Maxton Hall - Die Welt zwischen uns - Review Staffel 1
Als 2023 die Serienadaption zu der "Save Me"-Buchreihe nach Mona Kasten angekündigt wurde, da war mein Fanherz voll von Stolz. Es lag weniger daran, dass ich mir speziell diese Buchreihe mal für das Fernsehen gewünscht hätte, nein, es war eher generell die Bewunderung dafür, dass einer deutschsprachigen Autorin im New Adult bzw. Young Adult-Genre diese Möglichkeit eröffnet wird, was mir wirklich lange völlig unwirklich erschien. Es gibt genug Genres, die gerne adaptiert wurden. Geschichten für Kinder, Fantasy, Sci-Fi, historische Stoffe, Krimis, damit sind deutsche Autoren schon genug adaptiert worden. Aber der Bereich Liebesromane, dann noch speziell für junge Erwachsene, eher Brachland. Aber bekanntlich brillieren RomComs, aber es wirkte immer so, als sei hier das englischsprachige das Maß der Dinge. Dementsprechend widerlegt "Maxton Hall - Die Welt zwischen uns" das nun und ich bin extrem gespannt, ob das etwas auslöst. Tauchen wir jetzt aber in diese Serie ein und wie diese bei mir angekommen ist.
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An deutsche Serie gehe ich immer mit angezogener Handbremse heran. Aber das hat sich über die Jahre auch als gute Taktik erwiesen, weil ich so leichter positiv überrascht werden kann. Ich empfinde zu viele Serien aus Deutschland leider als oberflächlich, was als Eindruck unweigerlich entsteht, wenn man so viele verschiedene internationale Serien schaut und dementsprechend Vergleiche ziehen kann. Hier kommt jetzt noch hinzu, dass Young Adult und New Adult als Genres auch noch gerne mal mit Klischees arbeiten und dann ist die Oberflächlichkeit wirklich nur noch einen Katzensprung entfernt. Zuletzt war hier für die Handbremse noch der Umstand entscheidend, dass ich die Vorlage kenne und daher gewisse Dinge sehen wollte und dass auch ein entsprechendes Gefühl entsteht. Eins, was bei Liebesserien das A und O ist. Zum Glück muss ich sagen, dass ich mich in diese sechs Episoden schnell hineingefuchst habe. Erst war es etwas kritisch, auch weil es mit James (Damian Hardung) und seinen Jungs nach einer durchzechten Nacht losgeht. Wie war das noch gleich mit den Klischees??? Aber ein wichtiger Faktor war früh die mitreißende Harriet Herbig-Matten als Ruby. Sie hat mir erstklassig besetzt auf die Rolle gefallen und sie strahlt die Bodenständigkeit aus, die man in dieser Scheinwelt braucht. Sie ist der Anker, über sie will man mehr wissen. Nach und nach spielen sich dann die einzelnen Komponenten ein und man merkt dem Cast auch an, dass die Routine miteinander gesteigert werden konnte. Auch wenn gewisse Darstellungen auch aufgrund des Settings in der Welt der Reichen und Schönen eine gewisse Oberflächlichkeit als Grundvoraussetzung bedeutet, so ist es zu meiner Erleichterung kein Kritikpunkt geworden.
Wobei schränken wir das noch einmal ein. Die sechs Episoden kümmern sich in der Hauptsache um Ruby und James, wozu ich gleich auch noch ausführlich kommen werde. Dadurch sind die anderen als Hauptfiguren gelistete Schauspieler*innen sowie alle aus dem Nebencast automatisch eher in den Hintergrund gerückt. Insgesamt ist das daher deutlich noch zu wenig. In den Büchern war es aber ähnlich, weswegen ich es der Serie auch nicht wirklich vorwerfen mag. Erst später ist das Geschehen da noch aus anderen Perspektiven erzählt worden, was Figuren wie Cyril (Ben Felipe) und Ember (Runa Greiner) dann mehr Tiefe verliehen hat. So hat die erste Staffel viele Figuren mit Andeutungen, aber es fällt noch etwas schwer, alle richtig zu sortieren und ein Gefühl dafür zu entwickeln. Eine wichtige Ausnahme bildet aber noch Lydia (Sonja Weißer), bei der ich mich auch noch im Buch gut erinnern konnte, dass ich sie anfangs als eine Art Antagonistin eingeschätzt hatte. So hat es sich aber überhaupt nicht entwickelt und dieser positive Effekt wurde einwandfrei in die Serie übertragen. Lydias Dämonen werden auf dem Silbertablett serviert und es hat mir auch extrem gut gefallen, wie bei ihr das Tabu-Thema der verbotenen Beziehung aufgebaut wurde. Dazu war es auch mitreißend zu sehen, wie ihre Geschwisterbeziehung zu James dargestellt wurde. Die beiden können sich blind aufeinander verlassen, weil sie beide in ihrer Familie nicht glücklich sind. Wenn sie schon keine elterliche Fürsorge kennen, so haben sie wenigstens einander. Auch wenn Lydia sich leicht die Attitüde der unnahbaren Eiskönigin geben kann, man hat gemerkt, dass sie sich nicht an dem Spott über Ruby beteiligen wollte, weswegen die beiden auch überraschend tolle Gespräche führen konnten.
Insgesamt muss ich sagen, dass es mich richtig mit Begeisterung angesteckt hat, wie nah die Serie an der Buchvorlage ist. Das ist nicht selbstverständlich, aber hier ist die Essenz da. In den Figuren, wie sich das Handlungsgeschehen entwickelt, die Konflikte, die Dramatik und ganze Dialoge. Ich hatte "Save Me" kurz nach der Veröffentlichung gelesen und seitdem nicht mehr, aber als ich dann die einzelnen Episoden sah, so viel war auf einmal wieder da. Wie der Spaß mit den viktorianischen Kostümen oder auch der ganze Teil, der sich bei Oxford abspielt. Es gab auch direkt zwei Beziehungen, die ich dank der Adaption noch viel intensiver erlebt habe. Natürlich war Mortimer (Fedja Van Huêt) auch schon im Buch der große Unruheherd, aber der niederländische Schauspieler Van Huêt (dessen Akzent stellenweise schon etwas irritierend war, zumal man es sich übertragen alles englischsprachig vorstellen müsste) hat eine gehörige Portion Intensität in die Figur gesteckt. Ihm hätte ich als Partnerin des Sohnes wahrlich auch nicht gegenüber stehen wollen. Er ist die unheimliche Präsenz, die überall ihre Nase hineinsteckt, die ihr psychologischen Spielchen treibt und die auch mal körperlich zulangt. Dem gegenüber ist die Präsenz von Percy (Hyun Wanner) wirklich gerne gesehen. Natürlich konnte ich mich noch an den Chauffeur erinnern, aber Wanner hat es eindeutig geschafft, ihn als kleine Nebenfigur zu einem echten Highlight zu machen. Er fährt James (und Lydia) überall hin. Er redet nicht immer, aber seine Blicke sagen oft mehr als tausend Worte und er wird wirklich zu der Figur, die es gut mit den Zwillingen meint. So sehr es auch zwischen James und seinem Vater krachte, es war beruhigend Percy bei der nächsten Autofahrt als beruhigenden Schatten da zu wissen.
Wie war das mit dem A und O bei einer Liebesgeschichte? Auch den Job hat "Maxton Hall" erfüllt, weil Hardung und Herbig-Matten sich relativ schnell in ihr Miteinander eingrooven. Angefangen bei den Wortgefechten, die sicherlich als Start der gemeinsamen Szenen sehr geholfen haben und es baut automatisch für die Zuschauer*innen die Spannung auf, wann der Funke dann überspringt und wie es sich aufbaut. Die sechs Episoden sind dabei meiner Meinung nach gut ausgenutzt worden. Diese teilweise aggressiven Spielbälle zwischen Ruby und James sind angemessen vorangetrieben worden, auch weil sie gut gezeigt haben, wie gut es sich auch mal anfühlen kann, sich mit jemandem so richtig zu fetzen. Spätestens, wenn es dann völlig über das Ziel hinausschießt, muss dann aber Schluss sein, aber auch an diesem Punkt kann man viel übereinander lernen und das ist eindeutig auch der Bruchpunkt bei James und Ruby. Sie merkt, dass er ein Herz und Gefühle hat und er wiederum realisiert, dass sie ganz eindeutig wie kein Mädchen zuvor ist und er typische Handlungsmuster vergessen kann. Wenn dann zwei Figuren aufeinandertreffen, die sich Raum zum Kennenlernen geben, dann entsteht die Magie. Ja, es gab viele Szenen mit übertrieben sehnsuchtsvollen Blicken und Spielereien. Vielleicht bin ich da etwas aus der Zielgruppe raus, aber die Liebesgeschichte ist für mich insgesamt dennoch reif genug rübergekommen.
© Prime Video/Stephan Rabold
Beide Figuren haben da ihren Anteil dran, was mir wichtig war. Dennoch hatte Ruby das leichtere Spiel, weil sie in der ganzen Anlage als durchorganisierte und die ganze Last der Welt tragende junge Frau schon viel weiter für ihr Alter wirkt. Ich habe auch ihre Familienszenen schwer gefeiert. In den Büchern kam bereits rüber, wie warmherzig die Bells sind und ihre Perspektive auf die Welt mit den unterschiedlichen Schicksalen ist inspirierend. Ruby ist in all dem Chaos aber auch eine Figur, die den Kopf bewahrt. Sie wird ungefragt in große Gefühlsausbrüche geschickt, aber dennoch kam sie deswegen nicht kindisch rüber. Das passiert Frauenfiguren leider viel zu oft, aber sie war auch verletzlich immer noch stark. James wiederum bekommt wie bereits angesprochen durch seinen Vater schnell die Tiefe. So sehr er als Figur auch auf allen Parketten der Welt wandeln kann, sei es als Lacrosse-Mannschaftskapitän, sei es als Erbe, der galant Eröffnungsreden hält, oder sei es als verunsicherter Sohn, es ist alles ein und zwar eine große Fassade. Während Ruby ihren Platz in der Welt längst gefunden hat, kennt James sich selbst noch nicht mal. Da ist es logisch, dass sie sich gegenseitig herausfordern und es gab tolle Szenen. Die im Pool und danach, alles in Oxford, aber auch die kleinen Zwischenmomente. Es hat vieles genau richtig gesessen. Es ist schwer, am Ende kein Fan von Ruby und James zu sein.
Fazit
Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten, bei denen ich mich durch anfängliche Klischees und eigene Vorurteile freischwimmen musste, macht es schnell klick bei "Maxton Hall". Die buchgetreue Buchadaption hat sicherlich geholfen, aber es ist in erster Linie Harriet Herbig-Matten als Ruby, die mitreißt und mitzieht und dann auch Damian Hardung angesteckt hat, dass sie mit ihrer Chemie ein Traumpaar hinbekommen haben. Abseits von ihnen muss an den Figuren noch gearbeitet werden, aber ich bin sehr glücklich, dass ich mir eine zweite Staffel wünsche. Denn das gute Material ist schon geschrieben und würde die angerissene Baustelle leicht beheben können. Also Daumen drücken für eine gute Performance!
Die Serie "Maxton Hall - Die Welt zwischen uns" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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