Sonderkategorie TV-Season 2010/2011
Die Rückkehr der Comedy-Legenden

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Es ist gefühlt noch gar nicht so lange her, dass einen Comedy-Kultserien mit vielen Staffeln erfreuten. So fieberte man bei Chandler und Monica in "Friends" mit, belächelte Joeys schräge Aktionen und sah Paul Buchman in "Verrückt nach dir" seine Ehe meistern. Doch alles hat schließlich auch ein Ende und so fand "Friends" nach zehn Staffeln ihren Schluss und "Verrückt nach dir" wurde nach sieben Staffeln beendet. Monica-Darstellerin Courtney Cox durfte man bereits in der letzten TV-Saison in "Cougar Town - 40 ist das neue 20" zurückbegrüßen, doch in dieser Season boomte das Geschäft mit Comedy-Veteranen so richtig.

Schauspieler spielt, sich selbst zu spielen

Matt LeBlanc bekam nach dem Ende von "Friends" eine eigene Spin-Off-Serie namens "Joey", in der er seinen Charakter noch zwei weitere Jahre spielte. Danach wurde es einige Zeit sehr ruhig um den Darsteller und man sah ihn fünf Jahre lang nicht mal in einer Gastrolle vor der Kamera. Doch dann brachte der Kabelsender Showtime im Januar 2011 eine neue Serie an den Start. "Episodes" hieß diese, in der ein britisches Ehepaar nach Los Angeles zieht, um dort eine Serie zu produzieren – in welcher kein anderer als Matt LeBlanc die Hauptrolle übernehmen soll. Dabei spielt Matt eine Version von sich selbst und hat so die Chance sich und seine Rolle als Joey liebevoll auf die Schippe zu nehmen. Dabei lässt er den großkotzigen Schauspieler heraushängen und das Produzentenpaar ist zunächst gar nicht begeistert, dass gerade "Joey" ihre Serie tragen soll. Witzigerweise wird diese aber noch so verändert, dass man durchaus Ähnlichkeiten zwischen Joey und Matts Charakter als Coach sehen kann, er als Alternativversion von sich aber völlig anders agiert. So wird er in der Serie als etwas facettenarmer Darsteller präsentiert, was er im Gesamtpaket aber eigentlich gar nicht ist. Raffiniert. So schafft es Matt auch, den bittersüß-bösen Unterton in der Serie zu unterstreichen, der im Film- und Seriengeschäft wohl vorzuherrschen scheint. So fragt man sich auch, wie viel von dem Gezeigten wirklich mit der Realität übereinstimmt und zudem, ob wir in irgendeiner der vielen Rollen auch einmal den echten Matt haben durchschimmern sehen. Wer weiß?

Mit dieser Ironie, einer leichten Prise Mysterium und einem geliebten Darsteller im Gepäck wurde die Serie von den Fans als gut befunden und so erhielt "Episodes" durchaus verdient eine zweite Staffel. Weniger rosig sah es aber leider bei unseren anderen Rückkehrern aus.

Chandler ohne Monica

Das ist eigentlich undenkbar, doch was dabei herausgekommen wäre, sieht man in "Mr. Sunshine". Nachdem Matthew Perry nach dem Ende von "Friends" immer mal wieder in einem Film oder einer Serie zu sehen war, hielt sich sein nächstes Serienprojekt "Studio 60 on the Sunset Strip" nur ein Jahr lang und wurde dann nach 22 Episoden 2007 abgesetzt. Also versuchte er es in dieser TV-Saison erneut und spielt in "Mr. Sunshine" einen mürrisch-spottsüchtigen Manager eines Sportstadions, der von seiner potentiellen Freundin sitzen gelassen wird, kaum Freunde hat und irgendwie ein merkwürdiger Vogel ist. Natürlich hatte Chandler auch immer so seine Macken, aber da es für ihn noch nicht zu spät war, machte ihn das sympathisch. Ben zeigt dagegen ein Alternativuniversum, in dem Chandler und Monica nicht geheiratet haben und er sich immer tiefer in seinem Selbstmitleid vergräbt. Klingt nicht gerade sehenswert, oder?

So lässt sein Charakter in der Serie auch eher zu wünschen übrig und man kann sich "Mr. Sunshine" eigentlich auch sparen. Ohne Frage gibt Ben sich Mühe, aber dennoch schafft er es nicht, dass man in ihm einfach mehr sieht. Zwar hat die Serie noch einige herrlich skurrile Charaktere zu bieten, zum Beispiel ist die Vorgesetzte von Ben wundervoll. Doch eigentlich sollte die Serie mehr von Matt Perry getragen werden, man hat nur leider keine besondere Bindung zu Ben. So habe ich es nach vier Episoden aufgegeben, der Serie weiter zu folgen – und offenbar haben dies viele. Am Ende der TV-Season wurde "Mr. Sunshine" eingestellt. Also bleibt einen an der Stelle nur noch zu hoffen, dass Matthew Perry mit seiner nächsten Rolle ein wenig mehr Glück hat und diese ihn hoffentlich mehr fordern wird.

Ein Fall ins Bodenlose

Zwei Jahre bevor die berühmten "Friends" aus New York die Welt eroberten, waren es Paul und Jamie Buchman, die ihr stressiges und witziges Zusammenleben in einem New Yorker-Appartment in der Hitserie "Verrückt nach Dir" mit der Welt teilten. Sieben Staffeln waren die Buchmans dann aus den Wohnzimmern vieler Amerikaner nicht mehr wegzudenken. Mit herrlichem Humor, ernsthaften Geschichten und unglaublich sympathischen Charakteren, war die Serie stets etwas Besonderes und gehört zu den Highlights, das uns die frühen 90er Jahre an Serienschätzen brachte.

Serienmacher Paul Reiser wurde in der Hauptrolle des Paul Buchman zum Star, ebenso wie Helen Hunt in der Hauptrolle ihren Durchbruch feierte. Während Hunt nach dem Ende der Serie, im Jahr 1999, ihre Schauspielkarriere fortsetzte und die große Leinwand eroberte, wurde es um Reiser etwas stiller. Er wurde glücklicher Familienvater, kümmerte sich um seine Kinder und genoss die Zeit ohne Angebote – wie er selber sagte. Schließlich jedoch wurde er gefragt, eine neue Sitcom zu schreiben und die Hauptrolle zu übernehmen.

Reiser sagte zu, obwohl er sich dies gut überlegte. Der Sender NBC kaufte das vielversprechende Format und bestellte schließlich eine ganze Staffel. Doch schon die Platzierung im Abendprogramm sollte nichts Gutes verheißen – im Gegenprogramm zu "American Idol" sollte sich die neue Serie behaupten. Da konnte es natürlich in der ersten Woche nicht unbedingt gut gehen und die Premiere wurde zur schlechtesten Comedy-Premiere für NBC in der gesamten Season. Auch Woche Zwei zeigte keine großen Verbesserungen in den schlechten Quoten. Ohne dem Zuschauer eine Eingewöhnungszeit zu geben, bewies der Sender erneut die schlechte Geduld und beendete die Ausstrahlung der Serie mit sofortiger Wirkung. Gut, wer die zwei Folgen des Formats gesehen hat, wird auch die Meinung verstehen, dass viel Hoffnung auf Verbesserung nicht bestanden. Reiser spielt – wie es LeBlanc in diesem Jahr viel besser zeigte – eine schräge Version von sich selber, der vom Geld seines früheren Erfolges lebt und nun wieder zurück ins Rampenlicht möchte. Eine Game-Show soll er moderieren. Gut, furchtbar klingt dies noch nicht, das stimmt – leider jedoch fehlt es dieser Serie komplett an dem, was "Verrückt nach Dir" einst ausmachte: Chemie. Paul Reiser kann weder zu dem Zuschauer, noch zur irgendeiner anderen Figur der Serie auch nur halbwegs eine sympathische Verbindung aufnehmen und so ziehen sich die 20 Minuten noch mit miesem Humor unnötig in die Länge. Schade, denn einen netten und sympathischen Paul Reiser hätte ich gerne wieder wöchentlich in mein Wohnzimmer gelassen.

Der Bonustrack

Foto: William Shatner, Star Trek: Raumschiff Enterprise - Copyright: Paramount Pictures
William Shatner, Star Trek: Raumschiff Enterprise
© Paramount Pictures

Eine weitere Rückkehr in dieser Saison war die von William Shatner. Was hat er in dieser Liste zu suchen? Hat seine Rolle als Captain Kirk in "Star Trek" etwas Comedyhaftes an sich gehabt, das niemand sonst bemerkte? Das nicht, aber Shatner zeigt sich schon seit einiger Zeit von seiner humorvollen Seite und nach "Boston Legal" ist er in diesem Jahr mit "$#*! My Dad Says" wieder auf die Bildschirme zurückgekehrt.

"Boston Legal" war zwar gewollt komisch, doch eigentlich handelte es sich um ein Anwalt-Drama, bei dem man die nötige Ernsthaftigkeit nun doch bewahren musste. Aber in "$#*! My Dad Says" hatte Shatner noch einmal die Chance, richtig die Sau herauszulassen. Hier sollte er einen griesgrämigen Vater spielen, dessen erwachsener Sohn wieder bei ihm einzieht und sie nun zusehen müssen, wie sie miteinander klar kommen. Die Grundlage, auf der die Serie beruht, ist sogar durchaus eine reale. Unter einem ähnlichen Titel gibt es einen Twitter-Account eines jungen Amerikaners, der dort Zitate seines Vaters zum Besten gibt. William Shatner sollte also wieder zum Sprücheklopfer werden, der aber dennoch ein gutes Herz hat.

Auch hier habe ich nicht viele Folgen durchgehalten, da mir auf lange Sicht einfach das besondere gefehlt hat. Die Idee an sich ist vielversprechend gewesen und auch Shatner ist in der Serie durchaus sehenswert, nur irgendwie stellte sich "$#*! My Dad Says" als eine wenig durchdachte Show heraus. Es fehlte an Tiefe, die auch die beiden talentierten Hauptdarsteller nicht erschaffen konnten, obwohl sie ihre Vater-Sohn-Beziehung gut gestaltet hatten. Aber so läuft der Hase eben manchmal und deshalb wurde auch "$#*! My Dad Says" nach nur einer Staffel von dem Sender abgesetzt.

Fazit

Einen richtig großen Coup unter den Rückkehrern hat dieses Jahr nur Matt LeBlanc gelandet, dessen "Episodes" wirklich sehenswert ist. Alle anderen haben zwar ihr bestes gegeben, aber außer LeBlanc konnte nur William Shatner überzeugen, der bei seiner Serienwahl jedoch kein glückliches Händchen bewies. Über Matthew Perrys und Paul Reisers Ausrutscher sollte man besser keine weiteren Worte verlieren, da die Shows wirklich unterirdisch waren.

Luisa Schmidt & Eva Klose – myFanbase

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