Die besten Momente 2008/2009
Platz 3: #2.10 Schluss (Breaking Bad)

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Erst eine Folge zuvor erfuhr Walter White, dass der Tumor, der ihn plagt und sein Leben für immer veränderte, um ganze 80% geschrumpft ist. Man sollte meinen, dass das ein Grund für ihn sei, sich zu freuen und sich endgültig von seinen Drogengeschäften zu verabschieden. Doch bereits am Ende dieser Folge sah man, dass diese Diagnose für Walter mitnichten den offensichtlichen Effekt hat, schlug er doch eine seiner Fäuste an einem Spiegel blutig. Zunächst scheint in #2.10 Schluss jedoch alles "gut" zu werden: Walter trifft sich mit Jesse, um diesem mitzuteilen, dass er seine Drogenkarriere gedenkt an den Nagel zu hängen, wenn sie das noch verbleibende Meth losgeworden sind.

"Stay out of my territory"

Doch bereits kurze Zeit später wird deutlich, wie sehr Walter mittlerweile etwas verinnerlicht hat, das er mit Sicherheit nie so haben wollte – die Vermischung des privaten und des geschäftlichen Walter: Walter erhält seine eigene Party, da ja bekanntlich genug Anlass dazu bestünde, zu feiern. Doch Walter kann sich mit der neuen Diagnose partout nicht anfreunden und sorgt neben einer unpassenden Rede dafür, dass, während er seinen eigenen Sohn dazu nötigt, sich zu betrinken, der Zuschauer nur einen der beiden Walters sieht, den geschäftlichen. Bisher hat Walter sichtlich versucht, Privates und Geschäftliches zu trennen, doch nun ist die Trennwand eingestürzt. Die ganze Auseinandersetzung mit Hank und das aggressive Aufbegehren von Walter schreien geradezu nach Heisenberg (wie Walter sich als Drogenboss nennt).

Allerdings folgt die Szene, die Walters Wesenswandel noch deutlicher zu Tage treten lässt, erst noch. Nachdem Walter einen Heimwerkermarkt betritt, um sich seiner neuen Obsession zu widmen, trifft er auf einen Junkie, der alle Zutaten auf seinen Einkaufswagen geladen hat, um seinerseits Meth herzustellen. Einige gutgemeinte Tipps von Walter später, sich seinem Umfeld nicht derart offiziell als Methkoch zu outen, reiht sich Walter wieder brav in die Einkaufsschlange ein. Was folgt, ist der alles entscheidende Moment, der für die gesamte Staffel, ja für die Serie selbst, höchst kritisch ist: Walter wird zu Heisenberg und es scheint keinen Weg zurück zu geben.

Zu dem (lyrisch sehr passenden) Song "DLZ" der Indieband "TV on the Radio" lässt Walter seine Einkäufe stehen und geht bestimmend nach draußen, wo er den Junkie und einen großen und furchteinflößenden Kollegen von ihm entdeckt. Ihn scheint dieser Umstand überhaupt nicht zu interessieren, denn er geht schnurstracks auf diesen Kollegen zu, bis ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind und erzählt den sichtlich verdutzten angehenden Methköchen, dass sie sich aus seinem Territorium fernhalten sollen, worauf diese rasch verschwinden.

Nicht nur der hochzufriedene Gesichtsausdruck von Walter danach, der sich nun endlich wieder als relevant erachtet, zeigt die großartige Schauspielkunst des Bryan Cranston, der mit perfekt nuancierter Mimik und dem leichten Neigen seines Kopfes nach links kurz vor seiner Drohung allein seine Nominierung für einen Emmy redlich verdient hat. Die gesamte Szene ist wie bereits angedeutet eine Schlüsselszene, da Walters eigentliche Motivation für seine Drogengeschäfte nun obsolet geworden ist. Er könnte der brave, unzulängliche und völlig überqualifizierte Chemielehrer bleiben, entscheidet sich aber dafür, sich seinem Alter Ego Heisenberg zunehmend anzunähern. Platz 3 für den Mut, dem Zuschauer einen schleichend unsympathisch werdenden Hauptcharakter zu präsentieren sowie für eine perfekt gespielte und musikalisch großartig unterlegte Szene.

Andreas K. - myFanbase

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