Die enttäuschendsten Charaktere 2008/2009
Platz 3: Nathan Petrelli (Heroes)

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Wir erinnern uns kurz zurück: In der ersten Staffel wurde uns Nathan als ein Mann präsentiert, der seine Fähigkeit versteckte und gezielt auf das Amt des Präsidenten hin arbeitete. Durch seinen Bruder lernte er jedoch, dass er zu einer besonderen Gruppierung von Menschen gehörte und sprang letztlich über seinen eigenen Schatten und opferte sich dem größeren Ganzen und seinem Bruder. Mit viel Glück überlebte Nathan, war in der zweiten Staffel jedoch davon gezeichnet, dass er nicht mehr wusste, wer er eigentlich selbst war und was seine Bestimmung im Leben sein sollte. Am Ende entschied er sich gegen die Unterdrückung zu kämpfen und allen Menschen zu eröffnen, dass es manche von ihnen gab, die besondere Fähigkeiten hatten. Doch dazu kam es nie, denn Nathan wurde erschossen.

Farewell good old Nathan!

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge erwartete ich gespannt den Auftakt der dritten Staffel. Auch wenn ich mir tief im Inneren darüber bewusst war, dass man Nathan nicht aus der Serie schreiben würde, so hoffte ich doch inständig darauf, dass die Autoren über ihren Schatten springen und dementsprechend eine neue Richtung einschlagen würden. Im Prinzip haben sie das auch getan, doch was uns da erwartet hat, war schlimmer als alles bisher Dagewesene.

Nathan wird plötzlich ein Gläubiger Gottes und widmet sich erneut der Politik - irgendwie musste man wohl den Bogen wieder zur ersten Staffel spannen, als Nathan noch ein Charakter war, der mit einer Genialität gezeichnet und unheimlich komplex war. Doch was in der ersten Staffel so toll funktionierte, ließ sich diesmal keinesfalls wiederholen. Denn irgendwie schienen die Autoren die Entwicklung vergessen zu haben, die Nathan eigentlich durchgemacht hatte. Er entfernte sich also von Peter und schloss sich den Idealen seines Vaters an, der ihn noch einige Monate zuvor töten lassen wollte und außerdem als Experiment benutzt hatte, um zu sehen, ob man Menschen Kräfte einpflanzen kann. Das Fass zum Überlaufen brachte dann die Storyline, als er auf einmal den Plan verfolgte, alle Menschen mit Kräften wegzusperren und dementsprechend zu einem der unglaublichsten Rassisten der TV-Geschichte zu werden.

So überraschend und unglaubwürdig diese Entwicklung war, so wenig konnte auch sein erneuter Sinneswandel überzeugen und Nathan wurde, wie so viele andere Charaktere in dieser Staffel, zum Spielball der Autoren, der jeglichen Bezug zu seiner eigentlichen Geschichte verloren hatte. Während Sylar von Episode zu Episode zwischen gut und böse wechselte, konnte man bei Nathan nie wirklich verstehen, was genau seine Beweggründe waren und welche Position er eigentlich einnahm. Die Autoren schienen sich selbst nicht darüber im Klaren zu sein, wohin sie mit dem Charakter wollten und benutzen und formten ihn einfach so wie sie wollten, damit er irgendwie auf ihre immer wieder neu gesponnene Storyline passte. Dass man damit den Charakter, der eh schon längst dem Tod in die Augen hätte blicken müssen, vollkommen an die Wand fuhr, schien einfach ein unbequemer Nebeneffekt zu sein. Dass ein Schauspieler wie Adrian Pasdar dies mit sich machen ließ, lässt jedoch auch ein wenig zweifeln, aber vielleicht sieht er es auch nur noch als Job an, den er eben machen muss und gibt uns deswegen via YouTube kaum noch Einblicke in das Leben hinter den Kulissen, mit denen er die Fans während der zweiten Staffel so begeistern konnte.

So oder so muss Adrian seine Rolle noch einige Zeit verkörpern. Denn zwar wurde er endlich in der Serie getötet und kann diesmal keineswegs wieder durch eine wundersame Heilung auferstehen, allerdings haben die Autoren sich eine neue Lösung einfallen lassen. Sylar wird erst einmal die Gestalt von Nathan annehmen. So bleibt zwar nicht der wahre Nathan zurück, aber immerhin eine abgewandelte Form, in die immer noch Adrian Pasdar schlüpfen muss, ob er nun will oder nicht.

Die Frage die sich mir am Ende stellt: Ist der Tod von Nathan Petrelli in jedem bisherigen Staffelfinale der Serie zu einer Art Running Gag geworden, den wir Zuschauer einfach nicht verstehen? Viel entscheidender ist jedoch, dass man (den echten) Nathan nun wirklich ins Jenseits befördert hat und damit zumindest ein gutes Werk verrichten konnte, denn leider wurde der einst so interessant gezeichnete Charakter in dieser dritten Staffel vollkommen an die Wand gefahren, dass kein anderer Ausweg als der Tod blieb.

Herzlichen Glückwunsch also für den dritten Platz in der Liste der enttäuschendsten Charaktere. Eine Platzierung, die man während der ersten und zweiten Staffel wohl niemals für wahr gehalten und daraufhin empörende Briefe und Emails verfasst hätte. Wer dies immer noch im Sinn hat, scheint wohl eine andere Staffel einer anderen Serie, mit einem vollkommen anderen Charakter gesehen zu haben.

Annika Leichner - myFanbase

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