ABC-Upfronts – Ein Sender mit Lust auf Drama

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Besonders spannend hat das Network ABC die Upfronts in diesem Jahr nicht gemacht, denn die letzten Absetzungen, Verlängerungen und Neuzugänge wurden zu einem Großteil bereits am 13. Mai bekannt.

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Die Rückkehrer und Gekündigten

Neu verlängert wurden seit unserem Upfronts-Vorbericht "Desperate Housewives", "Body of Proof" und "Happy Endings". Dass es ein Wiedersehen an der Wisteria Lane geben würde, stand nie zur Disposition – schlussendlich ging es nur um das Aushandeln der Schauspielergehälter, welche sich Insiderberichten zufolge ohnehin schon seit Wochen in trockenen Tüchern befinden. Ebenfalls wahrscheinlich war auch die Verlängerung von "Body of Proof", welches sich auf einem nicht ganz einfachen Sendeplatz bisher immer sehr wacker schlug. Eine größere Überraschung stellt das Thumbs-Up für "Happy Endings" dar, denn die Serie stand auf der Kippe. Aber da sie von den ABC Studios co-produziert wird und zudem auch nicht gerade mit einem prächtigen Sendeplatz gesegnet ist, gibt es in der Midseason eine neue Staffel.

Je nach Blickwinkel stellten einige Absetzungen teilweise eine böse Überraschung dar. Gerade Fans von "Brothers & Sisters" dürften sehr enttäuscht sein, denn noch vor kurzem hieß es, der Sender lote die Option aus, die Serie für eine letzte und verkürzte Staffel zurückzubringen. Am Ende hat es dann aber nicht gereicht. Nicht komplett unerwartet, aber dennoch enttäuschend kam für viele auch die Beendigung von Matthew Perrys "Mr. Sunshine", welchem man doch eine kleine Chance eingeräumt hatte. Vorhersehbar kamen dagegen die Absetzungen von "V - Die Besucher", "No Ordinary Family", "Better with You", "Off the Map" und "Detroit 187".

Ein kräftiger Schuss Drama

Eines steht jetzt schon fest: Die Lust auf Dramaserien ist im Hause ABC riesig; der Sender ist nach wie vor verzweifelt auf der Suche nach neuen Dramas, welche die in die Jahre gekommenen alten Zugpferde mittel- oder langfristig ersetzen könnten. Fünf Dramas werden zurückkehren, acht neue wurden geordert.

Zu den meist besprochenen Piloten gehörte jener von "Charlie's Angels". Die Serie ist in Miami lokalisiert und stellt ein modernes Remake der gleichnamigen Serie aus den Siebzigern dar. Im Mittelpunkt: Drei hübsche Frauen, die als Detektivinnen fungieren: Abby (Rachael Taylor), die von einer "Park Avenue"-Prinzessin zu einer erstklassigen Diebin mutiert ist. Dann Gloria, eine Army-Offizierin, die Schande über sich gebracht hat. Und schließlich Kate (Annie Ilonzeh), eine Polizistin aus Miami, die ihre Karriere und ihren Verlobten verloren hat. Nachdem Gloria stirbt, rekrutieren sie Eve (Minka Kelly) als dritte Detektivin. Der Trailer sieht so aus, als sei viel Spaß und Frauenpower zu erwarten. Ob man den gefühlt x-ten Aufguss von "Charlie's Angels" unbedingt braucht, bleibt jedem selbst überlassen.

"Good Christian Belles", besser bekannt unter dem ursprünglichen Arbeitstitel "Good Christian Bitches", wird erst in der Midseason an den Start gehen. Wer "Desperate Housewives" mag, sollte der Serie auf jeden Fall einen Blick widmen. Leslie Bibbs Charakter Amanda, als Schülerin einst eine ultimative Pausenhof-Tyrannin gewesen, sieht sich nach ihrer skandalträchtigen Scheidung gezwungen, in ihren Heimatbezirk zurückzukehren. Dort begegnet sie den ehemaligen Mitschülerinnen wieder (darunter Kristin Chenoweths Charakter), denen sie damals das Leben zur Hölle gemacht hat. Verspricht schon einmal jede Menge Grabenkämpfe und Zickenkriege, oder?

"Missing" widmet sich einem Thema, das regelmäßig in unseren Zeitungen besprochen wird: Vermisste Menschen. In diesem Fall ist es ein 18-jähriger Sohn, der plötzlich während seines Auslandsstudiums verschwindet. Seine Mutter, die Ex-CIA-Agentin Becca Winstone (Ashley Judd), die einst mit Tötungen beauftragt war, vermutet sofort Fremdeinwirkung und reist nach Rom, um Spuren und Hinweise zu finden. Um ihn zu finden, muss sie sich wieder mit alten Freunden und Berufskollegen in Verbindung setzen. Das Aufreißen alter Wunden ist garantiert, denn vor zehn Jahren wurde ihr Ehemann, CIA-Agent Paul Winstone, ermordet. "Missing" startet erst in der Midseason. Wie bei "Good Christian Belles" hat ABC auch hier noch keinen Trailer veröffentlicht.

"Once Upon A Time" gilt insgesamt als eines der vielversprechendsten, wenn nicht gar das vielversprechendste Projekt dieser Season und soll in seinem Stil "Lost" nicht unähnlich sein. Die 28-jährige Emma Swan (Jennifer Morrison) wird von ihrem zehnjährigen Sohn aufgesucht, den sie vor Jahren abgegeben hat. Dieser glaubt, dass Emma eigentlich Schneewittchen ist, das aus seiner Heimat in die moderne Welt geschickt wurde, um es vor dem Fluch der bösen Königin zu bewahren. Jener Fluch lastet noch immer auf dem Märchenland. Geschickt werden Märchenwelt und Moderne verknüpft. Der Trailer zeigt die böse Königin, die auf einer Hochzeit auftaucht und den Anwesenden droht, dass ihnen alles, was ihnen lieb und wichtig ist, für immer genommen wird. Die Kostüme wirken modern und gleichzeitig herrlich märchenhaft, die Atmosphäre interessant.

"Revenge" ist die neue Serie von ""Everwood"-Alumna Emily VanCamp. Sie kommt neu zu den Hamptons und fügt sich bestens in die reiche Stadt ein. Was zunächst niemand weiß: Sie ist nicht wirklich neu und nur hier, um ihre ruinierte Familie, die einst hier gelebt hat, und deren zerstörte Reputation zu rächen. Der Trailer zeigt uns Emily in edler Abendgarderobe in ebenfalls eleganter Umgebung. Eine Frau hält eine Art Laudatio auf Emily, doch dann zischt sie sie an und fragt sie nach dem Verbleib ihres Sohnes. Kurz darauf sieht man einen Menschen auf dem Feld liegen, anscheinend tot, es ertönen Schreie und die Frau, die gerade eben noch Emily befragt hat, läuft "Daniel, Daniel, Daniel" schreiend auf das Feld. Was ist das Geheimnis von Emily? Welches Verhältnis hatte sie zu besagtem Daniel? Visuell haut einen die Preview nicht unbedingt um, aber interessante Fragen stellen sich allemal.

"The River" gilt ebenfalls eine Art neues "Lost" und folgt dem TV-Naturforscher Emmet Cole (Bruce Greenwood), der bei einer Expedition im Amazonas-Gebiet verschwindet. Sein Sohn, zu dem er früher ein nicht gerade unproblematisches Verhältnis hatte, und Freunde organisieren sich zu einem Suchtrupp, um Emmet zu finden. Der Trailer strahlt eine Atmosphäre der Bedrohung aus und lässt Kämpfe mit übernatürlichen Kreaturen vermuten, ist aber nichts, was einen unbedingt magisch vor den Fernseher ziehen würde. Die Serie startet in der Midseason.

"Pan Am" ist in den Sechzigern angesiedelt und dreht sich um die gleichnamige Luxus-Fluglinie und deren Elite-Flugbegleiterinnen und -Piloten. Das Vorschauvideo zeigt die junge, hübsche Stewardess Laura (Margot Robbie), die eine weggelaufene Braut ist und erst seit wenigen Wochen professionell fliegt. Ihre strenge Vorgesetzte scheint nicht viel Verständnis für sie zu haben, Spannungen zwischen den beiden sind schon einmal sicher. Sechziger-Atmosphäre à la "Mad Men" verbreitet der Clip noch nicht, aber vielleicht ändert sich das ja bei den vollen Folgen.

In "Scandal" eröffnet die Ex-PR-Frau des Weißen Hauses, Olivia Pope (Kerry Washington), ihr eigenes Unternehmen, um beruflich und privat ein neues Kapitel zu starten. Schnell bemerkt sie, dass die Angestellten ihre eigenen privaten Angelegenheiten nicht auf die Reihe bekommen. Washingtons Ausstrahlung als Olivia Pope ist eine sehr sympathische, mehr kann man im Moment aber noch nicht zur Serie sagen.

Die Comedys - ABC erobert männliche Gefilde

ABC ist eigentlich ein Sender mit einem großen weiblichen Zuschauerpublikum, dementsprechend sind die meisten Serien auch an Frauen orientiert. In diesem Jahr scheint mehr Willen da zu sein, auch das männliche Publikum zu bedienen.

Ein Schritt in diese Richtung ist "Last Man Standing", welches sich mit einem erfolgreichen Mann und Vater dreier Töchter beschäftigt, der voll in seiner Männlichkeit aufgeht, aber gegen seinen Willen gezwungen wird, immer mehr Haushaltsaufgaben zu übernehmen, als seine Frau einen Job annimmt und sogar schnell befördert wird. Klingt modern, ist es aber nicht – jedenfalls nicht, wenn die Preview etwas zu besagen hat. Auf den ersten Blick wirkt die Serie in ihrer Aufmachung wie ein Relikt der Achtziger oder Neunziger und die Lachkonserve geht einem bereits nach wenigen Sekunden auf die Nerven.

Auch "Man Up" scheint sich vornehmlich an Männer zu richten. Drei Männer versuchen den harten Max in sich zu finden und für sich zu definieren, was ein Mann eigentlich ist. Keine Lachkonserve zwar, dafür ein bisschen Muskeln und Sport – man hat allerdings schon aufregendere Trailer gesehen.

In der Midseason-Comedy Apartment 23 darf James van der Beek sich selbst spielen. Er ist mit der skrupellosen Chloe (Krysten Ritter) befreundet, die gerne mal ihre Mitbewohner um ihr Vermögen bringt. Dazu gehört auch die naive June (Dreama Walker). Doch Letztere dreht dann den Spieß um, was Chloe schlussendlich beeindruckt. Chloe scheint ein sehr interessanter Charakter zu sein und die Preview macht Lust, sich zumindest mal den Piloten in voller Länge anzuschauen.

"Suburgatory" widmet sich der 16-jährigen Tessa (Jane Levy), die mit ihrem alleinerziehenden Vater aus New York in die Vorstadt zieht, da dieser sie vor den Gefahren und Abgründen der Großstadt bewahren möchte. Zunächst kann sich Tessa nicht mit den Vorstädten und ihren Barbie-Puppen-Bewohnerinnen anfreunden, doch schnell lernt sie, dass diese unter der Oberfläche so schlimm nicht sind. Wenn man sich die Blondine in der Vorschau anschaut, kann man Tessas anfängliche Ablehnung aber gut nachvollziehen.

Arbeitslosigkeit treibt mitunter seltsame Blüten. "Work It" (Midseason-Start) beschäftigt sich mit zwei arbeitslosen Männern, die sich als Frauen verkleiden, um ihre Jobchancen als Pharmareferenten zu verbessern und damit auch Erfolg haben. In bewegten Bildern wirken alle Charaktere wie Karikaturen, ein Eindruck, der durch die penetrante Lachkonserve noch forciert wird.


abgesetztverlängertneu
Better with YouBody of ProofAppartment 23*
Brothers and SistersCastleCharlie's Angels
Detroit 1-8-7Cougar TownGood Christian Belles*
Mr. SunshineHappy EndingsLast Man Standing
My GenerationGrey's AnatomyMan Up
No Ordinary FamilyModern FamilyMissing*
Off the MapThe MiddleOnce Upon a Time
V - Die BesucherPrivate PracticePan Am
The Whole TruthRevenge
The River*
Scandal*
Suburgatory
Work It*

*Midseason

Zu den Videos der neuen ABC-Serien!

Fazit

ABC hat einige sehr vielversprechende Dramaserien ins Programm genommen. Am interessantesten scheinen im Moment "Once Upon A Time", "Revenge", "Missing" und eventuell auch "Scandal" sowie "Charlie's Angels". Enttäuschender sieht es bei den Comedys aus, nach wie vor findet sich bis auf "Apartment 23" und "Suburgatory" hier nichts Verlockendes. Man kann schon jetzt absehen, dass von den fünf neuen Comedyserien bei den nächsten Upfronts nicht viele überleben werden.

Irritierend und überraschend ist, dass ABC die in den Medien positiv aufgenommenen Serienprojekte "Hallelujah" und "Georgetown" nicht aufgenommen hat – dies gilt insbesondere für Marc Cherrys "Hallelujah", welches als sicherer Anwärter für einen Serienauftrag galt. Ich persönlich hatte zudem dem Serienprojekt "Poe" stark die Daumen gedrückt und finde es bedauerlich, dass ABC das Projekt nicht in sein Repertoire aufgenommen hat.

Eva T. myFanbase

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