Jahresrückblick - unsere Top-Serien 2024 - Teil 4
Top-Serien von Lena Donth
Abbott Elementary, Staffel 3
© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen; Disney/Gilles Mingasson
"Abbott Elementary" hat es schon vor zwei Jahren auf meine Top-Liste geschafft und die dritte hat sich den Platz in jedem Fall auch wieder verdient. Klassische Comedyserien haben es in meinen Augen schwerer, sich in einem begrenzten Rahmen neu zu erfinden, aber ich finde, dass Quinta Brunson und ihr Team sich der Herausforderung im dritten Umlauf gestellt haben. Der Schulalltag wird immer der Rahmen bleiben, weil es sonst auch den Serientitel verraten würde, aber es gab wirklich einige sehr tolle Entwicklungen, die das Privatleben der Lehrerschaft betroffen haben. Es war mitreißend, wie der Alltag als Lehrer und dann abseits davon eine Privatperson zu sein, ineinander geflossen sind. Das sorgt für Charakterentwicklung, was bei Comedy eine Herausforderung ist, aber wie hier sichtbar, keinesfalls unmöglich. Es gab auch gleich einige Episoden, bei denen ich sehr herzhaft gelacht habe. Einfach aus dem Bauch heraus lachen zu können, das ist eine echte Leistung. Gleichzeitig ist in den jeweiligen Dialogen auch so viel immer wieder versteckt, über das man doch noch mehrfach nachdenken muss. Das ist genau die Mischung, die für mich eine gute Comedyserie ausmacht.
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Hacks, Staffel 3
© Courtesy of Max
Aus alphabetischen Gründen ist die zweite Comedyserie meiner Liste gleich als nächstes aufgeführt. Nachdem die dritte Staffel von "Hacks" überraschend den Emmy als beste Comedyserie erhalten hat, war ich doch sehr gespannt auf die deutsche Ausstrahlung. Auch wenn die ersten beiden Staffeln mich auch schon sehr gut unterhalten haben, ist die wichtigste Serienauszeichnung schon noch einmal eine Aussagekraft der besonderen Art. Ähnlich wie bei "Abbott Elementary" ist auch hier der Effekt zu beobachten, dass sich die Vorarbeiten aus den ersten beiden Staffeln immer mehr auszahlt und daher geerntet wird, was vorher mit viel Fürsorge gesät wurde. Jean Smart und Hannah Einbinder als zentrale Gesichter haben ihr Miteinander vermutlich schon intuitiv parat und auch das ist eine Kleinigkeit, die den ohnehin schon cleveren und humorvollen Drehbüchern noch einmal mehr Freiheit und Potenzial schenkt. Auch wenn man die oben angesprochene Kritik mit der Charakterentwicklung, die bei Comedy immer schwächer ist, erkennen kann, so braucht es Deborah und Ava in ihren Eigenarten und gleichzeitig finde ich auch, dass dennoch immer wieder etwas Neues da ist, weil sich die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren so enorm entwickelt. Gleichzeitig ist der Meta-Blick auf Stand-Up und Humor und wie man ihn künstlich erzeugen kann, sehr intelligent, so dass sich wieder das Fazit ergibt: Man kann über "Hacks" intuitiv aus sich selbst heraus lachen, man kann länger über einige Witze nachdenken, aber man kann genauso über sehr echte Botschaften dahinter sinnieren. So eine Comedyserie fordert einen auch heraus, sich mit ihr zu verändern.
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My Lady Jane, Staffel 1
Die Prime-Video-Produktion "My Lady Jane" ist für mich doch die größte Überraschung auf dieser Liste, aber umgekehrt auch die traurigste, denn es wird leider keine zweite Staffel geben. Dennoch will ich diese Premierenstaffel noch einmal über den Klee loben, denn sie hatte so eine wilde Mischung aus Elementen, die sich wunderbar ineinander gefügt haben, dass sie auch etwas extrem Neues und Frisches für mich ausgestrahlt hat. Vielleicht muss sich Prime Video auch an die eigene Nase packen, da man mit dem Marketing der Serie einen Schwerpunkt gesucht hat, der eigentlich den inhaltlich stärkeren Teil komplett verdrängt hat. So wirkte "My Lady Jane" vielleicht vom Trailer her wie andere Serien, die man erstmal auf die Watchlist setzt und dann aber vergisst. Aber eine Serie zu vergessen, ist genau dann fatal, wenn etwa vier Wochen darüber entscheiden, ob es eine Verlängerung gibt oder nicht. Also echt gemein, denn es ging doch gerade erst richtig los. "My Lady Jane" war für mich humorvoll, romantisch, sexy, direkt, böse und fantasievoll in der Grundidee. Dass sich all das nicht ausschließt, sondern zusammen eine tolle Mischung ergeben kann, wurde bewiesen.
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Reacher, Staffel 2
© Amazon.com Inc. or its affiliates
Hier habe ich etwas geschummelt, weil die Serie sowohl 2023 als auch Anfang 2024 ausgestrahlt wurde, aber ich wollte sie unbedingt erwähnen, weil "Reacher" eine Action-Serie ist, die mir richtig Spaß macht. Alan Ritchson ist für den wortkargen, aber doch irgendwie warmherzigen Reacher genial besetzt. Nachdem Staffel 1 in der Kleinstadt spielte und mich auch schon unterhalten konnte, ist Staffel 2 ganz anders konzipiert worden. Es geht in die Großstadt, von Staffel 1 gibt es nur noch einen Gastauftritt eines beliebten Charakters, ansonsten schaut nur noch Neagley wieder vorbei (die im Übrigen ihr eigenes Spin-Off bekommen soll!). Damit erleben wir einen ganz neuen Cast, aber weil es um Reachers alte Sondereinheit geht, dringen wir mehr in seiner Vergangenheit ein. So gibt es viele Figuren, die mit ihm eine Geschichte haben. Das macht die ganze Handlung persönlicher. Neben einer weiteren Ladung an atemraubender Action kommt der Humor niemals zurück. Hier ist es also auch die Mischung, die "Reacher" für mich rausstechen lässt.
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Reasonable Doubt, Staffel 2
© 2024 Disney. All rights reserved.; Crystal Power
"Reasonable Doubt" habe ich erst mit den Castingankündigungen für Staffel 2 näher in den Blick genommen und als sie dann auch für deutsche Fans bei Disney+ freigeschaltet wurde, habe ich die 18 Episoden sehr zügig hintereinander weggeschaut. Staffel 1 hatte schon etwas für sich, war aufgrund der Ambivalenz von Hauptfigur Jax (Emayatzy Corinealdi) aber auch herausfordernd. Mit Staffel 2 ergab sich für mich aber immer mehr die Erkenntnis, dass es ein Gesamtkunstwerk ist. Ich liebe den Themenschwerpunkt des juristischen Falls, ich mag die komplexen Beziehungen der Figuren untereinander. Ich mag den sehr erwachsenen Stil, der eine gehörige Portion Sexyness mit sich bringt, aber ich mag auch die dramatischen Verwicklungen und dass es immer noch Wendungen gibt. Es lädt doch sehr ein, sich persönlich involviert zu fühlen, so dass ich ständig sehr gut mitgelitten habe. Staffel 3 ist inhaltlich auch schon angedeutet und das wird in jedem Fall nochmal spannend werden können.
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Seattle Firefighters, Staffel 7
© 2024 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.; Disney/James Clark
"Seattle Firefighters - Die jungen Helden" war all die Jahre für mich ein Underdog. Ich habe sie spätestens ab Staffel 3 richtig gerne gesehen, aber aufgrund der Staffellänge und der Abhängigkeit von Mutterserie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" gab es immer mal größere Dellen, weswegen die Serie dann im Rückblick auf mein Serienjahr es nie auf die Liste geschafft hat. Mit der finalen Staffel 7 ist es nun schön, dass es genau passt, wobei ich auch betonen will, dass ich hier nicht nostalgisch beeinflusst wurde. Nein, diese kurze siebte Staffel war einfach richtig stark. Man hat den Drehbüchern spätestens ab Episode 3 angemerkt, dass die Nachricht vom baldigen Abschied angekommen war, so dass reagiert werden konnte. Aber auch so glaube ich, dass der Showrunnerwechsel hin zu Peter Paige und Zoanne Clack neuen Wind gebracht hat. Der Meilenstein der 100. Episode wurde gefeiert als Hommage an die Serienvergangenheit, aber auch danach waren überall Easter Eggs versteckt. Ich mochte aber auch, dass es für die allermeisten Figuren einen klaren Plan gab. Jeder hat auf seine Art sein Happy End bekommen und auch wenn man das Geschehen noch locker hätte weiterführen können, aber mit dem nahezu Besten abzugehen, Hut ab!
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Shōgun, Staffel 1
Die beste Comedyserie und die beste Dramaserie der Emmys in meiner Liste?! Das ist mir ja noch nie passiert. Von daher: Liebe Emmys-Wähler, sehr weise Entscheidungen. "Shōgun" hat zurecht ordentlich abgeräumt. Ich musste angesichts der ersten Staffel ein wenig an "Game of Thrones" denken. Die Serien sind nur bedingt vergleichbar, aber gemeinsam haben sie in jedem Fall die Breite ihrer Erzählung, die aufwendige Inszenierung, bei der in jedem Detail etwas steckt und dazu auch die optische Qualität, weil man sieht, dass richtig Geld geflossen ist. Auf eine gewisse Art ist der Kampf um die Machthoheit eine letzte Parallele, nur dass "Shōgun" das nicht auf Fantasy fußt, sondern auf historischen Ereignissen. Die Entscheidung, die Serie mehrsprachig zu gestalten, ist wohl die wichtigste, weil es authentisch und echt dadurch wirkt. Gleichzeitig lässt es eintauchen in Kulturen und Entwicklungen, die westlichen Länder doch oft so fern sind. Solche Serien vermitteln dann und erweitern auch den eigenen Horizont. Mich hat die ganze Geschichte von Toda Mariko mit Abstand am meisten berührt. So eine faszinierende Rolle mit so vielen Facetten, einer Verletzlichkeit, die Stärke ist und einer Ausstrahlung, die alles überdauert. Dementsprechend war auch der Solo-Gewinn von Anna Sawai für mich eine richtig tolle Nachricht. Aber auch abseits von ihr gab es sehr viele verschiedene Handlungen, viele Figuren zur Identifikation und Spannung gepaart mit Gewaltigkeit in allen Facetten. Eine wahrlich riesige Serie!
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Tell Me Lies, Staffel 2
© 2022 Disney und seine verbundenen Unternehmen; Josh Stringer/Hulu
Hier haben wir auch nochmal eine Überraschungsnennung. Staffel 1 von "Tell Me Lies" fand ich zwar nicht schlecht, aber es war für mich noch nicht so recht zu greifen, was mir der Inhalt eigentlich sagen soll. Denn alleine vom Papier her (Grace Van Patten und Jackson White sind auch im echten Leben ein Paar) wirkte es eigentlich romantisch, aber toxischer ging es eigentlich nicht, so dass ich mich abgestoßen und fasziniert zugleich fühlte. Ähnlich wie bei "Reasonable Doubt" hat sich für mich aber gezeigt, dass die zweite Staffel dann ihre Stärken entwickeln konnte, weil die erste eine gewisse Vorarbeit geleistet hat. Ich kenne die zentralen Charaktere inzwischen und sie haben sich im Studienjahr aka Staffel 1 alle ihre Portion Trauma aufgeladen, was nun in der zweiten Staffel intensiv ausgebreitet und dann aufgearbeitet wird. Mit Tom Ellis als Oliver und Thomas Doherty als Leo hat man sich nochmal Verstärkung geholt, die genau ideal neue Geschichten anstoßen, aber gleichzeitig auch ins alte Geschehen involviert sind. Ganz groß war auch, dass Stephen (White) als manipulativer Part der Geschichte für uns schon bekannt ist und da war es doch befriedigend zu sehen, wie sich gewisse Handlungen auch mal gegen ihn richteten und er immer mehr seine Maske fallen lassen musste. Und ich war extrem überrascht, wie Diana (Alicia Crowder) in meinem Ansinnen gestiegen ist. Bei ihr musste ich auch an die doch wenig überzeugende Neuauflage von "Eiskalte Engel" denken, weil sie als Figur echt ideal reinpassen würde, denn sie plant echt voraus, Respekt. Erst am Ende der zweiten Staffel war ich dann genervt, weil Lucy (Van Patten) und Stephen zusammengetrieben wurden. Eine dritte Staffel ist nun bestellt, aber ich denke, es wäre richtig, sie die letzte sein zu lassen.
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We Were the Lucky Ones, Miniserie
© 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen.; 2022 Hulu; Vlad Cioplea
Miniserien gibt es doch immer wieder auf meiner Top-Liste und dieses Jahr sind es wiederholt einige gewesen, wovon zwei jetzt den Abschluss meiner Liste für das Jahr 2024 bilden. "We Were the Lucky Ones" erzählt die wahre Geschichte der jüdischen Familie Kurc zu Zeiten des 2. Weltkriegs. Die Großfamilie ist mit den zahlreichen Kindern und deren Anhang überall auf den Globus verteilt worden und sie haben sehr unterschiedliche Schicksale erlebt. Es war berührend und spannend gestaltet, wie sich die ganzen Ereignisse ineinanderfügten. Gleichzeitig war es aber auch bedrückend, weil all das so oder so ähnlich tatsächlich passiert ist. Es ist immer wieder erschreckend, sich vor Augen zu führen, dass man das Gesehene nicht einfach als Fiktion wegstecken kann, sondern dass es eine Realität ist, der man sich stellen muss. Weil ganz ähnliche Prozesse sich überall auf der Welt stetig wiederholen. Es ist so unterm Strich keine leichte Kost, aber es ist auch das Beispiel einer Geschichte, die im Schrecken dennoch Hoffnung macht und das ist der Funke der in die Welt hinausgetragen werden kann.
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Zwei an einem Tag, Miniserie
© Ludovic Robert/Netflix
"Zwei an einem Tag" als serielle Neuadaption von David Nicholls gleichnamigem Roman, das habe ich von der Ankündigung an irgendwie verpasst und als es dann auf einmal Ende 2023 für ungefähr Valentinstag 2024 angekündigt wurde, da war ich doch echt etwas aus dem Häuschen. Es gibt doch einige sehr prägnante Bücher, Filme und Serien, die mich in meiner Jugend geprägt haben und mit denen ich noch heute sehr schöne Gefühle verbinde. Dementsprechend hat mich "Zwei an einem Tag" in der Zeit zurückversetzt, aber gleichzeitig war die Serienadaption auch sehr modern gestaltet. Generell war es auch richtig, durch direkt 14 Episoden die Handlung über all die Jahre hinweg zu erzählen. So ist der komplexen Liebesgeschichte von Dexter und Emma viel mehr Raum gegeben worden. Die Mischung aus Gefühlen war auch wie erhofft, denn vom gemeinsamen Lachen und Lieben hin zum gemeinsamen Leiden und Erdulden, da war alles dabei. Es ist echt verdammt cool, dass es diese Adaption nach all den Jahren noch gegeben hat, auch weil ich zu ihr auch eher als zu dem Film nochmal greifen würde.
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Lena Donth - myFanbase
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