Die enttäuschendsten Storylines 2008/2009
Platz 2: Orson wird zum Langfinger (Desperate Housewives)
Nachdem Orson einige Zeit im Gefängnis verbracht hat, um seine gerechte Strafe dafür abzusitzen, dass er vor einigen Jahren Mike angefahren und Fahrerflucht begangen hat, nimmt ihn seine Frau Bree wieder auf. Während Bree mittlerweile eine bekannte Geschäftsfrau geworden ist, musste Orson seinen Beruf als Zahnarzt aufgeben und hat seitdem keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen. Also stellt ihn Bree in ihrer Cateringfirma ein und alles scheint wieder gut. Doch als Orson erfährt, dass er weitaus weniger verdient als Brees Sohn Andrew und die dies mit der ungeheuren Tatsache rechtfertigt, dass Andrew das höhere Gehalt verdiene, da er als Angestellter wichtiger für sie sei als er, nimmt er ein ungewöhnliches Hobby auf: er beginnt, seine Freunde und Bekannten zu beklauen, und macht dabei auch vor den Schätzen seiner eigenen Frau nicht Halt.
I know what it's like to have your livelihood suddenly vanish. Remember, I used to be a dentist!
Orson wandelte sich in der fünften Staffel von einem einigermaßen interessanten und netten Charakter zu einer völligen Nervensäge. Leider haben es die Autoren von Beginn an nicht geschafft, mein Mitgefühl für ihn nach seinem Gefängnisaufenthalt zu wecken, doch ich hatte auch das Gefühl, dass sie es gar nicht wirklich versucht haben. Orsons Talfahrt beginnt bereits damit, dass er Bree quasi anbettelt, ihn in ihrer Firma einzustellen. Dann will er Tom, als der sein Restaurant wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage aufgeben muss, tatsächlich weismachen, dass er weiß, wie der sich fühlt. Ja, Leben am Rande der Existenz vs. Ehemann einer reichen Geschäftsfrau – klingt nicht nur auf den ersten Blick bereits völlig plausibel.
Als er dann erfährt, dass Andrew mehr als er verdient, und Bree dies in meinen Augen völlig angemessen rechtfertigt, steckt er ihren Stift ein. Zu Beginn habe ich mir nichts dabei gedacht, doch natürlich wird keine Szene umsonst gezeigt und so war schon klar, dass daraus etwas Größeres werden sollte. Doch in den Wochen danach muss man sich als Zuschauer leider genervt und gelangweilt mit ansehen, wie Orson seinen Freunden und Nachbarn Dinge klaut und Bree diese peinlicherweise zurückbringen muss, als sie davon erfährt. Am Ende läuft es natürlich auf das Unvermeidliche hinaus: Es ist alles Brees Schuld! Klar, Orson bekommt sein Leben nicht auf die Reihe und Bree schon, daher muss es ihre Schuld sein. Wahrscheinlich hätte sie ihn nicht ein zweites Mal gezwungen, für sie ins Gefängnis zu gehen. Doch Orson hat nun mal eine Straftat begangen und dafür seine gerechte Strafe bekommen. Daher fehlt es mir leider auch an jeglichem Mitleid für ihn und seine derzeitige gesellschaftliche Position. Es ist wie mit der Verhütung. Wenn man die Konsequenzen einer Schwangerschaft nicht auf sich nehmen kann, sollte man eben keinen Sex haben.
Leider wirkt die gesamte Storyline auch eher unfreiwillig unkomisch (ja, das ist das Gegenteil von unfreiwillig komisch: man versucht komisch zu sein, schafft es aber leider nicht) und scheint keinerlei Wert darauf zu legen, ernst genommen zu werden. Zumindest gibt es kaum eine Szene, die dies ausreichend belegen würde. Das lässt sich insbesondere daran erkennen, dass die Serienmacher bei fast jeder der Orson-relevanten Szenen ihre lustige Klimpermusik spielen, die anzeigt, dass hier gerade etwas Urkomisches passiert. Ich muss die Verantwortlichen jedoch enttäuschen: Es kam mir nicht mal annähernd ein Lächeln über die Lippen, als ich mir dieses Trauerspiel ansehen musste.
Als es dann immer weiter ging, schien der Sinn und Zweck dieser Geschichte so langsam klar zu werden. Nicht nur ist Orson indirekt für Edies Tod verantwortlich, was ihn mir nicht unbedingt sympathischer macht. Nein, auch soll nun wohl die Ehe von Bree und Orson dafür dran glauben müssen. Wieso habe ich immer noch nicht so ganz verstanden, doch am Ende hatte es dann wohl irgendwas mit Vertrauen und Lügen zu tun. Zwei Dinge, die sich gar nicht so gut vertragen, wie ich durch jahrelanges Fernsehschauen gelernt habe... Alles wirkt einfach völlig abstrus und an den Haaren herbeigezogen, doch gleichzeitig hat mir die Serie dadurch den Charakter Orson so verdorben, dass ich heilfroh wäre, wenn wir ihn im kommenden Jahr nicht mehr so häufig sehen würden.
Ein Plot, der keinen Sinn machte, völlig überstürzt kam und nie ausreichend erklärt wurde. Grund genug für Platz 2 auf unserer Rangliste der enttäuschendsten Storylines des letzten Fernsehjahres.
Nadine Watz - myFanbase
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