Die besten Staffeln 2014/2015
Forever, Staffel 1

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In der Regel habe ich es eher nicht so mit den Procedural-Serien. Ich tue mich wirklich schwer, einer Serie zu folgen, bei der es quasi egal ist, ob du die letzte Folge gesehen hast oder eben nicht. Doch zum Glück gibt es auch immer Ausnahmen und es gibt immer wieder Shows, die wirklich fantastisch sind. In dieser Season kam dann "Forever" mit hinzu und avanciert sich sehr bald zu meiner liebsten Krimiserie der Woche und landete bei mir dabei sogar noch vor dem allseits beliebten Senderkollegen "Castle".

Ein Mixtape aus Mystery, Morden und Männerfreundschaft

Dabei ist an der Serienkonstellation nun gar nichts Neues zu finden: die etwas zugeknöpfte Ermittlerin Jo Martinez (Alana de la Garza) trifft auf einen seltsamen, männlichen Rechtsmediziner, der ihr aber überraschend gut bei den Ermittlungen helfen kann und von da an regelmäßig in Fällen zu Rate gezogen wird. Was einen aber nach ein paar Folgen an der Serie so fasziniert, ist vielleicht nicht gerade die Dynamik zwischen Ermittlerin und Berater oder die Spleenigkeit des Hauptcharakters – das haben andere Serie auch schon so oder so ähnlich. Nein, was besonders toll ist und mich wirklich mitgerissen hat, ist die Hintergrundgeschichte von Henry Morgan (Ioan Gruffudd). Denn hier haben wir etwas, das andere Krimi-Serien meist nicht haben: ein nicht gerade unbedeutendes Mystery-Element inmitten von Mordfällen und Tatortanalysen. Das finde ich toll und das bringt mich auch dazu, wirklich regelmäßig einzuschalten und auch gezielt dranbleiben zu wollen.

Das mysteriöse hier ist, dass Henry unsterblich ist. Klingt im ersten Moment käsig, ist aber sehr spannend inszeniert. Immer, wenn er stirbt, taucht er nackt in irgendeinem nahen Fluss wieder auf. Natürlich kann er sich das nicht erklären und so handelt die Serie zwar auf der einen Seite von Kriminalfällen, aber auf der anderen Seite hat Henry sein ganz persönliches Rätsel zu lösen. Zum Glück wird hier auch wirklich jede Woche erneut auf diesen Faktor der Serie eingegangen, sodass in jeder Folge ein neues Puzzleteil zum Gesamtbild hinzugefügt wird. Es bleibt also stetig interessant – egal ob man nun etwas mehr über Henrys Vergangenheit erfährt oder tatsächlich dem Geheimnis seiner Unsterblichkeit auf den Grund geht. Charakterarbeit wird hier ganz groß geschrieben, was eigentlich eher ungewöhnlich ist für eine Procedural-Serie, aber genau das macht "Forever" auch aus und rückt die Serie in ein besonderes Licht.

Besonders spannend wird es auch, als Henry sich mit einer Person konfrontiert sieht, die das gleiche durchmacht wie er – nur seit einigen Jahrhunderten mehr. Der Mann, der sich "Adam" nennt, tritt schon recht früh als Phantom in Erscheinung und kurz darauf wird sogar überraschend ein Darsteller für die Rolle gecastet, damit man ihm ein Gesicht verleihen kann. Dieser Charakter ist besonders interessant, da er so etwas wie Skrupel oder Mitgefühl nicht (mehr) zu kennen scheint und Henry damit das Leben schwer macht. Er treibt seine Spielchen mit Henry, weil ihm danach ist und er es eben kann. Dabei stellt ausgerechnet er das nächste an einer Lösung dar, die Henry bis dato für seine mysteriösen Fähigkeiten finden kann. Erst viel später erfährt er, dass auch Adam jahrelang versucht hat herauszufinden, warum er so ist wie er ist und der Antwort nur bedingt näher gekommen ist. Hier würde also noch einiges an Potential für eine weitere Staffel liegen, wenn es denn (unwahrscheinlicherweise) eine gäbe.

Neben einer guten Mythologie in der Serie lege ich ja auch immer recht viel Wert auf eine schöne Charakterarbeit, zu der natürlich auch zwischenmenschliche Beziehungen gehören. Besonders herausgestochen ist hier die Vater-Sohn-Dynamik zwischen Henry und Abraham (Judd Hirsch), der aber das Rentenalter schon längst erreicht hat. Die beiden gehen daher die meiste Zeit tatsächlich eher freundschaftlich miteinander um, anstatt einem von ihnen eine übergeordnete Position zuzuweisen. Erscheint einem plausibel, leben beide doch mittlerweile schon an die 70 Jahre zusammen und wissen darüber Bescheid, was der andere schon erlebt hat. Abraham wird auch oft genug in die Ermittlungsarbeit von Henry mit einbezogen und so sind die beiden eher das bedeutende Duo in der Serie, als es Jo Martinez und Henry am Ende sind. Doch natürlich wird hiermit auch immer wieder gespielt und selbstverständlich wird gegen Ende sogar eine mögliche Liebesbeziehung angedeutet. Wie sollte es auch anders sein. Ob diese dann aber an die schöne Chemie zwischen Henry und Abe herangekommen wäre, ist für mich nicht ganz klar. Hier hätte man aber auf jeden Fall einiges an Potential ausschöpfen können.

Dahingehend ist es wirklich schade, dass die Serie nach der so toll inszenierten Staffel am Ende an den etwas strauchelnden Zuschauerzahlen scheitern soll. Viele Sachen könnten noch weiter gesponnen werden, allen voran natürlich das Mysterium um Henrys Unsterblichkeit, und ich hätte wirklich gern dafür einen Abend meiner Woche freigeschaufelt. Zwar wird in Moment noch immer verhandelt, "Forever" bei einem anderen Sender unterzubringen, wie hierfür die Chancen stehen ist allerdings noch ungewiss.

Luisa Schmidt - myFanbase

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