New Amsterdam (2018) - Review, Staffel 4

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Was ein Jahr so ausmachen kann, das wird mir im Speziellen durch die NBC-Serie "New Amsterdam" vor Augen geführt. Nach zwei Staffeln war die Serie um gleich drei Staffel verlängert worden und in meiner Review zu Staffel 3 urteilte ich euphorisch, dass sich diese optimistische Verlängerung auf jeden Fall lohnen wird. Nun sind wir 22 Episoden weiter und nach dieser Staffel 4 würde ich eher sagen, gut, wenn es dann mit der nächsten Staffel vorbei ist. Wie konnte es dazu kommen?

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Foto: Ryan Eggold, New Amsterdam - Copyright: RTL / 2021 Universal Television LLC. All Rights Reserved.; Will Hart/NBC
Ryan Eggold, New Amsterdam
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Zwar war auch Staffel 3 nicht frei von kritischen Anmerkungen, denn für mich war vor allem deutlich, dass der Hauptcast zu klein ist und dennoch das Potenzial des interessanten Nebencasts nicht entsprechend ausgenutzt wird, aber alles in allem gab es immer eine klare Serien-DNA und entweder man mag das, oder eben nicht. Auch wenn die DNA wahrlich nicht völlig verloren gegangen ist, weil es viel um Widerstand und zahlreiche weitere Missstände im Gesundheitssystem (und in der Gesellschaft) ging, so hat es einen großen Faktor gegeben, der mich dem Fortgang der Staffel immer mehr und mehr aufgeregt hat. Wenn man dann an den Punkt kommt, dass man mit einer gewissen aggressiven Grundanspannung an eine neue Episode herangeht, weil man sich schon wieder denkt, welche weitere Schleife wird diesmal gefahren?, dann kann man nicht mehr von SerienGENUSS reden. Für mich ist das aber selten ein Grund, einfach das Handtuch zu schmeißen. Zumal das Ende von Staffel 4 dann auch zeigt, dass die großen Lasten der Staffel wohl abgehakt sind, so dass für die finale fünfte Staffel wohl durchaus noch Hoffnung besteht.

Einen Großteil der Staffel bestimmt die neue Antagonistin Dr. Veronica Fuentes (Michelle Forbes) das Geschehen. Auch wenn sie nicht in allen 22 Episoden zu sehen ist, so hat sie auch in denen, wo sie nicht zu sehen ist, eine durchdringende Präsenz. Man kann sicherlich auf der einen Seite sagen, Hut ab, dort ist eine Figur geschaffen worden, die einfach nur widerlich ist. Aber für so eine vielschichtige Serie wie "New Amsterdam" kann das eigentlich nicht ausreichend sein. Denn Fuentes startete mit Potenzial. Mit dem Wissen, dass sie Max Goodwin (Ryan Eggold) bereits kennt und ihn beerben soll als Geschäftsführerin, ergibt sich eigentlich eine vielversprechende Ausgangslage. Doch diese Vergangenheit wird gar nicht entscheidend ergründet. Damit wird schon an diesem Punkt Potenzial liegen gelassen, was sich noch weiter durch die Staffel zieht, wenn man bedenkt, dass es außen vorbleibt, Fuentes als Menschen wirklich zu ergründen. In einer Episode, in der Fuentes auch als die Ärztin brillieren darf, die sie geworden ist, gibt es Andeutungen, dass sie eine ähnliche Idealistin wie Max war, doch eine Lektion von einer Vorgesetzen erscheint mir zu wenig, um sich einmal komplett zu wandeln. Ohne diese Verständnis-Ebene habe ich sie zunehmend als zu negative Präsenz empfunden, auch weil die Serie bis dato keinen Antagonisten in diesem Ausmaß angeboten hat. Auch wenn Forbes die Rolle sicherlich gut gespielt hat, so war es mir zu extrem, wie sie regelrecht Krieg geführt hat und wie sie genüsslich Kündigungen ausgesprochen hat, um dann in ihrem Egoismus und vielleicht falschem Ehrgeiz alles an die Wand zu fahren.

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Foto: Jocko Sims & Ryan Eggold, New Amsterdam - Copyright: RTL / 2021 Universal Television LLC. All Rights Reserved.; Virginia Sherwood/NBC
Jocko Sims & Ryan Eggold, New Amsterdam
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Dass Fuentes überhaupt erst angeboten wird, liegt an dem zweiten Knackpunkt dieser Staffel und der ist darin begründet, dass Max und Helen (Freema Agyeman) emotional und auch physisch ständig zwischen London und New York hin- und herpendeln. Eigentlich ist es toll, dass die beiden endlich ihr Happy End bekommen haben, aber mit Helens Wunsch, auch ihrer Mutter Dora (Zabryna Guevara) in London näher zu kommen, entwickelt sich eine Unbeständigkeit, die gepaart mit der Schreckensherrschaft von Fuentes nur wenig Freudemomente schenkt. Da inzwischen klar ist, dass Agyeman die Serie mit Ende Staffel 4 verlassen hat, stellen sich mir doch auch kritische Fragen. Wie lange im Voraus war das bekannt? Ich verstehe zwar, dass man nach dem längeren Hinarbeiten auf die Liebesgeschichte der beiden dies auch weiterverfolgen wollte, aber gleichzeitig war Agyman nicht in dem Ausmaß verfügbar, wie es zuvor der Fall geworden ist. Was nun was bedingt hat, ich weiß es nicht, aber vielleicht hätte man so schon lieber nach Staffel 2 einen sauberen Schnitt gemacht, zumal Helen eh immer unentschlossener war und man das so auch den Fans verkauft bekommen hätte. So ging es aber oft nach Helens Kopf, während sich Max völlig aufgerieben hat: als Vater, als Partner, als Geschäftsführer, als Arzt ohne Zulassung in London und als Widerstandskämpfer. Die Staffel hat mir die beiden als Paar auch nicht unbedingt lieber gemacht, weil beide so nicht glücklich waren. Es hat sicherlich auch nicht geholfen, dass Helen, als sie durch eine eingenommene Droge schwerkrank wird und über eine Episode hinweg eine Wunderheilung erfährt. Was man sonst locker über eine ganze Staffel hätte ziehen können, hat für mich hier unterstrichen, dass die beiden als Figuren in dieser Staffel nicht gut geplant worden sind. Es war sicherlich gut, dass Max dann irgendwann in New York wieder vor Ort kämpfen darf. Da hat sich zwar der Eindruck verschärft, dass er immer einen Schritt gemacht hat, den Fuentes aber wieder vorhergesehen hat, so dass es ein ermüdendes Hase-und-Igel-Spiel wurde, aber letztlich ging wenigstens das gut aus. Die Beziehung mag nicht gut ausgehen, wobei ich mir trotz des Ausstiegs in Staffel 5 noch klare Gründe dafür wünsche, aber es schmerzt gar nicht so sehr nach dieser Staffel.

Foto: Ryan Eggold, Tyler Labine & Freema Agyeman, New Amsterdam - Copyright: RTL / 2021 Universal Television LLC. All Rights Reserved.; Virginia Sherwood/NBC
Ryan Eggold, Tyler Labine & Freema Agyeman, New Amsterdam
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Bei diesen zwei großen Kritikpunkten fällt es ehrlich gesagt schwer, abseits davon die anderen noch so objektiv wie möglich zu bewerten. Eine Sache, bei der ich mich definitiv nicht schwer tue, das ist Neuzugang Dr. Elizabeth Wilder (Sandra Mae Frank), die mit ihrem ASL-Übersetzer Ben (Conner Marx) das Krankenhaus aufmischt. Da Max nicht im so präsent am New Amsterdam sein konnte, ist sie eine logische Ergänzung, weil sie durchaus einige Eigenschaften mit ihm teilt und deswegen auch nicht umsonst den heimlichen Widerstand gegen Fuentes angeführt hat. Sie ist aber auch eine tolle Botschaft, weil Wilder gehörlos ist und mit ihr der Krankenhausalltag so aus einer ganz anderen Perspektive dargestellt werden kann. Auch wenn sie erst ab Staffel 5 offiziell zum Hauptcast zählt, muss man doch erfreulicherweise sagen, dass sie für eine Nebenfigur schon sehr intensiv beleuchtet wurde. Sie steht definitiv für Hoffnung und hat in diesem so eingespielten Geschehen definitiv für frischen Wind gesorgt. Ansonsten bleibt es eben beim üblichen Personal und die vielversprechenden Nebenfiguren fallen mal kurzerhand einer Kündigungswelle von Fuentes zum Opfer. Sie sind zwar nachher wieder Teil von Max' Gegenmaßnahmen, doch das ist für so eine lange Staffel zu wenig, um sie wirklich nutzen zu können.

Somit bleibt es an den üblichen Gesichtern hängen, die aber eigentlich immer noch in denselben Geschichten wie in Staffel 3 stecken. Floyd Reynolds (Jocko Sims) steckt in seinem Liebesdreieck mit Lyn Malvo (Frances Turner) und Dr. Baptiste (Andre B. Blake), diesmal erweitert um eine Babythematik. Wirklich neu war hier, dass er daraufhin seine eigene Familiengeschichte ergründen will, da die Familie vom Vater verlassen wurde. Lauren Bloom (Janet Montgomery) wiederum verzehrt sich weiter nach Leyla (Shiva Kalasiselvan), die nach der Bestechung zurecht unglücklich ist, aber die beiden kommen dennoch nicht voneinander los. Iggy Frome (Tyler Labine) überwindet schließlich seine Vorbehalte, wieder als Psychiater tätig zu sein, bekommt dafür aber einen dritten Frühling geschrieben, was mal wieder seine Ehe mit Martin (Mike Doyle) belastet. Vermutlich merkt man schon an meinem Tonfall, dass mir hier zu wenig Neues passierte. Zwar war nicht jede Episode von diesen Aspekten bestimmt, aber es waren die hervorstechenden roten Fäden und dafür war es mir einfach zu wenig, gerade weil es mit den anderen Ärgernissen ein starkes Gegengewicht gebraucht hätte.

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Im Staffelverlauf gibt es für mich Episoden, die deutlich herausstechen und die man so qualitativ für sich gesehen gut aus den anderen Ärgernissen herauslösen und somit genießen kann. Das ist zum einen das Midseason-Finale, das einen gefährlichen Erreger im Krankenhaus freisetzt und einen unerbittlichen Wettlauf gegen die Zeit auslöst, auch weil lange nicht klar ist, was genau los ist. Das ist aber auch die 16. Episode, die sehr experimentell erzählt und von einem feuchtfröhlichen Abend der Truppe erzählt, der dann immer aus weiteren Perspektiven erzählt wird. Man erwartet große Katastrophen und fragt sich, wie das alles zusammenhängen will und findet am Ende tatsächlich eine runde Lösung. Dafür ist es dann wiederum zum Finale völlig übertrieben worden. Es gab sicherlich gute Ansätze, die einem Endpunkt auch gut stehen, doch in der Summe war es zu übertrieben und hat dann speziell auf der privaten Ebene für einige falsche Richtungen gesorgt. Aber im Grunde passt diese Enttäuschung dann wieder, denn so endet sie stellvertretend, wie man die gesamte Staffel empfinden konnte.

Die Serie "New Amsterdam" ansehen:

Fazit

"New Amsterdam" hat mit Nummer 4 die bislang schwächste Staffel abgeliefert und das deutlich. Zum einen die Antagonistin und zum anderen das Hin und Her um Max und Helen haben den Inhalt gelähmt und es oft wie eine Schallplatte mit Sprung wirken lassen. Vielleicht hilft das Wissen, dass Staffel 5 das Serienende sein wird, um sich für das letzte Kapitel noch einmal auf das Wesentliche besinnen zu können.

Lena Donth – myFanbase

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