Die wichtigsten Serien von 2000 bis 2009: Comedy
The Office (2005 bis heute)
Eine der wohl erfolgreichsten Comedys der 00er-Jahre hat der britische Komiker Ricky Gervais erschaffen, als er am 9. Juli 2001 mit seiner Show – eher unauffällig "The Office" betitelt – auf Sendung ging. Nachdem die Serie in Großbritannien bereits nach kurzer Zeit wegen mangelnder Zuschauerzahlen beinahe eingestellt wurde, hätte sich Gervais wohl nie träumen lassen, dass aus seiner Feder einmal eine der profitabelsten britischen Exporte werden würde. Innerhalb der nächsten sechs Jahre schafften es ganze fünf Adaptionen in Frankreich, Deutschland, Brasilien, den USA und Kanada auf die heimischen Bildschirme und das mit teilweise durchschlagendem Erfolg. Darunter besonders zu erwähnen ist die US-Version mit dem grandiosen Steve Carell in der Hauptrolle, die mit ihren mittlerweile sechs Staffeln nicht nur die langlebigste, sondern mit 22 Awards und weiteren 77 Nominierungen belohnt auch die erfolgreichste sein dürfte. Ein eher offensichtlicher Grund, warum es ausgerechnet die US-Version in unser Ranking schafft, nicht dagegen die britische Originalfassung, die es sicher auch verdient hätte, ist ein offensichtlicher: Unser Spezialgebiet sind eben die amerikanischen Fernsehserien. Doch trotz des Lobes für das UK-"Office" und auch die deutsche Adaption "Stromberg", eines meiner persönlichen Favoriten, hat die amerikanische Version sogar noch mehr zu bieten als soziale Unbeholfenheit, verquere Charaktere und bitterbösen Humor – nämlich Herz. Jim und Pam sind nach Ross und Rachel wohl eines der Paare, für das im Fernsehen am meisten mitgefiebert wurde. Und das Schöne daran: Als sich tatsächlich endlich mal etwas ergibt, verlieren die beiden nicht jegliche Chemie und müssen wieder brutal getrennt werden, um die Fans bei Laune zu halten. Nein, auf herrlich unauffällige und äußerst charmante Art und Weise bereichert die Beziehung der beiden die Serie weiterhin. Auch der Mittelpunkt der Serie, der Boss Michael Scott, ist nicht nur eine Figur, die peinlich berührt und ein mitleidiges Lächeln entlockt, sondern ein Mensch, der tief bewegen und ernsthafte Empathie erwecken kann. Und das teilweise so wunderbar subtil gespielt, dass man nach einiger Zeit sich nicht mal mehr erinnern kann, warum man Michael einmal nicht leiden konnte. Die US-Version hat besonders deshalb großes Lob verdient, weil sie sich als eine der wenigen Adaptionen der Fernsehgeschichte freispielen und eine eigene Identität entwickeln konnte, die fast noch mehr begeistert als das Original. Doch natürlich ist Humor auch immer Geschmackssache. | Nadine Watz
Pushing Daisies (2007 bis 2009)
Es war einmal ein Kuchenbäcker, der konnte durch bloße Berührung mit seinem Finger Verstorbene wieder zum Leben erwecken…
Wir alle lieben Märchen und als Kinder konnten wir damals von verzauberten Fröschen, tollkühnen Reitern und wunderschönen Prinzessinnen gar nicht genug bekommen. Doch die bunte Welt der Märchen, so scheint es jedenfalls, verblasst, je älter wir werden. Umso schöner, dass Bryan Fuller versucht hat, jenes Gefühl aus der Kindheit wieder aufleben zu lassen und mit "Pushing Daisies" ein herrliches Märchen für Erwachsene kreiert hat. Die Charaktere samt Hauptcast waren ungewöhnlich, aber liebenswert, die Geschichten fantasievoll erzählt und voller amüsanter Details und doch schaffte es die Serie am Ende nicht, die Zuschauer zu erreichen. Dabei standen die Zeichen eigentlich gar nicht schlecht. "Pushing Daisies" verband das in den letzten zehn Jahren populär gewordene Crime-Schema mit Witz und Gefühl, so dass die Fälle um Ned zwar stets etwas mit Mord und Totschlag zu tun hatten, diese jedoch immer herrlich irrwitzig und innovativ verpackt war. Unvergessen werden auch Kristin Chenoweths Gesangseinlagen bleiben, ebenso wie die Küsse von Ned und Chuck mit der schützenden Plastikfolie zwischen den Gesichtern oder die beiden skurrilen Tanten Chucks. Leider blieben nach lediglich 22 Episoden eine Menge Fragen offen. Was wurde aus Chuck und Ned, wie ginge es mit Chuck und ihrem Vater weiter, wie mit den Tanten? Ist Olive mit Randy glücklich geworden und wie entwickelte sich die Beziehung zwischen Emerson und seiner Tochter? Doch woran scheiterte "Pushing Daisies" am Ende? Definitiv nicht an Ideenreichtum, Innovation, Gefühl, Witz, Drama, Charakterentwicklung, Storyführung, Spannung, Musik, Lebensfreude, Intelligenz, Einfühlungsvermögen oder Fantasie. Der Serie blieb ein versöhnlicher Abschluss verwehrt und es bleibt nur zu hoffen, dass Bryan Fuller vielleicht ein Herz mit den Fans der Serie hat und diese durch einen Film zu dem Ende verhilft, das sie verdient hat. Wahrscheinlich waren es am Ende die zu hohen Erwartungen, die Kritiker mit den nicht enden wollenden Lobreden losgetreten hatten. Oder es gibt eben doch viel zu viele Menschen da draußen vor den Bildschirmen, die vergessen haben, wie schön Märchen damals gewesen sind. | Melanie Wolff
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