Die enttäuschendsten Storylines 2008/2009
Platz 7: Die Besessenheit des Agent Ballard (Dollhouse)

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Mir blutet das Herz, dass ich als glühender Joss Whedon-Fan wieder einen Artikel über das neueste Projekt des Meisters für eine Flop-Liste schreiben muss. Aber es ist einfach nicht zu übersehen und auch nicht durch Verehrung zu übertünchen, dass "Dollhouse" in seiner ersten Staffel nur eins war: unausgegoren. Hat es schon die Hauptfigur Echo unter die für uns enttäuschendsten Charaktere geschafft, so ist auch die Geschichte um Agent Paul Ballard und seine Besessenheit vom Dollhouse nicht besser gelungen. Im Gegenteil, sehe ich bei Echo durchaus noch Hoffnung für Staffel 2, so befürchte ich, ist bei Agent Ballards Geschichte von seiner Entdeckung des Dollhouses nicht mehr viel zu retten.

"You have to let the dollhouse win, make them back off."

Wenn man noch einmal rekapituliert, was mit dem FBI-Agenten so alles im Laufe der zwölf Episoden passiert ist, dann wird einem klar, wie viele Logiklöcher die Geschichte wirklich aufweist. Nicht nur, dass einerseits die Hinweise, denen er nachgeht und die auf das Dollhouse weisen, so offensichtlich sind, dass es einfach nur lächerlich ist, dass nur er sie sieht, nein, auch die Tatsache, dass Adelle DeWitt sich über seine Existenz und seine Nachforschungen durchaus bewusst ist und ihn mehr oder weniger einfach so gewähren lässt, ergibt einfach keinen Sinn. Er bekommt zwar immer mal wieder eine Person vor die Nase gesetzt, sei es nun zuerst Victor als Lubov, dann November als Mellie, die ihn auf die falsche Fährte locken oder wahlweise auch ausschalten soll, was aus handlungstechnischen Gründen natürlich immer schief geht, trotzdem wirken alle diese Versuche halbherzig, und meist wird in der nächsten Folge genau das Gegenteil unternommen. Auch Ballard selbst stellt sich nicht viel besser an bei seinen Ermittlungen. Er wirkt immer, als lasse er einfach alles mit sich geschehen, wo er doch so arg vom Gedanken des Dollhouses an sich und von Caroline im ganz Speziellen besessen ist. Wenn man allerdings davon absieht, dass er optisch immer verwahrloster wirkt, lässt sich das an seinen Handlungen nicht wirklich ablesen.

Die Einführung Mellies als seine Nachbarin, die sich später ebenfalls als Aktive des Dollhouses herausstellt, war sicher ein guter Schachzug und hat für einige Gänsehautmomente gesorgt. Aber sie hat auch das Potential offenbart, das man verschenkt hat. Denn leider wurden diese wirklich intensiven Momente, in denen Paul sich in einem emotionalen Dilemma befand, als er von Mellies wahrer Natur erfuhr, durch die Moralkeule verdorben, die typisch für die Serie hervorgeholt wurde. Man konnte sich einfach nicht die Gelegenheit entgehen lassen, die offensichtliche Parallele zwischen ihm und den normalen Dollhouse-Klienten aufzuzeigen, als er mit Mellie schläft. Nein, man muss das dann vorsichtshalber auch noch laut aussprechen, damit der Zuschauer diese auf der Hand liegende Analogie auch ja nicht missversteht. Und es ist auch nicht hilfreich, dass man Mellie ohne jegliche Logik von Autoren- und von Dollhouse-Seite hin und her beordert, wie es gerade in den Fluss der Geschichte passt. Braucht man November, wie Mellie als Aktive ja heißt, in #1.08 Needs im Dollhouse, um ein wenig ihrer Hintergrundgeschichte zu offenbaren, lässt man sie mit Ballard zuvor Schluss machen, nur um sie danach direkt wieder in seine Arme zu schicken. Einer logischen Kontinuität folgt man hier wahrlich nicht, und auch sonst ist es offensichtlich, dass Paul Ballard genau die Entdeckungen macht, die dem Drehbuch gelegen kommen.

Völlig unglaubwürdig wird die Geschichte um Paul Ballards Besessenheit aber erst, als man diese am Ende der Staffel damit auflöst, dass er dann plötzlich all seine moralischen Überzeugungen und Bedenken über Bord wirft und als neuer Dollhouse-Mitarbeiter anheuert. Denn innerhalb von einer Folge entwickelt sich der ehemalige FBI-Agent vom größten Kritiker und Feind des Dollhouses zum loyalen Mitarbeiter. Dieser Schritt führt alles, was man von ihm bisher gesehen hat völlig ad absurdum. Es fällt dem Zuschauer unglaublich schwer nachzuvollziehen, warum er, als er plötzlich am Ziel seiner Suche ist, alle seine Motive vergisst und für die seiner Meinung nach menschenverachtende Organisation arbeitet. Ich gehe zwar davon aus, dass man bei ihm dann in Staffel 2 gehörige moralische Zweifel sehen wird, und vielleicht läuft es ja auch darauf hinaus, dass er versucht, das Dollhouse von innen heraus zu zerstören oder zumindest zu unterwandern, aber sein Übergang zur vermeintlich bösen Seite war einfach viel zu glatt, um irgendwie schlüssig zu sein. Mit diesem Abschluss dieser von Anfang an nicht überzeugenden Storyline hat sich "Dollhouse" seinen Platz auf unserer Liste gesichert.

Cindy Scholz - myFanbase

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