Die enttäuschendsten Charaktere 2010/2011
Zoey Pierson (How I Met Your Mother)

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Nach dem die 5. Staffel von "How I Met Your Mother" einen großen Teil der Fans und auch die Kritiker maßlos enttäuscht hat, sind die kreativen Köpfe hinter der Serie, Carter Bays und Craig Thomas, in die Offensive gegangen und haben im Vorfeld der 6. Staffel öffentlich Besserung gelobt. Sie haben gesagt, dass sie die Fehler ebenso wie die Kritiker sehen und nicht zufrieden mit dem abgelieferten Ergebnis sind. Ziel sei es nun, wieder mehr zurück zu den Wurzeln der Serie zu gehen und dieses Etwas herauszukitzeln, welches die Sitcom in ihrer Anfangszeit zu etwas ganz Besonderem gemacht hat. Und mit einigen Aspekten der zurückliegenden Staffel ist dies durchaus auch gelungen. Ich würde nicht sagen, dass man wieder an alte Stärken anschließen konnte, aber das Thema der verlorenen Väter, sowohl bei Barney als auch bei Marshall, waren Highlights nicht nur dieser Staffel und Neil Patrick Harris sowie besonders Jason Segel konnten endlich wieder einmal ihr außergewöhnliches Talent unter Beweis stellen. Leider ist und bleibt die Hauptperson der Serie aber Ted, und das zentrale Thema sein Liebesleben. Und in diesem Bereich hat man leider ebenso viel falsch gemacht wie im Jahr zuvor.

Landmarks? Eher nicht!

Es scheint, als hätte die Serie schon vor langer Zeit die Fähigkeit verloren, interessante und ansprechende Geschichten rund um Ted zu erzählen. Und in der Figur der Zoey manifestiert sich alles, was in dieser Richtung schief läuft. So steht sie in gewisser Weise stellvertretend in unserer Liste der enttäuschendsten Charaktere für all die Probleme, die die Serie hat, uns Teds Liebesleben schmackhaft zu machen. Da hat man nun also mit Zoey eine Person eingeführt, die den Zuschauer bezaubern und für sich einnehmen sollte, die idealerweise das eingespielte Ensemble durch Witz und Charme ergänzt, und in die sich der Protagonist natürlich verlieben muss. Auf dem Papier ist das ja alles schön und gut, und ich gehöre auch nicht zu der Fraktion, die meint, Ted müsse nun unbedingt sofort die Mutter kennenlernen, aber wenn ich sehe, wie man die immer wieder auftretenden Turbulenzen in Teds Liebesleben umsetzt, dann sollte man doch vielleicht demnächst mal die Mutter einführen und dabei dann geflissentlich darauf achten, dass man eine Schauspielerin castet, die sich organisch in die vorhandene Gruppendynamik einfügt.

Aber ich will die Probleme rund um Zoey gar nicht unbedingt an Jennifer Morrison festmachen. Sicher, sie hinterlässt als Komikerin keinerlei Eindruck, die nötige Lockerheit für solch einen romantisch-witzigen Part bringt sie zumindest in diesem Fall nicht mit. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass dies unbedingt ihre Schuld ist. Selbst Sarah Chalke, von der wir alle wissen, dass sie bezaubernd und lustig sein kann, hat bei mir als Stella bis auf ihre erste charmante Verabredung mit Ted damals wenig Eindruck hinterlassen. Langsam beschleicht mich das Gefühl, die Herren Bays und Thomas haben leider nicht das Zeug dazu, wirklich tolle Love Interests für ihre Protagonisten zu kreieren. Denn Zoey fehlt es leider an allem, was es ausmachen würde, sie als Zuschauer zu mögen. Ihre einzige wirkliche Eigenschaft ist es, eine reiche gelangweilte Ehefrau zu sein, die für unnütze Dinge Proteste anzettelt. Darüber lernen sie und Ted sich kennen, und merken bald darauf, dass sie auf gegnerischen Seiten stehen, was den Abriss des Arcadiums betrifft. Ted ist der verantwortliche Architekt für den Neubau auf dem Gelände des alten Hotels, Zoey die oberste Anführerin einer Protestgruppe, die das Arcadium erhalten will. So weit so gut, das wäre durchaus eine vielversprechende Vorraussetzung gewesen für eine nette, staffelübergreifende Handlung. Und ganz am Anfang wirkte es auch kurz so, als könne ein gewisser Funke zwischen Zoey und Ted entstehen. Nur leider hat man ihrer Figur über die Anfangslage hinaus nie mehr Tiefe verliehen. Sie blieb eine leere Hülle, von der man aber irgendwie überzeugt sein sollte, sie wäre wer weiß wie toll. Da verbringt sie also plötzlich mit der Gruppe viel Zeit und alle mögen sie, nur wir sehen weder warum beispielsweise Lily und Robin sie mögen, noch erleben wir ein Beispiel für die angebliche tolle Zeit, die sie mit Zoey verbringen. Und auch als Ted sich in sie verliebt und die Ehe von Zoey mit ihrem Mann, dem Captain, vor dem Ende steht, lernen wir ihren Charakter nicht näher kennen und so will und kann der Funke einfach nicht überspringen.

Dies wäre alles nicht so wild, würde man das hinter den Kulissen der Serie auch so sehen und innerhalb dieser Geschichte gewisse Kurskorrekturen vornehmen. Schließlich hätte man aus Zoey auch gut und gerne eine Figur machen können, die als Antagonist dient und über die man sich so amüsieren kann, aber nein, man bleibt dabei, dass Zoey die charmanteste und bezauberndste Frau schlechthin ist und als Ted dann endlich mit ihr Schluss macht, bleibt selbst dieses Ende hinter den Erwartungen zurück. Da wird vorher vom Ted der Zukunft noch in großen Tönen verkündet, das Beziehungsende wäre wahnsinnig bitter und schmutzig gewesen, als es dann aber soweit ist, und Ted sich letztendlich zwischen Zoey und seinen beruflichen Träumen entscheiden muss, bleibt ein mehr als fader Beigeschmack zurück. Denn bei allem, was wir von Zoey gesehen haben, hat sie es wahrlich nicht verdient, dass Ted für sie seine Träume aufgibt. Sie war eine verwöhnte, egoistische und narzisstische Freundin für Ted, und er ist ohne sie bedeutend besser dran. Nicht das Ted oder auch die Autoren dass selbst erkennen würden, schließlich verkauft man uns kurz vor dem Ende der Beziehung noch, wie verliebt Ted doch in sie wäre. Und all dies hätte man noch akzeptiert, wäre sie dabei wenigstens ein klein wenig witzig gewesen.

Jede Serie hat das Recht, Fehler zu machen. Und ab einer bestimmten Episodenanzahl bleiben Abnutzungserscheinungen nicht aus. Was mich an "How I Met Your Mother" aber immer wieder stört, ist die Tatsache, dass man nicht in der Lage ist, aus diesen Fehlern zu lernen. Da werden immer wieder die gleichen Dinge versucht und Schwächen ignoriert, die offensichtlich sind. Das Problem für mich und meine Überlegungen, die Serie einfach abzusetzen, ist, dass ein Teil der Show immer noch so liebenswert und unterhaltsam bleibt, dass man doch Jahr für Jahr wieder kommt. Fallen andere Shows, die wiederholt bei unseren Enttäuschungen auftauchen, irgendwann automatisch aus der Betrachtung heraus, wird die "How I Met Your Mother" wohl ein Dauerkandidat bleiben, wenn sie es sich weiterhin in diesem Felde der Mittelmäßigkeit bequem macht. Schade, da wäre wirklich mehr möglich.

Cindy Scholz - myFanbase

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