:

Seattle Firefighters

Foto: Danielle Savre & Jaina Lee Ortiz, Seattle Firefighters - Copyright: 2022 ABC Signature. All rights reserved.
Danielle Savre & Jaina Lee Ortiz, Seattle Firefighters
© 2022 ABC Signature. All rights reserved.

Wenn wir schon bei zweite Chancen sind, so ist "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" definitiv auch zu diesen Serien zu zählen. Ich kannte zwar einzelne Folgen durch die Crossover mit "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte", doch die ganze Serie habe ich bis zu diesem Sommer noch nicht gesehen. Gerade passend zur Ausstrahlung der finalen Staffel in Deutschland begann ich also mit meinem Marathon. Ich muss zugeben, dass es mir die erste Staffel nicht leicht gemacht hat. Anders als bei "Grey's Anatomy", wo man mit Meredith Grey (Ellen Pompeo) sofort eine Identifikationsfigur hatte, war Andy Herrera (Jaina Lee Ortiz) mir anfangs zu hart und egoistisch. Ja, die Zeiten haben sich seit dem Beginn von "Grey's Anatomy" geändert und heute will man insbesondere in einer Shonda-Rhimes-Serie eine starke Frau in der Titelrolle präsentieren, aber dennoch fehlte mir hier lange ein Anknüpfungspunkt. Das kam mit der Zeit, in der man dann auch die anderen Charaktere näher vorstellte und man das Team der Station 19 als Ganzes lieben lernte. Während die erste Staffel für mich also eher eine Pflicht war, weil ich wusste, dass es besser werden würde, kam danach die Kür. Ja, mit Andy habe ich mich lange schwer getan, aber das wurde wunderbar durch die anderen Figuren aufgefangen. Die Freundschaften, der Umgang miteinander in den schweren Zeiten, trotz aller Streitigkeiten, die bei dieser engen Verknüpfung von Privatem und Beruflichen zweifellos passieren, und die Entwicklung der Handlungsstränge hin zu gesellschaftlich relevanten Problemen - insbesondere in den USA - haben mich dann immer mehr an den Bildschirm gefesselt. Auch wenn "Seattle Firefighters" das Spin-Off von "Grey's Anatomy" ist und man durch Crossover auch viele Verknüpfungen beider Serien und ihrer Charaktere vorgesehen hat, so sollte man die Serie auch für sich alleine sehen und wertschätzen. Gerne hätte ich mehr Folgen bekommen, aber wie es dann zum Ende kam, war auch in Ordnung. Und wenn der Abschiedsschmerz zu groß wird, unbedingt mal einen Blick in unser großes Abschiedsspecial zu "Seattle Firefighters" werfen!

Die Serie "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" ansehen:

iZombie

Foto: Rose McIver, iZombie - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Rose McIver, iZombie
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Noch so eine Serie, die mir aufgrund des Serienmachers Rob Thomas ("Veronica Mars") und des Hauptcasts eigentlich schon vor Jahren untergekommen ist, ist "iZombie". Über viel mehr als die ersten zehn Episoden bin ich damals aber nicht hinausgekommen, was weniger an der Qualität der Serie, sondern an privaten Gründen des sich-auf-ein-gemeinsames-Abendprogramm-einigens lag. Nachdem ich nun nach einigen Jahren Pause also einfach alleine weitergeschaut habe, konnten mich die Geschichten rund um Liv, Ravi und Co. gleich wieder packen und diesmal wurde es bis zum Schluss durchgezogen. "iZombie" ist wohl die einzige Zombie-Serie, die ich wirklich schauen kann, da meine Nerven für "The Walking Dead" und Konsorten einfach nicht gemacht sind. Der Ekelfaktor hier ist weniger groß, auch wenn jede Episode ein neues "Hirn"-Gericht präsentiert, was aber eher künstlerisch und lustig wirkt, als dass es einen wirklich abschreckt. Da hat man in "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" schon Blutigeres gesehen. Wer "iZombie" noch nicht kennt, sollte der Serie auf jeden Fall eine Chance geben, da sie auch eine interessante Entwicklung durchmacht, man immer wieder mit den Hauptfiguren mitfiebert - auch bei dem typischen romantischen Hin und Her - und sie einen runden Abschluss findet.

Die Serie "iZombie" ansehen:

The Good Fight

Foto: The Good Fight - Copyright: 2018 CBS Interactive, Inc. All Rights Reserved.; Justin Stephens/CBS
The Good Fight
© 2018 CBS Interactive, Inc. All Rights Reserved.; Justin Stephens/CBS

"Good Wife" zählt wohl bis heute zu einer meiner absoluten Lieblingsserien, auch wenn man gerade gegen Ende nicht mehr immer mit der Hauptfigur der Alicia Florrick (Julianna Margulies) übereingestimmt hat. Doch bspw. mit Lucca Quinn wurde in den letzten Staffeln ein neuer Hauptcharakter eingeführt, der mir wieder viel Freude bereitet hat, weshalb es mich umso mehr gefreut hatte, als ein Spin-Off mit ihr angekündigt wurde. Warum ich dann damals aber nicht sofort in "The Good Fight" reingeschaut habe, kann ich mir bis heute nicht erklären und so war es nun endlich an der Zeit, der Serie eine Chance zu geben. Die erste Staffel rund um den Skandal der Rindells hat mich sofort überzeugt und mir hat es auch gut gefallen, dass "The Good Fight" etwas düsterer und derber als die Mutterserie daherkommt, da man nun bei einem Streamingdienst und nicht mehr bei einem Network beheimatet war. Dass neben Maia Rindell (Rose Leslie) auch die bereits angesprochene coole Lucca Quinn (Cush Jumbo), die erfahrene Diane Lockhart (Christine Baranski) und die übersprudelnde Marissa Gold (Sarah Steele) prominente Hauptrollen in der Serie einnahmen, hat mir besonders gut gefallen, da dieser Hauptcast voller Frauen, die sich mit was anderem als Männerproblemen beschäftigen können, einfach in der Serienlandschaft heraussticht. Gepaart mit kontroversen Rechtsfällen, sozialer Ungerechtigkeit, Rassismus, Donald Trump als Präsidenten uvm. hat man zahlreiche Themenkomplexe, die "The Good Fight" zu einer unschlagbaren Mischung machen. Das kann ich für die ersten drei Staffeln uneingeschränkt sagen. Auch wenn es der Serie auch in diesen drei ersten Staffeln nie an Humor gefehlt hat, wendet sich das Blatt ab der vierten Staffel. Es wird zwar nicht direkt eine Comedyserie, aber die Geschichten und das Verhalten mancher Figuren - allen voran Diane Lockart - wird so abstrus, dass man sich schon fragen musste, worauf die Serienmacher*innen hinauswollten. Ja, nicht nur dank Donald Trump und den Folgen seiner Präsidentschaft, sondern auch mit der Corona-Pandemie und ihren Folgen, geriet die Welt immer mehr aus den Fugen und man konnte sich generell oft fragen, ob man im falschen Film war. Dass die Serie dann aber teilweise doch sehr verrückt und überspitzt auf die gesellschaftliche Situation reagiert hat, ließ mich oft in Frage stellen, was das Ganze eigentlich soll. Wären da nicht interessante Charakterentwicklungen wie bei Marissa oder Jay (Nyambi Nyambi) sowie die Neueinführung von ambivalenten Figuren wie Carmen Moyo (Charmaine Bingwa) gewesen, hätte mich der Ausstieg von Cush Jumbo nach Staffel 4 vielleicht auch abschalten lassen. Zu abgedreht waren mir Staffel 5 mit Hal Wackners (Mandy Patinkin) Gericht, die Unruhen in Staffel 6 und insbesondere Dianes Entwicklung, die man wohl nur als psychische Krise bezeichnen kann.

Die Serie "The Good Fight" ansehen:

Biographische Porträts: Fosse/Verdon, Mrs. America & Feud

Foto: Michelle Williams & Sam Rockwell, Fosse/Verdon - Copyright: 2019, FX Networks. All rights reserved.; Pari Dukovic
Michelle Williams & Sam Rockwell, Fosse/Verdon
© 2019, FX Networks. All rights reserved.; Pari Dukovic

Ich habe mich sicherlich schon an der ein oder anderen Stelle als Fan von Michelle Williams geoutet. Obwohl sie zu den Anfangszeiten von "Dawson's Creek" sicherlich nicht zu meinen Lieblingsschauspielerinnen zählte, hat sich das über die Jahre immer mehr gewandelt. Sie ist bei vielen Produktionen für mich der Hauptgrund, eine Serie oder einen Film unabhängig vom Inhalt einzuschalten und so zählte "Fosse/Verdon" für mich schon länger zu den Projekten, die ich unbedingt sehen wollte. Wie immer wurde ich nicht enttäuscht, denn durch die Serie habe ich wieder was dazu gelernt. Klar sagten mir Filme und Musicals wie "Cabaret" oder "Chicago" etwas. Dass dahinter aber dieses talentierte und auch ambivalente Paar steckte, war mir nicht bewusst. Ich habe die Musik in den Ohren, Liza Minelli vor Augen, aber die Gesichter hinter den Kulissen und auch die Stars der US-Bühnen kannte ich bisher nicht. Für alle, die wie ich keine Broadway-Expert*innen sind, ist "Fosse/Verdon" also eine schöne Geschichtsstunde voller guter Musik, Choreographien und jede Menge Drama. Denn kreative Köpfe waren Bob Fosse (Sam Rockwell) und Gwen Verdon (Michelle Williams) beide und beide mussten sie dafür kämpfen, das zu erreichen, was sie schließlich erreicht haben. Dass zwei so kreative Köpfe dann auch oft aneinander geraten, ihre Ehe in die Brüche geht, sie aber bei ihren Projekten trotz aller Missgunst füreinander dennoch nie ohne den/die jeweils andere/n können, macht die Serie zu einem interessanten Werk und einem faszinieren Schauspiel.

Die Serie "Fosse/Verdon" ansehen:

In eine ähnliche Richtung wie "Fosse/Verdon" gingen für mich die beiden Serien "Mrs. America" und "Feud". Inhaltlich und gestalterisch zwar überhaupt nicht vergleichbar, sind die beiden weitere Beispiele dafür, wie man durch Serien auf geschichtliche Ereignisse oder die Bedeutung einzelner Personen der amerikanischen Geschichte aufmerksam werden kann. "Mrs. America" hat mir eine Perspektive auf die Frauenrechtsbewegung in den USA gewährt, der mir bisher nicht bekannt war. Die Serie kommt zwar stellenweise etwas langatmig daher, aber dennoch wird hier ein großer und bedeutender Teil der neueren amerikanischen Geschichte dargeboten, der in der heutigen Zeit immer noch von großer Relevanz ist, wenn man so manche Gerichtsentscheidung oder konservative Wählergruppe der letzten Jahre betrachtet. Wenn man sich für Feministinnen wie Gloria Steinem, Shirley Chisholm oder Betty Friedan interessiert, sollte unbedingt mal einen Blick auf die Serie werfen, insbesondere wenn man mehr darüber wissen möchte, welchen Hürden - nicht nur in Form von sich überlegen fühlenden Männern, sondern auch von Phyllis Schlafly (hier dargestellt von Cate Blanchett) und ihrer Gruppe - sie sich konfrontiert sahen.

Die Serie "Mrs. America" ansehen:

Foto: Tom Hollander, Feud: Capote vs. The Swans - Copyright: Pari Ducovic/FX
Tom Hollander, Feud: Capote vs. The Swans
© Pari Ducovic/FX

"Feud" derweil dreht sich weniger um historisch relevante Figuren als um schwindenden Glanz und Glamour. Die erste Staffel der Anthologie-Serie dreht sich um die Fehde zwischen Betty Davis (Susan Sarandon) und Joan Crawford (Jessica Lange) und zeigt dabei auch auf, wie die beiden Schauspielerinnen sich vom alten Hollywood verabschieden müssen und an Relevanz verlieren. Eigentlich hätte diese erste Staffel unglaubliche Relevanz haben können, wäre die #MeToo-Bewegung nur einige Monate früher entstanden und die Skandale um übergriffige Studio-Bosse und der Umgang mit Frauen im Allgemeinen eher öffentlich geworden. So ist es zwar eine nette Geschichte, aber ihr fehlt ein wenig an Relevanz, womit die beiden Hauptfiguren zum Ende ihrer Karriere hin schon genug gestraft waren. Die zweite Staffel widmet sich wiederum der Fehde zwischen dem Autor Truman Capote und einer Gruppe wohlhabender Frauen, die er als Schwäne bezeichnet. Mir war Truman Capote (hier beeindruckend dargestellt von Tom Hollander) zuvor tatsächlich nur durch den Roman "Kaltblütig" (bei Amazon bestellen) ein Begriff, daher ist diese zweite Staffel eine interessante Charakterstudie. Beide Staffeln empfinde ich persönlich als zu lang, aber wem umfangreiche Porträts gefallen, der ist hier und auch bei "Mrs. America" sehr gut aufgehoben.

Die Serie "Feud" ansehen:

Catherine Bühnsack - myFanbase

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