New Amsterdam (2018) - Review, Staffel 5

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Mitten in der zweiten Staffel hat die NBC-Serie "New Amsterdam", die bei RTL+ in Deutschland zu streamen ist, einen riesigen Vertrauensvorschuss erhalten und wurde um gleich drei weitere Staffeln verlängert. Ich hatte zwar im Serienverlauf an der einen oder anderen Stelle dann schon mal die Sorge, dass es vielleicht zu optimistisch war, aber NBC hat sich nicht unzufrieden dazu entschieden, dass Staffel 5 dann auch den Abschluss darstellt. Stattdessen wollte man einer verdienten Serie einfach ein rundes Ende schenken, das ich nun genauer unter die Lupe nehmen werde.

Foto: Ryan Eggold, New Amsterdam - Copyright: RTL / 2022 Universal Television LLC.
Ryan Eggold, New Amsterdam
© RTL / 2022 Universal Television LLC.

Natürlich ist es irgendwo bitter, dass Freema Agyeman für die finale Staffel nicht mehr als Helen Sharpe zur Verfügung stand, denn gerade wenn ein Ende in Sicht war, hätte man sich aus Fanperspektive natürlich gewünscht, dass sie noch geblieben wäre, gerade weil die Liebesgeschichte zwischen Helen und Max Goodwin (Ryan Eggold) so prominent inszeniert worden ist. Aber sei es drum, denn ich finde, dass es der Produktion überzeugend gelungen ist, Helen und Agyeman vergessen zu machen. Die Staffel geht zwar recht melancholisch los, weil man Max in einem ziemlichen Loch erlebt. Wie soll man auch die Trennung eines Paares inszenieren, das eigentlich doch sehr glücklich wirkte und wo dann die Darstellerin die Reißleine zieht? Natürlich war es so nicht möglich, Helens Gründe wirklich nachvollziehbar darzulegen. Agyeman hat zwar noch via Voice-Over einen Abschiedsbrief beigesteuert und sie war auch im späteren Verlauf in kleineren Szenen zu sehen, aber natürlich muss man damit leben, dass man es sich alles in allem einfach anders gewünscht hätte. Dementsprechend hat man Max' Zustand gut nachvollziehen können. Ähnlich ratlos wie wir alle war er dann eben auch. Er ist zwar wieder voll im New Amsterdam, wie er es sich insgesamt gewünscht hat, aber dennoch fehlt erstmal die Inspiration. Da dürfen wir dann Iggy Froome (Tyler Labine) danken, der Max wieder im übertragenen Sinne angezündet und eine weitere Phase des Maxism eingeleitet hat. 'Maxism' ist wirklich ein toller Ausdruck, den wir auch Iggy zu verdanken haben, denn er unterstreicht genial, wie Max sich immer Aufgaben sucht, ihnen seinen Stempel aufdrückt und über alles hinwegfegt und dann jeden mitreißt, der vorher nicht den Absprung geschafft hat.

Foto: Ryan Eggold, New Amsterdam - Copyright: RTL / 2022 Universal Television LLC.
Ryan Eggold, New Amsterdam
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Auch in der finalen Staffel stellt sich Max wieder einigen Ungerechtigkeiten. Als er das Budget kürzen soll, stellt er kurzerhand ein Programm auf die Beine, um Patienten mit Geldern für Taxifahrten etc. zu unterstützen, damit sie gar nicht erst Patienten werden. Max ordnet einen Gesundheitstag für das gesamte Personal an, er versucht einen Zebrastreifen an einem Unfallschwerpunkt durchzusetzen, er befürchtet, dass die Abteilung für Nachlässe demente Patienten ausnimmt und so geht das immer weiter. Max findet immer eine Aufgabe, bei der Genie und Wahnsinn immer eng beieinander liegen. Aber auch das Privatleben darf nicht zu kurz kommen. Schon in Staffel 4 war zu erahnen, dass die gehörlose Chirurgin Elizabeth Wilder (Sandra Mae Frank) wohl Interesse an Max hat. Da Helen dort schon viel mit London und ihrem neuen Leben dort beschäftigt war, haben sie und Max viele Szenen miteinander teilen dürfen, ohne dass ich nun aber unterstellen will, dass er gedanklich sich schon auf Elizabeth eingelassen hat. Aber sie konnten so doch im Hintergrund erstmal eine tolle Freundschaft aufbauen, die sich nun in Staffel 5 zu mehr entwickelt hat. Die Liebesgeschichte ist auch wirklich schön gestaltet worden. Max hat es irgendwann richtig mitgerissen (wer kann ihm das auch vorwerfen, Elizabeth ist einfach badass!), aber auch wenn sie schon länger entsprechende Gefühle hatte, haben sich bei ihr auch Zweifel eingeschlichen. Selbst wenn sich Max mit der Gebärdensprache unheimlich bemüht hat, ich fand das Statement so wichtig, dass Elizabeth aber Sorge hatte, dass er sie noch gar nicht wirklich kennt, weil er eben ihre Sprache nicht kennt und ihr Innerstes so nicht verstehen kann. Auch wenn es beide letztlich versucht haben, es war alles mit Bedacht gestaltet. Insgesamt ist Elizabeth für die zweite Hälfte des gesamten Serienverlaufs meine Gewinnerin, weil sie sehr menschlich dargestellt wurde und Fehler machen durfte, sondern weil es ungewöhnlich ist, dass sie als gehörlose Chirurgin mit allen damit verbundenen Facetten so intensiv und glaubwürdig dargestellt wurde. Hut ab!

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Bei den anderen Figuren ist mir aufgefallen, dass sie natürlich wie immer auch in ihrem medizinischen Umfeld dargestellt wurden, dass es für die finale Staffel aber vor allem wichtig war, sie privat noch einmal voranzutreiben und dabei auch einen Bogen zum Vergangenen zu schlagen. Noch einmal auf Max zurückgreifend ist seine Krebserkrankung wieder in Erinnerung geholt worden, weil er Sorge hatte, dass er wieder krank sein könnte. Bei Lauren Bloom (Janet Montgomery) war ihre Abtreibung im Gespräch, von der Floyd Reynolds (Jocko Sims) nichts wusste und die beiden mussten sich so ihrer gemeinsamen Vergangenheit stellen. Lauren musste sich aber auch ihrer Familiengeschichte stellen sowie Problemen mit ihrer ADHS-Behandlung, die zu Untergewicht geführt hat. Auch Floyd hat sich seiner Beziehung zu seinem Vater Horace (John Earl Jelks) aus mehreren Perspektiven stellen müssen. Bei Iggy war es nicht anders, der zunächst sehr optimistisch seine Scheidung mit Martin (Mike Doyle) angeht, war schließlich auch seine Idee, aber dann doch mehr und mehr in einer Spirale voller Zweifel geschickt zu werden. Die Geschichten hatten mit dem Familiären alle eine Basis und das hat wirklich gut gepasst. Der Hauptcast von "New Amsterdam" ist wirklich sehr konstant über die fünf Jahre hinweg gehalten worden. Das war manchmal auch mehr Fluch als Segen, aber ich finde in dieser finalen Staffel ist überzeugend ausgespielt worden, dass das Personal eine Familie ist, weil es eben Zuhause nicht immer einfach war, aber dass sie genau deswegen mit der Familie auch eine Art Frieden finden können.

Foto: Tyler Labine & Ryan Eggold, New Amsterdam - Copyright: RTL / 2022 Universal Television LLC.
Tyler Labine & Ryan Eggold, New Amsterdam
© RTL / 2022 Universal Television LLC.

"New Amsterdam" war sich auch nie zu schade, sich um wirklich brandaktuelle Themen zu kümmern. So hat man sich in der Staffelmitte auch mit der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs wegen der Abtreibungsgesetze beschäftigt. Es war vor allem bedrückend, wie die Episode losgeht, denn man sieht nur, wie alle erstarrt in ihre Handys gucken oder in den Nachrichten Schreckliches verfolgen und man weiß gar nicht, was ist denn passiert. Man denkt an eine große Katastrophe, letztlich ist es aber die Gerichtsentscheidung und ich musst so denken, wie viele Menschen angesichts dieser Meldung wohl einfach mit den Schultern gezuckt haben, während eben für genug die Welt (zurecht) untergegangen ist. Es ist wirklich wichtig, wenn fiktionale Serien sich an dieser Stelle konsequent einklinken (so wie es auch "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" wiederholt in Staffel 19 getan hat) und ein Statement abgeben. "New Amsterdam" hat sich zum Finale auch mit den russischen Kriegspraktiken in der Ukraine beschäftigt, indem eine Ukrainerin, die mit ihrem Sohn aus der Heimat flüchten musste, behandelt wird. Es wurde nicht groß aufgebauscht, aber auch hier wurde die Realität verankert, damit wir einfach nicht wegsehen können.

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Das Finale selbst sehe ich zwiegespalten, wobei die Freude doch glücklicherweise überwiegt. Ich fand es nur etwas schade, dass dieses eingeläutete Ende relativ abrupt kam. Max war gerade noch mittendrin in seiner Beziehung mit Elizabeth und legt auf einmal seinen Posten als ärztlicher Direktor nieder, um sich der WHO für gesundheitspolitische Themen anzuschließen. Zum Maxism passt das natürlich hervorragend und es war auch nachvollziehbar, dass er die Entscheidung vor allem für sein Familienleben mit Luna (Nora & Opal Clow) getroffen hat. Dennoch deutet nichts in #5.12 darauf hin, nur um dann im Finale gefühlt in eine andere Welt einzutauchen. Ansonsten fand ich alle Bemühungen im Finale aber löblich. Zu unseren Hauptfiguren gibt es Rückblenden, die beleuchten, warum sie jeweils den medizinischen Beruf ergriffen haben. Dazu gibt es eben die OP an der geflüchteten Ukrainerin, die so herausfordernd ist, dass sie viel an Krankenhauspersonal bindet. Dadurch gab es nochmal ein Wiedersehen mit Cassian Shin (Daniel Dae Kim), dessen Einführung in Staffel 3 durch die Pandemie quasi schon wieder den Abschied darstellte, aber auch Agnes Kao (Christine Chang) hatte wieder einen Auftritt. Das habe ich als sehr rund empfunden. Generell ist natürlich auch die Zukunftsperspektive ein riesiges Geschenk, weil sie so vieles noch einmal auf den Punkt bringt. "New Amsterdam" kann ich so wirklich zufrieden gehen lassen!

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Fazit

"New Amsterdam" verabschiedet sich mit einer insgesamt noch einmal überzeugenden finalen Runde, die Max erneut in Hochform zeigt, aber auch bei den anderen Figuren einen Spagat aus Nostalgie und neuen Abenteuern und Bewältigungsstrategien schafft. "New Amsterdam" war in vielen Ideen sehr idealistisch, aber machen wir uns nichts vor, in unserer chaotischen Welt bräuchte es viel mehr Menschen wie Max Goodwin, die einfach mal "Wie kann ich helfen?" aussprechen. Mir hat die Serie in jedem Fall geholfen und ich werde sie in guter Erinnerung behalten.

Lena Donth – myFanbase

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