Die enttäuschendsten Staffeln 2011/2012
Supernatural, Staffel 7

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Es ist leider kein Ausrutscher gewesen. Viele haben gehofft, dass die sechste Staffel von "Supernatural" nur eine schlechte Phase darstellte, und dass sich Sera Gamble erst einmal zurecht finden musste. Nachdem sie das Ruder übernommen hatte, wollte sie vielleicht zu viel erreichen und umsetzen, weswegen es einfach schief gehen musste. Die siebte Staffel lässt allerdings kein besseres Urteil zu, und verdient es in dieser Kategorie erneut einen Platz zu finden. Zwar hat man die Fehler aus dem letzten Jahr behoben, doch dafür entstanden an ganz anderen Stellen Krisenherde. Es ist egal wie man es dreht und wendet, die guten alten Zeiten sind definitiv vorbei.

Save the World. Again.

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Jared Padalecki
© Jenny Duckworth Photography

Nach den vielen Storylines oder - besser gesagt - Handlungsfetzen aus dem letzten Jahr, wurde man in der ersten Staffelhälfte milde gestimmt, da die Handlung wieder auf das Wesentliche reduziert wurde und man Sam und Dean mehr Freiraum überließ. Aus diesem Grund war man zunächst sogar froh darüber, dass Castiel von der Bildfläche verschwand und somit die Engel im Allgemeinen. Alles spielte sich auf der Erde ab und durch solide Stand-Alone-Folgen entwickelte sich wieder der Spaß beim Schauen. Alle Prognosen wurden zwar noch vorsichtig formuliert, schließlich sollten die Erwartungen realitätsnah bleiben, doch man war durchaus bereit, dieser Staffel bessere Chancen einzuräumen.

Einen ständigen Dorn im Auge stellten nun aber die Leviathane dar. Das sind schleimige und überaus gefräßige Monster, die Castiel unbeabsichtigt aus dem Fegefeuer befreite und die im Endeffekt jeden Hoffnungsschimmer im Keim erstickten. Man hat sich damit abgefunden, dass die Brüder nochmal die Welt retten müssen. Das ist in Ordnung. Die zwei brauchen Gegner und man wusste, dass diese nicht solche Ausmaße wie Luzifer und Co. annehmen werden. Auch das ist in Ordnung. Doch was wollte man bloß mit den Leviathanen erreichen? Wie kann man Monster ernst nehmen, die vorhaben Menschen aufzufressen? Das wirkte von Beginn an dermaßen lächerlich und belanglos, dass jede Folge, welche die Staffelhandlung thematisierte, nie wirklich gut abschnitt. Und das ist der eigentliche Knackpunkt. Anstatt sich darauf zu freuen, dem roten Faden zu folgen, wollte man diesen am liebsten zerschneiden und den Autoren vor die Füße werfen. Gegner sollen bedrohlich wirken und nicht unter Heißhunger leiden.

Unter diesen Umständen begann sich der Zuschauer an jeden Grashalm zu klammern. Ein Tiefpunkt wurde dennoch mit Bobbys Tod erreicht. Allein schon die Tatsache, dass Dick Roman für seinen Tod verantwortlich ist, hätte schlimmer fast schon nicht sein können, doch die Autoren konnten das tatsächlich noch überbieten. Bobby war ein essenzieller Charakter, der eine Art Vaterrolle für Sam und Dean eingenommen und sich in vielen Situationen als ein Fels in der Brandung erwiesen hat. Potenzial für eine traurige Folge, die sich damit befasst, wie die Brüder auf diesen Verlust reagieren, war also vorhanden, doch die Stimmung hätte ernüchternder kaum sein können. Die Brüder reagieren – natürlich - mit Verdrängung. Und an dieser Stelle wurde einem eins unwiderruflich klar: Sam und Dean sind am Ende ihrer Charakterentwicklung angelangt.

Zumindest ist dieses Ende dann erreicht, wenn die Charaktere ständig den gleichen Situationen ausgesetzt sind. Das Verhalten der Brüder ist vorhersehbar und berührt einen auch gar nicht mehr. Dean wirkt nach wie vor vom Leben gebeutelt und kehrt jeglichen Schmerz unter den Teppich oder ertränkt ihn mit Alkohol. Sam hat sich mit diesem Leben abgefunden und kann nichts anderes tun als einfach weiterzumachen. Damit verlieren jegliche ernste Gespräche zwischen den Brüdern an Wirkung, einfach weil der Zuschauer genauso gut wie Sam und Dean weiß, dass deren Leben nun mal kein Ponyhof ist. Einzig und allein der Humor schafft es mehr Dynamik in den Interaktionen zu wecken. Dabei hätte man aus Sams Halluzinationen und seiner zerbrochenen Seele durchaus mehr Dramatik herausholen und zwischen den Brüdern großartige Szenen zeigen können. Bedauerlicherweise wurde dieser Storyline zu wenig Beachtung geschenkt, so dass man manchmal fast vergessen hätte, dass sie überhaupt noch existiert.

Wenn die Staffelhandlung dünn ist und den Protagonisten Raum zur Entfaltung fehlt, was bleibt einem da noch? Gegen Ende der Staffel schien es trotz aller Erwartungen wieder bergauf zu gehen und das lag vornehmlich an den Nebencharakteren. Castiel, der die Auswirkungen von Sams zerbrochener Seele auf sich genommen hat, überzeugte mehr denn je als nicht mehr ganz zurechnungsfähiger Engel und besonders sein Verhältnis zu Meg zauberte mir an der einen oder anderen Stelle ein Lächeln aufs Gesicht. Crowley kam ein wenig kurz, doch auch er konnte seinen Charme sprühen lassen und die Rückkehr von Bobby, der sich allmählich zu einem rachsüchtigen Geist entwickelte, erzeugte zum ersten Mal in dieser Staffel eine wirklich ernstzunehmende Wendung. Währenddessen hatte Felicia Day einen sehr sympathischen Gastauftritt und der von ihr dargestellte Charakter Charlie stahl den Brüdern gleich die Show. Mit ihrer Art sorgte sie für viel frischen Wind und sie wäre ohne Frage eine Bereicherung für die Serie.

Die Staffel endete unspektakulär und nur den Cliffhanger zum Schluss, als sich Dean und Castiel plötzlich im Fegefeuer befinden, kann man als wirklich gelungen bezeichnen. Wie man die Serie noch durch ein weiteres Jahr führen kann, ist mir ein Rätsel. Es zieht sich wie ein Kaugummi und noch weiß man nicht, ob Jeremy Carver das Zeug dazu hat, die Serie auf einen neuen Kurs zu bringen. Nach zwei enttäuschenden Staffeln sind die Erwartungen im Keller und der einzige Grund, weswegen ich nicht aufhöre "Supernatural" zu schauen, ist der, dass die Serie mir mal am Herzen lag. Irgendwie will man dann doch bis zum Schluss durchhalten.

Lukas Ostrowski - myFanbase

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