Die enttäuschendsten Staffeln 2010/2011
Big Love (Staffel 5)
Eigentlich sollte man meinen, dass eine Serie für ihre definitiv letzte Staffel noch einmal alle Hebel in Bewegung setzt um zu überzeugen versucht. Und obwohl dies in der letzten halben Stunde der Serie "Big Love" tatsächlich passiert ist, waren die vielen Stunden zuvor, die wir gemeinsam mit Staffel fünf verbrachten, wieder bestärkt durch den Gefühlen, das uns schon in der letzten Staffel heimgesucht hatte. Enttäuschung, Genervtheit und Langeweile.
"It's not that simple Bill. Things are going to change. Everything is going to change."
Dabei sah es nach dem Ende der letzten Staffel gar nicht mal so schlecht aus. Auch wenn man Bills Entscheidung zum öffentlichen Outing seiner Mehrfachehe kaum nachvollziehen konnte, so zeigte dies zumindest einmal den nötigen Fortschritt in der Geschichte. Doch, nach einer Folge, in der Bill, Margene und Co. in Angst vor möglichen Hassern lebten und schließlich viele Unterstützer fanden, legte sich die Ausnahmesituation auch schon wieder und der Alltag hatte sie zurück. Bill, der weiterhin fest für die Rechte von Polygamisten im Parlament kämpfen möchte, ist nun aber nicht mehr der einzige Charakter der nervt und eigentlich gibt es in der gesamten Staffel nur eine einzige Storyline, die es überhaupt geschafft hat, zu überzeugen. Nämlich wenn Barbara, die sonst so korrekte Ehefrau von Bill, plötzlich an ihrer Liebe zu ihm zweifelt und in einer anderen Kirche zur Pristerin gemacht werden soll.
Für den streng gläubigen Bill ist dies eine tiefe Krise, die jedoch auch davon verstärkt wird, dass er so schlechter im Parlament da steht. Währenddessen lässt sich Bill auch von Barbara scheiden, jedoch nur um Nicki zu ehelichen und mit ihr gemeinsam deren Tochter zu adoptieren. Für Nicki geht damit ein Traum in Erfüllung und sie nutzt die Situation als 1. Ehefrau von Bill auch aus, um sich kindisch besser darzustellen. Auch hier fragt man sich erneut, was der Charakter Nicki eigentlich gelernt haben soll und warum er sich immer noch so verhält wie vor fünf Jahren, obwohl er zwischenzeitlich so viel dazugelernt und durchgemacht hat.
Während bei Nicki die Entwicklung fehlt, liefert die gute Margene auf einmal einen unerträglichen Haufen an Charakterentwicklungen ab, die jedoch kaum zu ihrem Charakter zu passen scheinen. Denn plötzlich als Helferin der Welt erkoren, will Margene diese verändern und etwas Gutes leisten. Keinesfalls eine schlechte Entwicklung, dennoch nicht ganz passend für den sonst sehr egoistischen Charakter. Gerade jedoch im Epilog macht das zuvor nervige Verhalten dann doch noch einmal Sinn und so bleibt Margene – trotz nicht nachvollziehbarer Entwicklungen im Verlauf der Staffel - dann doch einer der wenigen Charaktere der Serie, die einem durchaus positiv in Erinnerung bleiben.
Nach Staffel vier sah alles so aus, als ob sich Bill mit seinem öffentlichen Outing selber aus der politischen Laufbahn geschmissen hat, aber – wie das so ist, wenn man sich als Zuschauer darauf freut, – es kommt alles anders und Bill ist nach dem Outing nun noch aktiver in der Politik, als noch in Staffel vier. Das macht die Figur nur noch unerträglicher und vielleicht auch tatsächlich ein bisschen zu amerikanisch für den geneigten Europäischen Zuschauer. Leider hat die Serie nämlich in der letzten Staffel genau das verloren, was sie vorher so perfektioniert hatte. Denn während die mormonischen Gemeinden in den USA die Serie boykottieren und protestieren, so sind die meisten Zuschauer keinesfalls Mormonen und würden wohl selber auch niemals eine Mehrfachehe eingehen. Die Serie hat dennoch niemals gewertet und niemals belehrt – bis zu Staffel fünf in der man sich plötzlich mit überschwänglichen Reden konfrontiert sieht und Bill für seine Rechte kämpfen sieht, wie es wohl einige Mormonen tatsächlich tun.
Und obwohl "Big Love" mit all dem ihren Platz in dieser Flop-Liste tatsächlich verdient hat und auch unumstritten hier drin steht, so sei gesagt, dass die Serie zumindest friedlich zu Ende geht. Die letzten 10 Minuten waren wohl die besten der letzten zwei Staffeln und zeigen dem Zuschauer dann tatsächlich genau die wilde Entschlossenheit im Autorenraum, die man sich so lange zurück erhofft hatte.
Eva Klose - myFanbase
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